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Der Pommernhans

Erinnerungen des gebürtigen Rabuhners Hans-Jürgen Kobsch (*1928)

AutorHans-Jürgen Kobsch, Henry Spietweh
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl280 Seiten
ISBN9783741212574
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,49 EUR
Hans Kobsch, der Pommeraner im Herzen, wurde 1928 in Ramelow im Landkreis Kolberg-Körlin geboren. Seine Kinder- und Jugendzeit verlebte er bis zur Vertreibung auf dem großelterlichen Bauernhof in Rabuhn. Als der Krieg die Gebiete Pommerns erreichte gelang ihm die Flucht per Schiff von Kolberg nach Swinemünde, er kam dort zum Militär und gelang durch militärische Einsätze in amerikanische Gefangenschaft in Holstein. Nach seiner Entlassung folgte eine turbulente Zeit im Harz und Norddeutschland sowie bei Angehörigen in Anklam. 1950 heiratete Hans Kobsch, zog nach Stralsund und fünf Jahre später nach Berlin, wo er eine wahre zweite Heimat fand und familiär und beruflich Fuß gefasst hat. Auf dem Anwesen seines Enkels und dessen Familie fühlt sich Hans mit seiner Hannelore wohl. Beide genießen heute ihr Rentnerleben und freuen sich über jeden Zuwachs in der großen Familie, mittlerweile in der vierten Generation. In diesem Buch berichtet der Pommernhans über sein Leben, seine Eindrücke und Erfahrungen. Es enthält auch einen Teil an traurigen und tragischen Ereignissen aus den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs. Das Buch soll so auch ein Appell an alle Leser sein, die in der heutigen, teils turbulenten politischen Zeit orientierungslos sind, auf dass sie eine Zeit der Diktatur und Gewaltverbrechen, wie der Pommernhans sie im Zweiten Weltkrieg erlebt hat, nie wieder die Oberhand gewinnen lassen.

Hans Kobsch, der Pommeraner im Herzen, wurde 1928 in Ramelow im Landkreis Kolberg-Körlin geboren. Seine Kinder- und Jugendzeit verlebte er bis zur Vertreibung auf dem großelterlichen Bauernhof in Rabuhn. Als der Krieg die Gebiete Pommerns erreichte gelang ihm die Flucht per Schiff von Kolberg nach Swinemünde, er kam dort zum Militär und gelangte durch militärische Einsätze in amerikanische Gefangenschaft in Holstein. Nach seiner Entlassung folgte eine turbulente Zeit im Harz und Norddeutschland sowie bei Angehörigen in Anklam. 1950 heiratete Hans Kobsch, zog nach Stralsund und fünf Jahre später nach Berlin, wo er eine wahre zweite Heimat fand und familiär und beruflich Fuß gefasst hat.

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Leseprobe

Kapitel II:


Meine Kindheit und Jugend


Inmitten dieser wunderschönen pommerschen Landschaft wohnten und lebten meine Vorfahren. Die Wurzeln der Familien Pittelkow, Rakow, Raasch und Strehlow sind hier zu finden.

Ansässig waren diese vorwiegend in den Orten Ramelow, Rabuhn, Karkow und Wartekow. Ramelow war ein großer und an der Reichsstraße 2 in der Nähe von Körlin gelegener Ort und hatte u.a. zwei große Landgüter. Das Untergut mit seinem wunderschönen Schloss gehörte der Familie Dillner, das Obergut jedoch war der Familie von Knobelsdorff zuzuschreiben. Dieser Ort besaß auch eine Bahnanbindung an die Kolberger Kleinbahnen. Von hieraus konnte man in zwei Richtungen abfahren. Auf dem Friedhof dieses Ortes wurden schon viele Jahre meine Vorfahren der Familien Raasch und Pittelkow bestattet. Diese Gräber sind in all den Jahren durch unsere Großeltern gepflegt worden.

Meine Großeltern und Eltern lebten schon damals mit ihren Angehörigen in dieser Gegend. Die Großeltern hatten die vier gemeinsamen Kinder Willi, Kurt, Lotte und Gertrud. Onkel Willi und Onkel Kurt waren schon verheiratet, Tante Lotte und meine Mutter Gertrud waren angestellt, um – wie es für junge Frauen üblich war – zunächst das Wirtschaften zu erlernen. Meine Tante Lotte war zu diesem Zeitpunkt bei der Familie von Golz in Groß Vorbeck beschäftigt, während meine Mutter auf dem Rittergut der Familie von Knobelsdorff in Ramelow in Anstellung war.

