Piraten kommen nicht auf die Idee, zwei Schiffe gleichzeitig zu kapern. Erfolg entsteht durch Konzentration. Konzentration führt zur Übermacht der Kräfte.
Der moderne Pirat vermeidet geistige Rüstzeiten, indem er nicht zwischen den Projekten springt. Er entscheidet: Das Thema zu Ende bringen oder bleiben lassen.
Kräfte konzentrieren ist effizient!
Erfolg ist das Ergebnis von Konzentration. Das können wir von historischen Piraten lernen. Sie kämen nie auf die Idee, mehr als ein Schiff gleichzeitig zu entern. Sie konzentrieren sich und achten darauf, fokussiert genug zuzuschlagen, um erfolgreich zu sein.
Wer sich konzentriert, hat nur ein einziges Schiff im Visier. Niemand kann zwei oder drei Aufgaben gleichzeitig angehen, so sagt der US-Ökonom und Managementguru Peter F. Drucker (2014). Er beschreibt Zeit als den limitierenden Faktor jedes Erfolgs. Das Ergebnis jedes Leistungsprozesses sei durch das am knappsten vorhandene Hilfsmittel begrenzt, die Zeit. Es ist besonders notwendig, das Wesentliche im Blick zu behalten, um das knappe Gut Zeit nicht zu verschwenden. Nicht Führende, sondern besonders Ausführende leiden unter Zeitmangel. „Man kann sie geradezu als Leute bezeichnen, die normalerweise über ihre Zeit nicht verfügen können, weil sie für wichtige Angelegenheiten anderer zur Verfügung stehen müssen“, wird Drucker zitiert (Forschelen 2017). Das genau gilt es für den modernen Piraten zu vermeiden. Lassen Sie sich nicht zur Auslagerungsstelle von Erfolgreichen machen.
Wenn Sie wissen, dass der Unterschied zwischen Führen und Ausführen die freie Verfügung über Ihre Zeit ist, wissen Sie auch, dass Führen nicht davon abhängt, was in Ihrem Arbeitsvertrag steht.
Sie selbst entscheiden, zumindest in einem weiten Rahmen, ob Sie führen oder ausführen. Machen Sie deshalb Ihren Erfolg lieber selbst und bestimmen Sie Ihr eigenes Thema.
Eines der Geheimnisse, wie Sie Konzentration zum Schlüssel für Erfolg machen, ist, dass Sie Ihre Zeit effektiver nutzen. Wer an vielen Themen gleichzeitig arbeitet oder ständig von den Erfordernissen getrieben wird, hat keine Kontrolle mehr über seine Zeit. Er muss sich nach dem wichtigen und unaufschiebbaren Telefonat, nach der Tabelle für den Chef wieder und wieder in sein Thema einarbeiten, den Faden suchen und ihn wieder aufnehmen, die Dokumente oder Notizen zum Projekt erneut querlesen. Arbeit, die eigentlich bereits erledigt ist, muss wieder und wieder gemacht werden. Was für eine Verschwendung.
In vielen Industrien werden komplexe Maschinen benutzt. Sie werden so eingerichtet, dass sie zum Beispiel Formteile für Kraftfahrzeuge industriell herstellen können. Sind sie erst einmal eingerichtet, also vorbereitet für den Fertigungsprozess, können sie die Formteile schnell und präzise produzieren. Mithilfe dieser Technik werden viele Güter des Industriezeitalters erst bezahlbar, weil sie ökonomisch angefertigt werden können. Viele der Maschinen können zur Produktion anderer, ähnlicher Teile umgerüstet werden. Allerdings benötigt dies eine gewisse Rüstzeit – wertvolle Zeit, in der nicht produziert werden kann. Wenn die Maschine also umgerüstet ist, kann es erneut losgehen und die zweite Variante an Teilen effizient und schnell produziert werden. Kein Betrieb käme allerdings auf die Idee, seine Maschine jeden Tag dreimal umzurüsten, um drei verschiedene Teile im Wechsel produzieren zu können. Das wäre unökonomisch und nicht besonders sinnvoll.
So einsichtig einem das für Maschinen ist, so diffus ist die Erkenntnis, wenn es darum geht, sich selbst auf nur eine Sache zu konzentrieren. Denn wenn wir bei unserer Arbeit viele Male von einem zum anderen Thema springen, erleben wir selbst geistige Rüstzeiten.
Geistige Rüstzeit vermeiden
Wenn Sie bei einer Sache bleiben, vermeiden Sie geistige Rüstzeit und arbeiten fokussiert statt zerstreut. Das eine, eigene Thema liegt klar vor einem: So geht Effizienz!
Wo der Fokus ist, ist die Energie. Ein einfaches Rechenbeispiel dazu: Sie haben in drei Monaten sechs vergleichbare Projekte. Wenn Sie sich konzentrieren, sind Sie mit jedem Projekt in zwei bis drei Wochen fertig. Leichte Überschneidungen sind nicht zu vermeiden: Während beim vorhergehenden Projekt noch die Dokumentation zu Ende gebracht wird, gibt es vielleicht erste Kundengespräche für das nächste Thema. Wenn die Projekte dagegen parallel laufen, werden sich einzelne Projekte vielleicht acht Wochen hinziehen. Möglicherweise schaffen Sie ein siebtes oder achtes Projekt, wenn Sie Wartezeiten nutzen können. Aber die Themen werden langsamer zu Ende gebracht oder gar nicht, Kunden warten länger. Sie selbst sind unzufriedener und nicht bei jedem Projekt voll bei der Sache. Sie bringen damit nicht Ihr gesamtes Potenzial ein. Sie verlieren mehrmals am Tag Zeit, um sich in acht verschiedene Sachverhalte zurückzudenken. Kurz: Sie geben Ihrer Zeit nicht den Stellenwert, die sie haben sollte.
