Es knistert und brutzelt. Der Duft von saftigem Fleisch erfüllt die Luft, in geselliger Runde wird erzählt und gescherzt. Das Barbecue und damit die immer beliebter werdenden Smoker ha ben vor längerer Zeit Einzug in unsere Breiten gehalten und mit ihnen eine neue Epoche der Gemütlichkeit und des guten Essens.
Barbecue und Grill sind zwei Paar Schuhe
Oftmals wird Barbecue als Synonym für das Grillen verwendet. Der wesentliche Unterschied liegt aber in der Garmethode selbst. Wäh rend Grillfleisch aus sehr kleinen Stücken besteht und über der Glut bei einer Temperatur von etwa 200 bis 300 Grad gegart wird, werden beim Bar becue die erheblich größeren Fleischstücke (teilweise sogar ganze Tiere) durch heißen Rauch gegart, dessen Temperatur zwischen 90 und 160 Grad liegt. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Fleischstück bis zu 20 Stunden benötigt, bis es verzehrt werden kann.
Barbecue – oder schlicht BBQ – und Smoken sind untrennbar miteinander verbunden. Aber woher stammt der Begriff „Barbecue“ und was bedeutet er genau?
Viva la Barbecue – So fing alles an
Der genaue Ursprung des Begriffs „Barbecue“ ist nicht eindeutig geklärt. Einer Theorie zufolge reichen die ältesten Aufzeichnungen, die sich mit dem Begriff „Barbecue“ befassen, bis in das frühe 15. Jahrhundert zurück und stammen von spanischen Entdeckern, die die Karibik bereisten. Sie beobachteten und dokumentierten Einheimische beim Garen von Fleisch, das sich auf Gerüsten aus Stöcken über und neben einer offenen Feuerstelle befand. Diese besondere Garmethode war zur Zeit der Eroberung Amerikas durch die Spanier bereits in der Karibik sowie die gesamte Festlandküste entlang bis nach Brasilien bekannt. Die Einheimischen verwendeten Agaven- und Bananenblätter, die sie um das Fleisch wickelten und dadurch einen exotischen Geschmack erzielten. Das Fett wurde nach dem Garvorgang als Suppe für die Vorspeise genutzt. Die Spanier waren an der weiteren Entwicklung des BBQs beteiligt, da sie das Schwei ne fleisch in Amerika etablierten, dessen Kultstatus beim BBQ bis heute ungebrochen ist. Vor dem Einzug des Schweinefleisches be dien ten sich die Einheimischen vor allem Reptilien (insbesondere Schlangen) sowie Fischen, Nagern und Vögeln. Die Eingeborenen bezeichneten die Holzkonstruktion mit dem Wort „Barbacòa“, was sich in der Folge schnell zum geflügelten Wort entwickelte. Erstmals offiziell genannt wird die Bezeichnung „barbecue“ 1661 im „Oxford English Dictionary“, in dem es zuerst lediglich das Holzgerüst, später die Mahlzeit an sich beschreibt.
Die erste belegte Verwendung des Begriffs „Barbecue“ fällt mit der Erwähnung im „Oxford English Dictionary“ zusammen. In Edmund Hickeringills Abhandlung „Jamaica Viewed“ findet sich folgender Satz:
„Animals are slain, And their flesh forthwith Barbacu’d and eat.“
„Tiere werden getötet und ihr Fleisch wird sofort gegrillt und gegessen.”
Barbecue als Präsidenten-Essen
1733 bediente sich Benjamin Lynde und später auch die amerikanischen Präsiden ten George Washington und Thomas Jefferson dem Begriff des Barbecues, um ihre traditionellen Festivitäten zu beschreiben. Das BBQ als Siegesfeier war mehrere Jahrzehnte bei den amerikanischen Präsidenten beliebt. 1923 veranstaltete Jack C. Walton, Präsi dent des Staates Oklahoma, ein opulentes BBQ mit 289 Rindern, 70 Schweinen, 36 Schafen, 2540 Kaninchen, 134 Opossums, 15 Rehen, 1427 Hühnchen und einer Antilope.
Einer anderen Theorie zufolge leitet sich Barbecue von der französischen Wendung „barbe à queue“ ab, was soviel wie „Vom Bart zum Schwanz“ bedeutet und das Garen von ganzen Tieren be zeichnet. Eine weitere mögliche Erklärung des Wortursprungs verbindet die englische und die französische Definition. 1829 bezeichnete der „National Intelligencer“ die Anhänger von Präsident Andrew Jackson als „Bar ba cus“, weil sie ihrem Anführer treu ergeben waren und alles erdenklich Gute für ihn taten, um ihn zu unterstützen und ein angenehmes Leben zu bereiten. Im Englischen gibt es für derartige Opferbereit schaft eine Redewendung, die in der deutschen Sprache jedoch kein Äquivalent findet: „Going the whole hog, from the beard (barbe) to the tail (queue).“
Der Begriff Barbecue taucht von diesem Zeitpunkt an immer wieder an den unterschiedlichsten Schau plätzen der Weltgeschichte auf. Gemeint ist dabei immer dasselbe: Das Garen von Fleisch oder anderen Lebensmitteln bei geringer bis mittlerer Hitze.
