Vorherige Doppelseite: Blende 4,5, 1/200 s, ISO 400, 75 mm
2 Ausrüstung
Kamera, Objektiv & Co.
Um bei der Gartenfotografie viel Spaß zu haben und schöne Ergebnisse zu erzielen, benötigen Sie keine riesige Ausrüstung. Auch wenn es lustvoll ist, erst einmal groß einkaufen zu gehen, sollten Sie besser anfangs mit dem arbeiten, was vorhanden ist. Handgeschmiedete japanische Messer und schicke Edelstahl-Kasserollen mit Kupferboden machen einen nicht automatisch zu einem guten Koch – beim Fotografieren ist es nicht anders. Bei der Arbeit aber merkt man dann schnell, wo das vorhandene Material Grenzen setzt und sich eine Neuinvestition lohnen würde. Die Gefahr eines Fehlkaufs ist so geringer.
Die Kamera
Im Folgenden werden unterschiedliche Kameratypen wie Kompaktund Bridge- sowie Systemkameras mit und ohne Spiegel besprochen und ihre Vor- und Nachteile im Hinblick auf die Gartenfotografie diskutiert.
Das Smartphone als »Immer-dabei-Kamera«
Es ist absolut erstaunlich, was für brillante Fotos die neue Generation der Smartphones machen kann, solange die Umgebungshelligkeit ausreicht. Wer an lichten Tagen Aufnahmen mit einem recht großen Schärfebereich von seinem Garten machen möchte, fährt damit nicht schlecht. Und unterwegs ist sowieso immer die Kamera die beste, die man auch bei sich trägt. Schließlich ist bei Bildern, die später mit einer Auflösung von 600 × 400 Pixel im Internet gezeigt werden, kaum zu erkennen, aus was für einer Kamera sie stammen.
Kompakt, doch schnell zu klein
Dennoch gerät man mit Handy- und einfachen Kompaktkameras schnell an eine Grenze: Die Sensoren sind sehr klein. Das führt dazu, dass die Bilder bei wenig Licht schnell verrauscht sind. Zudem haben Handykameras nur ein sogenanntes digitales Zoom, das heißt, die Kamera vergrößert bei Teleaufnahmen einfach den Bildausschnitt. Auch das geht zulasten der Qualität.
Doch auch die »optischen Zooms«, also die eingebauten Objektive einfacher Kompaktkameras, bieten in der Regel nur mittelmäßige Leistung. Aufgrund der kleinen Sensoren haben Fotos, die mit einfachen Kompaktkameras aufgenommen werden, einen großen Schärfentiefebereich. Das erweist sich als vorteilhaft, wenn man eine ganze Gartenansicht präsentieren möchte. Möchten Sie jedoch einzelne Blüten vor einem unscharfen Hintergrund abbilden, geraten Sie mit einer kleinen Kompakten schnell an Grenzen. Leider kann man bei den meisten Kompakten nur mit Vollautomatiken (AUTO) fotografieren, ein halbautomatischer oder ganz manueller Modus lässt sich oftmals gar nicht oder nur umständlich einstellen. Auch dies ist eine starke Einschränkung.
Bridgekameras
Bridgekameras vereinen einige Eigenschaften einer Kompakt- mit denen einer Spiegelreflexkamera. Sie schlagen also eine Brücke – daher der Name – zwischen den Ausstattungs-, Qualitäts- und Funktionsmerkmalen der verschiedenen Typen. Die Sensoren sind größer als bei der einfachen Kompakten, und es werden leistungsstarke Objektive mit einem großen Zoombereich eingebaut. Sie lassen sich aber nicht auswechseln wie bei der Spiegelreflex- oder einer Systemkamera. Der Vorteil liegt in weniger Gewicht bei hoher Lichtstärke und darin, dass kein Schmutz bei Objektivwechsel auf den Sensor gelangen kann. Doch bleiben die Nachteile der bereits bei den Kompaktkameras beschriebenen kleineren Sensoren bestehen.
Gängige Formate von Kamerasensoren:
Systemkameras – leicht und leistungsstark
Der Begriff »Systemkamera« bezeichnet eine Kamera mit austauschbaren Komponenten, zum Beispiel Objektiven, innerhalb eines vom Hersteller bezeichneten Systems. Streng genommen gehören dazu auch Spiegelreflexkameras, es hat sich aber im Sprachgebrauch durchgesetzt, dass vor allem hochwertige spiegellose Systeme darunter verstanden werden. Sie verfügen über größere Sensoren als die üblichen Kompakt- oder Bridgekameras und bieten teilweise dieselben Möglichkeiten wie eine Spiegelreflexkamera. Das derzeit bekannteste System trägt den Namen »Micro-Four-Thirds« und wurde von den Herstellern Olympus und Panasonic entwickelt. Für dieses System, das auch für andere Hersteller offene Standards definiert hat, gibt es mittlerweile ein umfangreiches und teilweise auch sehr hochwertiges Programm an Kameras, Objektiven und Zubehör. Andere Kamerasysteme stellen eine weniger große Auswahl an Komponenten bereit.
Eine digitale Spiegelreflexkamera mit Standard-Zoomobjektiv bringt gut 1200 g auf die Waage. Dafür sind die Möglichkeiten der Bildgestaltung auch umfassender als bei anderen Lösungen.
