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E-Book

Das Gold im Dunkeln der Seele finden

Neue Kraft aus verborgenen Quellen

AutorWunibald Müller
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783843606158
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Wut und Hass, Neid und Gier sind Gefühle, die wir nicht gerne zugeben und deshalb meist verdrängen. Doch in solchen Schattenseiten des Menschen ist Gold verborgen. Denn die Kraft, die in diesen schwierigen Emotionen steckt, kann konstruktiv eingesetzt werden. Auch in den unbewussten Tiefen der Seele steckt ein großes Potenzial, wie Wunibald Müller zeigt. Der erfahrene Psychotherapeut und Theologe gibt hilfreiche Hinweise, wie es gelingt, sich dem Dunkeln der Seele zu öffnen und die dort archetypische Energien - etwa des Liebenden, der Kriegerin oder des spirituellen Suchers - als Kraftquellen im Alltag zu nutzen.

Wunibald Müller, geb. 1950, Dr. theol. und Diplom-Psychologe, Leiter des Recollectio-Hauses der Abtei Münsterschwarzach, damit in besonderer Weise auch Seelsorger für Seelsorger. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Psychotherapie, Spiritualität, Lebenshilfe und Seelsorge mit dem Blick auf die seelischen Bedürfnisse und Sehnsüchte.

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Leseprobe

Das Gold im Dunkeln des kollektiven Unbewussten entdecken


Das kollektive Unbewusste als schöpferisches Potenzial


In unserem Schatten lagern Persönlichkeitsmerkmale von uns, die wir im Laufe unseres Lebens aus unterschiedlichsten Gründen dorthin verdrängt haben. Manche dieser Seiten von uns müssen wir im Laufe unseres Lebens aus dem Dunkeln zurückgewinnen, um im Leben bestehen zu können, vor allem aber, um bewusster, erfüllter, zufriedener leben zu können. Davon war bisher die Rede. Unabhängig von diesen Eigenschaften, die wir in den Schatten abgeschoben haben, verfügen wir über Potenziale und Kraftquellen, die grundsätzlich zu unserer menschlichen Ausstattung gehören, die wir aber nur anfangshaft für unser Leben genutzt haben.

Hinter dieser Annahme steht die Vorstellung, dass es ein kollektives Unbewusstes gibt, das wir mit der ganzen Menschheit teilen. Es ist der Teil von uns, der zwar zu uns gehört, uns aber nur sehr begrenzt bewusst ist. Was wir hier vorfinden, speist sich zum einen aus dem menschlichen Erbe, das sich über viele Jahrhunderte und Jahrtausende in uns angesammelt hat (vergleichbar den Instinkten, die uns als biologisches Erbe mitgegeben worden sind), zum anderen geht es auf Anregungen der Kultur zurück.30 Was sich hier im Laufe unserer Menschheitsentwicklung an Informationen angesammelt hat, die tiefen Einsichten, die wir hier vorfinden, das Ausmaß an Energie, das sich hier konzentriert, können wir nur erahnen.

Auch im kollektiven Unbewussten stoßen wir wie in unserem individuellen Schatten auf Gold, gibt es Kraftquellen in uns, die darauf warten, entdeckt zu werden: die sogenannten Archetypen, auf die ich im Kapitel »Kraftquellen der Seele« noch ausführlich eingehen werde. Nach C. G. Jung steht uns im kollektiven Unbewussten ein schöpferisches Potenzial zur Verfügung, das von uns kreativ genutzt werden kann. Wir benötigen auch dieses Gold, dieses schöpferische Potenzial für die Entwicklung und Gestaltung unseres Lebens, um ganz zu werden.

Auch der Schatten hat einen archetypischen Kern und ist Teil des kollektiven Unbewussten. Während jedoch der individuelle Schatten Gold in sich bergen kann, hat der kollektive Schatten – der weit über das Persönliche hinausgeht, sosehr wir auch alle nach C. G. Jungs Auffassung Anteil an ihm haben – mit dem Prinzip des Bösen zu tun.31 Auch wenn unsere Möglichkeiten sehr begrenzt sind, auf den kollektiven Schatten einzuwirken, dem wir zum Beispiel in kriegerischen Auseinandersetzungen, bei Mordlust, Grausamkeit, Destruktion begegnen, sollte uns das nicht davon abhalten, seinen Einflussbereich einzudämmen. Die Auseinandersetzung mit dem kollektiven Unbewussten kann uns auch sensibler für den kollektiven Schatten und seinen destruktiven Einfluss machen.

