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E-Book

Das dicke Fell

Wie Sie sich vor Frustfallen und Nervensägen schützen

AutorBarbara Berckhan
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783641133504
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Es gibt sie überall: Peinlichkeiten, Unverschämtheiten und Zumutungen. Sie gehen uns unter die Haut, treffen uns ins Herz, bohren sich in unser Gedächtnis. Leider lässt sich das Nervige nicht immer abstellen. Da hilft nur ein dickes Fell. Mit einem solchen Airbag für die Seele können wir die Ruhe bewahren, wenn an den Tatsachen nichts mehr zu ändern ist.

Aber wie kommt man zu einer solchen entspannten Stress-Abwehr?

Kommunikationsprofi Barbara Berckhan präsentiert verblüffend einfache Schutzschilde, mit denen wir uns täglich wappnen können. Von Abtauchen bis Loslassen, von Aussieben bis Durchwinken ist alles dabei, was uns stark macht.

Trotz aller Widrigkeiten noch lachen können - das dicke Fell macht's möglich.

  • Nerven bewahren!
  • Die clevere Art, mit stressigen Situationen gelassen umzugehen
  • Praktische Strategien mit Witz und Verstand


Barbara Berckhan ist Kommunikationstrainerin und Sachbuchautorin - DIE Expertin für Selbstsicherheit und gute Kommunikation. Sie hat Pädagogik und Psychologie studiert, hält seit über 30 Jahren Vorträge und führt Trainingsseminare in Firmen, Behörden und Verbänden durch. Ihre erfolgreichen Bücher wurden in 12 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von über 1,5 Mio. Exemplaren. Barbara Berckhan lebt in der Nähe von Hamburg.

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Leseprobe

Ihr inneres Sieb und das Gute, das Sie damit auffangen

Der erste Teil Ihres dicken Fells, das Aussieben, lässt sich am besten so beschreiben: Nimm dir das Gute und lass das Unangenehme los. Das Ganze funktioniert wie ein inneres Sieb, mit dem Sie die Spreu vom Weizen trennen. Das, was Ihnen guttut, bleibt in Ihrem Sieb hängen. Und das, was Ihnen nicht guttut, darf durchfallen.

Wir erleben meistens eine Mischung aus angenehmen und unangenehmen Dingen. Bei der Arbeit erleben wir einiges, das wir mögen, und anderes, das uns nervt. Auch unsere Kollegen haben diese Mischung aus angenehmen und unangenehmen Eigenschaften. Bei einigen, mit denen wir uns gut verstehen, überwiegen die angenehmen Seiten. Bei anderen erleben wir häufiger das Unangenehme. Ähnliche Mischungen finden wir bei unseren Nachbarn, bei den Verwandten, unseren Kindern und Ehepartnern.

Worauf konzentrieren Sie sich – auf das Angenehme oder auf das Unangenehme?

Überall, wo Sie hinschauen, können Sie feststellen: Einiges gefällt Ihnen, Sie mögen es, es ist hilfreich und brauchbar. Und anderes mögen Sie nicht. Es stört oder ärgert Sie. Die Frage ist jetzt, worauf achten Sie am meisten? Was picken Sie sich heraus? Worauf konzentrieren Sie sich? Auf das Hilfreiche, Brauchbare, Angenehme? Oder doch mehr auf das Nervige, Störende und Unangenehme?

Wenn Sie ein dickeres Fell bekommen wollen, schauen Sie beim Aussieben mehr auf das, was für Sie hilfreich und positiv ist, und nicht auf das, was Sie stört und nervt. Suchen Sie aktiv nach dem, was für Sie gut ist. Das Störende und Nervige wird dabei nicht verleugnet oder verdrängt. Nein, das Leugnen würde viel zu viel Energie kosten und am Ende auch nicht funktionieren. Es geht vielmehr darum, dass Sie sich nicht in das Störende verbeißen, sich nicht daran festklammern und es nicht in den Mittelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit stellen. Sie lassen das, was Sie nicht wollen, los. Sie geben dem, was Sie nicht wollen, nicht Ihre gesamte Energie.

