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Saul ein Mann aus dem Volk
Israel wollte1 einen König! – Israel bekam2 einen König. Und so begann sich, aus anfänglich einem Menschen welcher Gott vertraute3, eine Nation mit einem König zu formieren, der die Stämme vereint4, mit einem landesweiten Territorium allen Schwierigkeiten und Gegnern zum Trotz, sich durchsetzte. Und das entwickelte sich nur aus dem Grund, weil sie Gott als einzigen Gott akzeptierten und mit Ihm den Bund eingegangen sind5. Ist Gottes Herrschaft dadurch grundsätzlich in Frage gestellt? – Nein6!
Ist dann, durch diese Forderung nach einem König, Gottes Königsherrschaft in Frage gestellt? – Auch nicht7!
Ob Israel nun will oder nicht – sie sind SEIN Volk8. Und nur weil ein Volk im Sichtbaren auf der Erde meint einen König haben zu müssen, betrifft dies noch lange nicht Gottes gesamten Herrschaftsbereich (wir erinnern uns Allumfassend)9. Zudem stellt sich die Frage: Wer ist es denn, der die Könige ein- und absetzt10?
Und wer ist es, der die Vorgaben legt, nach denen der König zu handeln hat?
Die Antwort darauf kann nur lauten: Gott11. Daher bleibt weiterhin die Frage bestehen: Wieso dann das Ganze (mit dem Königtum)? – Meine Antwort darauf lautet: Um Gottes Königsherrschaft, als ein sichtbares Zeichen auf der Erde, zu offenbaren12. Die Könige sollen also ein Pendant zu Gottes Herrschaft herstellen. Es ist letztlich eine Weiterführung von Gottes ursprünglicher Absicht. Nämlich, wie ich in meinem ersten Buch erläuterte: Ein Königreich von Priestern zu etablieren. Dementsprechend ist Gott auf eine ordentliche Ausführung bedacht, damit SEIN Name nicht geschädigt wird13. Und nun sag mir einer, Gott würde nicht auf unsere Wünsche eingehen. Israel bekam den König, den es haben wollte (zumindest äußerlich – nach menschlichen Maßstäben). Wenn ich mal alles zusammenzähle: jung, von guter Statur, schön, stark und groß. Was will man für bzw. von einem König mehr?
Das mehr – sind die inneren Werte14. Und hier liegt das Problem, welches Saul hatte. Anhand einiger Aussagen kann ich erkennen, dass er sich nicht so wie sein späterer Nachfolger auf den Thron, von Gott verändern ließ15. Zuweilen war er sehr eigensinnig und ehrgeizig16 und ging bei manchen Entscheidungen mit dem Kopf durch die Wand17. Und er stellte für sich anscheinend häufig eine Kosten-/Nutzen-Rechnung an18. Aber seine größte Schwäche schienen seine Minderwertigkeitskomplexe zu sein19. Aber anstatt sich von Gott helfen zu lassen, begann er alles aus eigener Kraft zu machen20 und ein Scheitern musste zwangsläufig die Folge sein. Denn, wenn Gott klare Anweisungen gibt21, dann nicht, weil ER eine Option bietet sondern, weil ER weiß was gut und richtig ist22.
Und das schien Saul nicht zu beachten. Mehr noch; er gab ein Beispiel dafür ab, dass er eine Trennung nicht nur allein zwischen Königtum und Priestertum vollzog23 sondern, es wurde auch eine Trennung von dem Glauben in der Praxis und dem Glauben als Religion Vorschub geleistet24. So wurde durch seine Haltung der Glaube zu einer Privatsache. Was kann ich daraus als Prinzip für das Reich Gottes ziehen? – Es ist mehr ein Umkehrschluss. Nämlich das Gegenteil von dem was ich vorher erläuterte. Gottes Reich besteht, weil ER ist und weil durch SEINE gegebenen Anweisungen ein Chaos verhindert wird25.
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Israel hatte einen König gefordert und so wie sie wollten bekommen. Aber weil durch Saul und mit ihm sich das Volk im Allgemeinen immer mehr von Gott abgewandt hatte, war ein stetiger Niedergang abzusehen. Diesen könnte ich wie folgt beschreiben (Beispiele siehe Fußnote26):
- Vollkommene Übereinstimmung mit Gott
- Enthusiastischer Glaube
- Allgemeiner Glaube
- Lascher (oder lauer Glaube)
- Zweifelnder Glaube
- Zweifel
- Abkehr von Gott
- Vollkommene Gegenhaltung zu Gott
Ich kann sehen, dass sich mit dem Einsetzen eines Königs in Israel ein klarer Schritt von dem entfernt wurde, was Gott eigentlich geplant hatte.
Und ER (Gott) selber drückt es ja auch gegenüber Samuel aus, indem ER sagt: „Nicht dich sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht mehr König über ihnen sei.“27 Ich möchte noch einen weiteren Aspekt anführen. Gott hatte Israel gesagt, sie sollen für IHN eine heilige Nation, ein Königtum von Priestern sein28.
Und was passiert?
