Die Qual der (Rasse-)Wahl
Bevor man sich für eine Rasse entscheidet, muss man sich genau über ihre Eigenschaften informieren. Hier eine Deutsche Dogge. (Foto: Lehari)
Die Entscheidung ist gefallen: Sie möchten sich einen Hund anschaffen und es soll ein Welpe sein. Alle Familienmitglieder sind damit einverstanden; die Verteilung der Aufgaben, die mit der Pflege des Hundes zu tun haben, ist geklärt; die Kosten, die für Ausstattung, Futter, Tierarzt, Versicherung und Steuer anfallen, stellen kein Problem dar, und es gibt auch einen verantwortungsvollen, lieben Menschen, der im Urlaubs- oder Krankheitsfall den Hund betreut.
Sicherlich haben Sie sich auch schon ausgiebig Gedanken darüber gemacht, ob es ein Rassehund oder ein Mischling sein soll. Wenn Sie einen Rassehund haben möchten, sollten Sie sich unbedingt vorher gründlich über die infrage kommende Rasse informieren und dann entscheiden, ob sie zu Ihnen passt und Ihren Wünschen entspricht. Am besten verschaffen Sie sich zunächst anhand eines Rassebuchs einen Überblick über die große Vielfalt der Hunderassen. Beim Durchlesen werden Sie bald merken, dass die Zahl der in der engeren Wahl bleibenden Rassen immer kleiner wird. Schließlich ist nur noch eine Handvoll Rassen übrig, zu denen Sie dann ausführlichere Informationen einholen können. Wer einen Internetzugang hat, wird bei Eingabe der Rassenamen in eine Suchmaschine schnell fündig.
Die Englische Bulldogge ist auch für weniger sportliche Menschen geeignet. (Foto: Lehari)
Viele Züchter und Rassehundvereine haben sehr informative Internetseiten über ihre Rasse. Auch über den VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen e. V.) können Sie Adressen von Züchtern Ihrer Lieblingsrasse anfordern. Rasseklubs, die eine einzelne Rasse oder eine ganze Gruppe von ähnlichen Rassen betreuen, senden Ihnen gern Broschüren über die verschiedenen Hunderassen zu. Ideal ist es, wenn Sie die Hunde auch schon in verschiedenen Situationen selbst erleben und beobachten können. Fragen Sie Züchter oder Besitzer, ob Sie sie einmal besuchen dürfen, um die Rasse besser kennenzulernen.
Kriterien für die Auswahl der Rasse
Größe
Die Größe des Hundes sollte an die Wohnverhältnisse angepasst sein. Je kleiner die Wohnung und je höher das Stockwerk, umso kleiner sollte auch der Hund sein, damit er nicht in der Wohnung überall aneckt und auch mal die Treppe hochgetragen werden kann. Ein Haus mit Garten ist natürlich ideal für die Hundehaltung.
Fellbeschaffenheit
Es gibt Hunderassen, die nicht (zum Beispiel Pudel) oder kaum (zum Beispiel Terrier) haaren, dafür aber regelmäßig getrimmt werden müssen. Kurzhaarige Hunde tragen wesentlich weniger Schmutz ins Haus und benötigen auch viel weniger Fellpflege als Langhaarrassen.
Charakter und Temperament
Soll der Hund Haus und Hof bewachen oder ein problemloser Begleiter in allen Lebenslagen sein? Soll er sehr sportlich sein und Sie beim Joggen, Radfahren oder Reiten begleiten, oder wollen Sie sogar Hundesport mit ihm ausüben? Oder sind Sie eher der bequemere Typ, der nur gern mit seinem Hund geruhsam durch den Park oder die Natur spazieren möchte? Für jeden gibt es die richtige Rasse.
Bellfreudigkeit
Die Bellfreudigkeit kann bei Hunden sehr unterschiedlich sein und ist meistens rassebedingt. Kleine Terrier, Dackel, Pinscher oder Spitze bellen beispielsweise relativ oft und gern; typische Wachhunde schlagen an, um Fremde zu melden; Hütehunde bellen oft, wenn sie aufgeregt sind oder spielen wollen. Molosser, Herdenschutzhunde, Windhunde und viele Jagdhunde bellen dagegen weniger und sind auch im Haus sehr ruhig.
Ob Mischling oder Rassehund, beide können sich zu guten und zuverlässigen Begleitern entwickeln. (Foto: Steimer)
Seien Sie aber bei allen Beschreibungen, besonders wenn es um Charaktereigenschaften der Hunde geht, kritisch und fragen Sie im Zweifelsfall nach, denn es gibt keine Hunderasse, die per se kinderlieb, ein idealer Familienhund oder besonders intelligent ist. Wie sich ein Hund gegenüber Menschen, speziell Kindern, oder anderen Tieren verhält, hängt in erster Linie davon ab, wie er sozialisiert wurde und welche Erfahrungen er gemacht hat. Sicherlich haben manche Rassen eine höhere Reizschwelle als andere, die aufgrund ihres Erbes eher zum Zwicken und Schnappen neigen. Einige lassen sich sehr gut ausbilden, andere dagegen wurden früher zum selbstständigen Arbeiten gezüchtet und besitzen daher Wesensmerkmale, die oft als Sturheit oder Dickköpfigkeit interpretiert werden, weil sie sich einfach schlechter oder gar nicht abrichten lassen. Auf keinen Fall darf nur nach dem äußeren Erscheinungsbild die Entscheidung für eine bestimmte Rasse fallen. Wesen und ursprüngliche Verwendung sind viel wichtigere Kriterien und entscheiden darüber, ob der Hund in die persönliche Lebenssituation passt.
