Meine Geschichte: Wie ich Deutschlands bekanntester Verführer wurde
Meine Geschichte und Entwicklung zu Deutschlands bekanntestem Verführer fängt an, wie viele Geschichten von Männern anfangen, die sich irgendwann mit der Kunst der Verführung auseinandersetzen: mit großer Frustration und vielen Enttäuschungen.
Wenn ich sagen würde, meine Mutter hatte bei uns zu Hause die Hosen an, dann wäre das eher noch eine Untertreibung. »Sie hatte einen Plattenpanzer an und einen Streitkolben in der Hand« würde es wohl eher treffen. Mit ihrem südländischen Temperament lehrte sie nicht nur mich das Fürchten, sondern auch meinen Vater.
Als ich zwölf Jahre alt war, verließ er das Haus, und von da an war meine Mutter in unserer Familie die einzige Bezugsperson für mich. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich in dieser Zeit nicht viel über Männlichkeit gelernt habe. Es ging mir wie vielen Männern heutzutage, die unter alleinerziehenden Müttern aufgewachsen sind. Wenn die Eltern getrennt leben, fehlt einfach der Vater. Wenn die Eltern aber zusammenleben und der Vater sich von seiner Frau nur herumschubsen lässt, stellt er für einen Jungen auch kein hilfreiches Rollenvorbild dar.
Mit 14 Jahren kam ich in ein Internat und begann mich langsam ernsthaft für Frauen zu interessieren. Damals bildete ich mir ein, dass ich gut bei ihnen ankomme. Aber schockiert musste ich feststellen, dass nie ich es war, mit dem sie zusammen sein wollten. Wenn ich einem Mädchen meine Zuneigung gestand, bekam ich meistens folgende Antwort zu hören: »Maximilian, du bist so ein toller Mensch. Ich kann mit dir über alles reden und du verstehst mich. Aber ich möchte unsere Freundschaft nicht zerstören, und ich bin mir sicher, dass tausend andere Frauen dich gerne nehmen würden.«
Wenn du dieses Buch liest, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du diesen oder einen ähnlichen Satz auch schon ein paarmal zu hören bekommen hast. Ich konnte mir diese Reaktion aber damals nicht erklären.
Ebenso wenig erklären konnte ich mir den Erfolg eines Typen namens Tobias, der damals in meinem Jahrgang war. Tobias war jemand, der es von Natur aus einfach draufhatte, bei Frauen zu landen. Vielleicht kennst du jemanden aus deinem Freundeskreis mit ähnlichen Fähigkeiten. Für mich war es jedenfalls unglaublich spannend zu beobachten, wie Tobias mit Menschen, insbesondere mit Frauen, umging.
Das Städtchen, in dem ich damals lebte, ist ein kleiner Kurort. Zu 80 Prozent leben hier Rentner, und die anderen 20 Prozent waren wir. Frauen waren Mangelware, deshalb hielten Beziehungen wohl sogar bei Jugendlichen oft über mehrere Jahre. Wahrscheinlich dachten sich die Leute insgeheim: »Gut, dass ich jemanden habe. Den lass ich lieber nicht so schnell wieder gehen!«
Tobias schaffte es trotz dieser Umstände, im Laufe der Zeit mit jeder attraktiven Frau zusammen zu sein. Wirklich mit jeder! Er verließ sie meistens nach kurzer Zeit, und die Betreffende heulte sich dann bei mir aus oder wollte von mir Informationen haben, da ich mit Tobias befreundet war.
Nachdem ich mir dieses Spiel eine Zeit lang angesehen hatte, versuchte ich, einige Frauen vor ihrem Schicksal zu bewahren. Das heißt, ich warnte sie vor Tobias. Verrückterweise brachte er es fertig, jede Frau glauben zu lassen, bei ihr wäre alles vollkommen anders, und gerade sie würde er wirklich lieben. Ich konnte so viele rationale Argumente vorbringen, wie ich wollte – die Frauen ließen sich einfach nicht überzeugen.
Erst viele Jahre später sollte ich erfahren, warum: Wir können es uns alle nicht aussuchen, nicht bewusst entscheiden, von wem wir uns erotisch angezogen oder nicht angezogen fühlen. Es passiert einfach. Die Liebe trifft einen immer wieder wie ein Blitz aus heiterem Himmel oder der Pfeil des Amor.
Damals aber lebte ich noch in einer Welt, in der ich alles sehr persönlich nahm. Eine Welt, in der viele Menschen ihr ganzes Leben verbringen. Ich glaubte, ich wäre einfach irgendwie nicht gut genug. In meinem damaligen Weltbild gab es Leute mit überdurchschnittlichem Erfolg bei Frauen – wie Tobias – und dann eben solche wie mich.
»Entweder man hat es oder man hat es nicht« – streich diesen saublöden Spruch am besten sofort aus deinem Repertoire. Weil dieser Glaubenssatz falsch und für die eigene Entwicklung kontraproduktiv ist, habe ich mir stattdessen den folgenden angeeignet:
»Entweder man hat es oder man lernt es. Und am besten von den Besten.« Hätte ich mich damals nicht in meinem Selbstmitleid gesuhlt, sondern lieber aufmerksam beobachtet, was genau Tobias anstellte, hätte ich mir viel Leid ersparen können. Ich brauchte aber noch etwas länger, um meine Lektion zu lernen.
