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E-Book

Dein Gedächtnis kann mehr!

Kreative Merktipps für den digitalen Alltag

AutorLuise Maria Sommer
VerlagKamphausen Media GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl230 Seiten
ISBN9783903072633
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Wie wir unser Gedächtnis trainieren und nachhaltig verbessern können Unser Gedächtnis kann mehr, als wir ihm zutrauen. Es ist wie ein Muskel, der gefordert werden will. Doch wenn ihm Smartphone & Co. immer mehr Arbeit abnehmen, verkümmert es - wie jede Funktion, die wir nicht mehr nutzen. Die gute Nachricht: Es gibt ganz einfache, wirksame Werkzeuge, um unser Gedächtnis - gerade in unserer digitalen Welt - wieder zu einem verlässlichen Partner zu machen. Dr. Luise Maria Sommer, Gedächtnisweltmeisterin 60+, zeigt anhand von faszinierenden Merkmethoden, bewährten Übungen und Tipps, wie wir das wahre Potenzial unseres Gedächtnisses - in jedem Alter - richtig nutzen lernen.

Dr. Luise Maria Sommer ist frisch gekürte Gedächtnisweltmeisterin (Senior World Memory Champion), gefragte Keynote Speakerin und mit einem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde vertreten. In ihren Impulsvorträgen zum Thema 'Faszination Gedächtnis' gelingt es ihr immer wieder, Menschen jeden Alters mit ihrer Begeisterung für dieses Thema anzustecken. Sie lebt und arbeitet in der Nähe von Graz. luisemariasommer.com

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Leseprobe

1


GUTES GEDÄCHTNIS – SMARTPHONE SEI DANK


ICH STEHE AUF DEM BAHNSTEIG und freue mich auf eine gemütliche Zugfahrt in die Großstadt. Auf dem Programm stehen ein Geschäftstermin in der Innenstadt und anschließend ein Abendessen mit einer guten Freundin. In fünf Minuten wird der Zug einfahren … da kommt mir siedend heiß der Gedanke: Ich habe mein Handy zu Hause liegen lassen! Und selbstverständlich sind alle wichtigen Informationen für diese beiden Termine auf dem Handy gespeichert: Adresse und Anfahrtsweg für den Geschäftstermin, die Telefonnummern meiner Gesprächspartner. Was, wenn etwas dazwischenkommt und ich mich verspäte – ich könnte niemanden anrufen und mich entschuldigen.

Mein erster Impuls ist, sofort umzukehren. Doch den muss ich auch gleich wieder verwerfen, denn würde ich den Zug in einer Stunde nehmen, käme ich heillos zu spät. Wenigstens die Telefonnummer meiner Freundin habe ich im Kopf. Die Adresse des Geschäftstermins ebenso. Also atme ich tief durch. Ich werde auch ohne Handy überleben. Früher ging das schließlich auch.

Ein bisschen mulmig ist mir schon zumute, als ich einsteige.

 

NEUE MEDIEN VERLANGEN NACH NEUEM DENKEN


WIE OFT GEHEN SIE OHNE IHR SMARTPHONE AUSSER HAUS? Was passiert, wenn Sie einmal nicht daran denken, es mitzunehmen? Sehr viele Menschen haben sich heutzutage an die Annehmlichkeiten neuer technischer Geräte gewöhnt. In der Geschäftswelt sind sie nicht mehr wegzudenken, doch auch im privaten Leben sind Handy, Tablet, Computer allgegenwärtig. Wenn Freunde in ihrer Freizeit gemütlich beisammensitzen, haben auch sie ihre Handys immer griffbereit. Sie plaudern und schielen dennoch mit einem Auge auf das Display – könnte ja sein, dass ihnen etwas entgeht. Tauchen im Gespräch Fragen auf, so scheint mancher geradezu erleichtert, dass er nun endlich einen guten Grund hat, das Handy in die Hand zu nehmen. Wie heißt noch gleich die Hauptdarstellerin in diesem grandiosen Film, der gerade läuft? Kein Problem, das Internet weiß Bescheid. Wann genau ist Österreich der EU beigetreten? Moment, ich google mal. Die Handynummern meiner Kinder? Nein, auswendig weiß ich die nicht. Sind ja ohnehin im Smartphone gespeichert.

