Kapitel 1
Motor-
Getriebeeinheit
EIN PAAR WORTE ZU BEGINN …
Die Vespa-Smallframe-Modelle lassen sich im Grunde genommen einfach zerlegen und wieder zusammenbauen. Um den Arbeitsablauf zu erleichtern, sollten Stifte und Papier sowie eine Digitalkamera bereitliegen, um während des Zerlegens Notizen und vor allem genügend Bilder machen zu können. Was beim Auseinandernehmen des Motors noch völlig einleuchtend erschien, ist beim späteren Zusammenbau schlimmstenfalls eine Ansammlung loser Teile, die scheinbar überhaupt nicht mehr zusammenpassen – es sei denn, man kann einen Blick auf den ursprünglichen Zustand werfen. Hilfreich ist auch das Ablegen der Baugruppen in entsprechend beschriftete Tüten oder Schachteln. Schon beim Zerlegen sollte jede Komponente eingehend überprüft und eine Liste über eventuell erforderlichen Eratz erstellt werden. Das mag den Fortgang zuerst verlangsamen, spart aber unterm Strich viel Zeit und Geld. Ein Motorständer ist nicht unbedingt erforderlich, erleichtert aber das Arbeiten.
MOTORAUSBAU
Der Motorausbau ist nicht weiter schwierig. Nachdem der Seitendeckel entfernt wurde, kann das Getriebeöl abgelassen werden. Damit wird späteres unkontrolliertes Auslaufen vermieden. Ein ausgedienter halbierter Ölkanister hat die richtige Größe, um das Altöl aufzufangen. Nehmen Sie das Werkzeugfach unter der Sitzbank heraus, dann lässt sich die Vergaserklemmschelle (Schlüsselweite SW 8 mm) von innen lösen.
Die Ölablassschraube zeigt freundlicherweise das Wort „Olio“. Abgelassenes Öl ist umweltgerecht zu entsorgen.
Verteilerdose: Lösen Sie den Deckel des Kabelkästchens und trennen Sie die Kabelverbindungen. Je nach Baujahr sind die Anschlüsse geschraubt oder gesteckt.
Aushängen der Seilzüge: Ein Schraubnippel für den Kupplungszug (gelber Pfeil), zwei für die Schaltzüge (weiße Pfeile) und eine Mutter für den Bremszug der Hinterradbremse.
Wer sich die Mühe macht, den Benzintank auszubauen, erleichtert sich dadurch die Arbeit natürlich sehr. Der Vergaser kann jetzt noch in der Karosserie bleiben. Im nächsten Schritt werden die elektrischen Steckverbindungen getrennt, die sich in dem Kabelkästchen auf der Schwinge befinden. Dabei die Zuordnung beachten – die einzelnen Kabel sollten verschiedenfarbig sein, was aber nicht immer der Fall ist.
Die Vergaserschelle findet sich nahe am Rahmen (gelber Pfeil), die Gaszugeinstellschraube wird durch Öffnen des Gasschiebers (rechter weißer Pfeil) zugänglich. Einmal gelöst, kann die Seilzughülle aus der Stellschraube herausgezogen werden (linker weißer Pfeil). Erweist sich der Zugang zu den Seilzugverbindungen als zu schwierig, wird der Vergaser vom Ansaugstutzen abgezogen, was die Zugänglichkeit verbessert
Der Chokezug sollte vorläufig noch am Vergaser belassen werden. Durch Zurückziehen der Seilzughülle (rechter Pfeil) wird der Zug aus seiner rahmenseitigen Aufnahme entfernt. Dann lässt sich die Schlaufe des Innenzugs aus dem Verbindungshebel aushängen
Anschließend lösen Sie den hinteren Bremszug (SW 11) sowie die Schraubnippel der Kupplungs- und Schaltzüge (üblicherweise SW 7, SW 8, falls Zubehörteile montiert sind). Mit einem weiteren Maulschlüssel halten Sie am Schaft gegen, während die Klemmschraube gelöst wird. Diese Teile sind nur schwer zugänglich, daher sollte zur Vereinfachung das Hinterrad ausgebaut werden (dazu erst das Heck des Rollers unterbauen).
Nun das Federbein an der unteren Aufnahme abschrauben (2 x SW 14). Zum Schluss wird die Sicherungsmutter der Steckachse (SW 17) an der vorderen Schwingenlagerung abgenommen. Die Steckachse sitzt oft recht fest. Zur Unterstützung beim Ziehen kann der Schraubenkopf mit einer Gripzange gepackt werden. Zusätzlich hilft beim Ziehen die Entlastung der Achse durch Anheben des Motors mit der Hand. Die komplette Antriebseinheit mit Auspuff lässt sich dann nach unten herausnehmen, wobei ein gleichzeitiges Anheben des Rahmens die Sache vereinfacht.
