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Der Übergang zur Elternschaft als Konsequenz rationaler Wahlhandlung: Wie rational ist die Entscheidung zur Elternschaft in den unterschiedlich entwickelten Gesellschaften

AutorJohannes Schultz
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783955499631
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Die Elternschaft ist eines der zentralen Themen unserer heutigen Gesellschaft geworden, im Zusammenhang mit wachsenden Defiziten in den Versorgungskassen, mangelndem qualifizierten Nachwuchses für die Wirtschaft, dauerhaft geringer Fertilitätsraten und einer alternden Gesellschaft. Kinder sind nicht nur die Verkörperung von Lebensfreude, Liebe, Emotionalität, Zukunft und Zuversicht, sie sind auch die Arbeitskräfte, Denker, Konsumenten und die Eltern von morgen. Im Rahmen dieser Arbeit soll zunächst die Bedeutung von Elternschaft und Kindern für die Gesellschaft und das Individuum dargestellt werden, um anschließend die Einflüsse auf die Entscheidung zur Elternschaft und deren Folgen für die Individualbiographie anhand empirischer Daten zu erläutern. Der Übergang zur Elternschaft ist eines der, wenn nicht sogar der, wichtigste biographische Übergang im Lebenslauf. Aber wie viel Steuerung, eigener Wille und bewusste Handlung steckt in diesem Übergang zur Elternschaft? Und ist der Übergang zur Elternschaft als Ergebnis eines rationalen Entscheidungs- und Handlungsprozesses des Menschen oder eher als eine zwangsläufige Folge von durch genetisch-biologische Triebe geleiteten Handlungen im anthropologischen Sinn anzusehen? Auf diese und andere Fragen wird im Laufe dieser Arbeit noch weiter eingegangen, um mit Hilfe verschiedener Theorien und Erklärungsansätze belastbare Antworten und Erklärungen zu finden.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Die SEU-Theorie: Bei der SEU-Theorie wählt der Akteur aus Optionen in einer Entscheidungssituation. Die Entscheidung fällt dabei zu Gunsten der Option, die von allen wählbaren Alternativen den zu erwartenden höchsten subjektiven Nutzen, also maximalen Nutzen, bringt. Der subjektive Nutzen wird dabei für alle möglichen Optionen berechnet und mit der Wahrscheinlichkeit des Eintretens gewichtet. Die zu wählende beste Option nach dieser Berechnung ist dann eine rationale Entscheidung des rationalen Akteurs. Diese Theorie des subjektiv erwarteten Nutzens hat vier Hauptbestandteile: '[...] eine kardinale Nutzenfunktion, eine endliche Menge von alternativen Strategien, eine mit jeder Strategie verbundene Wahrscheinlichkeitsverteilung für die zukünftigen Szenarien und eine Politik der Nutzenmaximierung.' Die SEU-Theorie gibt allerdings nicht vor, woher diese Werte für die Berechnung der besten Option herkommen und wie sie entstehen, '[...] sie sind einfach da'. Auch hier spiegelt sich deutlich der ökonomische Herkunftscharakter dieser Theorie wieder, indem Werte in eine Formel eingesetzt werden und daraus Entscheidungen generiert. Dies ist dabei nicht der einzige Ansatzpunkt für Kritik an der Alltagstauglichkeit dieser Theorie. In den Experimenten von Kahneman und Tversky zu Anomalien rationaler Entscheidungsfindung spielen die subjektiven Einschätzungen der Akteure eine entscheidende Rolle. Ihre zahlreichen Experimente und deren Ergebnisse sind unter dem Namen der 'Prospect Theory' bekannt geworden. Im wesentlichen Punkt bringen die Ergebnisse zwar keine Erklärungen für die Anomalien, liefern aber einen guten Einblick in die Denkweise des Menschen in Risikosituationen. