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Der Struwwelpeter für Eltern

Mut zum Erziehen - Mit Liebe und Selbstvertrauen Eltern sein

AutorChristine Weiner, Karl L. Holtz
VerlagMosaik bei Goldmann
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783641019020
FormatePUB/PDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Mut tut gut! Denn starke Eltern tun gut
Wer kennt ihn nicht, den 'Struwwelpeter' - und aus pädagogischer Sicht stellt man überrascht fest, dass die Themen dieses Kinderbuchklassikers unverändert aktuell sind. Heute wie vor über hundert Jahren sind Eltern und Erzieher täglich gefordert:
? vom 'Suppenkaspar' - den Essproblemen
? von 'Paulinchen' - dem Entdeckerdrang, der oft stärker ist als elterliche Verbote
? von 'Ludwig und den schwarzen Buben' - dem Thema Fremdenfeindlichkeit.

Prof. Dr. Karl L. Holtz, em. Prof. für Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, hat sich u. a. auf Lern- und Verhaltenprobleme spezialisiert und ist als Psychotherapeut, Kinder- und Jugendtherapeut, Ausbilder und Supervisor tätig.

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Leseprobe
Die Geschichte vom Zappel-Philipp Oder: Von Ruhe und Unruhe (S. 122-123)

Erziehung am Esstisch?

Es gibt viele Situationen im Verlauf eines Tages, um auf Kinder erzieherisch einzuwirken. Häufig wird dafür die Essenszeit gewählt, vorzugsweise das Abendessen. Das hat seinen guten Grund. Der Tag neigt sich dem Ende zu, Eltern wie Kinder atmen auf, weil jetzt die Zeit der Entspannung anbricht. Die Handys klingeln nicht mehr oder zumindest nicht mehr so oft. Das flüchtige Aneinandervorbeirennen hört auf, eine Pause im hektischen Tagesablauf entsteht.

Diese Pause dient nicht nur zum Abschalten, sondern auch dazu, dass die ganze Familie wenigstens einmal am Tag zusammen am Tisch sitzt. Manche Eltern nutzen diese Gelegenheit für einen »großen Erziehungsauftritt«. Kindergartenprobleme und Schulnoten werden nun angesprochen und besprochen. Diskussionen, mit dem Kind und über den Kopf des Kindes hinweg, werden geführt. Kinder werden getadelt, geschimpft, und manchmal hagelt es dabei auch gegenseitige Vorwürfe unter den Eltern: »Du überlässt die ganze Erziehung mir!« Alle wichtigen Themen konzentrieren sich auf einmal auf diese Zeit des Tages. Kein Wunder, dass Kinder dann unruhig werden und herumzuzappeln beginnen. Am liebsten würden sie sich aus dieser angespannten Situation wegstehlen. Vor allem Einzelkinder sind es leid, bei Tisch stets im Mittelpunkt zu stehen.

->,Wenn sich die Familie gemeinsam zum Essen an den Tisch setzt, sollten alle auch sitzen bleiben und nicht ständig einer aufspringen (»Oh, ich hab was vergessen. Bin gleich wieder da!«). Diese Gemeinsamkeit sollte vor allen Dingen dafür genutzt werden, einander die Erlebnisse des Tages zu erzählen. Kritik, Vorwürfe, Nörgeleien und Besserwisserei haben am Esstisch nichts verloren. Wenn wichtige Gespräche mit Ihrem Kind anstehen, dann machen Sie das am besten im Kinderzimmer oder setzen sich gemeinsam auf die Wohnzimmercouch. Hier können Sie in Ruhe all das ansprechen, was Ihnen auf dem Herzen liegt. Ein Kind ist dann nicht der ganzen Familie ausgeliefert, es steht nicht direkt im Mittelpunkt und kann abgesehen davon in aller Ruhe essen. Wenn bei Tisch doch einmal etwas hochkocht oder Ihr Kind vielleicht losweint, weil etwas Schlimmes in der Schule passiert ist, dann unterbrechen Sie das Essen für einen Moment, nehmen das Kind in den Arm und essen erst weiter, wenn es sich wieder beruhigt hat.

Die Kommunikation in der Familie

»Ob der Philipp heute still wohl beim Essen sitzen will?« Dieser Satz aus der Geschichte vom Zappelphilipp ist ein gutes Beispiel dafür, wie innerhalb der Familie nicht miteinander gesprochen werden sollte. Ein Vater redet sein Kind nicht direkt an, sondern spricht von ihm in der dritten Person, so als ob es gar nicht anwesend, als ob es Luft wäre. Sie kennen das vielleicht auch von sich selber. Sie setzen sich an den Tisch und sagen halblaut: »Na mal sehen, ob heute wieder gekleckert wird.« Obwohl niemand gezielt angesprochen wird, weiß ein Kind genau, wer damit gemeint ist. Gut möglich, dass Sie das von Ihren eigenen Eltern übernommen haben. Denn früher war es eher üblich, dass sich die Eltern mit dieser Art der Kommunikation auf eine höhere Position als die Kinder begaben, anstatt auf Augenhöhe mit den Kindern. Und wahrscheinlich erinnern Sie sich auch noch daran, wie klein und unbedeutend Sie sich fühlten, wenn über Ihren Kopf hinweg über sie geredet wurde.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
»Struwwelpeter«-Kinder damals und heute14
Der Struwwelpeter23
Die Geschichte vom bösen Friederich34
Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug Oder: Von Neugier und Eigensinn52
Die Geschichte von den schwarzen Buben Oder: Von Toleranz und Respekt66
Oder: Von aufgesetzter und von wahrer Stärke Die Geschichte vom wilden Jäger78
Die Geschichte vom Daumenlutscher Oder: Von Alleinsein und Geborgenheit89
Die Geschichte vom Suppen-Kaspar Oder: Von körperlichem und seelischem Hunger105
Die Geschichte vom Zappel-Philipp Oder: Von Ruhe und Unruhe119
Die Geschichte vom Hans Guck-in-die-Luft Oder: Vom Träumen und Wach-Sein133
Die Geschichte vom fliegenden Robert Oder: Von Naturgewalten und Abenteuern150
Die Geschichte des »Struwwelpeters«170
Register174
Über die Autoren176

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