Falls der Roller nicht sowieso komplett zerlegt wird, empfiehlt es sich, den ausgebauten Motor und das Rahmeninnere gründlich von Schmutz und Ölrückständen zu reinigen.
AUSPUFF- UND ZYLINDER-HAUBENAUSBAU
Vor dem Abnehmen des Zylinders muss der Auspuff entfernt werden. Er ist mit zwei Muttern (SW 10) an einen Gusskrümmer am Zylinder angeflanscht und mit einer weiteren Schraube (SW 17) an der Schwinge befestigt. Nachdem der Auspuff demontiert ist, kann die Zylinderhaube abgeschraubt werden (je nach Baujahr des Rollers ist sie aus Metall oder Kunststoff gefertigt). Die Öffnungen für die Befestigungsschrauben müssen genau geprüft werden. Ihre Ränder sind häufig eingerissen. Die Kunststoffausführungen verspröden im Lauf der Jahre und werden brüchig. Sind die Schraubenbohrungen beschädigt, sollte eine neue Zylinderhaube auf die Bestellliste. Nur eine vollkommen intakte Haube leitet die Kühlluft zuverlässig.
Am ausgebauten Motor auf der Werkbank lässt sich die Zylinderhaube abnehmen. Sie wird mit Schrauben (Pfeile) fixiert …
… von denen sich eine unterhalb des Auspuffs befindet.
Der Auspuff ist an einen Leichtmetallkrümmer angeflanscht. Hier wurde über die Jahre hin etwas gemurkst.
Der Auspuff ist außerdem mit einer Schraube an der Schwingentraverse befestigt.
Nach dem Entfernen wird die Ursache für die Pfuschreparatur offensichtlich; Schäden wie dieser sind üblich.
ZYLINDERKOPF
Bei den 125-cm3-Motoren ist der Zylinderkopf mittels vier Muttern (SW 11) an Stehbolzen befestigt, die vom Kurbelgehäuse ausgehend durch den Zylinder nach oben verlaufen. Sind die Muttern gelöst, ist auch der Zylinder gelöst. Anders bei den kleineren Motoren: Hier ist der Kopf mit vier Schrauben am Zylinder befestigt. Der lässt sich erst lösen, nachdem vier Muttern von den Stehbolzen auf dem Kurbelgehäuse gelöst sind. Unabhängig von der Ausführung müssen die Verschraubungen zunächst langsam über Kreuz gelöst werden, bis die Vorspannung abgebaut ist. Diese Vorgehensweise verringert die Gefahr des Verzugs. Achten Sie außerdem auf eventuell vorhandene Sicherungsringe. Die dürfen auf keinen Fall ins Motorinnere fallen.
Nach dem Abnehmen des Zylinderkopfs die Dichtflächen auf dunkle Verfärbungen hin überprüfen. Sie deuten auf Undichtigkeit und Verzug hin. Mit einem Hartholz- oder Kunststoffschaber, z. B. einem im 45°-Winkel schräg abgeschnittenen Zahnbürstengriff, werden Ölkohleablagerungen entfernt und der Zylinderkopf anschließend in Waschbenzin gereinigt.
Jetzt kann der Zylinderkopf einer Sichtprüfung unterzogen werden; dabei besonders den Bereich der Zündkerzenbohrung auf Risse und die Unversehrtheit des Zündkerzengewindes kontrollieren.
Die Zylinderkopfmuttern sollten in kleinen Schritten kreuzweise gelöst werden, bis die Vorspannung abgebaut ist. Damit wird ein Verzug des Zylinderkopfs verhindert.
Gibt es keine Beanstandungen und wird der Zylinderkopf weiterverwendet, sollte allerdings die Dichtfläche plan geschliffen werden. Dazu wird ein Bogen Schmirgelleinen oder Nassschleifpapier mit 600er Körnung auf einer ebenen Oberfläche, z. B. einer Glasplatte, mit Klebeband fixiert und leicht eingeölt. Darauf wird nun der Zylinderkopf mit der Dichtfläche nach unten in Form einer Acht bewegt.
Um Beschädigungen am Aluminiumguss zu vermeiden, darf die Ölkohle nur mit einem Holz- oder Kunststoffschaber entfernt werden. Eine Bohrmaschine mit einem Messingbürstenaufsatz erreicht auch für den Schaber unzugängliche Stellen.
Mit einfachen (Schleif-) Mitteln lässt sich die Dichtfläche des Kopfes planen.
Die Dichtfläche, mit der der Kopf auf dem Zylinder aufliegt, sollte gleichmäßig matt glänzen. Dunkle Stellen weisen auf Unebenheiten hin.
Nach etwa einer Minute Schleifen überprüfen, ob die Dichtfläche eine durchgehend matte Oberfläche aufweist. Sollten unberührte Stellen vorhanden sein, ist hier der Zylinderkopf noch nicht...