Wenn wir unsere Augen schließen, sehen wir keineswegs "nichts". Je nachdem, wie hell es draußen ist und was für ein Licht auf unsere geschlossenen Augen scheint, schimmert Licht durch unsere Augenlider. Wir sehen hinter unseren Augenlidern einen schwachen, unscharfen und undeutlichen Schimmer. Genau diesen Eindrücken gilt hier das Interesse. Schließen wir die Augen, bietet uns unsere lichtempfindliche Netzhaut zudem häufig ein sogenanntes Nachbild. Denn beim Sehen werden die lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut vom einfallenden Licht angeregt und unsere Sehnerven vermitteln Impulse, die unser Gehirn als Bilder deutet. Die Netzhaut und unser Gehirn wirken zusammen, auch bei geschlossenen Augen. Ich habe begonnen genauer hinzusehen, die Augen zu schließen und zu sehen, worum es geht. Diese Eindrücke versuche ich mir einzuprägen und sie in Bilder umzusetzen. Meine Malweise, die Farbenauswahl, meine Pinselstriche, das Bildformat ... alles muss entsprechend angepasst werden. Anfangs empfand ich starke Einschränkungen durch die dunklen Farbtöne, die undeutlichen verwischten Formen und den unsteten Eindruck. Doch zunehmend genieße ich die zarte Farbigkeit und das Unaufdringliche dieser Bilder. Ich beginne zu experimentieren und gehe den neuen Möglichkeiten nach, die eine solche Darstellung bietet. Doch sehen Sie selbst!
Florian Söll: Dr. phil., von 1972-1995 Lehrer an verschiedenen Schulformen. 1998-1992 Leiter der Jugendkunstschule Köln. Seit 1995 Dozent an den Universitäten Paderborn und Bremen. Zuletzt -bis 2013- Professor für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik an der Universität Paderborn. Heute aktiv als Berater in pädagogischen und kulturellen Kontexten und als Maler.
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