Wie geht das konkret? Wie schaffen Sie es, das Hilfreiche und Positive zu finden, wenn es Ihnen gerade schlecht geht? Oder wenn Sie im Stress sind? Dabei kann Ihnen eine einfache Frage helfen, wenn Sie ein Problem haben oder es etwas gibt, das Sie stresst. Fragen Sie sich: »Was ist das Gute daran?«

Verstärken Sie das, was für Sie gut ist

Klar, bei einem Problem oder wenn Sie gestresst sind, gibt es viele Dinge, die Sie nicht mögen und durch die Sie sich gequält fühlen. Sonst wäre es kein Problem, sonst wären Sie nicht im Stress. Aber vielleicht gibt es auch etwas Gutes. Etwas Brauchbares oder etwas, das Ihnen hilft, stärker zu werden. Also, wo ist das, was Ihnen hilft oder was Sie stärkt?

Mit dieser Frage kann Ihre Aufmerksamkeit die Richtung ändern. Denn das, was Sie am meisten beachten, das verstärken Sie. Das machen Sie größer. Wenn Sie das Brauchbare, Gute und Stärkende mehr beachten, wird es für Sie größer.

Nehmen Sie das Gute und stellen Sie es in den Mittelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit. Bauen Sie darauf auf. Gehen Sie von dort aus nach vorn. Ja, da ist ein Problem, eine schwierige Situation. Das haben Sie klar vor Augen. Mit der Frage »Was ist das Gute daran?« machen Sie sich stabiler. Sie konzentrieren sich mehr auf das, was Ihnen Kraft gibt, als auf das, was Ihnen die Kraft raubt.

Mitten in der Panne das Gute erkennen

Ein Beispiel: Vor einem Jahr fuhr ich mit der Bahn von einem dreitägigen Seminar nach Hause. Es war eine lange Bahnfahrt, die auf halber Strecke abrupt endete. Die Lok hatte einen technischen Defekt. Alle Reisenden mussten aussteigen. Wir waren spät abends an einem Bahnhof in der Provinz gestrandet.

Die Bahnmitarbeiter hatten uns versprochen, so schnell wie möglich einen Ersatzzug zu schicken, mit dem wir weiterfahren konnten. Es war Ende November und schon ziemlich kalt. Da standen wir nun auf diesem kalten, kargen Bahnsteig und warteten darauf, dass es weitergeht. Und alle Reisenden, auch ich, waren restlos frustriert. Was ist das Gute daran?

Das Gute war, dass ich nicht alleine dort stand. Neben mir stand ein Mann, der sich ziemlich aufregte und lauthals auf die Bahn schimpfte. Sein innerer Nörgler hatte gerade Hochkonjunktur (mehr zum inneren Nörgler im Kapitel »Ausgeglichen«). Er beklagte sich darüber, dass ihm das schon zum vierten Mal passierte. Immer erwischte er die Bahnen, die einen Defekt hatten. Ich wollte aus seinem Stressdunst rauskommen und deshalb fragte ich ihn, ob er es schon mal mit Lotto spielen versucht hatte. Schließlich hätte er ja eine hohe Trefferquote, wenn es um Zufälle geht. Er sah mich verständnislos an und murmelte dann, dass das Lotto spielen purer Blödsinn sei. Da könne man sein Geld auch gleich verbrennen. Das fand ich interessant, und es ergab sich zwischen uns ein Gespräch über das Thema Gewinnchancen bei Glücksspielen. Das Ehepaar neben uns erzählte, sie hätten beide schon mal im Lotto gewonnen, allerdings nur ein paar Euro. Als es darum ging, wie sie damals den Gewinn verprassten (er bekam einen neuen Haarschnitt), gab es die ersten Lacher in unserer kleinen Gruppe. Auch die übrigen Reisenden standen in kleinen Gruppen auf dem Bahnsteig und unterhielten sich.

Das entdecken, was einen aufbaut

In dieser Situation entdeckte ich vieles, was gut war:

  • Ich lernte Leute kennen, mit denen ich während einer normalen Bahnfahrt nie gesprochen hätte.
  • Durch die Gespräche vertrieben wir uns die Zeit auf angenehme Weise. Bei dieser Panne gab es auch etwas zu lachen.
  • Ich merkte, wie Menschen automatisch zusammenrücken, wenn sie in einer schwierigen Situation feststecken.
  • Unter den Reisenden gab es eine selbstverständliche Hilfsbereitschaft, das war wirklich gut.
  • Ich konnte meine Aufmerksamkeit auf das lenken, was jetzt brauchbar und hilfreich war. Und das machte mich ruhiger. Ich war innerlich stabil, obwohl ich an der Panne nichts ändern konnte. Das Problem bestand weiterhin. Wir standen immer noch auf dem Bahnsteig im Nirgendwo. Niemand von uns wusste, wann der Ersatzzug kam. Es war immer noch kalt. Aber durch mein dickes Fell konnte ich trotzdem etwas entdecken, das mich aufbaute.

Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sie stark macht

Was ist das Gute daran? Mit dieser Frage können Sie bewusst aussieben. Falls Sie aber mit dieser Frage nichts anfangen können, probieren Sie einige der nachfolgenden Varianten aus.

Nehmen wir einmal an, Sie haben ein Problem, stecken in Schwierigkeiten oder fühlen sich durch irgendjemanden genervt. Lassen Sie sich nun die folgenden Fragen in Ruhe durch den Kopf gehen:

  • Inwieweit bringt mich das, was mich nervt, ärgert oder stresst, weiter?
  • Was kann ich daraus lernen?
  • Was kann ich bei diesem Problem trainieren oder üben?
  • Welche Seite meiner Persönlichkeit bekommt dabei eine Auffrischung?
  • Was entdecke ich neu an mir? Was erkenne ich bei mir?
  • Welche (zu hohen) Erwartungen kann ich endlich loslassen?
  • Zu welchem Teil des Problems kann ich sagen: Gut, dass das jetzt ans Licht gekommen ist?
  • Wie kann ich es mir jetzt so richtig gut gehen lassen?
  • Was gibt mir jetzt Kraft?
  • Was ist jetzt ein schöner Anblick oder was klingt für mich jetzt angenehm?
  • Welche Gedanken beruhigen oder trösten mich?

Nicht alles schönreden, sondern handlungsfähig bleiben

Es geht beim Aussieben nicht darum, sich ein unangenehmes Ereignis schönzureden oder alles durch die rosarote Brille zu sehen. Nein, das Aussieben sorgt dafür, dass Sie mitten in einer Belastung immer noch handlungsfähig bleiben. Solange Sie aussieben, kann der Stress oder der Frust Sie nicht total überwältigen. Da gibt es immer noch etwas, das Sie stärkt und Ihnen weiterhilft. Und genau das picken Sie sich heraus. Genau danach halten Sie Ausschau. Durch das Aussieben bleiben Sie Herr bzw. Herrin der Lage, Sie haben Zugang zu Ihren Ressourcen. Sie finden bei sich die Kraft, die Sache durchzustehen.

Die Fähigkeit, Ihre Aufmerksamkeit auf das Gute und Brauchbare zu lenken, kann unter Umständen lebensrettend für Sie sein. Lassen Sie mich das an einem Beispiel erklären.

Wie man nicht in den Abgrund fällt

Stellen Sie sich vor, Sie machen eine anspruchsvolle Bergwanderung. Und dabei müssen Sie eine sehr schwierige Stelle passieren. Der Pfad führt in großer Höhe an einer steilen Bergwand entlang. Links von Ihnen ist die Bergwand, rechts klafft ein tiefer Abgrund. Es geht mehrere hundert Meter in die Tiefe. Der Pfad ist sehr, sehr schmal. Ein Fehltritt und Sie stürzen in die Tiefe. Ja, das macht Angst. Worauf richten Sie jetzt Ihre Aufmerksamkeit? Was wählen Sie aus?

Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den tödlichen Abgrund richten, steigt Ihre Angst. Sie werden immer zittriger. Je mehr Aufmerksamkeit Sie darauf richten, dass Sie hier abstürzen und sterben könnten, desto instabiler werden Sie. Je mehr Sie in die Tiefe schauen, desto unsicherer wird Ihr Gang. Jetzt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen genau das passiert, was Sie nicht wollen. Denn das, worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten, wächst und wird für Sie stärker.

Finden Sie das, was Ihnen Halt gibt

Hier brauchen Sie sofort ein dickes Fell. Und das bekommen Sie, indem Sie aktiv aussieben. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit weg von dem Abgrund und hin zu dem, was Ihnen jetzt Halt gibt. Konzentrieren Sie sich auf das, was brauchbar ist und funktioniert. An Ihrer linken Seite ist eine Bergwand,...

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