Zeitfenster
Wir alle leben in für uns unterschiedlichen Zeitfrequenzen. Jeder Mensch hat ein eigenes Zeitempfinden und lebt auch danach. Somit können wir uns stetig in der Zeit aufhalten, die uns sympathisch ist. Es gibt Menschen, die leben gerne in der Vergangenheit und holen sich immer wieder alte Themen nach vorne, um sie noch einmal anzuschauen. Ähnlich einem Album, in dem man alte, bereits vergangene Bilder anschaut und darauf reagiert. Genauso gibt es Menschen, die leben mehr in der Zukunft und denken gerne an das eventuelle Geschehen von Übermorgen, ohne dabei die notwendigen Handlungen von heute sehen zu wollen. In beiden Fällen versuchen diese Menschen zu vermeiden, sich mit der jetzigen Zeitetappe auseinander setzen zu müssen. Das Wichtigste jedoch ist, im Hier und Jetzt zu leben und alles hautnah zu erleben, denn das macht das Leben erst einmal aus. Es ist wichtig zu wissen, dass wir mit unserer eigenen Zeiteinstellung fast alles bestimmen, denn wir nutzen unsere Energien so, wie wir sie verteilen wollen. Wenn wir uns gedanklich mehr in der Vergangenheit aufhalten, dann investieren wir unsere Energien auch dort hinein, genauso wenn wir mit unseren Gedanken energetisch in der Zukunft sind. Doch das Idealste wäre, die Gegenwart zu leben, die Vergangenheit zu verarbeiten und die Zukunft gezielt zu planen, ohne sie dabei festzulegen.
Genauso fördert unsere eigene Einstellung zu unserem Leben unseren ureigensten Alterungsprozess. Es ist allgemein bekannt, dass der individuelle Alterungsprozess eines Menschen von seiner inneren Einstellung abhängt. Ein Mensch, der sich in biologisch jungen Jahren als alt empfindet, wirkt auf seine Außenwelt älter, als er in Wirklichkeit ist. Dasselbe gilt in umgekehrter Form für biologisch alte Menschen, die lebendig ihr Leben gestalten. Sie strotzen vor solcher Lebensenergie, dass ihnen kaum ein Weg der Freude zu viel sein könnte. Man hat das Gefühl, sie könnten ewig leben. Ein Mensch, der offen ist für die Vielfalt des Lebens und sich mit allen für ihn interessanten Bereichen auseinander setzen will, hält sich geistig und körperlich fit. Im Gegensatz dazu verfällt ein älterer Mensch, der sich nur um wenige Dinge in seinem Leben kümmert, der in der Alltagsmonotonie ertrinkt, immer mehr in einem beschleunigenden Alterungsprozess. Wenn Sie also jung bleiben wollen, dann leben Sie Ihr Leben mit all der Vielseitigkeit, die Ihnen Ihr Leben zu bieten hat. Leben Sie im Jetzt, und Sie werden sich wohl fühlen. Die Seele ist beweglich und nicht an Zeit gebunden; der Körper sehr wohl, denn er altert nach einem bestimmten biologischen Faktor; jedoch können wir durch unsere eigene Einstellung zu unserem Körper einige Prozesse verlangsamen oder aber auch beschleunigen.
Kennen Sie das? Sie mögen keine Zahnärzte, müssen jedoch nächste Woche einen Termin wahrnehmen. Denken Sie in der Woche öfter darüber nach? Wenn ja, dann würden Sie immer wieder Energie auf das zukünftige Ereignis legen, und damit besonders und übermäßig stark gewichten, also mit Gewicht belegen. Dann endlich kommt der Tag, und die Energie ballt sich zusammen. Wieviel Energie kostet es Sie, bis Sie den Termin überwunden haben? Je mehr und öfter Sie daran denken, desto länger und extremer wird die ganze Situation für Sie sein. Es könnte Ihnen passieren, dass Sie das Gefühl haben, der Termin würde niemals enden. Und dann, endlich, ist alles vorbei, Sie atmen durch, fühlen sich frei und erleichtert, denn die Belastung ist von Ihnen gewichen. Welches Zeitempfinden hatten Sie während des Termins? Bestimmt wesentlich länger als eine Stunde bei Ihrer Arbeit, oder? Im Unterschied zu Ihnen wird die Zahnarzthelferin die Zeit anders erlebt haben als Sie. Daran können Sie erkennen, dass wir grundsätzlich in unserem eigenen Zeitempfinden leben - je nach Lage und je nachdem, wie wir die Zeit gewichten. Je weniger wichtig, desto kürzer. Jetzt können Sie mit Sicherheit sehr leicht nachvollziehen, dass wir mit und in unserer eigenen Zeit leben.
Nun ein anderes Beispiel, das dieses Thema noch ein wenig mehr durchleuchtet. Wir können in unserem Inneren Zeitreisen vornehmen, da alle Daten in uns abgespeichert sind. Stellen Sie sich dafür einmal kurz Ihren siebten Geburtstag vor. Können Sie sich noch erinnern? Können Sie noch fühlen, was Sie damals gefühlt haben? Wenn ja, dann ist das nur möglich, weil Sie sich jetzt in diesem Moment mit der vergangenen Zeit beschäftigen. Je mehr Sie sich jetzt entspannen, desto besser können Sie sich in die alte Zeit hinein fühlen. Gleichzeitig rutscht die momentane Zeit, also die reale Gegenwart, ein wenig in den Hintergrund. Sie können jetzt noch einmal fühlen, was Sie damals empfunden haben. Sie sind jetzt eng mit dieser Zeit und den damit verbundenen Emotionen verhaftet. Die Erinnerungen sind in diesem Moment so transparent und klar, als würden sie gerade geschehen. Das zeigt eindeutig, dass wir uns in jede Zeit so intensiv hinein versetzen können, wie wir es möchten. Wir sind also nicht an die reale Zeit gebunden. Wir können frei bestimmen, nach welcher Zeit wir uns richten wollen. Nur im Außen richten wir uns alle nach derselben Zeit und somit auch nach den Gezeiten und nach dem Tagesverlauf. Denn diese Zeiteinheit ist für uns alle gleich, auf der materiellen Ebene am gleichen geographischen Platz, wirklich und real. Und trotzdem hat jeder Mensch eine innere individuelle Zeitwahrnehmung, nach der er lebt. Rein biologisch betrachtet ist dies unser Biorhythmus. Wir alle haben dadurch verschiedene Hoch- und Tiefphasen, in denen wir mehr oder weniger leistungsfähig sind. Wir selbst können uns unsere Zeit einplanen.