Die erste große Wende kam, als ich ungefähr 16 war. Ich hatte meiner Dauerliebe Steffi gerade meine Liebe gestanden, und natürlich fiel ihre Antwort wie zuvor geschildert aus. Dazu sagte sie noch, ich sei »so süß und so nett«. Ich war sehr verletzt. Und wütend. Dermaßen aufgebracht schrie ich meinem damaligen Zimmerkollegen etwas entgegen wie: »Ich habe keinen Bock mehr, süß und nett zu sein! Ich will, dass du mir eine Glatze rasierst. Ab heute ist Schluss mit süß und nett!«
Bedenke bitte, dass zu dieser Zeit eine Glatze alles andere als Mode war. Damals trugen eigentlich nur Skinheads oder Krebskranke eine Glatze. Der von mir gewünschte Schockeffekt trat ein. Mit meiner äußerlichen Verwandlung vollzog sich auch eine innere. Ich hatte damals schon angefangen, Rap zu hören, und nun übernahm ich auch die Attitüde meiner amerikanischen Idole. Ich war einfach eine verdammt coole Sau – jedenfalls äußerlich.
Unter den alljährlichen Neuzugängen auf unserem Internat befanden sich auch immer einige Mädchen. Wir Jungs fieberten diesem Moment jedes Mal sehnsüchtig entgegen und hingen schon früh am Fenster, um zu gucken, was wir hier erwarten durften. Neue Mädchen, neues Glück! Diese neuen Mädchen kannten mein altes Ich nicht, und das Wunder geschah: Sie begannen sich tatsächlich für mich zu interessieren! Ich hatte meine ersten Erlebnisse mit Frauen und auch meine erste feste Freundin. In dieser Beziehung und in allen folgenden sollten jedoch meine Unsicherheit und all die daraus resultierenden Probleme zum Tragen kommen. Irgendwann trennte sich meine Freundin von mir. Es dauerte lange, bis ich wieder eine neue kennenlernte. Aber auch mit ihr wiederholte sich das Spiel, und dasselbe geschah sogar ein drittes Mal. Jedes Mal beendeten die Frauen die Beziehungen, und ich war am Boden zerstört und monatelang deprimiert. Nach meiner dritten Beziehung begann ich, mir einige Fragen zu stellen. Und da in dieser Phase gerade das Internet aufgekommen war, suchte ich dort nach den passenden Antworten.
Als Erstes geschah das mit Hilfe einer Suchmaschine. Dadurch stieß ich auf das Buch Muster der Verführung von Stefan Strecker. Ich bestellte es mir sofort und verschlang es geradezu. Niemals hätte ich mir vorstellen können, heute mit diesem Autor zusammenzuarbeiten. Für mich war das Buch wie eine Offenbarung. Ich konnte tatsächlich etwas an meinem Leben ändern? Ich konnte wirklich aktiv etwas dafür tun, Frauen kennenzulernen und für mich zu begeistern? Durch dieses Buch kam ich auch zum ersten Mal mit der Technik des neurolinguistischen Programmierens (NLP) in Berührung und dadurch mit der ganzen Welt der Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsentwicklung. Endlich nahm ich mein Leben wirklich selbst in die Hand. Ich begann damit, Sport zu treiben, und arbeitete mich durch etliche Bücher zum Thema Selbstbewusstsein, Kommunikation, Verführung und alles, was mir sonst noch bei meiner Selbstverwirklichung helfen könnte. Nicht zuletzt griff ich meinen alten Traum wieder auf, Schauspieler zu werden.
Schließlich bewarb ich mich bei einer Schauspielschule und wurde prompt genommen. Die Leute, die mich heute kennen, können sich überhaupt nicht vorstellen, was für ein Mensch ich damals war und wie ich aussah. Meine Körpersprache und meine Haltung waren miserabel. Meine Stimme war sehr leise und klang unsicher, wenn ich mit fremden Leuten sprach. Ich kann wirklich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich eine vollkommene Transformation erlebt habe. Außerdem wurde ich auf die amerikanische »Pick-up«-Bewegung aufmerksam. Auch durch deren Texte arbeitete ich mich mit großer Neugier. Das alles geschah zu einer Zeit, als es in Deutschland noch gar nichts zu diesem Thema gab. Aus heutiger Sicht erscheint das fast unvorstellbar.
Weil ich fleißig übte, erzielte ich bald die ersten Erfolge. Mit Hilfe des gesammelten Wissens lernte ich irgendwann meine persönliche »10« kennen, also meine absolute Traumfrau. Am Anfang machte ich bei ihr auch noch alles richtig. Es lief wie am Schnürchen. Wir waren beide sehr verliebt ineinander, und trotzdem hatte ich die Kontrolle über mich und die Beziehung. Ich hatte mittlerweile so viele Aktivitäten in meinem Leben und so viel Spaß, dass Frauen für mich eher nebensächlich geworden waren. Die Beziehung war nun nicht mehr Zentrum meiner Welt, sondern ein wunderschöner Planet, der um mich kreiste.
Offenbar hatte sich die ganze Arbeit ausgezahlt. Es gab nur ein Problem: Das Ganze war zwar eine wunderschöne Fassade, aber dahinter steckte immer noch kein ganzer Mann. Wie bei vielen der sogenannten »Pick-up-Artists« da draußen. Ich handelte nur äußerlich so, wie ich es gelernt hatte – und es sollte nicht lange dauern, bis das auch meine damalige Freundin feststellte und regelrecht mit mir Schlitten fuhr. Bei ihren Versuchen, meine männliche Souveränität zu testen (mehr zu dieser weiblichen Strategie im Kapitel »Warum Frauen dich testen«), ging sie immer weiter. Sie nörgelte wirklich an allem herum, was ich tat. Wie ich...