Blende 3,6, 1/200 s, ISO 100, 63 mm
Sofern ein Modell mit größerem Sensor bevorzugt wird, und es eine ausreichende Anzahl an Wechselobjektiven auf dem Markt gibt, bedeutet die Wahl einer spiegellosen Systemkamera für die Gartenfotografie eine gute Entscheidung.
Spiegelreflexkameras – groß und mächtig
Mit »Spiegelreflex« taucht in der Bezeichnung des Kameratyps eine technische Besonderheit auf, die lange Zeit Maßstäbe gesetzt hat: Der Fotograf sieht bei seinem Blick in den Sucher genau dasselbe Bild, das auf dem Film bzw. heute auf dem Sensor verewigt wird. Möglich ist dies, weil ein Spiegel den Blick durch das Objektiv umlenkt. Beim Auslösen klappt der Spiegel hoch, das Sucherbild verdunkelt sich, und der Film oder Sensor wird belichtet.
Die heutigen digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) verfügen über ein Display, auf dem das Sucherbild zusätzlich abgebildet werden kann. Nützlich ist dies, wenn der Blick in den Sucher zum Beispiel aufgrund einer unvorteilhaften Kameraposition nur schwer möglich ist oder wenn zur manuellen Scharfstellung ins Sucherbild hineingezoomt werden soll. Zu den typischen Merkmalen einer DSLR zählt wie bei den Systemkameras die Möglichkeit, Objektive zu wechseln. Für die beiden großen Hersteller Nikon und Canon steht eine sehr große Auswahl an Wechselobjektiven zur Verfügung, bei den anderen Herstellern ist das Angebot kleiner, aber ausreichend. Pentax hält seit über 40 Jahren dasselbe Bajonett vor, so dass sich hier auch noch Objektive aus der analogen Zeit direkt aufsetzen lassen. Die üblichen Automatiken funktionieren dann aber nicht mehr. Bei anderen Herstellern kann – etwas weniger komfortabel mittels Verwendung eines Adapters – ebenfalls eine Vielzahl von alten Optiken zum Einsatz kommen.
APS-C oder Vollformat?
In Hinblick auf die Sensorgröße unterscheidet man bei einer DSLR zwischen dem APS-C- und dem Vollformat. Letzteres meint eine Sensorgröße entsprechend dem bei analogen Spiegelreflexkameras gängigen Kleinbildformat. Der APS-C-Sensor ist etwas mehr als halb so groß. Wenn Sie nicht gerade Plakatwände mit Ihren Fotos bedrucken möchten, reicht APS-C bei einer Auflösung von 10 bis 25 Megapixeln sehr gut aus.
Neben dem größeren Sensor bringt die Vollformatkamera noch zwei weitere Merkmale mit, die in wenigen Fällen relevant sein können: Der Bildausschnitt ist größer, das heißt, ein Weitwinkel-Objektiv ruft einen noch stärker weitwinkeligen Effekt hervor als an einer APS-C-Kamera. Wenn Sie ein Motiv »freistellen«, also einen unscharfen Hintergrund erzeugen möchten, hat die Vollformatkamera auch da ein etwas höheres Potenzial.
Die Nachteile des Vollformats sind schnell benannt: Die Kameras kosten deutlich mehr, das Angebot an Objektiven ist kleiner und teurer. Zudem bringt das Equipment mehr Gewicht auf die Waage.
Mein Tipp
Wenn Sie kein unbegrenztes Budget zur Verfügung haben, nehmen Sie APS-C! Investieren Sie lieber in ein zusätzliches gutes Objektiv, das hat einen größeren Einfluss auf die Bildqualität als der Body. Der Hersteller ist aus meiner Sicht zweitrangig. Die Kamera muss Ihnen gut in der Hand liegen. Die Bedienung sollte Sie intuitiv ansprechen. Ich selbst schätze es, möglichst viele Einstellungen direkt am Body vornehmen zu können und nicht so oft ins Menu wechseln zu müssen.
Der Gebrauchtkauf einer Kamera spart unter Umständen sehr viel Geld, da die Preise deutlich fallen, wenn neue Modelle auf den Markt kommen. Viele aktuelle Neuerungen sind »nice to have«, aber es geht auch gut ohne. Einige ältere Modelle neigen allerdings stärker zu Sensorrauschen, informieren Sie sich vor dem Kauf darüber.
Objektive
Wenn Sie sich für ein System mit Wechselobjektiven entschieden haben, steht nun die Frage an, welche Objektive sollen es denn sein? Hier entscheiden die Brennweite, die Lichtstärke und die Frage, ob es ein Zoom-Objektiv sein soll oder eine Festbrennweite. Weitere Faktoren wie die Anzahl und Anordnung der verbauten Linsen, die Vergütung, Naheinstellungsgrenze, konstruktive Besonderheiten etc. spielen dagegen für viele eine untergeordnete Rolle, sind aber je nach Einsatzzweck nicht irrelevant.
Brennweite
Manchmal sorgt für Verwirrung, dass dieselbe Brennweite je nach Sensorgröße der verwendeten Kamera einen unterschiedlichen...