1Von Armani zur Currywurst und wieder zurück
Wer mein erstes Buch nicht gelesen oder noch nie selbst eine “Bestellung beim Universum” aufgegeben hat, fragt sich natürlich zunächst, was dieser “kosmische Bestellservice” denn eigentlich ist. Ganz einfach, ich erkläre es am besten an der Geschichte “Von Armani zur Currywurst und wieder auf dem Wege zurück”.
Sie begann, als der bis dahin beruflich sehr erfolgreiche Mann von Ingrid (mit Vorliebe für Anzüge von Giorgio Armani) einen schweren Autounfall hatte, von dem er sich lange nicht erholte. Körperlich war er zwar nach einem halben Jahr wieder genesen, doch er kam durch den Schock auch in den nächsten vier Jahren beruflich nicht wieder auf die Beine, und so war die Familie mittlerweile bei “Currywurst statt Armani” angelangt.
Das war es aber nicht allein. Unter dem Druck war auch die Ehe schon fast endgültig in die Brüche gegangen, und Ingrid hatte ihre Tochter bereits auf die Trennung vorbereitet. Da ihr Mann nach wie vor nicht arbeitete, suchte sie nun selbst Arbeit. Trotz über 70 Bewerbungen fand sie nur einen Teilzeitjob für jeweils ein paar Stunden an zwei Tagen pro Woche. Damit kam sie natürlich nicht weit, da sie ja schließlich allein eine ganze Familie zu versorgen hatte.
Ende letzten Jahres ließ sie sich seit langem mal wieder zu einer Party überreden. Sie ging auch hin, allerdings mehr, weil sie schon zugesagt hatte und nun auch dazu stehen wollte, als daß sie an dem Abend wirklich Lust gehabt hätte. Im Laufe der Party fand sie sich gelegentlich bei den Rauchertreffs auf dem Balkon wieder. Dort stach ihr bald die Mitraucherin Isabella ins Auge. Die beiden kamen ins Gespräch, und Ingrid sagte Isabella, daß sie ihre Ausstrahlung und ihre gute Laune sehr bewundere. Fast wäre sie auch ein wenig neidisch, denn in ihrem Leben wäre gerade so ziemlich alles am Boden – die Ehe, der Job, einfach alles.
Isabella, immer gut informiert und allzeit hilfsbereit, dachte sofort, das höre sich nach einem Fall für eine Bestellung beim Universum an. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie eine noch fast fremde Frau gleich mit einer derart ausgefallen Methode beglücken sollte. Der Gedanke ging ihr aber nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich war der Drang so groß, daß sie einfach loslegte und zu Ingrid sagte: „Ich glaube, du solltest eine Bestellung beim Universum aufgeben!”
„Wenn du wüßtest, wie viele Stoßgebete ich schon losgelassen habe…”, meinte Ingrid, aber Isabella beharrte: “Ich rede hier nicht von einem Stoßgebet, sondern von einer konkreten Bestellung! Du überlegst dir vorher ganz genau und ganz konkret, was du haben möchtest, und dann schickst du diese Bestellung einfach in Gedanken irgendwie und irgendwo, so wie es sich für dich am besten anfühlt, ans Universum ab.”
Ingrid schaute ein wenig zweifelnd drein, aber Isabella war noch nicht fertig mit ihren Ausführungen: “Und komm ja nicht auf die Idee, morgen dasselbe noch einmal zu bestellen! Wenn du bei Quelle etwas bestellst, bestellst du dasselbe ja auch nicht am nächsten Tag nochmal. Sonst denken die höchstens, du bist etwas verwirrt, und schicken dir gar nichts mehr.”
Besonders den letzten Satz fand Ingrid so lustig, daß sie nun doch beschloß, diesem ausgefallenen Rat bei nächster Gelegenheit zu folgen.
Die Party ging weiter, und Ingrid kam gegen halb zwei Uhr morgens nach Hause. Dort mußte sie noch mit ihrem Hund Gassi gehen. Da es eine wunderschöne, sternklare Nacht war, dachte sie sich, es wäre eigentlich gar keine schlechte Idee, diese Sache mit der Bestellung beim Universum gleich auszuprobieren. Sie erinnerte sich an Isabellas Anweisungen und überlegte genau, was sie alles haben wollte. Am wichtigsten war, daß sie einen besser bezahlten Job brauchte, den sie außerdem gut mit dem Versorgen ihrer Tochter abstimmen konnte, und daß irgend etwas mit ihrer Ehe geschehen mußte.
Sie war so sehr mit Leib und Seele bei diesen Gedanken, daß sie das Gefühl hatte, ihre ganze Energie sammle sich in ihrem Bauch und würde dort zu kreisen beginnen. Als sie die Bestellung schließlich in den klaren Sternenhimmel schickte, war es, als würde sie wie eine Spirale aus dem Bauch herauskommen. Es war fast ein mystisches Erlebnis, fand Ingrid. Sie machte sich nicht allzu viele Gedanken darüber, aber ein wenig irritiert war sie doch.
