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Die Bullet-Journal-Methode

Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft

AutorRyder Carroll
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783644403222
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Klarheit ins Gedankenchaos! Mit dem Bullet Journal konzentriert arbeiten und das eigene Leben planen. Der Erfinder der bahnbrechenden Bullet-Journal-Methode Ryder Carroll zeigt in diesem Buch, wie Sie endlich zum Pilot Ihres Lebens werden und nicht länger Passagier bleiben. Seine Methode hilft mit einer strukturierteren Lebensweise achtsamer und konzentrierter zu werden. Inzwischen lassen sich Millionen Menschen von ihm inspirieren. In diesem Buch erklärt er seine Philosophie und zeigt, wie Sie Klarheit ins Gedankenchaos bringen, wie Sie Ihre täglichen Routinen entwickeln und vage Vorhaben in erreichbare Ziele verwandeln. Mit nur einem Stift und einem Notizblock und Carrolls revolutionärer Technik werden Sie produktiver, fokussierter und lernen, was wirklich zählt - bei der Arbeit und im Privaten.

Ryder Carroll ist Digital Product Designer und der Erfinder des Bullet Journals. Er wurde in Wien geboren (und spricht fließend Deutsch) und wuchs dort als Sohn des Schriftstellers Jonathan Carroll auf, bevor er zum Studium in die USA ging. Heute lebt er in New York.

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Leseprobe

Einleitung


Das geheimnisvolle Päckchen kam aus dem Nichts. Und noch seltsamer war, dass die unverkennbare Druckbuchstaben-Schrift meiner Mutter den Adressaufkleber zierte. Ein Überraschungsgeschenk vielleicht, ohne besonderen Anlass? Unwahrscheinlich.

Ich öffnete das Paket und sah einen Haufen alter Notizbücher. Verblüfft fischte ich ein strahlend orangenes heraus, das mit Graffiti verziert war. Seine Seiten waren voller rudimentärer Zeichnungen von Robotern, Monstern, Kampfszenen und wüst falsch geschriebenen Wörtern. Unterschiedliche … Mir lief ein Schauer über den Rücken. Die stammten von mir!

Ich holte tief Luft und vergrub mich in die Bücher. Das war mehr als eine Reise in die Vergangenheit. Es war, als ob ich in die Hülle eines komplett in Vergessenheit geratenen Ichs steigen würde. Als ich durch ein weiteres Notizbuch blätterte, fiel ein zusammengefaltetes Papier heraus. Neugierig hob ich es auf und erblickte die groteske Darstellung eines sehr zornigen Mannes. Er brüllte derart heftig, dass seine Augen hervortraten und ihm die Zunge aus dem Mund hing. Auf der Seite standen außerdem zwei Worte. Das eine kleine Wort war schüchtern in der Ecke versteckt und gab die Identität des rasenden Mannes preis: ein ehemaliger Lehrer von mir. Das andere Wort war groß und zackig und enthüllte das Objekt seines Zorns: mein Name.

Meine Probleme gingen schon in der Grundschule los, mit furchtbaren Noten, den rotgesichtigen Lehrern, den resignierten Nachhilfelehrern. Meine Leistungen waren derart alarmierend, dass ich den Großteil meiner Sommerferien in Förderschulen und Therapieräumen verbrachte. Irgendwann wurde bei mir das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) festgestellt. Damals in den Achtzigern hatte man definitiv mehr mit Vokuhilas als mit meinem Leiden am Hut. Die paar Hilfsquellen, die es gab, waren entweder zu kompliziert, um irgendetwas zu bringen, oder sie passten nicht zu mir. Wenn überhaupt, dann streuten sie zusätzliches Salz in meine Wunde. Nichts davon kam mit meinen Hirnwindungen überein, also blieb ich mehr oder weniger meinem lustlosen Selbst überlassen.