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählen die subjektive Überbewertung extrem kleinen Wahrscheinlichkeiten bei Gewinnen und Untergewichtung sehr niedriger Wahrscheinlichkeiten bei drohenden Verlusten sowie die subjektiv höhere Einschätzung von sicheren Gewinnen gegenüber objektiv gleicher Wahrscheinlichkeiten einer Risikoauszahlung. Mit diesem Verhalten ist beispielsweise die Versicherungsmentalität gegen extrem seltene Ereignisse oder das Lottospielen des Menschen erklärbarer geworden, welches beide irrationale Handlungen im eigentlichen Sinne sind, aber trotzdem von Akteuren genutzt werden. Zudem verändert sich auch die Risikobereitschaft bei vorherigen Gewinnen oder Verlusten, das heißt befindet sich der Akteur in der Verlustzone, bewertet er mögliche Gewinne bei gleicher objektiver Werterwartung höher ein, als wenn der Akteur sich bereits in der Gewinnzone befindet. Umgekehrt werden mögliche Verluste im Gewinnbereich subjektiv stärker bewertet, als zu erwartende Gewinne bei objektiv gleichen Voraussetzung und Wahrscheinlichkeiten. Im Bezug auf die SEU-Theorie zeigen diese empirischen Befunde die Abhängigkeit der Theorie von der subjektiven Einschätzung des Akteurs der objektiven Wahrscheinlichkeiten des Eintretens eines Ereignisses, welche jedoch grundlegenden Einfluss auf seine Entscheidung im rationalen Sinne der SEU-Theorie hat. Allgemein bildet die Wert-Erwartungs-Theorie den Kern ökonomisch-rationaler Ansätze zur Erklärung individueller Entscheidungen und Handlungen. Es wird unterstellt, dass sich die rational handelnde Person in bestimmten Situationen für jene Handlungsalternative entscheidet, deren Konsequenzen mit einem möglichst hohen persönlichen Nutzen verbunden sind und aufgrund subjektiver Erwartung mit möglichst hoher Erwartungswahrscheinlichkeit eintreten. Die Rational-Choice-Theorie gehört ebenfalls zu den Entscheidungstheorien. Entscheidungstheorien sind Theorien des Handelns, bei denen von Ziel- und Nutzenvorstellungen des Handelnden ausgegangen wird und die effiziente Zielverwirklichung untersucht wird. Dem Akteur stehen dabei Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, welche in Abhängigkeit von sozialen Verhaltensregeln und Umweltbedingungen bestimmte Ereignisse hervorbringen und bewertet. Die Entscheidungsprozesse, welche zur Wahl führen, werden dabei unter verschiedenen Informationsbedingungen untersucht. Des Weiteren werden die Beziehungen zwischen den Zielen, dem Akteur zur Verfügung stehenden Mittel und Konsequenzen, aus seinen Entscheidungen im sozialen Kontext untersucht. Die rationalen Entscheidungstheorien, also auch die R.-C.-T., haben die individuelle Präferenz zum zentralen Begriff. Die Individuelle Präferenz bestimmt im Rahmen der SEU-Theorie die Entscheidungen des Akteurs über die subjektive Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeiten. Die Präferenzordnung bestimmt im Wesentlichen die Entstehung von Zweckrationalität, das heißt Rationalität des Handelns im Bezug auf die Erlangung eines Zieles, einer individuellen Präferenz. Das Entscheidungsverhalten des Akteurs ist eine direkte Folge seiner individuellen Präferenzen an die Entscheidungssituation. Die Entscheidungssituationen können nach den vorherrschenden Informationsbedingungen in drei Kategorien eingeteilt werden. In Entscheidungen unter Sicherheit, unter Unsicherheit beziehungsweise Risiko und in Entscheidungen unter Unwissenheit. Bei Entscheidungssituationen unter Sicherheit sind die Ergebnisse der zur Wahl stehenden Handlungen eindeutig vorhersagbar und es genügt eine einfache Präferenzrangfolge um eine Entscheidung zu treffen. In diese Kategorie fallen zum Beispiel in hohem Maße idealisierte Alltagsentscheidungen, die vom Akteur zügig und ohne großes Abwägen bewältigt und nach den aktuellen Präferenzen aufgelöst werden. Bei Entscheidungssituationen unter Unsicherheit oder Risiko wird vor der Entscheidung eine Nutzenerwartung generiert und nach den individuellen Präferenzen die Wahl mit dem höchsten zu erwartenden Nutzen getroffen. Bei Entscheidungen unter Unwissenheit wird die Nutzenerwartung, wie bei der SEU-Theorie, noch mit einer Wahrscheinlichkeitsfunktion erweitert, das heißt der zu erwartende Nutzen der einzelnen Optionen wird mit der subjektiven Eintrittswahrscheinlichkeit gewichtet und dann nach der individuellen Präferenz eine Entscheidung getroffen. Da sich jedoch dem zu erwartenden Nutzen nur genähert werden kann, werden dafür unterschiedliche Kriterien angewendet, wie zum Bespiel das 'Minimax Risk Criterion' oder das 'Pessimism-Optimism Criterion' von Hurwicz.
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