Übermacht durch volle Konzentration
Wer an Piraten denkt, dem erscheinen vor seinem geistigen Auge Seeräuber, die über die Reling klettern, den Dolch zwischen den Zähnen, sich nur an einem Tau festhaltend: Gefährliche Kerle, die sich nehmen, was sie wollen. Nun, mit dieser beängstigenden Vorstellung sind Sie nicht allein. Das Bild ist sozusagen eine Art Werbeversprechen der Piraten gewesen. Die Besatzungen der Beuteschiffe müssen ein ähnliches Bild vor sich gesehen haben, wenn der Jolly Roger gehisst wurde. Denn Fakt ist, die wenigsten Schiffe mussten wirklich gekapert werden. Den Besatzungen der angegriffenen Handelsschiffe war meist sofort klar, dass sie den Angreifern unterlegen waren. Sie ergaben sich. Was war das Geheimnis der Piraten?
Piraten setzten oft auf den Faktor „Übermacht“. Eine große Crew, gut bewaffnet und – vor allem – mit dem unbedingten Willen ausgestattet, das Objekt der Begierde einzunehmen. Die Chancenlosigkeit der Handelsschiffe war in vielen Fällen offensichtlich. Die Übermacht der Piraten sorgte dafür, dass die Handelsbesatzungen aufgaben – und rettete so Leben und Energie von Piraten und Gekaperten gleichermaßen.
Übermacht beim modernen Piraten bedeutet nun nicht, dass Sie mit Ihrer Crew die Kantine stürmen, um mehr Schnitzel zu erbeuten – obwohl das vermutlich funktionieren würde. Vielmehr ist gemeint, dass Sie durch volle Konzentration auf nur ein Thema eine Übermacht an Wissen und Einsatzbereitschaft gegenüber Wettbewerbern, Kollegen oder Vorgesetzten erreichen können. Stellen Sie sich vor, in den nächsten zwei Wochen drehte sich bei Ihnen alles nur um ein Thema! Wie weit werden Sie den anderen voraus sein? Ihr Durchsetzungswille, basierend auf Engagement und der vollen Aufmerksamkeit für das Thema, macht Sie in vielen Fällen von vornherein zum Sieger. Wenn Sie sich konzentrieren, hissen Sie sozusagen die schwarze Flagge. Die zeigt Wettbewerbern und Konkurrenten schnell, dass sie besser aufgeben, denn mit Ihnen kann man nicht mithalten. Schließlich hat die Konkurrenz ja nicht nur ein Projekt. Machen Sie sich einen Ruf, der der Konkurrenz von vornherein den Wind aus den Segeln nimmt. Für solche Unterfangen gilt einmal mehr: Jetzt aber volle Konzentration.
Nur ein Thema, auch für das Team
Wird das Prinzip „nur ein Thema“ auch in Ihrer Organisation oder Firma angewendet, wissen alle Crew-Mitglieder, wo die Reise hingeht. So kann man die Energie der Mitarbeiter lenken und dafür sorgen, dass effizienter gearbeitet werden kann. Anstatt wieder und wieder Einzelheiten in aufwendigen Meetings zu klären und die Arbeiten mühsam miteinander zu koordinieren, reicht es aus, wenn die ganze Mannschaft weiß, wo es hingeht. Alle Kräfte sind von vielen unnötigen Verwaltungsarbeiten befreit und können tun, was nötig ist, um Kurs zu halten. Jeder spart Zeit und Nerven, die besser für das Projekt selbst eingesetzt werden.
Sicher, es gibt immer mehrere Themen, die keinen Aufschub zu dulden scheinen. Das eine oder andere landet zum Beispiel nur deshalb auf dem eigenen Tisch, weil es das Thema Nummer eins von jemand anderem ist. Dann ist es aber nicht Ihr Projekt! Am Ende müssen trotzdem mehrere Themen unter Kontrolle sein. Die Priorität des Piraten liegt dabei immer auf dem Thema. Dazu gehört, sich immer im Klaren zu sein, welches das eine, das wichtigste Thema ist – und dieses eine Thema voranzubringen.
Albert Einstein arbeitete 1907 im Patentamt zu Bern. Ihm wird nachgesagt, er sei in einem Sessel in eben diesem Patentamt gesessen (Pais 2010), als er den wegweisenden Geistesblitz zur Äquivalenz zwischen träger und schwerer Masse hatte. Die Folgerungen, die sich daraus ergaben, führten am Ende zur neuen Theorie der Gravitation. Bahnbrechender konnte ein Erfolg kaum sein. Dennoch schreibt heute alle Welt, Einstein habe im Patentamt gearbeitet, während er die Welt der Physik aus den Angeln hob. Vermutlich war es umgekehrt: Als Einstein die neue Theorie der Gravitation entwickelte, arbeitete er nebenher im Patentamt – das wusste nur sein damaliger Chef nicht. Es ist doch relativ unwahrscheinlich, dass dem Physiker nicht bewusst war, was sein Projekt war.
Erfolgreich sind die Besessenen. Denn sie wissen, was ihr Projekt ist.
Alle Ressourcen für das eine Ziel
Nur ein Thema? Auf dem Karriereweg sind in der Regel zwei und nicht nur ein...