Einleitung
Historisches
Die Via Claudia Augusta gilt als eine bedeutsame, ehemalige Römerstraße. Ihre Errichtung und Blütezeit liegt nun schon über 2000 Jahre zurück. Getrieben vom Expansionsstreben des römischen Kaisers Augustus, unternahmen dessen (späteren) Stiefsöhne Tiberius und Drusus im Jahre 15 v. Ch. einen Vorstoß über die Grenzen des bisherigen, römisch kontrollierten Gebietes hinweg. Tief in Germanien gelangten sie bis an die obere Donau. Weitere Feldzüge des Tiberius und Drusus folgten. Diese endeten mit der Unterwerfung germanischer Gebiete, die es folglich zu sichern galt. Nördlich der befriedeten, vom römischen Senat verwalteten Gebiete, wurden die neuen Provinzen Raetia und Noricum errichtet. Die Erweiterung des römischen Reiches im Norden machte auch den Bau neuer Heeres- und Handelsstraßen notwendig. Diese dienten anfangs vorrangig den Römern für die Feldzüge und der Versorgung der Legionslager und damit eher der Sicherung und Kontrolle der neu gewonnenen Gebiete, dessen nördliche Grenze entlang der Donau und des Rheins verlief. Die Errichtung der Via Claudia diente diesem Zweck.
Im Jahre 15 v. Chr. soll Drusus mit dem Bau der Straße begonnen haben. Unter dem Kommando des Tiberius in Germanien (4-6 v. Chr.) wurde der Bau neuer Straßen weiter fortgesetzt. Die Fertigstellung der Via Claudia Augusta erfolgte erst in den Jahren 46-47 n. Chr. unter Kaiser Claudius, nach dem sie schließlich auch benannt wurde. Über den genauen Streckenverlauf geben nur sehr wenige Zeugnisse der Geschichte Auskunft. Lediglich zwei originale Meilensteine sind der Nachwelt erhalten geblieben.
Gedenkstein der Via Claudia (hinter Lechbruck, Tour 4)
Der Meilenstein, der 1552 in Rabland bei Meran gefunden wurde, gibt den Po als Ausgangspunkt der Via Claudia an (dieser ist im Stadtmuseum von Bozen zu besichtigen). Die Inschrift des anderen Meilensteins, 1786 in Cesiomaggiore (Provinz Belluno) gefunden, berichtet dagegen von der Ortschaft Altino (bei Venedig) als Ausgangsort der Römerstraße. Unstrittig ist die Tatsache, dass die Via Claudia eine wichtige Verbindung zwischen der Po-Ebene und dem Donauraum herstellte, da beide Meilensteine die Donau als Ankunftsort benennen. Man kann also vermuten, dass es zwei Streckenverläufe der Via Claudia gab. Die ältere und auch eher historisch belegbare Variante führte vom damals wichtigen Po-Hafen Ostiglia gen Norden. In Trient vereinte sich die Straße mit dem anderen Strang der Römerstraße, der von der Adria kam. Gemeinsam führte die Via Claudia das Etschtal hinauf bis Bozen und Meran um anschließend die Alpen über den Reschenpass zu überqueren. Dann wurde dem Tal des Inn gefolgt. Ab Füssen orientierte sich die Straße an dem Verlauf des Lech, passierte Augsburg und endete schließlich nahe Donauwörth.
Schon im 2. nachchristlichen Jahrhundert verlor die Via Claudia Augusta allerdings ihre herausragende Stellung. Die Hauptverbindungsachse nach Germanien verlief dann über den leichter zu bezwingenden Brennerpass. Bis ins Mittelalter hinein blieb die Via Claudia aber ein regional bedeutsamer Verkehrsweg.
Von der Römerstraße zur europäischen Kulturachse
Mitte der 1990er Jahre besann man sich der (besonders touristischen) Potentiale der alten Römerstraße. Touristische, kulturelle und nicht zuletzt wirtschaftliche Interessenverbände entdeckten die Via Claudia für sich. Eine überregionale, grenzüberschreitende Zusammenarbeit setzte ein und gipfelte schließlich in das Projekt Via Claudia Augusta, das es professionell zu vermarkten galt. Zwischen 2002 und 2006 wurden mittels des Projektes die an der alten Römerstraße liegenden Gebiete und Regionen neu entdeckt und gefördert. Ein gemeinsames Erscheinungsbild wurde erarbeitet. Neben dem touristischen Schwerpunkt wurden auch in den Bereichen Kultur, Archäologie und Wirtschaft eine Zusammenarbeit vereinbart und umgesetzt. Zur Hälfte finanziert wurde das ca. 2 Mio. Euro teure Projekt mit EU-Mitteln im Rahmen des Programms „Interreg III B-Alpenraum“. Die Umsetzung der Ziele des Projektes lag damals in der Verantwortung von sieben Projektpartnern: Verein Via Claudia Augusta Bayern, Verein MIAR aus Tirol, Autonome Provinz Bozen, Autonome Provinz Trient, Region Veneto, Stadt Feltre sowie der Stadt Ostiglia.
