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E-Book

Das Parasympathikus-Prinzip

Wie wir mit nur wenigen Atemzügen unseren inneren Arzt fit machen

AutorDr. med. Franz J. Sperlich, Dr. med. Ursula Eder
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2019
ReiheGU Gesundheit 
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783833872129
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Wir alle werden von zwei schlauen 'Managern' des Nervensystems gesteuert: vom Sympathikus, der uns aktiv und leistungsfähig macht, dafür unsere Reserven verbraucht, und vom Parasympathikus, dessen größter Anteil der Vagus-Nerv ist und der als unser innerer Arzt Entzündungsprozesse stoppt, Stresshormone bremst und für Regeneration sorgt. Unsere hektische Lebensweise führt zu einer Daueraktivierung des Sympathikus, der Parasympathikus wird ausgebremst. Die fehlende Erholung kann zu gesundheitlichen Störungen bis hin zu schweren Krankheiten führen. Dabei braucht es nur ein paar Atemzüge, um den Parasympathikus zu unterstützen. Anhand der Figur des Dr. med. Parasympathikus erklären die Autoren das Prinzip unseres inneren Arztes und vermitteln leicht verständlich die oft verwirrenden und ursächlichen Zusammenhänge zwischen Herz und Hirn. Mithilfe spezieller Atemübungen und eines einfachen Mentaltrainings kann der Leser nachhaltig seinen Regenerationsmodus aktivieren.

Dr. med. Franz J. Sperlich ist Arzt und Experte für angewandte Neurowissenschaften. Neben der Tätigkeit in seiner Praxis für integrierte Medizin in Lilienthal bei Bremen tritt er international als Keynotespeaker auf: Es gelingt ihm hervorragend, komplexes Wissen verständlich, bildhaft und fesselnd zu vermitteln. Dank seiner Erfahrungen als Arzt wie als Trainer weiß er, wie groß der Wunsch vieler Menschen ist, in unserer schnelllebigen Zeit den Weg zurückzufinden in ein glücklicheres, entspannteres und stressärmeres Leben.www.dr-med-sperlich.de

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Leseprobe

DIE GESUNDHEIT STEUERN MIT DEM PARASYMPATHIKUS


Das Überleben in der Evolution ist bis zum heutigen Tag demjenigen mit der größten Anpassungsfähigkeit an veränderte Lebensbedingungen gelungen. Ein wichtiges Werkzeug dafür ist unser vegetatives Nervensystem. Wie wir in jeder Sekunde des Lebens unsere Gesundheit steuern können, lesen Sie in diesem Kapitel.

WAS HAT DER MENSCH MIT EINEM AUTO GEMEIN?


Haben Sie schon mal etwas gehört von Rekuperation? Nein? Gehört haben Sie dieses Wort vielleicht noch nicht, aber Sie haben diese Rekuperation schon sehr oft genutzt und Sie werden Sie in der technischen Zukunft noch viel mehr nutzen. Wir erklären Ihnen, was es damit auf sich hat.

Stellen Sie sich ein kleines, nettes Elektro-Auto vor. Dieses Auto fährt mit Strom und es macht nun mit Ihnen als Fahrer an Bord einen kleinen Ausflug. Sie können zum Fahren, da es ein E-Auto ist, nur den Stromgeber (im Buch als »Gaspedal« bezeichnet) bedienen oder bremsen mit dem Bremspedal – und natürlich lenken.

Es geht los. Sie starten den Motor. Nach einigem Leuchten und Piepsen in Ihrem schlauen Auto fahren Sie los. Wie machen Sie das? Um vorwärtszukommen, betätigen Sie das Gaspedal, und um nicht irgendwo anzustoßen, lenken Sie in die richtige Richtung und um Kurven und Hindernisse herum. Wenn Sie zu schnell werden, dann bremsen Sie Ihr Auto mit dem Bremspedal ab. Wenn es zu langsam vorangeht und die Bahn frei ist, dann geben Sie Gas mit Ihrem Gaspedal. Wenn es notwendig wird, zum Beispiel weil Verkehr oder Verkehrsregeln das erfordern oder auch weil Hindernisse im Weg Sie dazu zwingen, dann halten Sie mit Ihrer Bremse an. Sie halten natürlich auch an, um zum Beispiel den Reifendruck zu prüfen und wenn Sie den Akku des Autos wieder aufladen müssen. Sie müssen noch nicht einmal ein hervorragender Autofahrer sein, um von einem Ort zum anderen zu kommen, es reicht schon, wenn Sie gelernt haben, wie die Sache grundsätzlich funktioniert. Und das »nur« mit Ihrem Gaspedal und mit Ihrem Bremspedal. Und natürlich mit der Technik Ihres Autos. Ab und zu – wenn es eng wird – mischt sich eventuell noch der Bordcomputer ein in Form eines Assistenzsystems.