Hauptschuldiger war meine Unfähigkeit, meine Konzentration im Zaum zu halten. Es war keineswegs so, dass ich mich nicht fokussieren konnte. Es fiel mir einfach schwer, mich zur richtigen Zeit auf das Richtige zu konzentrieren, dabei zu sein, anwesend zu sein. Meine Aufmerksamkeit brach ständig zu neuen, spannenderen Ufern auf. Während Ablenkung auf Ablenkung folgte, häuften sich meine Verpflichtungen so lange an, bis mich ihre Last erdrückte. Oft musste ich dabei zusehen, wie ich auf der Strecke blieb oder hinterherhinkte. Dass ich mit diesen Gefühlen tagein, tagaus konfrontiert war, hatte tiefe Selbstzweifel zur Folge. Kaum etwas lenkt mehr ab als die grausamen Geschichten, die wir uns selbst erzählen.

Ich bewunderte meine erfolgreichen Kameraden mit ihrer unbeirrten Aufmerksamkeit und ihren mit detaillierten Notizen vollgepackten Terminplanern. Ordnung und Disziplin faszinierten mich zunehmend, wirkten wunderschön und befremdlich zugleich. Um diese Rätsel zu entwirren, erfand ich organisatorische Tricks, die meiner Art zu denken entsprachen.

Durch Versuch und ganz viel Irrtum bastelte ich mir allmählich ein funktionierendes System zusammen, und zwar in meinem guten alten Notizbuch aus Papier. Es wurde ein Zwischending aus Terminplaner, Tagebuch, Notizbuch, To-do-Liste und Skizzenbuch. Für mich stellte es ein praktisches, aber dennoch nachsichtiges Werkzeug dar, mit dem ich meine Gedanken ordnen konnte. Das machte mich allmählich weniger zerfahren, weniger überfordert und viel produktiver. Mir wurde klar, dass es an mir war, meine persönlichen Herausforderungen zu bewältigen. Und was noch wichtiger war: Mir wurde klar, dass ich das konnte!

2007 arbeitete ich als Webdesigner für ein großes Modelabel mit Hauptsitz im neonbeleuchteten Herzen von New York, dem Times Square. Den Job hatte mir eine Bekannte vermittelt, die dort arbeitete und die sich gerade mit der Planung ihrer bevorstehenden Hochzeit abmühte. Ihr Schreibtisch war zentimeterhoch beladen mit Notizbüchern, Klebezetteln und Papierschnipseln. Er sah aus, als wäre er einem dieser irren «Verschwörungszimmer» in irgendwelchen Krimis entsprungen.

Da ich sowieso schon überlegt hatte, wie ich mich für ihre Hilfe bedanken konnte, bot ich ihr eines Tages unbeholfen an, ihr mal meinen Terminplaner zu zeigen, als ich sie erneut nach einem verlegten Zettel suchen sah. Sie drehte sich mit erhobenen Augenbrauen zu mir um, und zu meiner großen Überraschung – und meinem Entsetzen – nahm sie mein Angebot an. Schluck. Was hatte ich da nur angerichtet. Jemandem mein Notizbuch zu zeigen, das war, als ob ich jemanden in meine Seele blicken ließe, die nun einmal, na ja …

Ein paar Tage später gingen wir Kaffee trinken. Meine tollpatschigen Anleitungen dauerten ein Weilchen. Ich fühlte mich furchtbar nackt und verletzlich, während ich offenbarte, wie ich meine Gedanken sortierte – mit den Symbolen, den Systemen, den Vorlagen, den Zyklen, den Listen. Für mich waren das die vielen Krücken, die ich erfunden hatte, um meinem fehlerhaften Hirn unter die Arme zu greifen. Ich traute mich kaum, meiner Kollegin in die Augen zu schauen, bis ich fertig war. Starr vor Angst blickte ich dann zu ihr hoch. Ihr weit offenstehender Mund bestätigte meine Unsicherheit sofort. Nach einer qualvollen Pause sagte sie: «Das musst du unbedingt mit anderen teilen.»

