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Das Alte Ägypten

Von 4000 v. Chr. bis 30 v. Chr.

AutorSabine Kubisch
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783843805582
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Zauberland am Nil: Seit der Entzifferung der Hieroglyphen im Jahr 1822 wurden noch viele große ägyptologische Rätsel gelöst. Dennoch hat das Alte Ägypten, die geheimnisvolle Welt der Pharaonen und Pyramiden, bis heute nichts von der enormen Faszination verloren, mit der es schon die Reisenden der vergangenen Jahrhunderte in seinen Bann zog. Die Basis für die Errungenschaften und kulturellen Meilensteine dieser alten Hochkultur waren der Nil und sein Hochwasser - ohne ihn und ohne die spezifischen geografischen und klimatischen Bedingungen hätte sich Ägypten niemals in der uns bekannten Art und Weise entwickelt. Die Ägyptologin Sabine Kubisch erzählt leicht verständlich und facettenreich die sagenhafte Geschichte Ägyptens von der Steinzeit bis hin zu Kleopatra und gibt spannende Einblicke in alle wesentlichen Bereiche der Hochkultur am Nil. Ein kompakter Führer durch 4000 Jahre Geschichte, durch alle Aspekte von Kultur und Politik, Kunst und Religion. Fundiert, umfassend und anschaulich lebendig.

Sabine Kubisch wurde 1972 in Dresden geboren. Sie studierte Ägyptologie, Vorderasiatische und Klassische Archäologie in Heidelberg und schloss das Studium mit der Promotion bei Prof. Jan Assmann ab. Sie war Redaktionsassistentin des Deutschen Archäologischen Institutes, Abteilung Kairo und über viele Jahre in zahlreichen archäologischen Projekten in Ägypten tätig. Während ihrer Grabungstätigkeit hat sie sich auf biografische Inschriften, die Religion und das Priestertum der Ramessidenzeit und die ägyptische Kulturgeschichte im Allgemeinen spezialisiert. Sabine Kubisch lehrt an der Universität Heidelberg und ist Autorin zahlreicher Bücher.

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Leseprobe

II. Prolog – die Vorgeschichte


Von Menes, dem ersten König der Ägypter, erzählen die Priester, er habe Memphis durch einen Damm gesichert. Damals strömte der Fluss ganz an dem Sandgebirge entlang nach Libyen. Menes schuf etwa 100 Stadien oberhalb von Memphis durch Dämme die südliche Biegung des Stromes, trocknete das alte Flussbett aus und bewirkte, dass der Fluss mitten zwischen den Bergen in einem Kanal strömte. … Als Menes, der erste König, das abgedämmte Stück Land trockengelegt hatte, gründete er zunächst darauf diese Stadt, die heute Memphis heißt. (Herodot II, 99)

Die Epochen vor der sogenannten ägyptischen Frühzeit gehören in die prähistorische oder vorgeschichtliche Zeit, das heißt, aus dieser Zeit existieren noch keine schriftliche Aufzeichnungen. Die einzigen unmittelbaren Informationsquellen für historische und kulturelle Fragestellungen sind archäologische Funde und Befunde, allerdings stammen diese zumeist aus dem funerären4 Bereich. Wenn Bildquellen vorhanden sind, so sind sie zu dieser frühen Zeit nicht eindeutig interpretierbar. All diese Einschränkungen führen dazu, dass sich Rückschlüsse auf nicht-materielle Kulturbereiche wie z. B. die Religion oder die sozialen Strukturen nur schwer und mit größter Vorsicht ziehen lassen.

Seit Beginn der Besiedlung des Niltals (ca. 500 000 v. Chr.) im Paläolithikum wurden nach und nach die Grundlagen für die ägyptische Hochkultur geschaffen, erst in der frühdynastischen Zeit, die etwa den Dynastien 0–2 (3150–2600 v. Chr.) entspricht, wurde der ägyptische »Staat» gegründet. Die politische Struktur im Alten Ägypten wird gemeinhin so bezeichnet, auch wenn die moderne Definition für einen Staat nicht in allen Punkten zutrifft.