Von den Projektpartnern wurde die Einrichtung des Radwanderweges Via Claudia Augusta organisiert. Ein einheitliches Logo wurde erarbeitet und eine entsprechende Ausschilderung veranlasst. Die Radroute verläuft durch die Gebiete der alten Römerstraße und führt von Donauwörth nach Trient, wo er sich in zwei Stränge gabelt. Ein Strang des Radweges endet in Altino (nahe Venedig), der andere in Ostiglia. Bei der Routenführung wurden bereits vorhandene Radwege eingebunden. Eine durchgehende, einheitliche Ausschilderung ist im letzten Abschnitt ab Feltre bzw. Verona bis heute nicht vollständig realisiert.
Wegequalität, Wegführung & Ausschilderung
Der Radweg Via Claudia Augusta verläuft zumindest bis Trient überwiegend auf verkehrsfreien Radwegen sowie auf ruhigen Nebenstraßen. Abschnittsweise werden aber auch unbefestigte Forst- und Landwirtschaftswege genutzt.
Perfekte Ausschilderung der Via Claudia in Bayern
Auf Traumstrecken den Alpen entgegen (Tour 3, vor Lechbruck)
Der Streckenverlauf der Via Claudia Augusta ist in Bayern, Tirol und Südtirol durchgehend sehr gut ausgeschildert. Einheitlich mit dem typischen Via Claudia-Logo präsentiert er sich vor allem in Bayern. In Tirol tauchen zusätzlich gelbe, weiße und rote Straßenmarkierungen auf, denen man bedenkenlos folgen kann. Auch in Italien wirst du dich am Etschradweg kaum verfahren können. Auf eine unnötig detaillierte Streckenbeschreibung im Text wurde daher in diesen Regionen bewusst verzichtet.
Problematisch gestaltet sich die Fahrt über den Fernpass und den Reschenpass. So ist die Via Claudia-Route am Fernpass eine unwegsame, steile MTB-Piste. Die Straßenvariante auf der sehr stark befahrenen Fernpass-Straße B179 ist eine eher unangenehme Alternative. Wer auch die anstrengende Fahrt auf hinauf nach Nauders zum Reschenpass umgehen möchte nutzt den Busshuttle (siehe auch unter Transport). Am Fernpass verkehrt dieser zwischen Biberwier und Nassereith. Am Reschenpass verkehrt der Busshuttle auf der Strecke Landeck-Pfund-Nauders.
Hinter dem Reschenpass beginnt dann eine landschaftlich faszinierende Strecke auf herrlichen Radwegen, die durch ganz Südtirol ausgezeichnet ausgebaut und beschildert sind. Dabei folgst du immer dem Etschradweg, der durch das von mächtigen Bergmassiven flankierte Etschtal führt.
Wer ab Trient weiter dem Etschradweg Richtung Verona/Ostiglia folgt, erreicht bei Borghetto die Provinzgrenze zwischen Trentino und Venetien. Hier endet vorerst der gut ausgebaute Teil des Radweges. Für die Strecke zwischen Verona und Ostiglia existiert derzeit kein Radweg der Via Claudia.
Eine ausgeschilderte Via Claudia-Radroute für die Strecke zwischen Trient und Venedig existiert nur im ersten Teil entlang des neuen Valsugana-Radweges. Es ist bisher noch in Planung, eine ausgeschilderte Route der Via Claudia Augusta zu schaffen, die über die geschichtsträchtige Stadt Feltre verläuft. Für die weitere Strecke von Feltre bis Altino bzw. Venedig wurde von den Projektpartnern der Via Claudia Augusta eine bisher nur lückenhaft beschilderte Route erarbeitet. Diese versucht umständlich (wie der Autor empfindet), historisch relevante Orte der Via Claudia in die Strecke einzubinden.
Moderne Routenalternativen zur Via Claudia
Seit der Einrichtung und Streckenfestlegung der Via Claudia Radroute hat sich der Bereich des Fahrradtourismus beträchtlich weiterentwickelt. Vorhandende Radwege, die auch von der Via Claudia entlang der Strecke genutzt werden, sind insbesondere in den Regionen von Südtirol, Trentino und Venetien inzwischen nahezu perfekt ausgebaut und entsprechend ausgeschildert. Neue Radwege in Venetien (siehe www.veneto.eu), wie der Brenta-Radweg durch das Valsugana sowie der Venetien Rundweg I2 (im Abschnitt zwischen Bassano und Venedig) bieten inzwischen perfekte Alternativen zu der oftmals umständlichen Streckenführung der „Gründerväter“ der Via Claudia.
Vor diesem Hintergrund möchte der Autor an dieser Stelle darlegen, warum er im Abschnitt zwischen Trient und Venedig der offiziellen (ohnehin nur noch sporadisch bis gar nicht ausgeschilderten) Route der Via Claudia nicht gefolgt ist und stattdessen eine eigene, moderne Routenvariante der Via Claudia Augusta geschaffen hat, die eine praktikable und sinnvolle Verbindung zur Adria herstellt. Der Vasugana- bzw. Brenta-Radweges verbindet auf knapp 80 km den Caldonazzo-See mit der Stadt Bassano. Dabei folgt er tendenziell immer abwärts führend dem bezaubernden Vaslsugana-Tal (Tour 12).
Ab Bassano wird dann durchgehend bis Venedig dem Venetien Rundweg I2 gefolgt, der inzwischen perfekt ausgeschildert...