Aber nachdem diese Einführung für mich so unangenehm gewesen war, brauchte es eine ganze Menge Stupser, bis ich mein Ordnungssystem wieder mit jemandem teilte. Im Laufe der Jahre aber ertappte ich mich dabei, wie ich die schüchternen Fragen von Designern, Entwicklern, Projektmanagern und Buchhaltern zu meinem allgegenwärtigen Notizbuch beantwortete. Manche von ihnen wollten wissen, wie sie ihren Alltag damit in den Griff bekamen. Also zeigte ich ihnen, wie sie mit meinem System schnell ihre Aufgaben, Termine und Notizen vermerken können. Andere fragten, wie sie damit Ziele festlegen. Also demonstrierte ich, wie sie mit Hilfe meines Systems Handlungspläne gestalten können, um ihre zukünftigen Ziele zu erreichen. Wieder andere wollten einfach etwas gegen ihre Zerstreutheit tun, also führte ich ihnen vor, wie sie ihre gesamten Notizen und Projekte ordentlich in ein Notizbuch schleusen können.

Nie war mir in den Sinn gekommen, dass die Ideen, die ich entwickelt hatte, ein derart breites Anwendungsspektrum haben würden. Irgendeine meiner Techniken ließ sich immer an einen spezifischen Bedarfsfall anpassen. Allmählich fragte ich mich, ob meine Lösungsansätze für organisatorische Aufgaben nicht anderen dabei helfen könnten, den Frust, den ich früher erdulden musste, zu vermeiden oder wenigstens zu lindern.

Alles schön und gut, aber eins war klar: Wenn ich den Mund noch einmal aufmachen sollte, dann ohne peinliches Improvisieren. Ich formalisierte und optimierte mein System und ließ nur noch die effektivsten Techniken, die ich im Lauf der Jahre entwickelt hatte, übrig. Jetzt war es kaum noch mit dem früheren System vergleichbar, also musste ich eine neue Sprache mit neuer Terminologie erfinden. Das System ließ sich dadurch viel leichter erklären – und, so hoffte ich, auch viel leichter erlernen. Nun brauchte es noch einen Namen, einen, der seiner Schnelligkeit, Effizienz, Geschichte sowie seinem Zweck gerecht würde. Ich nannte es Bullet Journal.

Als Nächstes lancierte ich eine Website mit interaktiven Anleitungen und Videos, welche die Nutzer durch das frischgebackene Bullet-Journal-System, aka BuJo, führten. Ich hatte ein Lächeln im Gesicht, als die Website hundert Besucher überstieg. Mission erfüllt, hieß das für mich. Und dann passierte das Unmögliche. Bulletjournal.com wurde bei Lifehack.org aufgeführt. Dann bei Lifehacker.com, dann im Magazin Fast Company, und von da ging es viral. Innerhalb von Tagen sprang die Website von hundert auf hunderttausend Besucher.

Überall im Netz schossen Bullet-Journal-Communities aus dem Boden. Zu meiner Überraschung teilten die Leute darin ihre Herangehensweise an sehr persönliche Probleme. Kriegsveteranen führten ihre BuJo-Taktiken zur Bewältigung ihrer posttraumatischen Belastungsstörung vor. Menschen mit Zwangsneurosen zeigten, wie sie sich von ihren übermächtigen Gedanken distanzierten. Es rührte mich, wenn ich dort Leute sah, die wie ich an ADS litten und durch das BuJo bessere Noten bekamen und weniger Ängste hatten. In der oft grausamen Welt der Online-Communities schafften die Bullet-Journal-Gruppen lebensbejahende und unterstützende Nischen. Jede von ihnen nahm ganz spezifische Herausforderungen in Angriff, alle aber verwendeten dieselbe Methode.

Über ein Video auf Facebook stieß die Mutter Sandy im Mai 2017 auf meine Methode. Durch Schlafmangel und die Fürsorge für ihr kleines Kind war sie extrem unorganisiert und vergesslich geworden, obwohl das gar nicht ihre Art war. Ihre Gedanken sprangen wie Eichhörnchen in ihrem Kopf umher: Hat er lange genug geschlafen? Hat er irgendeine Impfung versäumt? Wann war noch mal der Stichtag für die Kindergartenbewerbung? Sobald sie die eine Aufgabe innerlich beiseitegelegt hatte, tauchte schon die nächste auf. Sie war gestresst und zermürbt. Ging es anderen Müttern...

Blick ins Buch

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