Die ältesten Zeugnisse des Menschen im Niltal


Im Detail betrachten wir mit der Geschichte des pharaonischen Ägypten einen Zeitraum von mehr als 3000 Jahren. Die Vorgeschichte der altägyptischen Kultur beginnt jedoch schon sehr viel früher in der Altsteinzeit bzw. dem Paläolithikum (ca. 500 000–10 000 v. Chr.). In dieser Zeit fanden tiefgreifende klimatische Veränderungen statt. Die Landschaft am Nil wurde durch Erosion und Sedimentation überformt, die ihr seine heutige Gestalt verliehen. Durch starke Regenfälle war außerdem das Niltal selbst zunächst nicht zugänglich oder gar bewohnbar. Früheste Spuren menschlichen Lebens finden sich nur in den direkt angrenzenden Wüstenhochländern und den Oasen. Diese Spuren bestehen vor allem aus einfachen Geräten aus Feuerstein, andere menschliche oder strukturelle Überreste finden sich aus dieser Zeit noch nicht. Dies ist mit der Lebensweise dieser Menschen zu begründen: Sie waren nicht sesshaft, lebten als Jäger und Sammler und führten ein Nomadendasein. Erst in der Endphase dieses Zeitalters, im späten Paläolithikum (ca. 25 000–10 000 v. Chr.) begannen sich bestimmte Charakteristika und lokale Eigenheiten einer eigenen Kultur herauszubilden. Es lassen sich nun Bestattungen archäologisch nachweisen und auswerten, es gibt Hinweise auf saisonale Siedlungen und Anfänge von Subsistenzwirtschaft. Die Menschen beobachteten den Wechsel der Jahreszeiten, wanderten zwischen verschiedenen, je nach Jahreszeit günstigen Siedlungsplätzen hin und her und wurden so zu Halbnomaden. Diese partielle Sesshaftigkeit führte zu einem starken Anstieg der Bevölkerungsdichte, die sich in einer größeren Konzentration von Siedlungsplätzen niederschlug. Die Menschen lebten hauptsächlich immer noch vom Jagen und vom Sammeln von Wildpflanzen und -früchten, hinzu kam nun noch der Fischfang. Für uns heute noch sichtbare Belege ihres Lebens sind weiterhin vor allem die Steingeräte, sogenannte Silexwerkzeuge. Diese, durch das Behauen von Feuerstein- oder Obsidianknollen entstandenen, sehr scharfkantigen Abschläge verwendeten die Menschen als Messer, Speer- und Pfeilspitzen, Angelhaken oder Harpunen. Die behauenen Knollen, sogenannte Silexkerne, wurden zu Hämmern, Faustkeilen oder Schabern. Mithilfe dieser Werkzeuge konnten die Menschen ihre Nahrung wesentlich effektiver beschaffen, außerdem begannen sie, die Lebensmittel durch Trocknen haltbar zu machen. So konnte man Vorräte anlegen und sogar Überschüsse produzieren.

In den Jahrtausenden zwischen ca. 25 000 und 10 000 v. Chr. liegt die »Geburtsstunde« der ägyptischen Kultur. Ein weiterer Klimawandel und extreme Dürre führten zur Austrocknung der Sahara, sodass sie nicht mehr bewohnbar war und die zentralafrikanischen Nomadenstämme gezwungen waren, von den Hochebenen herab ins Niltal zu steigen und das Leben als Jäger und Sammler gegen die Sesshaftigkeit von Ackerbauern und Viehzüchtern einzutauschen. Es bedurfte jedoch noch vieler Schritte auf der Leiter der Zivilisation, bis die ersten Äcker bestellt und Tiere domestiziert waren.

Das Neolithikum in der Sahara


In der Neusteinzeit bzw. dem Neolithikum (10 000–4400 v. Chr.) machte die Entwicklung der Menschheit nicht nur im nordafrikanischen Raum einen gewaltigen Sprung, sondern auch in vielen anderen Gegenden der Welt.