Es ist noch nicht so lange her, da wäre dieses Verhalten höchst ungewöhnlich gewesen. Vor etwa zehn Jahren hatten zwar viele ein Mobiltelefon, doch das wurde hauptsächlich zum Telefonieren und zum Versenden von SMS verwendet. Auch schon damals klagte man über Vergesslichkeit, doch heute ist diese so weit verbreitet, dass dafür sogar schon ein eigener Name gefunden wurde: »digitale Demenz«. Und sie betrifft nicht nur alte, sondern alle Generationen.

Was bedeutet es für unser Gehirn, dass wir das Smartphone ständig in der Hosen- oder Handtasche mit dabeihaben? Mit dem Zugriff aufs Internet haben wir unser Gedächtnis gleichsam ausgelagert. Wir haben dennoch das unangenehme Gefühl, uns weniger denn je zu merken, und machen uns Sorgen, dass unser Gedächtnis nicht so leistungsfähig ist, wie wir das erwarten. Dabei müsste es doch umgekehrt sein: Wenn so viel Wissen im Computer gespeichert und unser Gehirn damit nicht länger belastet ist, müsste doch in unserem Kopf ganz viel Speicherplatz frei sein!

Nun, beides ist richtig. Die neuen Medien können tatsächlich unser Gehirn entlasten. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, dass Menschen immer vergesslicher werden, auch junge. Der amerikanische Zukunftsforscher John Naisbitt brachte das einmal wunderbar auf den Punkt: »We are drowning in information, but starved for knowledge. – Wir ertrinken in Informationen, aber hungern nach Wissen.« Denn die neuen Technologien haben uns nicht nur Entlastungen für unser Gehirn gebracht. Sie haben unser Leben, unseren Alltag massiv verändert:

Das Tempo, in dem wir arbeiten, hat sich erhöht. Und wir müssen mitunter auf vielen verschiedenen Kommunikationskanälen aktiv sein. Wenn uns vor zehn oder 15 Jahren jemand etwas mitteilen wollte, tat er das über Telefon, Fax oder Brief. Heute erhalten wir Nachrichten über Telefon, Mail, SMS, WhatsApp, Messenger und noch viele andere Wege. Das überfordert uns.

Wir lassen uns bei jeder Tätigkeit gerne unterbrechen, weil ein »Pling!« uns auf neue Nachrichten aufmerksam macht – und wir reagieren darauf und verzetteln uns.

Weil es einfach ist, auf dem Computer Wissen zu speichern, lassen wir unser Langzeitgedächtnis verkümmern. Unser Gehirn wird stattdessen trainiert im Suchen und Finden von Informationen. Das führt natürlich langfristig zu Problemen beim Merken – wir haben zunehmend das Gefühl, vergesslich zu sein.

Das Gehirn ist ein Organ, das ständig trainiert und gefordert werden will. Wenn wir ihm diesen Dienst verweigern, weil wir so vieles an den Computer delegieren, dann verkümmert es und verlernt, wichtige Funktionen wahrzunehmen. Das ist nicht anders als bei Muskeln: Wenn wir selbst den kürzesten Weg zum Supermarkt mit dem Auto zurücklegen, wenn wir auch ins erste Stockwerk mit dem Lift fahren, anstatt die Treppen zu nehmen, dann werden unsere Muskeln und Sehnen und nicht zuletzt auch die Gelenke an Substanz abbauen und uns mit der Zeit ihren Dienst verweigern. Es ist erwiesen, dass Menschen, die unzureichend Bewegung machen, sich leichter verletzen und im Alter früher körperlich schwach werden.

Nicht anders ist es mit unserem Gehirn: Wenn wir es nicht in Schwung halten, verkümmert es, und die Gefahr ist heute größer denn je.