Uns mit den verborgenen Kräften vertraut machen


Wollen wir das schöpferische Potenzial des kollektiven Unbewussten für uns nutzen, müssen wir das im kollektiven Unbewussten angehäufte Material, die darin enthaltenen Informationen, so gut das möglich ist, in unser Bewusstsein heben und dabei die damit verbundenen Energiezentren freilegen. Wir leisten einen wichtigen Beitrag zu unserer Persönlichkeitsentfaltung, wenn wir versuchen, uns mit dem kollektiven Unbewussten vertraut zu machen, um begleitet von diesem Wissen uns bewusst dem Prozess unserer Menschwerdung, der Individuation zu unterziehen, auf dem wir immer mehr die werden, die wir werden sollen.

Denken wir zum Beispiel an die Zeit des Übergangs von der ersten in die zweite Lebenshälfte, die oft mit Lebenskrisen einhergeht. Mit dem kollektiven Unbewussten steht uns ein Ratgeber zur Seite, der uns durch sein Wissen, seine Einsichten in diesen schwierigen Phasen unseres Lebens begleiten kann. Wir könnten auf dieses Wissen verzichten, könnten den Weg unserer Menschwerdung, wie es Jolande Jacobi beschreibt »unreflektiert, unbewusst, ahnungslos«32 gehen. Oder aber wir beschreiten diesen Weg bewusst, unter Berücksichtigung der Informationen aus dem Unbewussten. Tun wir das, werden wir belohnt. »Nur wer den Lebensweg tapfer beschreitet und besteht, nur wer sich mutig ins Leben hineinstellt, keinen Kampf und Ausweg scheut, vor keiner Erfahrung ausweicht, dessen Persönlichkeit wird voller ausreifen als die Persönlichkeit jenes Menschen, der sich stets auf der gesicherten Seite des Weges aufzuhalten trachtete.«33 Wenn das nicht pures Gold ist: eine ausgereiftere Persönlichkeit, die wir erringen, wenn wir den Mut haben, uns in unsere tieferen Schichten, ins Dunkel unserer Seele vorzuwagen und uns von dem, was uns dort begegnet, herausfordern und bereichern zu lassen.

Innehalten


Mir hilft, wenn ich vom Unbewussten oder der Welt des Unbewussten spreche, zwischen der Person Nummer Nr. 1 und der Person Nr. 2 zu unterscheiden, wie das gelegentlich C. G. Jung tut. Vielleicht hilft es Ihnen auch, um sich besser vorstellen zu können, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass es neben unserem Bewussten einen Bereich in uns gibt, der uns nicht oder fast nicht bewusst ist. Die Person Nr. 1 steht für Ihre äußere Welt, also zum Beispiel Ehemann, Vater, Freund, Arzt zu sein. Als Person Nr. 1 versuchen Sie Ihren Platz in der Welt und in der Gesellschaft zu finden. Sie kümmert sich um die äußeren Belange Ihres Lebens.

Person Nr. 2 steht für Ihre innere Welt, die mit dem Unbewussten, mit Ihrer Tiefe, Ihrer Seele in Berührung ist bzw. in Kontakt zu kommen versucht. Sie schaut nach innen, lebt von innen heraus, inwendig. Die Welt der Person Nr. 2 beschreibt C. G. Jung als eine Welt, in der der Eintretende gewandelt wird. Von der Anschauung des Ganzen überwältigt und sich selbst vergessend, kann er nur noch sich wundern und bewundern. Hier lebt »der Andere«, der Gott als ein heimliches, persönliches und zugleich überpersönliches Geheimnis kennt. Hier trennt nichts den Menschen von Gott. Ja es ist, wie wenn der menschliche Geist zugleich mit Gott auf die Schöpfung blickt. Robert A. Johnson nennt diesen Bereich »Goldene Welt«34.