Die Sahara wird am Beginn dieser Epoche durch einen erneuten Wechsel der klimatischen Bedingungen wieder bewohnbar. Dort finden sich nun die am weitesten entwickelten Siedlungsplätze Nordafrikas. Im Niltal selbst dagegen verzögerte sich die Entwicklung erstaunlicherweise, und vielfältige Errungenschaften des 8. und 7. Jahrtausends v. Chr. gingen an den Menschen am Nil vorerst vorüber. Nicht nur in der Sahara, sondern auch im Vorderen Orient lässt sich ein rasanter kultureller Fortschritt beobachten. Schon im sogenannten präkeramischen Neolithikum (10 200–8800 v. Chr.) finden wir in Orten wie Göbekli Tepe in Anatolien, Jericho in der Levante u. a. m. domestizierte Tiere, Landwirtschaft, verzierte Steingefäße und feste Hütten aus Stein oder Lehmziegeln – Errungenschaften, die wir im Niltal noch für mehrere Jahrtausende vermissen. Dies lässt sich vielleicht mit den überaus günstigen Lebensbedingungen, die der Fluss und seine Ufer boten, begründen. Allein durch die Jagd und das Sammeln von Früchten und Pflanzen konnten sich die Menschen ohne große Mühe mit fast allem versorgen, was sie zum Leben benötigten. Sie waren nicht darauf angewiesen, sich um die Optimierung der Erträge oder um die Lagerung von Vorräten für schlechte Zeiten zu kümmern, sodass sie zunächst in ihrem halbsesshaften Leben mit saisonalen Siedlungen verharrten.

Eine weitere Phase der Austrocknung zwang die Bewohner der Sahara im 6. Jahrtausend v. Chr. wieder ins Niltal zurück, wo sich die Völkerstämme der zentralafrikanischen Hochebenen und die im Niltal ansässigen Stämme vermischten. Am Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. finden wir nun auch am Nil die ersten neolithischen Kulturen. Generelle Merkmale neolithischer Siedlungen sind die Kultivierung verschiedener Getreidesorten, an die Jahreszeiten angepasste Subsistenzwirtschaft und die Domestizierung von Rindern, Schweinen und Schafen bzw. Ziegen. Daneben nutzten die Menschen weiterhin Wildpflanzen, Früchte und Fisch, sie lebten in halb unterirdisch angelegten runden oder ovalen Hütten mit Wänden aus Mattenkonstruktionen. Die Hütten waren in kleinen Gruppen oder Reihen mit Pfaden dazwischen angelegt, nicht weit davon fanden sich häufig Getreidesilos. Die Bestattungen waren ebenfalls oval oder rund, es waren einfache Gruben, in die der Verstorbene in seitlicher Hockerstellung und in eine Matte oder ein Fell gewickelt beigesetzt wurde. Beigaben finden sich gelegentlich, sie bestanden zum größten Teil aus Keramikgefäßen. Die Keramik, die man im Neolithikum herstellte, war noch nicht auf der Töpferscheibe gedreht, sondern handgeformt. Die Oberfläche wurde gut geglättet und bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen gebrannt. Die Gefäße hatten zu dieser Zeit noch wenig charakteristische Formen, sie wurden gelegentlich mit eingeritzten Linien oder aufgesetzten kleinen Knöpfen dekoriert. Man stellte Geräte und Werkzeuge aus Knochen her, außerdem entstanden erste Bildwerke aus Ton oder Stein, wie z. B. kleine weibliche Figurinen aus Ton mit erhobenen Armen und deutlich ausgeprägten Geschlechtsmerkmalen.

Aus Silex wurden scharfkantige Werkzeuge wie Pfeilspitzen, Messer- und Sichelklingen hergestellt, daneben birnenförmige Keulenköpfe aus verschiedenen Hartgesteinen und polierte Äxte aus Silex. Die Herstellungstechnik sowohl der Steingeräte als auch der Keramik war inzwischen deutlich elaborierter, das Spektrum der verschiedenen Geräte und Formen größer. Der materielle Befund der ägyptischen Kulturen des frühen Neolithikums (5. Jahrtausend v. Chr.) belegt eine sich entwickelnde soziale Schichtung und technischen Fortschritt auf allen Gebieten. Schmuck und individuelle Dekoration von Alltagsgegenständen und damit eine persönliche Identität spielten offensichtlich eine immer größere Rolle, wie man an der Zusammensetzung der Grabbeigaben gut erkennen kann. Daneben entwickelten sich differenzierte Vorstellungen von einem Jenseits und einer Götterwelt. Das...

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