Doch manchmal holt uns die vergangene Zeit auch ein. Immer dann, wenn wir unbewusst an alte Emotionen und somit an alte Erinnerungen heran geführt werden. Dann fühlen wir uns wieder in die Kindheit zurück versetzt und wissen nicht, woher diese Emotionen urplötzlich kommen. Das ist jedoch einfach erklärt. Wir haben Emotionen und Erlebnisse in uns abgespeichert, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an die Oberfläche kommen. Daher ist es immer besonders wichtig, auf solche Signale zu achten und sich zu einem späteren Zeitpunkt damit auseinander zu setzen.
Wir selbst können steuern, wie wir unsere Zeit empfinden, ob wir uns Stress oder Hektik zumuten, ob wir den Augenblick genießen können oder auch nicht. Doch ist es durch die schnelllebige Zeit, in der wir uns befinden, oft sehr schwer, sich dem Alltagsstress zu entziehen. Die Menschen rasen durch ihr Leben, obwohl sie tief im Inneren genug Zeit haben. Es ist jedoch nicht leicht, einfach stehen zu bleiben, wenn alle anderen ringsherum laufen. Die Ansteckungsgefahr ist einfach zu groß. Schon unsere Kinder werden dahin trainiert, sich den Aufgaben des Lebens zu widmen, fortwährend zu lernen und sich auf die zukünftigen Themen des „gesellschaftlichen und normalen Lebens“ vorzubereiten. Das hindert jedoch so manches Kind daran, sich dem eigentlichen Kindsein zu widmen und die Zeit der Kindheit einfach leben zu dürfen. Kinder, die versäumt haben, ihr individuelles Kindsein zu leben, sind oftmals ein Leben lang auf diesem Gebiet unterentwickelt. Deshalb ist es so besonders wichtig, dass Kinder sich leben und ihre eigene Persönlichkeit entwickeln können. Ein Kind braucht die Erlaubnis der Eltern, um sich so leben zu dürfen. Wenn die Eltern jedoch mit keinem guten Vorbild vorangehen und das Kind durch die eigene hektische Lebenseinstellung immer wieder antreiben wollen, dann bleibt für das Kind kaum Zeit, seine eigene Individualität spielerisch zu entwickeln. Und leider gibt es viel zu viele Kinder, die nur darauf bedacht sind, den Themen der Eltern nachzueifern, ohne selbst über ihre eigene Kreativität nachzudenken. Leicht erkennt man dies an Kindern, die sich nicht alleine beschäftigen können. Denn gerade diese Kinder brauchen die hundertprozentige Aufmerksamkeit der Eltern, damit sie sich lebendig fühlen. Dabei wirkt jedes noch so kleine Ausruhen der Eltern so, als hätten sie das Programm abgestellt. Der Fernseher dient dann teilweise als passender Ersatz.
Wenn Sie sich jetzt fragen sollten, woher das kommt, kann ich Sie nur daran erinnern, dass viele Menschen Angst vor dem Alleinsein haben. Und jede Mutter, die sich tief in ihrem Inneren alleine fühlt, bekommt durch ihr eigenes Kind das Gefühl geschenkt, besonders wertvoll und wichtig zu sein. Wenn das Kind sich dann im Laufe der Zeit abnabeln will, kann es passieren, dass die Mutter in einen inneren Konflikt gerät, der sie letztlich nur wieder an die eigene innere Einsamkeit und die damit verbundene Angst erinnert. Diese Mutter müsste, genau wie alle anderen Menschen auch, lernen, ihr eigenes Leben zu leben, denn dann wird sie sich nicht mehr einsam fühlen können. Solange sie jedoch darauf wartet, dass sich ihr Kind liebevoll um sie kümmert, solange ist auch das Kind gewohnt, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Mutter zu bekommen, und wehe wenn das einmal nicht der Fall sein sollte. Diese Kinder verlernen, den eigenen Spieltrieb auszuleben, und setzen sich mehr mit der Rolle und den dazugehörigen Themen der Erwachsenen auseinander. Das bedeutet jedoch, dass dieses Kind zu früh erwachsen wird und somit eine wichtige Phase seines eigenen Lebens vernachlässigt. Keiner kann jedoch die Kindheit so einfach ausblenden, und somit dürfte jetzt schon klar sein, dass sich diese ungestümen, kindlichen Energien in dem eigenen Erwachsenendasein breit machen werden.
Durch das mangelhafte Ausleben des Spieltriebs in der Kindheit wird dieser oft im Erwachsenenleben immer wieder aktiv in den Vordergrund gestellt. Und so könnte das kindliche Manko im negativen Fall zum Beispiel zur Spielsucht im Casino führen, denn die Versuchung, hierbei auch zu gewinnen, ist besonders groß. Bei den meisten...