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E-Book

Der deutsche Ausländer

AutorKai Faouzi
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783743110304
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Obwohl er seit langer Zeit in Deutschland lebt und sehr gut integriert ist, fühlt sich Kai Faouzi in manchen Orten Deutschlands mal wieder als Ausländer im eigenen Land. Deutschland ist eines der schönsten Länder, die ich weltweit erlebt habe.

Kai Faouzi, geb. 1950 in Tripoli, Libanon, ging mit 17 Jahren nach Deutschland, um das Patent Kapitän auf großer Fahrt zu erwerben, und fuhr viele Jahre zur See. Sein Heimathafen war in dieser Zeit fast immer Deutschland. Vom Schiffsjungen bis zum Erreichen des angestrebten Kapitänspatents hat er alle Stationen einer seemännischen Ausbildung durchlaufen. Seit 1977 ist er deutscher Staatsbürger und mit einer deutschen Frau verheiratet.

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Leseprobe

1.3. Goethe-Institut nach meinem Abitur

Nachdem ich mein Abitur bestanden habe, habe ich versucht, einen Studienplatz an einer libanesischen oder amerikanischen Universität in Beirut oder im Ausland, z.B. in Ägypten, zu bekommen, leider ohne Erfolg, da alle Universitäten voll besetzt waren. Der Grund dafür war, dass es zu diesem Zeitpunkt, und besonders in diesem Jahr, im Libanon 92 bis 95% Abiturienten gab. Dadurch war es sehr schwer, einen Studienplatz zu bekommen.

Aber ich denke, dass das Schicksal es so gewollt hat, dass ich keinen Studienplatz bekam, damit ich am Goethe-Institut in Tripoli anfangen konnte, um die deutsche Sprache zu lernen.

Was ich dort wollte und warum ich gerade die deutsche Sprache lernen wollte, ist auch eine Geschichte für sich. Ich war verzweifelt, als ich keinen Studienplatz an den Universitäten in Beirut und im Ausland bekam. Durch Zufall traf ich einen Sportkameraden, der am Rande des Fußballplatzes saß und in einem Buch blätterte. Ich habe versucht, den Titel zu lesen, der mir sehr fremd vorkam, weil er nicht Französisch sondern komisch klang. Ich fragte meinen Fußballfreund

*** „Sag, was liest du denn da und was ist das für ein Buch?“

*** Er antwortete: „Ich lese in einen deutschen Lehrbuch, ich lerne deutsch.“

*** Ich gleich „wofür und wo lernst du deutsch?“

*** „Ich lerne deutsch am Goethe-Institut in Tripoli, und wenn ich fertig bin, werde ich nach Deutschland gehen und dort studieren.“

*** „Nach Deutschland!!! woher kennst du das und ist das nicht zu weit von hier?“

Er hat mir weiter erzählt, dass er, wenn er Glück hat, im nächsten Monat nach Deutschland fliegen würde, um dort zu studieren, weil sein Antrag in Deutschland angenommen wurde und er bräuchte nur diesen Kursus zu beenden.

Aus meiner tiefen Enttäuschung ist eine große Freude und Hoffnung mit einem Lichtlein am Horizont geworden, und ich fing an nachzudenken, was ich alles mit der deutschen Sprache machen kann. Ich war wieder richtig zufrieden und hoffnungsvoll und wollte unbedingt die deutsche Sprache lernen und beherrschen.

*** Meine nächste Frage an ihn war: „Kann ich auch Deutsch lernen und einen Antrag in Deutschland an der Ingenieursschule stellen?“

*** „Ja natürlich“, sagte er, „die suchen in Deutschland junge Leute, weil im Krieg viele Männer gefallen sind. Dort herrscht ein Mangel an Arbeitskräften, daher kannst du es auch tun.“

*** „Ehrlich oder lügst du mich an?“

*** „Nein, ehrlich - jeder kann das tun. Also hör mal zu, du kommst mit und ich spreche mit dem Direktor des Goethe-Instituts und dann sehen wir weiter.“

Ich war total begeistert und richtig glücklich über diese Nachricht und in Gedanken war ich schon in Deutschland am Studieren.

Am nächsten Tag bin ich mit meinem Fußballkameraden nach Tripoli zum Goethe-Institut gegangen, um mich zu informieren, ob auch ich mich anmelden kann. Ich war sehr überrascht, als ich im Sekretariat hinter dem Schreibtisch die Schwester meines Freundes George sah, und fragte sie, was sie hier tue. „Ich arbeite hier“. Ich schaute sie voller Bewunderung an und fragte (dabei hatte ich vergessen, dass mein Fußballfreund auch bei mir war), „Kann ich mich hier bei dir anmelden?“ Mein Kamerad schubste mich, weil er sah, wie euphorisch ich war, und versuchte mich zu beruhigen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich mit ihrem Bruder in einer Klasse war und wir zusammen Abitur gemacht haben und, und, und. Er stoppte mich und sagte, dann bist du in guten Händen, ich gehe jetzt zu meinem Unterricht. Bis nachher.

Als mein Fußballkamerad zum Unterricht ging, habe ich mit Fadwa, der Schwester meines Schulfreunds, weiter gesprochen über die Möglichkeiten, die ich in Deutschland habe, über das Studieren dort und was man an Unterlagen haben muss. Sie sagte, der Direktor ist jetzt da, ich bringe dich hin und du kannst mit ihm reden. In dem Moment war ich sehr nervös und wusste nicht, wie es weitergehen würde - werde ich angenommen oder werde ich abgelehnt. Diese Gedanken gingen in meinen Kopf herum, bis wir bei dem Direktor ankamen. Fadwa klopfte an die Tür. Eine Stimme aus dem Raum sagte auf Deutsch „herein“. Sie machte die Tür auf und sagte: komm. Wir gingen ins Büro des Direktors, er begrüßte mich sehr freundlich und nett, als ob er mich schon seit langer Zeit kennen würde. Ich bin dann ganz ruhig gewesen. Fadwa stellte mich vor und sagte, dass sie mich auch sehr gut kennt.

