TIPPS UND INFOS VON A BIS Z
(Foto: Madeleine Franck)
Abrufen
Wäre es nicht schön, wenn Ihr Welpe das Herkommen so sicher lernen würde, dass Sie sich später immer darauf verlassen können? Vielleicht ist dies die wichtigste Übung von allen, denn ein Hund, der sich gut abrufen lässt, kann weit weniger Unsinn machen und viel mehr Freiheiten genießen. Daher lohnt es sich, jeden Tag fleißig daran zu üben. Fleiß allein reicht aber nicht, man muss auch wissen, wie es geht. Überlegen Sie sich ein Abrufwort, das Sie auch laut rufen können und das über größere Strecken trägt. Wir empfehlen „Hier“ oder „Zu mir“. Beginnen Sie damit, dem Welpen seinen Namen beizubringen (siehe Name). Wenn das gut klappt, rufen Sie ihn im Wohnzimmer aus kurzer Distanz mit seinem Namen, gefolgt vom Abrufwort, zu sich und locken ihn mit einem Leckerchen her. Sobald er sich auf Sie zubewegt, sollten Sie clicken und ihn so begeistert loben, wie Sie nur können. Wenn er angekommen ist, erhält der Welpe unter großem Tamtam seine Belohnung. Das enthusiastische Loben aus vollem Herzen ist besonders wichtig, denn wir wollen das Herkommen mit sehr starken, positiven Emotionen verknüpfen, weil das Training dann besonders effektiv ist. Achten Sie auf einen eher hohen Tonfall und versuchen Sie, sich jedes Mal glaubhaft ganz tüchtig zu freuen. Nach ein paar Wiederholungen lassen Sie das Locken weg, clicken, füttern und loben aber natürlich weiterhin.
Sollte der Welpe nicht sofort kommen, wenn er gerufen wird, rennt man schnell in die andere Richtung weg. (Foto: Madeleine Franck)
Wiederholen Sie diese Übung möglichst oft in verschiedenen Umgebungen und aus unterschiedlicher Distanz. Achten Sie darauf, Belohnungen zu benutzen, über die sich der Welpe wirklich freut. Sobald das Zerrspielen gut klappt, sollten Sie ihn auch öfter damit anstatt mit Futter belohnen. Rufen Sie Ihren kleinen Freund anfangs nur zu sich, wenn er nicht abgelenkt ist. Ziel ist, dass er immer sofort kommt.
Irgendwann wird es dennoch einmal passieren, dass der Welpe nicht sofort auf das Rufen reagiert, weil er vielleicht abgelenkt ist oder etwas in seinen Augen Wichtigeres vorhat. In diesem Moment laufen Sie so schnell Sie können in die andere Richtung weg. Am besten machen Sie dabei etwas Alarm mit Händeklatschen oder extra festem Trampeln, um sicherzugehen, dass der Welpe Ihr Weglaufen auch mitbekommt. Dies sollte dazu führen, dass er hinter Ihnen herläuft, woraufhin Sie sofort clicken, anhalten und wieder mit Ihrer Lobestirade beginnen. Auch bei dieser Technik arbeiten wir mit einer Emotion, nämlich der Verlustangst des Jungtiers. Für den Welpen ist der sichere Kontakt zu seiner Elternfigur überlebenswichtig, und so wird er sich umgehend in Bewegung setzen, wenn sie zu verschwinden droht. Diese starke Emotion ist für den Trainingsprozess von großer Bedeutung, aber man sollte darauf achten, dass der Welpe schnell eine Lösung für sein Problem findet. Daher sollte man sich nicht, wie oft empfohlen wird, verstecken und darauf warten, dass der Welpe einen findet. Dies ist nicht nur wenig effektiv, sondern auch unnötig gemein, denn der Welpe kann das Verschwinden seines Menschen nicht direkt mit dem Nichtbefolgen des Abrufsignals in Verbindung bringen und braucht zudem viel länger, um seine Angst zu bewältigen.
Zusätzlich zum Abrufwort empfehlen wir, ein informelles Abrufsignal zu trainieren, das man im Alltag benutzen kann, wenn der Hund nur mal eben herkommen soll, es aber nicht so wichtig ist, dass er sich unvermittelt mit vollem Tempo auf den Weg macht. So nutzt sich das eigentliche Hörzeichen nicht durch ständigen Gebrauch ab. Achten Sie besonders darauf, dass Sie Ihr kostbares Abrufwort nicht damit vergiften, dass Sie den Welpen damit zu für ihn unangenehmen Verrichtungen wie Medizin eingeben oder Ähnliches herrufen. Viele Hunde mögen es gar nicht, wenn man sie nach dem Abrufen „abgrabscht“. Sparen Sie sich in dem Fall Ihre Zärtlichkeiten für Zeiten auf, in denen der Welpe sie auch genießen kann. Achten Sie zudem sehr darauf, dass sich das Anleinen nach dem Abruf nicht zur „Bestrafung“ entwickelt, weil der Hund dann nicht mehr herumlaufen und spielen darf (siehe Freilauf). Rufen Sie den Welpen deshalb nicht nur dann ab, wenn etwas Spannendes wie ein aufspringendes Reh oder ein schneller Radfahrer auftaucht, sonst wird er schon bald nach dem Rufen die Umgebung abscannen, anstatt direkt herzukommen.