Am nächsten Tag war sie bei ihrem 2-Tage-Teilzeitjob. Gleich in der Früh klingelte dort das Telefon, und die Steuergehilfin ihres Steuerberaters war dran. Sie wollte wissen, ob Ingrid noch Arbeit suchte. Ingrid bejahte. Die Steuergehilfin nannte ihr daraufhin die Telefonnummer von einer Dame, deren Buchhalterin sich vor einigen Monaten aus dem Staub gemacht und die immer noch keinen Nachschub gefunden hatte. Diese Dame hätte hammerartig viel zu tun und suche händeringend jemanden.
Ingrid rief die Dame gleich an und bekam noch am selben Nachmittag einen Vorstellungstermin. Sie konnte es kaum fassen. Die Leute dort waren alle sehr nett, mit der Inhaberin verstand sie sich ebenfalls auf Anhieb. Die Frage war bald nur noch, wann sie denn anfangen könne. „Wie wär’s mit morgen?” fragte die Geschäftsinhaberin. „Kein Problem? Na wunderbar! Dann also bis morgen.”
So einfach kann es gehen! Ingrid war völlig begeistert und fuhr beflügelt nach Hause. Natürlich rief sie gleich Isabella an und erzählte ihr, die erste Bestellung sei bereits eingetroffen. Der erste Anruf am nächsten Morgen nach der Bestellung, und schon war daraus der neue Job entstanden! Isabella war genauso begeistert.
Einen Tag später ruft Ingrids Mann, der inzwischen ebenfalls “eingeweiht” worden war, sie im Geschäft an und sagt: „Du, deine nächste Teilbestellung ist eingetroffen. Du hattest doch da mal diese Verluste aus der GbR – irgendwie ist da noch eine Gutschrift über 5.000 Euro rausgekommen.”
„Unsinn”, meinte Ingrid, felsenfest überzeugt, daß das nicht sein könne. „Da mußt du was falsch verstanden haben, das kann überhaupt nicht sein. Fax das Schreiben doch mal her. Das wird minus und nicht plus heißen!” Tja, es hieß aber doch plus.
Inzwischen fing die 9jährige Tochter auch zu bestellen an und hat auch nach wie vor durchaus Erfolge mit wirklich netten Kleinigkeiten. Das konnte sie natürlich nicht für sich behalten, und so bekam die Oma bei nächster Gelegenheit am Telefon zu hören: „Du Oma, die Mama bestellt jetzt beim Universum, und das kommt auch alles…”
Ingrids Mann sah sich die Sache gemütlich an, verharrte aber nach wie vor in seinem passiven Zustand. Ingrid hatte durch die letzten Erlebnisse wieder zu neuem Schwung und neuem Mut gefunden und wollte nun endgültig nicht mehr im alten Stil weitermachen. Und so stellte sie ihrem Mann ein Ultimatum: „Entweder du unternimmst bis zum ersten Dezember irgend etwas, woran ich erkennen kann, daß wir diese Situation hier zusammen bewältigen, oder ich nehme unsere Tochter und gehe.”
Das war keine Drohung, sondern eine Feststellung, denn vom Warten auf Godot hatte Ingrid genug. Für sie war klar, daß sie wieder mehr vom Leben erwartete als die ständige Angst vor dem Ruin.
Am ersten Dezember informierte ihr Mann sie, er werde ab dem nächsten Tag arbeiten gehen. Er habe einen neuen Job, und zwar als LKW-Fahrer! Ingrid war mehr als platt. Das hätte sie ihrem Sunnyboy von Mann, der seine schönen Anzüge und Krawatten so sehr liebte, niemals zugetraut. Verdreckte Jeans, Waren aus- und einladen, und das bis spät abends – kaum zu glauben!
Seitdem kommt er abends nicht vor 9 Uhr nach Hause und ist eigentlich völlig fertig. Trotzdem ist er so gut drauf wie schon lange nicht mehr. Endlich bewegt sich wieder irgend etwas! Endlich verdient er wieder selber Geld, wenn auch nicht viel. Aber endlich kommt wieder Schwung in die Bude, und er packt sein Leben wieder an.
Ingrid hat durch diese große Überraschung sehr viel Achtung vor ihrem Mann zurückgewonnen. Auf einmal knistert es wieder in der Ehe, und die beiden sind wieder glücklich miteinander. Sehr zur Freude auch der kleinen Tochter.
Und wie es denn so ist, wenn man einmal aus der Starre erwacht ist und wieder Zufriedenheit im Haushalt herrscht, kehren auch die kreativen Ideen und der Lebensmut zurück, und so blättert Ingrids Mann nun eifrig in der Zeitung und überlegt sich, wie er seine Karriere noch einmal neu anpacken könnte. Denn LKW-Fahrer auf Dauer muß vielleicht auch nicht sein, so sehr ihn dieser Job auch gerade gerettet hat.
Tja, und das war eine typische Bestellung beim Universum. Alles klar? Wenn nicht, dann habt ihr noch ein ganzes Buch zur weiteren Inspiration vor euch, und in Kapitel 5 wird die genaue Technik noch einmal erklärt.
Manch einer wird natürlich einwenden, es sei ja vielleicht alles nur Zufall gewesen, daß sich bei Ingrid gerade der...