Das Volk gibt schon während Mose Lebzeiten die Verantwortung mit Gott zu reden an Mose ab29. Und nach dessen Tod geht diese Beziehung, mit Gott zu reden, an seinen Nachfolgern (u.a. auch Richter) bzw. an die Leviten über30. Damit lehnen sie eine persönlich, geistliche Verantwortung31 ab. Denn wenn Israel nun alles nach dem machen soll, was die Priester sagen um in Beziehung zu Gott zu treten dann, taucht irgendwann einmal die Feststellung auf, Menschen sind fehlbar….32
Hier möchte ich einen kleinen Einschub wagen. Leider sind diese Erfahrungen und Mechanismen auch in der Neutestamentlichen Gemeinde bis in unsere heutige Zeit sichtbar. Wie und wo denn, wird sich mancher fragen? – Es ist dieselbe Haltung, welche manchem Gemeindemitglied zu Eigen ist. Nämlich: Das ist nicht meine Sache, darum soll sich der Pfarrer/Pastor/Priester drum kümmern. Und wenn dieser nicht so handelt, wie man sich das vorstellt dann, wird auf ihn herumgehackt was das Zeug hält. Und viele meinen dann, aus diesem Grund, dieser Kirche/Gemeinde (zu Recht?) den Rücken zu kehren. Aber, anstatt es besser zu machen, machen Sie es nur schlimmer. Weil sie, wenn vorher schon nicht, nach dem Weggang erst recht nicht – ihre Beziehung mit Gott pflegen33. Und auch das muss gesagt werden. Leider nehmen nicht alle geistlichen Leiter ihre Leiterschaft so war, wie es von Gott geplant gewesen ist34. Geht es mir nun darum, hier nur Mißstände aufzuzeigen. Keineswegs! Ich möchte ein Plädoyer für „back to the Roots“, zurück zu den Wurzeln ausrufen. Denn, wie ich bereits im ersten Buch aufzuzeigen versuchte, kann nur dann der göttliche Segen fließen, wenn auch in göttlicher Art und Weise das Leben geführt und danach gehandelt wird35.
Nachdem Israel also die individuelle, direkte Beziehung zu Gott abgelehnt hatte, kommt nun der nächste Schritt: Israel gibt seine Verantwortung, als Königtum Gottes in der Welt zu agieren, ab36. Anstatt des allgemeinen Statthaltertums eines jeden Israeliten, wird jetzt alles auf die Person des Königs umgewälzt37. Und was bleibt?
Nur noch ein Teil von dem, was Gott gesagt hatte und das ist eine heilige Nation zu sein38. Und hier kommt jetzt das Unglückliche daran. Wenn die Verantwortung für eine persönliche Beziehung zu Gott und das Handeln als dessen Statthalter aufgegeben wird, woran sollte ich denn mein Leben festmachen39? – Und das Resultat darauf kann nur lauten: Eine heilige Nation zu sein, ohne den der heiligt, bewegt sich auf sehr schwankenden Boden.
Je nachdem wie es ihm gelingt, das was von ihm erwartet wird zu tun40 steht er fest oder geht mit der gerade populären Meinung.
Und hier kommen wir zum nächsten Teil, welchen wir uns in diesem Zusammenhang anschauen wollen. Es geht um Charakter. Im Besonderen den Charakter Sauls. Ich hatte schon etwas zuvor angedeutet. Das will ich jetzt weiter beleuchten. Ich kann aus verschiedenen Aussagen ein gewisses Bild ziehen. Dazu muss ich jedoch weiter in der Vergangenheit anfangen. Benjamin von welchen Stamm Saul abstammt41, war wohl, was die Bevölkerungsstruktur anbelangt wie alle anderen Stämme Israels. Und ein Charakterzug wird beim Segen Jakobs ausgesprochen nämlich, dass er sehr unbeherrscht und trotzdem sozial handelt42. Dieser allgemeine Charakterzug wurde dem Stamm Benjamin später zum Verhängnis43. Dies ging so weit, dass der Stamm fast ausgelöscht wurde44. Und zwar ausgerechnet durch alle anderen Stämme Israels45. Von diesem Schlag erholte sich der Stamm Benjamin, selbst unter Mithilfe, nur langsam und schwer46. So war dieser Stamm für lange Zeit der kleinste aller Stämme. Und nun kommt Gott und wählt jemanden, mit dieser Vorgeschichte und dessen Sippe/Familie auch noch die geringste des Stammes ist, aus47. Jemand, welcher aus diesem Grunde sowieso genug mit seinen Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen hatte.
(Ich möchte darauf hinweisen, dass meiner Meinung nach geistlich gesehen in gewisser Weise Parallelen mit Deutschland gezogen werden können48. Darauf kann hier allerdings nicht eingegangen werden, weil dies den Rahmen sprengen würde). Und diese Minderwertigkeit kommt selbst noch am Tag der Inthronisierung zum Tragen49. Aber genauso wie sich die Schmach in den Köpfen des Stammes festgesetzt hatte und sie es nicht vergaßen, hatte so manch einer auch Anderes nicht so schnell vergessen50. Und wenn sich die Gelegenheit geben würde, kommt dies nochmals auf den Tisch51. Aus dieser Haltung kommt eine weitere Haltung zu Tage: Ich muss mir alles selber...