VON GUTEN UND SCHLECHTEN AUTOFAHRERN


Warum kommen Sie eigentlich heil am Zielort an? Der Grund dafür ist, dass Sie gelernt haben, Gaspedal und Bremspedal und die ganze andere Technik des Autos so routiniert zu betätigen, dass Sie, ohne irgendwo anzuecken, von A nach B kommen. Lediglich Strom verbraucht Ihr Auto.

Einige von uns sind sehr gute, einige superschlechte Autofahrer. Zumindest glauben viele das eine von sich selbst oder sie glauben das andere von den anderen Autofahrern, die sich ebenfalls im Straßenverkehr bewegen. Aber alle sind wir Autofahrer.

Was zeichnet eigentlich einen guten beziehungsweise einen schlechten Autofahrer aus? Das kommt natürlich darauf an, welche Kriterien wir anlegen für eine Bewertung. Betrachten wir einmal zwei Extremfälle, die nur mit der Betätigung von Gas- und Bremspedal zu tun haben.

Fahrertyp 1: Dieser Autofahrer benutzt ausschließlich das Gaspedal, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Er fährt also in A los und kommt auch schließlich in B an. Er drückt einfach immerzu nur das Gaspedal, mal mehr und mal weniger. Das Bremspedal ignoriert er, denn damit kommt man ja in seinen Augen nicht vorwärts – wer will denn schon bremsen? Das hält ja nur auf! Selbstverständlich hinterlässt dieser Fahrer unterwegs an sich selbst, am und im Auto und natürlich auch in der Umgebung, durch die er gefahren ist, zwangsläufig Schäden, denn er ist ja immerzu mit Tempo unterwegs und kann entsprechend oft nicht anhalten oder auch nicht langsam genug um Hindernisse herumfahren. Es scheint also nicht so schlau zu sein, auf diese Weise ein Auto zu steuern! Zum Glück fährt auf diese Art normalerweise auch niemand in der Realität. Dafür sorgt schon die Fahrschule, die man erst mal mit einer Prüfung bestehen muss. Im Fahrunterricht bekommen wir alle beigebracht, was Verkehrsregeln sind und wie man diese zu befolgen hat, und neben der richtigen Bedienung des Autos auch das umsichtige Fahren im Straßenverkehr.

Fahrertyp 2: Dieser Autofahrer steht ausschließlich auf der Bremse. Er sitzt auch im Auto, hört das Brummen des Motors und sieht die hübschen Leuchtanzeigen. Er kann vielleicht auch Musik hören und sicher kann er aus dem Fenster schauen und sehen, wie alle anderen Verkehrsteilnehmer an ihm vorbeifahren. Die Strecke von A nach B wird aber ein solcher Autofahrer niemals zurücklegen, denn er bleibt in A stehen – er bewegt sich ja keinen Meter weiter, wenn er nur auf der Bremse steht.

Heil am Ziel ankommen

Diese beiden extremen Verhaltensweisen, also entweder nur Gas geben oder nur bremsen, bringen uns also beim Autofahren nicht wirklich weiter. Zumindest nicht, wenn wir schließlich erfolgreich und heil irgendwo ankommen wollen. Es scheint also doch schlau zu sein, beide Pedale, die uns unser Auto zur Verfügung stellt, sinnvoll kombiniert zu betätigen.

Das kann man auf die verschiedensten Weisen machen: Hier eine kleine Auswahl von verschiedenen Fahrertypen mit recht unterschiedlichen Fahrstilen, denen wir alle schon oft auf der Straße begegnet sind.

Ein dynamischer Raser arbeitet natürlich mit dem Gaspedal und mit der Bremse, und zwar folgendermaßen: Wenn die Bahn frei ist, gibt er kräftig Gas und kommt entsprechend auf einer solchen Strecke schnell voran. Das freut den dynamischen Raser. Wenn plötzlich eine Kurve, ein Hindernis oder eine rote Ampel auftauchen, dann fährt dieser Fahrer weiterhin mit gedrücktem Gaspedal auf das Hindernis zu – überzeugt davon, dass das Hindernis verschwindet, bevor er da ist. Tut es das nicht, steigt der dynamische Raser kräftig auf die Bremse, um das Auto aus voller Fahrt abzubremsen.