Mit der sichtbaren Welt von Person Nr. 1 kommen Sie durch Ihre Sinneserfahrung und Ihren Verstand in Kontakt, »die Berührung mit der unsichtbaren Welt von Person Nr. 2 geschieht durch Stille, Intuition, Träume und religiöse Erfahrungen«35. Schließlich können uns unterschiedliche Formen von Psychotherapie, Rituale, das Malen von Mandalas dabei unterstützen. Auch das Lesen in der Bibel kann dazu beitragen, mit der Welt des Unbewussten und dem Gold darin in Berührung zu kommen. Daneben kann die Anima, von der gleich noch die Rede sein wird, uns im Dienste der Seele dabei helfen, im Gold, das wir in der anderen Person sehen, unser eigenes inneres Gold zu entdecken.

Die Seele ist das Innerste und Wertvollste vom Menschen


Um im kollektiven Unbewussten Gold für uns zu entdecken, müssen wir an das Unbewusste »glauben«; wir müssen davon ausgehen, dass es existiert. Wir müssen ihm unsere Aufmerksamkeit schenken. Wir müssen vor allem an die Seele glauben und daran, dass es in ihr eine Kraft gibt, die uns zu dem Gold führt. Die Seele ist es, die die Welt des Unsichtbaren, des Unbewussten, mit der Welt des Sichtbaren und Bewussten verbindet. Sie wirkt aus der Welt des Unsichtbaren in die Welt des Sichtbaren hinein und bedient sich dabei der Anima, die uns mit Hilfe von Projektionen helfen soll, unser inneres Gold zu entdecken. Daher ist es zunächst wichtig, dass wir uns mit der Seele befassen.

Die Seele ist das Innerste im Menschen, schreibt der Psychoanalytiker Bruno Bettelheim.36 Sie ist der Sitz unseres Geistes und unserer Leidenschaften. Dabei bleibt uns die Seele weitgehend unbewusst. Sie lässt sich nicht eindeutig beschreiben, geschweige denn, dass sie zu fassen wäre. »In mancher wichtiger Hinsicht ist sie tief verborgen und auch sorgfältiger Forschung kaum zugänglich. Sie ist nicht greifbar, übt aber trotzdem einen mächtigen Einfluss auf unser Leben aus. Sie ist das, was uns menschlich macht.«37 Bruno Bettelheim geht so weit zu sagen, dass die Seele dem Menschen zu seinen Lebzeiten das Wertvollste ist.38 Für Robert A. Johnson ist die Seele inneres Gold, der höchste Wert der menschlichen Psyche.39 Sie ist das Beste von uns.

Entgeht jenem Menschen, der glaubt, keine Seele zu haben, dem die Seele fremd geblieben ist, der keinen Zugang zu ihr hat, nicht gerade das Wertvollste? Manchmal habe ich den Eindruck, dass uns die Fähigkeit, mit unserer Seele in Berührung zu kommen, abhan­dengekommen ist; dass es uns zumindest schwieriger geworden ist, Zugang zu ihr zu finden. Ich kenne das jedenfalls von mir selbst. So gibt es Phasen, in denen ich mich wie abgeschnitten von meiner Seele erlebe. Manchmal wird mir das jäh bewusst, dann wieder merke ich es über eine lange Zeit nicht. Bis ich irgendwann innerlich aufwache. Vielleicht, weil ich merke, dass mir etwas fehlt. Oder ich befinde mich in einer schwierigen Situation und muss feststellen, dass mich diese Situation überfordert. Ich merke, dass ich, um die Situation bewältigen zu können, Unterstützung von Kräften benötige, die mir vertraut sind, die sich in ähnlichen Situationen bewährt haben, zu denen ich im Moment aber keinen Zugang habe. Ich lausche dann nach innen, versuche einzutauchen in meine Tiefe, mit meinem Innersten, meiner Seele in Beziehung zu kommen. Mich sozusagen an meine Seele anzuschließen, sensibel zu werden für sie, sie wahrzunehmen. Das setzt freilich voraus, dass ich an die Seele glaube.

Die Seele ist ein wesentlicher Teil von...


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