Aber dann, an einem warmen Sommertag, dem 11. Juli 1928 erblickte ein kleiner Junge in Ramelow das Licht der Welt. Meine Mutter war darüber sehr glücklich und durfte nach meiner Geburt noch eine Weile bei der Familie von Knobelsdorff wohnen bleiben. Sehr rasch zog sie es jedoch vor, wieder in ihr sieben Kilometer entferntes Elternhaus in Karkow zu ziehen. Dort lebte auch mein Vater, der schon seit langer Zeit ein Angestellter meines Großvaters war. Meine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht verheiratet, deshalb sollte die Hochzeit am Geburtstag meines Opas stattfinden. Es war der 25. September 1928, an dem ich auch getauft wurde. Sie gaben mir den ehrenwerten Namen Hans-Jürgen und hängten gleich noch die weiteren Vornamen Emil und Horst hintendran. Es war damals üblich, dass von den Vorfahren ein oder zwei Vornamen bei der Namensgebung aufgegriffen wurden.

Nach den Erzählungen meiner Oma soll es bei meiner Taufe und Namensgebung richtig Streit gegeben haben, wobei es dann in der Kirche von Wartekow sehr „stimmungsvoll“ zugegangen sein muss. Da ich noch vor der Heirat meiner Eltern auf die Welt gekommen bin, stritten sich nun beide „Familienoberhäupter“ um den Familiennamen. Erst als der Pfarrer sein Machtwort gesprochen hatte, kam Einigkeit auf und so bekam ich den Namen meines Vaters.

In der Folgezeit unterstützte meine Mutter tatkräftig meine Oma im Haushalt. Da mein Opa noch drei weitere Angestellte hatte, die ebenfalls im Haus wohnten und auch dort verköstigt wurden, gab es für beide Frauen immer viel zu tun. Zum Haushalt gehörten auch noch ein paar Tiere. Die Versorgung hatte überwiegend meine Mutter übernommen. Sie konnte sich dann aufrichtig darüber freuen, wenn sie ein paar Erfolge aufweisen konnte, wie beispielsweise bei der Aufzucht der kleinen Ferkel. Einmal stellte mein Opa nach ein paar Tagen aber fest, dass das eine kleine Schweinchen im Wachstum doch etwas zurückgeblieben war und setzte es vom Mutterschwein ab. Unsere Hündin Elli hatte damals gerade Junge und hat (wohl aus Mitleid) das kleine Ferkel mit angenommen und „groß“ gezogen. Nach kurzer Zeit schon war es gesünder und viel kräftiger als seine Artgenossen. Nachdem es dann noch größer und erwachsener wurde war es genauso anhänglich wie der Hund. Es durfte mit ins Haus, spielte mit den Hundewelpen und schlief auch mit ihnen zusammen in der Hundehütte. Wenn etwas zu unternehmen war, taten sie es auch gemeinsam.

Sie fraßen zusammen aus einem Napf und spielten gemeinsam, so dass alle Bewohner, die das miterleben konnten, riesigen Spaß daran hatten.

Wenn Oma nach Groß Jestin zum Einkaufen oder zu unserem Hausarzt Dr. Tolks wollte, musste sie immer mit der Kleinbahn dorthin fahren. Da der Bahnhof nur ca. 300 Meter von unserem Haus entfernt war, ging sie immer zu Fuß. Bei dieser Gelegenheit durften dann auch das Schweinchen und der Hund Elli mitgehen – am Bahnhof warteten sie dann geduldig auf den Zug, mit dem Oma zurückkam.

In den kommenden Monaten soll ich mich richtig prächtig entwickelt haben, so dass alle mit meinem Wohlbefinden zufrieden waren. Nur mit dem Laufen hatte ich immer noch so meine Probleme, weil ich wohl ein bisschen pummelig war. Aber ich hatte ja meine Tante Lotte (die Schwester meiner Mutter) sowie Tante Marie (die Ehefrau von Onkel Kurt), die sich rührend und liebevoll um mich kümmerten.

Nach einiger Zeit hatte sich weiterer Familienzuwachs bei meinen Eltern „angesagt“, die Freude über dieses Ereignis war groß und am 26. Dezember 1930 wurde dann meine Schwester geboren. Sie sollte fortan Waltraud heißen. Jedoch, die Freude sollte nicht lange andauern, weil meine Mutter plötzlich schwer erkrankte und am 24. Januar 1931 durch die Krankheit verstarb.