Der ängstliche Trödler benutzt ebenfalls Gaspedal und Bremse. Vorsichtig und langsam bewegt er sich durch den Straßenverkehr. Im Gegensatz zum dynamischen Raser drückt er aber viel lieber auf die Bremse als aufs Gaspedal. Das Gaspedal betätigt er nur so weit, dass er gerade vom Fleck und entsprechend auch von A nach B kommt. Sobald das geringste Hindernis erkennbar ist, tritt der ängstliche Trödler gern und fest auf die Bremse – es könnte ja etwas Schlimmes passieren. Ein Nebeneffekt dieses Fahrstils ist, dass der ängstliche Trödler zum Hindernis für alle anderen Fahrer wird.

Was wollen wir Ihnen mit diesen kleinen Autofahrergeschichten erzählen? Sie stehen natürlich stellvertretend für etwas, das mit uns und unserer Gesundheit zu tun hat. Damit das deutlicher wird, brauchen wir noch einen weiteren Typ Autofahrer mit einem weiteren Fahrstil.

Der schlaue Regulierer macht genau das, was sein Name sagt – er reguliert schlau sein Autofahren: Er möchte ebenfalls gern zügig von A nach B kommen und wenn es die äußeren Bedingungen nötig machen, gibt auch der schlaue Regulierer ordentlich Gas. Das Wichtigste und Optimale bei seiner Art, Auto zu fahren, ist, dass er vorausschauend fährt. Das bedeutet, er achtet sehr auf seine Umgebung, durch die er sich bewegt. Mit einem solchen umsichtigen Verhalten kann er vor ihm liegende Kurven, Hindernisse und Ampeln rechtzeitig erkennen und rechtzeitig Tempo aus dem System herausnehmen. Er muss also nicht so oft und so viel auf die Bremse steigen wie zum Beispiel der dynamische Raser, weil er durch sein vorausschauendes Fahren sowieso schon langsamer unterwegs ist, bevor er beim Hindernis ankommt. Außerdem achtet er sehr auf Tempolimits und auf die Straßenverhältnisse. Er passt sich also seiner Umgebung und den Bedingungen in seiner Umgebung so an, dass er nicht unnötig viel Energie verbraucht oder unnötige Schäden verursacht. Trotzdem kommt er in den meisten Fällen kaum später am Ziel an als der dynamische Raser. Was er aber sehr viel besser gemacht hat als der dynamische Raser: Er hat durch seine umsichtige Art des Autofahrens Ressourcen beim Strom und auch an den Bremsen und den sonstigen Verschleißteilen geschont, indem er seine Fahrweise schlau an die Bedingungen in seiner Umgebung angepasst hat.

Gesundheitssteuerung durch Rekuperation

Nun sind wir schon fast angekommen bei dem, was das alles mit unserer Gesundheitssteuerung zu tun hat. Ein wichtiger Aspekt fehlt uns aber noch, der zu Beginn schon erwähnt wurde: die Rekuperation.

Rekuperation ist ein Begriff aus der Technik, der einen ganz besonderen Aspekt der Ressourcenschonung ausdrückt. Um ihn zu verstehen, kommt wieder unser kleines Auto, mit dem wir gerade unterwegs waren, ins Spiel. Am besten setzen wir wieder den schlauen Regulierer in das kleine Auto, das aber jetzt eine neue Bremstechnik an Bord hat. Unser kleines, schlaues Auto wurde vom Autobauer mit etwas Neuem für dieses Auto ausgestattet, das unter den Begriff der Rekuperation fällt. Was bedeutet das?

Wir betrachten jetzt mal unseren Fahrer, den schlauen Regulierer, etwas genauer:

Was ist seine Absicht? Er möchte am liebsten alles unter einen Hut bekommen: Er will zügig von A nach B kommen – deshalb fährt er mit dem E-Auto und geht nicht zu Fuß. Weil er aber weiß, dass das Autofahren Ressourcen kostet, also Strom und Verschleiß von Teilen, und auch für die Umwelt nicht besonders verträglich ist, möchte er sich so verhalten beim Autofahren, dass er möglichst...

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