UNSERE SABOTAGE BEI SELBST-PR UND CO. IM ALLTAG
WIE WIR EVOLUTION, ZWEIFEL UND ÄNGSTE FÜR UNS GEWINNEN
Warum wir so oft negative Gedanken und Überzeugungen in Bezug auf das Reizthema Selbst-PR und Co. haben, wie wir uns heimlich sabotieren und wie wir das gezielt ändern können. Wie wir zum sprichwörtlichen »Glückspilz« werden können und warum hart arbeiten nicht unbedingt die beste Lösung ist.
Ich habe mich lange geweigert, für mich zu akzeptieren, dass ich mich im Leben präsentieren muss, mich »verkaufen«, um voranzukommen. Wo immer ich mich selbst oder etwas anderes bewerben sollte, fühlte ich mich hilflos und überfordert. Egal ob beruflich oder privat. Es war einfach schrecklich.
Lange Zeit tobten meine kleinen Stimmen im Kopf allein schon bei dem Gedanken, mich bei anderen »anbiedern« oder ihnen etwas »aufschwatzen« zu müssen. Und sie sorgten clever für Unsicherheit, Angstschweiß und ein kaum wahrnehmbares Zittern in der Stimme, wenn es um Verhandlungen oder Personalgespräche ging – ob bei der Gehaltsverhandlung, beim Autohändler oder beim Marketing für den Firmenaufbau. Entsprechend schlecht waren meine Ergebnisse.
Wie oft habe ich mich anschließend über vertane Chancen oder verschenktes Geld geärgert. Aber was soll man da tun, oder? Sich selbst zu vermarkten ist nun einmal schwer und man kann das – oder eben nicht.
Glauben Sie das auch?
Willkommen in einem riesigen Club. Für über 85 Prozent aller Menschen ist Selbst-PR genau wie »Verkaufen« mit negativen Gefühlen verbunden. Dem Rest macht es großen Spaß, denn diese Fähigkeit verspricht in unserer globalisierten Welt häufig Sicherheit und Wohlstand. Wer das akzeptiert (und dann vielleicht sogar noch Spaß daran hat!), ist auf Krisen bestens vorbereitet.
Beim Reizthema haben viele Menschen jedoch eine klare – und sehr emotionale – Vorstellung. Das Prestige von solchen »Selbstdarstellern« rangiert in der Regel am unteren Ende der Beliebtheitsskala, ihr Einkommen hingegen sehr weit oben. Ein Teufelskreis?
Berührungsängste prägten lange Zeit auch mein Leben. Ich kannte einige »Selbstdarsteller und Blender« im Bekanntenkreis, die ich eher mied. Beruflich war ich froh, dass ich (so glaubte ich) sowieso nie mehr »Klinken putzen« musste. Als Berufsanfänger beim NDR hatte ich damals meine ersten Rundfunkbeiträge mühsam in den Redaktionen platzieren müssen – und dies als unangenehm und anstrengend in Erinnerung –, aber das war Gott sei Dank lange her. Später beim Fernsehsender Sat.1 musste ich als Entscheider Angebote eher abwehren.
Die kalte Dusche folgte mit dem Seitenwechsel in die Selbstständigkeit. Mein brennender Drang nach beruflicher Veränderung in der Lebensmitte ließ mich auf die Unternehmerseite wechseln. Mit allen Vor- und Nachteilen. Akquise und Selbst-Marketing waren eindeutig Teile davon.
DIE DREI MYTHEN DER SELBST-PR
Unsere Grundhaltung, unsere inneren Überzeugungen lassen uns unbewusst »regelkonform« handeln und sind oft der Auslöser für Selbstsabotage. Besonders im deutschsprachigen Raum haben wir beinahe kollektiv Bauchschmerzen, wenn wir an Selbstmarketing denken. Es ist weithin sozial verachtet. Haben Sie jedoch schon einmal darüber nachgedacht, dass wir durch Geschäfte, Waren und auch durch unsere Arbeitskraft Menschen helfen und ihr Leben mitunter wesentlich verbessern? Dann wäre ja ein »Nicht-Verkaufen« sozusagen unterlassene Hilfeleistung, oder? Warum scheuen sich dann so viele Menschen trotzdem davor, Produkte, Dienstleistungen und besonders sich selbst in ein vorteilhaftes Licht zu rücken? Wie oft war ich frustriert, verließ nach einem langen Gespräch über mich, meine Firma oder meine Produkte das vermeintliche Schlachtfeld als Verlierer. Ich fragte mich, was ich bloß hätte anders machen können, um den Abschluss zu schaffen. Dummerweise war ich im Grunde meines Herzens von drei Dingen überzeugt:
- Sich selbst vermarkten und verkaufen ist schwer.
- Es braucht eine besondere Persönlichkeit.
- Leute wollen eigentlich nichts »verkauft« bekommen.
