Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Universität Leipzig (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: euro-scene 2003, Sprache: Deutsch, Abstract: Nach allen Erfahrungen möchte man meinen, dass die Intelligenz eine Angelegenheit des Gehirns ist und die Gefühle vom Herzen aus gesteuert werden. Doch mit dieser stereotypen These scheint sich der englische Choreograf Nigel Charnock überhaupt nicht anfreunden zu wollen. Darum lautet der Titel seines Stücks 'The Intelligence of the Heart', also 'Die Klugheit des Herzens', wodurch er dieses eigentlich allgemeingültige Prinzip vollends im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf stellt. Damit entdeckt Charnock ein Schwarzes Loch der menschlichen Existenz. Denn durchaus hat das Herz nach Charnock einen Sinn für die Klugheit und im Grunde weiß der Mensch das auch. Nur die Vergesellschaftung und Reglementierungen hin zur Vernunftmaschine haben spezifisch traumatische Menschmutationen ausgelöst, unter anderem also auch, dass der Mensch keinen Kontakt mehr zu seinem Wissen des Herzens hat. Die Trennungen zwischen Gefühlen und Vernunft haben sich etabliert und gefestigt. Gefühle zu haben, vielmehr noch sie zu zeigen, gilt als kindlich, ist nicht 'in', sondern fällt unter die Rubrik 'Wischi-Waschi'. Vernünftig oder intelligent dagegen ist beispielsweise das Rechnen, die Ökonomie oder die Politik. Dabei vergisst der Mensch allerdings, dass das Herz eine Fähigkeit zu einer anderen Art des Wissens hat. Ein Wissen, welches einen Menschen führen und leiten kann, das es lieben und leiden lässt. Von diesen Hypothesen des Herzen ließ sich Charnock nun verleiten und kreierte gemeinsam mit seinen Tänzern der finnischen 'Helsinki Dance Company' das Stück 'The Intelligence of the Heart'. Man könnte diese Reigen an Ta nz, Musical, Drama und Show auch als einen Cocktail der Chancen bezeichnen, in Anlehnung an das diesjährige Festivalmottos 'Die Liebe = Chance der Unmöglichkeit', doch Charnock bietet mehr als ausschließlich das 'love-looking' und das Durchstöbern der Gefühle von allen Seiten und Zeiten. Nach Charnock setzt sich das Stück aus all den Seinsfragen zusammen, die ihn bewegten: die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Frage nach Gott, die Suche nach Liebe. Und gerade von der Suche nach Liebe ist das Stück durchtränkt. Das Stück sei ein Zeugnis einer Auferstehung und handele von Menschen und deren Beziehungen, ob zu Gott oder zum Partner, so Charnock. Dementsprechend scheinen die Tänzer als Zeitreisende zu fungieren. [...]
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