Sobald Sie sich endgültig für die Rasse entschieden haben, können Sie auf die Suche nach einem geeigneten Züchter gehen. Die entsprechenden Adressenlisten haben Sie ja schon aus dem Internet oder vom VDH. Haben Sie sich für eine ziemlich seltene Rasse entschieden, kann es sein, dass Sie einen weiten Weg zu einem infrage kommenden Züchter zurücklegen müssen. Auch kann es vorkommen, dass der nächste Wurf erst in ein paar Monaten oder noch später geplant ist und Sie entsprechend lange warten müssen. Bei häufiger gezüchteten Rassen haben Sie eher die Möglichkeit, innerhalb relativ kurzer Zeit einen Welpen zu bekommen. Aber auch wenn die Wartezeit beim Züchter für Ihren Wunschhund recht lange sein sollte, lassen Sie dennoch bitte die Finger von unseriösen Hundevermehrern, die ihre Hündinnen nur als Zuchtmaschinen ansehen und oft wahllos Tiere miteinander verpaaren, ohne auf Inzucht oder vererbbare Krankheiten zu achten. Auch aus Osteuropa angebotene Tiere entstammen meistens solchen Massenzuchten. Diese Welpen sind häufig schwer krank und die Tierarztkosten, die Sie investieren müssen, übersteigen schnell den Betrag, den Sie beim Kaufpreis eingespart haben.
Wenn Sie keinen Wert auf einen reinrassigen Hund legen und auch gern einen Mischling nehmen würden, sieht die Suche nach dem passenden Hund etwas anders aus. In Tageszeitungen, Wochenblättern oder in Form eines Aushangs beim Tierarzt oder im Supermarkt werden immer wieder Mischlingswelpen angeboten, die meistens durch eine ungeplante, zufällige Verpaarung entstanden sind. Auch in Tierheimen oder bei Organisationen, die misshandelte Tiere retten oder aus dem Ausland nach Deutschland bringen, werden häufig Welpen geboren, die dringend ein gutes Zuhause suchen. Auch hier hilft das Internet bei der Suche weiter.
Ein Mischlingswelpe ist eine richtige Wundertüte. Alle Welpen sind süß und knuddelig. Aber wie sie später aussehen und sich entwickeln werden, ist schwer vorherzusehen. Meistens kann man sich zumindest die Mutter anschauen und danach abschätzen, wie groß die Hunde später etwa werden und wie sich ihr Charakter entwickeln könnte – solange sie nach der Mutter kommen. Ideal ist es, wenn auch der Vater bekannt ist und man so wenigstens eine Ahnung von der Rassezugehörigkeit der Vorfahren hat.
Auch wenn die Entwicklung von Mischlingen weniger gut vorhersehbar ist, sind sie dennoch in der Regel ebenso gute und liebenswerte Hunde wie ihre reinrassigen Artgenossen. Bezüglich Pflege, Ernährung und Erziehung gibt es keine Unterschiede. Häufig wird behauptet, Mischlinge seien gesünder als Rassehunde. Belege gibt es dafür aber nicht. Wenn sich zwei Hunde mit erblich bedingten Krankheiten paaren, egal ob Rassehunde oder Mischlinge, ist die Gefahr größer, dass auch die Nachkommen krank werden, als wenn zwei völlig gesunde Hunde sich miteinander fortpflanzen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass große, schwere Hunde eher an HD (Hüftgelenksdysplasie) erkranken als kleine bis mittelgroße. Allerdings können bei kleinen Rassen wieder andere, auch zum Teil erblich bedingte Krankheiten auftreten, wie zum Beispiel die Patellaluxation. Wie man entsprechenden Krankheiten am besten vorbeugt, wird im Kapitel „Gesundheit und körperliche Entwicklung” beschrieben.
Durch einen Besuch beim Züchter können Sie sich vom Gesundheitszustand der Hunde und den Haltungsbedingungen überzeugen. (Foto: Widmann)
Kupierverbot
Bitte beachten Sie, dass in Deutschland sowie in Österreich und der Schweiz ein Kupierverbot für Hunde existiert, sowohl bezüglich der Ohren als auch der Rute. Ausnahmen sind nur in begründeten Fällen gestattet, wenn zum Beispiel bei bestimmten Jagdhunden das Kupieren der Rute für den jagdlichen Einsatz unerlässlich ist oder wenn eine medizinische Indikation vorliegt. Hierbei muss aber dennoch der Einzelfall geprüft werden. Die Ausnahmeregelung darf nicht grundsätzlich auf die ganze Rasse angewandt werden. Sollten Sie sich also für eine Rasse interessieren, die früher kupiert wurde,...