Können Sie eine der Aussagen nachempfinden – womöglich sogar alle drei? Diese Mythen sind für viele Menschen hartnäckiger als Kalkablagerungen im Wasserkocher und sie führen zu massiver Selbstsabotage. Solange wir von der Richtigkeit solcher Aussagen überzeugt sind, verhindern wir unbewusst selbst unseren beruflichen Erfolg mit Selbst-PR und Co. Unser Verstand bekommt das meist gar nicht mit, automatische, biologische Programme in unserem Gehirn sorgen dafür, dass wir im Einklang mit unseren Überzeugungen agieren. Anschließend wundern wir uns dann, was wir da nur wieder vermasselt haben. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Ich hatte in meinem Berufsleben meistens plausible Begründungen dafür, wenn etwas schiefgelaufen war, und oft waren andere schuld, wenn etwas nicht so lief wie gewünscht. In diesem Kapitel möchte ich Sie einladen, diese und ähnliche »Tatsachen« in Ihrem Leben zu hinterfragen – es könnte sich für Sie lohnen. Wenn wir unsere (angeblich) wichtigsten Ziele nicht erreichen, wenn wir bei Selbst-PR und Präsentationen immer wieder scheitern, dann liegt es oft daran, dass wir unseren Erfolg unbewusst und doch vorsätzlich selbst verhindern. Wir sabotieren uns selbst, obwohl es vom Verstand her so widersinnig erscheint. Sind wir zu dumm, zu faul, einfach nicht gut genug? Keinesfalls. Aber warum machen wir das dann?
Um unsere tägliche Selbstsabotage zu beenden, macht es Sinn, sich erst einmal spielerisch auf ein paar überraschende Perspektivwechsel einzulassen, die unseren bisherigen Erfahrungen und Denkmustern mitunter deutlich widersprechen. Inzwischen habe ich drei andere Überzeugungen, was das »Verkaufen« angeht:
- Eigen-PR und Verkauf sind die Entdeckung einer perfekten Übereinstimmung.
- Sie geben Ihrem Gegenüber ein Geschenk.
- Menschen lieben vorzügliche Leistung und lieben es, zu kaufen und etwas verkauft zu bekommen.
Diese und andere Perspektivwechsel durfte ich von meinen internationalen Mentoren, allesamt Top-Trainer, lernen. Und sie veränderten meine grundlegende Haltung. Und mein Leben. Sie reduzierten meine Selbstsabotage in kurzer Zeit auf ein Minimum.
Wenn Sie das Beste aus Ihrer Investition in dieses Buch machen wollen, dann haben Sie jetzt die Möglichkeit, aktiv zu werden und dadurch wesentlich schneller voranzukommen. Schneller zum Ziel – ohne zusätzliche Kosten – ein Schnäppchen sozusagen. Klingt das nach einem Plan?
Bevor Sie weiterlesen, notieren Sie bitte spontan und möglichst unreflektiert alles, was Ihnen zum Thema Selbst-PR, Verkauf und generell Erfolg im Kopf herumschwirrt. Was habe ich in der Kindheit über Erfolg und Selbst-PR gelernt? Was sagen Kollegen, Freunde, ich selbst über meine Fähigkeiten zum Selbstmarketing? Wovon bin ich überzeugt, was befürchte ich, was ist nun einmal »eine Tatsache«? Welche Beispiele fallen mir ein, wo ich mit Selbst-PR Erfolg hatte? Wann habe ich mich selbst blockiert?
Bitte schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt, ohne es zu werten. Gönnen Sie sich ein paar Minuten Ruhe, lassen Sie Ihre Gedanken treiben! Und machen Sie die Übung wirklich mit – wir kommen im Lauf des Buches immer wieder auf diese Liste zurück und sie kann Ihnen auch in Zukunft immer wieder nützlich sein.
Vielen Dank für Ihr Mitmachen. Auch wenn Sie es sich wahrscheinlich momentan schwer vorstellen können, haben Sie damit bereits den wesentlichen ersten Grundstein für Ihren Erfolg gelegt. Wir kommen später darauf zurück.
DIE KUNST, EIN SELBSTSABOTEUR ZU SEIN
Im Laufe des Buches werde ich erläutern, warum nach meiner Erfahrung jeder von uns erfolgreich sein kann und eigentlich sogar immer erfolgreich ist. Warum wir uns in bester Absicht selbst sabotieren, was wir kurzfristig dagegen tun und wie wir langfristig sogar ganz damit aufhören können.
Bevor wir jedoch verstehen können, wie erfolgreiche Menschen denken und vor allem handeln, ist es ganz nützlich nachzuvollziehen, wie nicht erfolgreiche Menschen agieren. Denn: Das ist keinesfalls leicht, das passiert nicht einfach so. Auch Gefühle der Wertlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, der Versagensangst und sogar Depressionen wollen in unserem Gehirn erst aufwändig von uns gemacht werden. Nichts ist automatisch vorhanden, alles muss vorab durch Gedanken initiiert werden.
Und so geht’s:
Ein Selbstsaboteur zu sein erfordert sehr viel Überzeugungskraft, Ausdauer und unermüdliche, tägliche Autosuggestion. Hinzu kommt, dass wir unsere Umwelt nachhaltig und überzeugend manipulieren müssen, damit garantiert niemand etwas von uns wissen will – obwohl er unsere Arbeitskraft, unsere Idee oder unsere Dienstleistung im Job vielleicht gerade dringend benötigt. Hier hilft nur regelmäßige Hartnäckigkeit gegenüber uns selbst.
Ein guter Selbstsabotage-Start ist es dabei, den Tag unmittelbar nach dem Aufstehen mit folgenden Fragen zu beginnen (gerne auch bereits vorher unbewusst im Halbschlaf und beim Zähneputzen):
- Warum passiert das alles ausgerechnet immer mir?
- Was mache ich nur ständig falsch?
- Was stimmt mit mir bloß nicht?
- Bin ich vielleicht einfach kein Erfolgstyp?
- Warum kriege ich das nur nicht hin?
- Was fehlt mir alles, um im Job eine richtige Chance zu...