Doch die gute Nachricht lautet: Unser Gehirn ist immer bereit, Neues zu lernen. Es enthält sage und schreibe knapp 100 Billionen (10 hoch 14) Synapsen – das sind die Verbindungen zwischen den Nervenzellen – zu all unseren Erinnerungen und unserem Wissen, das in unserem Gedächtnis abgelegt ist. Jedes Mal, wenn Sie neues Wissen erwerben, werden Synapsen gebildet. Wenn Sie zum Beispiel nicht mehr wissen, wann Kaiserin Maria Theresia gelebt und regiert hat, dann haben Sie dieses Wissen wohl schon lange nicht mehr gebraucht – Ihr Gehirn hat die Synapsen, die zu diesem Speicherplatz führen, weggeräumt.1 Dafür schafft es möglicherweise gerade welche, weil Sie vorhaben, sich »100 Billionen Synapsen« zu merken.

Um ein gut funktionierendes Gehirn zu haben, sollte es Ihr Ziel sein, möglichst viele der unzähligen Synapsen aktiv zu halten und immer neue Verbindungen zwischen Ihren Nervenzellen zu knüpfen. Denn je besser Ihr Gehirn ausgelastet wird, desto länger bleibt es voll funktionsfähig und desto später machen sich altersbedingte Vergesslichkeit, Demenz und sogar Alzheimer bemerkbar.

Berühmt ist dazu eine Studie des amerikanischen Epidemiologen David A. Snowdon und seines Forscherteams2 mit 678 Nonnen eines katholischen Klosters. Er wollte herausfinden, was in der frühen, mittleren und späten Lebensphase das Risiko erhöht, an Alzheimer zu erkranken. Die durchwegs älteren Nonnen (sie waren zwischen 75 und 106 Jahre alt) wurden drei Mal täglich getestet. Nach ihrem Tod wurde das Gehirn nach den sogenannten »Plaques« untersucht, das sind eiweißhaltige Ablagerungen, wie sie für Alzheimer typisch sind.

Die Gehirnleistung der Nonnen war auffällig hoch, wie sich herausstellte. Sie waren deutlich weniger dement als andere Gleichaltrige. Eine Schwester, Maria, beispielsweise war Lehrerin an einem College. Sie übte diese anspruchsvolle Aufgabe bis zu ihrem 84. Lebensjahr aus und blieb bis zu ihrem Tod mit 101 Jahren geistig rege. Schwester Bernadette war ebenfalls eine kluge Frau und zeigte bis zu ihrem Tod mit 85 Jahren keinerlei Anzeichen von Demenz, im Gegenteil. Sie war körperlich und geistig völlig fit. Als man jedoch ihr Gehirn untersuchte, waren die Forscher verblüfft: Es war mit Plaques überzogen, und zwar in einem Ausmaß, wie es bei schwer kranken Patienten im Endstadium von Alzheimer üblich ist.

Generell stellte man fest: Jene Nonnen, die von Jugend an bis ins hohe Alter geistig anspruchsvolle Tätigkeiten ausübten, hatten bis zu ihrem Tod ein absolut funktionsfähiges Gehirn, selbst wenn dieses eindeutige Anzeichen von Demenz und Alzheimer aufwies, wie bei der Untersuchung nach ihrem Tod festgestellt wurde. Doch die Krankheit hatte einfach keine Chance, sich gegenüber einem aktiven und leistungsfähigen Gehirn zu behaupten.

Es wäre jedoch unangemessen, daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass rege geistige Aktivität bis ins hohe Alter jeden von uns davor schützen kann, Demenzsymptome zu entwickeln. Das wäre zu einfach! So war die deutsche Öffentlichkeit sehr erschüttert über das Schicksal des berühmten Literaturwissenschaftlers und Schriftstellers Walter Jens aus Tübingen. Er war sicherlich sein Leben lang geistig höchst aktiv, wurde 90 Jahre alt – und erkrankte in den letzten zehn Jahren seines Lebens an Alzheimer.

Trotzdem zeigen diese »Nonnenstudie« und zahlreiche...

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