Der Direktor des Goethe-Instituts bat mir einen Platz an und fragte, ob ich was trinken wolle. Ich schaute zu Fadwa, sie nickte und sagte „möchtest du Cola oder Saft?“ Ich antwortete: „Ja Cola, danke“ und sie brachte mir das Getränk. Ich habe mit dem Direktor gesprochen und es war alles klar mit dem Antrag und dem Unterricht, bis er mich fragte: „Wie alt bist du?“ Ich antwortete: „16 Jahre und ich werde im März nächsten Jahres 17“. Er sagte: „16 Jahre, oh mein Gott, da müssen wir einen anderen Antrag stellen, weil du minderjährig bist. Deine Eltern müssen eine Erlaubnis unterschreiben, damit du nach Deutschland reisen kannst.“ Erst habe ich gedacht, dass alles vorbei ist, aber dann sagte der Direktor zu mir, wir lassen alles so wie es ist und wenn es so weit ist, werden wir von deinen Eltern die Genehmigung unterschreiben lassen, oder gibt es ein Problem damit?“ Ich sagte gleich „Nein, es gibt keine Probleme, wir machen es so, wie Sie gesagt haben.“

Ich bin aufgestanden und habe ich mich verabschiedet, da ging die Tür auf und ein junges hübsches blondes Mädchen kam herein und sagte: „Hallo Papa - oh Entschuldigung, ich habe nicht gewusst, dass du Besuch hast.“ Ich sagte „Wir sind fertig, Fräulein, und bis zum nächsten Mal“ und ging weg. Eine hübsche Tochter hat der Direktor, habe ich gedacht.

Nach all diesen Ereignissen bin ich nach Hause gegangen und auf dem Weg fing ich an zu überlegen. Wie soll ich meinen Eltern das verkaufen? ich erwähne das, weil ich der älteste Sohn in der Familie bin und bei meinem Vater im Lande bleiben muss, falls ihm etwas passiert, um in Zukunft seinen Platz zu übernehmen. So war das im Libanon.

Abends um 18.00 Uhr ist mein Vater von der Arbeit gekommen. Beim Abendessen habe ich versucht zu fragen und sagte: „Wie findet ihr das, wenn ich irgendwo einen Studienplatz bekomme und sofort anfangen kann, ist das gut?“ „Ja, natürlich“ antworteten meine Eltern gleichzeitig, „das würde uns sehr freuen“. Dann sagte ich, dass ich die Möglichkeit hätte, im Goethe-Institut die deutsche Sprache zu erlernen und in Deutschland Elektroingenieur zu studieren. Das hätte ich mit meinem Fußballkameraden besprochen und er hätte gesagt, dass ich das machen könne, aber ich wollte erst euch fragen, ob ihr das auch gut findet. Meines Vaters Antwort war einfach: „Du weißt, dass du der Älteste und nach mir der Chef dieser Familie bist, aber wenn du nach deinem Studium zurückkommst, dann finde ich das besser als hier zu warten und nichts zu tun“. Und so ist eine schnelle Entscheidung gefallen. Die Anmeldung im Goethe-Institut folgte, und so war ich dabei, den Weg nach Deutschland vorzubereiten.

Ich begann, in einer neuen Anfängerklasse die deutsche Sprache zu erlernen. Es war geplant, dass wir an drei Abenden pro Woche am Deutschunterricht teilnehmen und zwar mindestens 6 bis 12 Monate lang, um die Sprache für das Studium zu beherrschen. Nachdem wir eine Woche hinter uns hatten, hat uns der Direktor des Goethe-Instituts zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Er hat einen nach dem anderen gefragt, was er mit der deutschen Sprache anfangen will, bis ich drankam. Meine Antwort war, dass ich neben arabisch und französisch eine dritte Sprache lernen und wenn ich Glück hätte, nach Deutschland fahren und dort studieren wolle. Der Herr Direktor sagte zu mir: „Herr Faouzi, Sie möchten nach Deutschland fahren und dort arbeiten und studieren. Von Arbeiten war nicht die Rede sondern vom Studieren“. In meinem Kopf ist ein kleines Lichtlein aufgegangen, Oh, arbeiten und gleichzeitig studieren! Das hieße ja, ich bräuchte kein Geld von meinem Vater. „Oh, wie geht das?“ fragte ich den Direktor. Er erklärte mir, wie man es machen kann. Wunderbar, dachte ich, dann kann ich jetzt meine Unterlagen vorbereiten und die Anmeldung nach Deutschland abschicken. Wir schickten den Antrag nach Deutschland zur Hochschule für Technik, da ich Elektroingenieur studieren wollte. Nach kurzer Zeit bekam ich jedoch eine Absage bzw. einen Hinweis auf eine Wartezeit von 5 Jahren. Ich hatte keine Geduld für eine Absage oder für eine Wartezeit und habe dem Direktor gesagt, dass ich so schnell wie es geht nach Deutschland wolle. Er wusste nicht, dass ich überall, bei der ganzen Familie und im Freundeskreis, verbreitet hatte, dass ich nach Deutschland fahren würde um zu studieren, und ich wollte nicht mein Gesicht vor allen verlieren. „Wieso haben Sie es auf einmal so eilig? Wir können einen neuen Antrag an andere Hochschulen schicken“. Ich antwortete: „Ich will nach Deutschland...

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