Für meine Großeltern wurde es danach schwierig, neben ihren täglichen Verpflichtungen nun auch noch mit zwei kleinen Kindern fertig zu werden. Mein Vater stand aber in dieser schweren Zeit meiner Oma stets zur Seite und unterstützte sie, soweit er konnte. Nach den Erzählungen meiner Oma hatte er sich in seiner Freizeit rührend um seine beiden Kleinen gekümmert. Aber als er sich dann nach langer Zeit entschied, wieder zu seinen Angehörigen nach Hof-Göhlenau in Schlesien zurückzugehen, brach für meine Oma eine Welt zusammen.

Von dieser Zeit an übernahmen nun unsere Großeltern die fürsorglichen Pflichten über uns und es war gewiss keine leichte Aufgabe für sie.

Da unsere Verwandten, Tante Lotte und ihr Bruder, Onkel Kurt, in der näheren Umgebung wohnten, kamen sie häufig vorbei und trösteten meine Oma und halfen ihr, so gut es ging.

Im darauffolgenden Jahr reifte bei meinem Opa die Idee, mit der ganzen Familie auf einen Bauernhof zu ziehen. Alle meine Tanten und mein Onkel Kurt stimmten freudig zu. Man hatte einfach aus einem Teil der Ackerflächen des großen Landgutes in Rabuhn viele kleine Parzellen geschaffen und auf diesen im Anschluss entsprechende Gebäude errichtet, die nach deren Fertigstellung an künftige Bauern im Losverfahren vergeben wurden.

Nachdem alles geregelt und alle Probleme beseitigt waren, konnten wir im Frühjahr 1932 auf den neuerbauten Bauernhof in Rabuhn ziehen, woran ich mich auch noch heute erinnern kann. Zunächst wurde noch gemalert und tapeziert bevor alle Räume eingerichtet waren. Als dann alles unter Dach und Fach war und wir uns alle ein bisschen eingelebt hatten, wurde es richtig gemütlich. Da die Räumlichkeiten aufgeteilt waren, damit jeder einigermaßen behaglich wohnen konnte, bewohnten unsere Großeltern mit uns beiden Kindern den vorderen Trakt des Hauses. Onkel Kurt mit seiner Familie bewohnte das große Zimmer neben der Küche sowie den oberen Teil des Hauses. Sie brachten damals auch schon eine Tochter mit, sie hieß Waltraud und wurde am 26. Juli 1929 in Stralsund geboren.

Zunächst musste sich mein Opa noch um das fehlende Vieh auf dem Hof bemühen. Es sollten Pferde, Kühe und Schweine und etwas Federvieh angeschafft werden. Dazu musste für dieses Vieh aber auch die Futtergrundlage geschaffen werden, wie Stroh, Heu, Rüben und diverse andere Futtermittel wie z.B. Getreide. Onkel Kurt bemühte sich in der Körliner Maschinenfabrik um die fehlende Technik für unseren Hof, unter anderem auch um ein großes Rosswerk, weil wir noch keinen Strom hatten und die Maschinen von Hand geführt werden mussten. In der Folge sollten auch die Felder bestellt werden, denn die Saatkartoffeln und das Saatgetreide mussten in den Boden gebracht werden. Damit war dann das Nötigste erledigt und getan. Als Nächstes hieß es aber: Wir benötigen auch Brennmaterial. Kohlen hatten wir zwar schon eingebunkert, aber Holz fehlte noch. Deshalb sind wir, mein Opa, Onkel Kurt und ich, damals gemeinsam in den drei Kilometer entfernten Wald gefahren, um Holz zu schlagen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich erleben, wie sich mein Opa und Onkel Kurt kraftvoll bemühten, mit einer Schrotsäge die Bäume zu fällen und zu zerkleinern. Danach wurde alles fein säuberlich aufgeladen. Bei der abendlichen Heimfahrt hatten die Pferde Mühe, in dem sandigen Weg voranzukommen, so schwer beladen war die Fuhre. Auf dem Hof wurde dann alles sauber aufgestapelt. Nur mit dem Zerkleinern der Hölzer war es damals noch ein Problem. Es gab bei uns ja wie auch bei den umliegenden Nachbarn noch keine Elektrizität. Somit musste alles wieder mit der Schrotsäge zerkleinert werden. Es war damals eine mühselige Arbeit, für solch einen großen Haushalt und das Viehzeug den Vorrat anzulegen.

Das Rosswerk, welches zum Antreiben von Maschinen benötigt wurde, hatten viele umliegende Bauern auch schon angeschafft. Für den...

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