Es ist eine gute Idee, dem Hund ein Pfeifsignal zum Abrufen beizubringen – vorzugsweise ein lautes Pfeifen mit dem Mund oder auf den Fingern, denn beides können Sie niemals zu Hause vergessen. Besonders effektiv ist die Arbeit mit dem Pfiff, wenn er immer mit einer Jackpot-Belohnung verknüpft wird. Rufen Sie den Welpen zunächst mit dem erlernten Wort und pfeifen Sie sofort danach. Wenn dieses Pfeifen immer eine besondere Belohnung wie eine Portion Feuchtfutter oder die Leberwursttube ankündigt, können Sie schon bald nur mit dem Pfiff arbeiten.
Alleinbleiben
Welpen wachsen normalerweise in ständiger Gesellschaft ihrer Geschwister auf und waren oft noch nie ganz allein, wenn sie zu ihren neuen Besitzern ziehen. Es gibt also gute Gründe, bei der Gewöhnung ans Alleinsein behutsam vorzugehen. Man sollte damit aber nicht zu lange warten, besonders wenn man für die erste Zeit mit dem neuen Familienmitglied extra Urlaub genommen hat. Der Welpe sollte das entspannte Alleinbleiben gelernt haben, bevor der Alltag es von ihm fordert.
Die natürliche Reaktion eines jungen Hundes auf das Alleinsein ist es, zu jaulen und zu bellen, um die Mutterhündin auf sich aufmerksam zu machen. Diese biologische Lebensversicherung arbeitet mit den Emotionen Panik und Erleichterung. Panik entsteht, sobald der Welpe realisiert, dass er allein ist, und das Gefühl der Erleichterung kommt, wenn er wieder in der sicheren Nähe seines Mutterersatzes ist.
Mit jeder Wiederholung verstärkt sich dieser Effekt. Daher ist es absolut nicht ratsam, den Welpen unvorbereitet allein zu lassen. Stattdessen empfehlen wir ein einfaches Trainingsprinzip, das die emotionale Ebene des Lernens berücksichtigt und in unserem Sinne umkehrt. Dazu muss der Welpe zunächst den gefüllten KONG® kennen und lieben lernen. Achten Sie darauf, ihn mit eher breiigen Dingen wie Feuchtfutter oder Frischkäse zu füllen, denn der Kleine soll lernen, den KONG® auszulecken. Dies ist deshalb wichtig, weil Lecken eine natürliche Stressbewältigungsstrategie ist und beruhigend wirkt. Wenn Sie merken, dass der Welpe sich sehr über seinen KONG® freut, können Sie mit dem Training beginnen. Dazu geben Sie ihm den KONG® und verlassen sofort den Raum, wenn er sich damit beschäftigt. Nach kurzer Zeit kommen Sie zurück und nehmen dem Hund als Erstes den KONG® wieder weg. Dies sollten Sie oft wiederholen und die Zeit der Trennung immer mehr ausdehnen, jedoch zunächst nur so lange, wie die KONG®-Füllung reicht. Auf emotionaler Ebene lernt der Welpe so, Ihr Weggehen mit der Freude über das Futterspielzeug zu verknüpfen. Ihre Rückkehr verknüpft sich mit der milden Enttäuschung darüber, den KONG® zu verlieren. Der natürliche Prozess wird also nahezu umgekehrt. Wenn man den Hund fragen könnte, würde er sagen: „Ganz gut, wenn sie mich mal allein lassen, und sie brauchen auch nicht so bald wiederzukommen.“
Dieses Training kann auch sehr gut in der Schlafbox stattfinden (siehe Hundebox). Später geben Sie dem Welpen einen extravollen KONG®, mit dem er sich länger beschäftigen wird. Vermutlich wird er danach einschlafen und erst wieder erwachen, wenn Sie zurückkommen. Achten Sie darauf, dass sich der Welpe vor dem Alleinbleiben entleert und etwas ausgetobt hat. Er sollte immer Wasser und bei längeren Zeiten Ihrer Abwesenheit auch sicheres Spielzeug und Kauartikel (siehe Kauen/Kaubedürfnis) zur Verfügung haben.
Anfassen und Festhalten
Vielleicht haben Sie noch gar nicht darüber nachgedacht: Können Sie Ihren Welpen überall anfassen? Was sich banal anhört, ist nicht für jeden Hund selbstverständlich. Viele Hunde mögen es zum Beispiel nicht, an den Pfoten berührt zu werden, oder sie lassen sich nicht ins Maul oder in die Ohren schauen. Bringen Sie daher schon jetzt Ihrem Welpen bei, dass Berührungen aller Art nichts Schlimmes, sondern im Gegenteil etwas Gutes für ihn bedeuten. Stellen Sie sich eine Schale mit Futterstückchen bereit und machen Sie ein Spiel daraus, alle möglichen Körperstellen zu berühren, die Pfoten, Ohren und Rute auch mal festzuhalten, die Lefzen und das Zahnfleisch anzufassen und so weiter. Benutzen Sie dafür Ihr Clickwort und greifen Sie immer erst nach dem Click zur Futterschale, um die Belohnung herauszunehmen. Gerade wenn Sie das Festhalten üben, sollten Sie nicht automatisch nach jedem Click loslassen. Trainieren Sie viel eher, die Berührung „schönzufüttern“, indem es viele Clicks und Futterstücke gibt,...