An welche Entstehungsgeschichte man nun glauben mag und ob man das ausgeschriebene Barbecue, die Abkürzung BBQ oder das minimalistische Q als Bezeichnung des Ganzen bevorzugt, hat glücklicherweise keinen Einfluss auf das Ergebnis und liegt einzig im Auge des Betrachters.
Grubenschweine
Seinen großen Durchbruch feierte das BBQ um 1800 zur Zeit der Plantagen im Süden der USA. Unzählige Menschen waren hier Tag für Tag mit harter Arbeit beschäftigt und mussten mit wenig Aufwand möglichst unkompliziert ernährt werden. So fand das langsame und wenig arbeitsintensive Garen immer größere Verbreitung. Hauptzutat für diese klassischste Form des BBQ waren Schwei ne, die leicht zu züchten, alles fressen und durch ihr Fett sehr nahrhaft sind. Bis heute ist die Beliebtheit dieser Tiere beim BBQ ungebrochen.
Die Technik macht’s
Die ursprüngliche Technik des BBQs unterschied sich jedoch von den später populären Holzkonstruktionen. Der große Arbeitsaufwand und die hohe Brenngefahr verlangten eine andere Umsetzung. Zuerst wur de eine Grube oder ein Graben (engl. „pit“) ausgehoben. In dieser circa ein Me ter breiten und einen halben Meter in den Boden reichenden Vertiefung (die Länge richtete sich nach der Menge der Esser) wurde ein Holzfeuer entfacht und heruntergebrannt, bis ein gleichmäßiges Glut bett entstand. Die Schweine, ausgenommen und aufgespreizt, wurden auf Stecken und Latten gespannt und über diese Gruben gelegt. Ein Pitmaster sorgte durch Nachlegen von Feuerholz für eine gut verteilte und nicht zu heiße Glut.
So war es durchaus möglich, abzüglich der Vorbereitungen, 15 bis 20 ganze Schweine mit nur einer Arbeitskraft zu garen. Nach 16 bis 20 Stunden über niedriger Temperatur war das Fleisch so weich, dass man es ohne große Mühe vom Knochen zupfen konnte. Ein Zerle gen oder ähnliches war überflüssig. Mit einer Sauce, meist auf Essig- und Wasser basis, hatte man so genug Fleisch, um Arbeiter und Sklaven zu versorgen.
Einzug in die privaten Gärten
Nicht wenige fanden Gefallen an dieser Art der Nahrungsaufnahme und praktizierten sie auch zu Hause. Man traf sich abends zum BBQ im eigenen Garten oder auf einer Wiese. So zogen die ersten „Grubenschweine“ in die Privathaushalte der Südstaatler ein. Dabei zeigten sich die Anhänger der leckeren Grillmethode durchaus kreativ. War der eigene Garten für ein großes Loch zu klein, so musste auch einmal eine Wanne herhalten.
Made in Germany
Auch wenn die Herkunft des Begriffs BBQ sich geografisch nicht eindeutig zu ordnen lässt, weiß man, wer die Pionier arbeit für die Verbreitung und die Verfeinerung des BBQs geleistet hat: Auswan derer mit deutschen Wurzeln.
Weil die ersten, die das notwendige Fleisch zum Barbecue verkauften, zwangsläufig Geschäfte eröffnen und Steuern zahlen mussten, sind von diesen Vorreitern des BBQs Namen bekannt. Dazu gehören unter anderem George Ridenhour, Sid Weaver, Warner Stamey, Jess Swicegood und John Blackwelder. Familiennamen, die in der alten Welt ursprünglich noch Reitnaur, Weber, Stemme, Schweissgauth und Schwarzwälder hießen und somit auf deutschstämmige Familien verweisen.
Speziell Schweinefleisch galt in allen deutschsprachigen Ländern als das Fleisch der Arbeiter klasse. Da die meisten Einwanderer in Amerika dieser Schicht angehörten, kannten sie sich mit dessen Zubereitung bestens aus und gaben ihr fundiertes Wissen an ihre nachfolgenden Generationen weiter. Fleisch in Lake einzulegen, also zu „brinen“, war für die Metzger unter den deutschen Einwanderern und deren Erben ebenso Routine wie das Räuchern. Ideale Voraussetzungen also, um das „herkömmliche“ Barbecue aufzuwerten und zu perfektionieren.
Im Laufe der Zeit bildeten sich dabei nationale Spezialitäten heraus. So gilt die Schulter mittlerweile als das Teilstück für Pulled Pork („gerupftes Schwein“). Ihr Fett gibt Saftigkeit und sorgt für eine sehr gute Aufnahme des Rauchgeschmacks. Die deutschen Metzger nahmen damals das aus ihrer Sicht beste Stück, Schäufele oder auch Schaufelbraten genannt, und bereiteten es nach der landestypischen Art zu. Die richtige Mischung aus alter deutscher Fleischer kunst und der traditionellen Hog-Cooking-Kultur der Südstaaten bereitete die Basis des heutigen BBQs.
Piedmont-Style: Barbecue als Kassenschlager
Anfang des 20. Jahrhunderts schossen plötzlich in den Bergen...