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Die Entdeckung des Erdballs

Wie Christoph Kolumbus, Marco Polo, Vasco da Gama, James Cook, Hernán Cortés, Francis Drake und Ferdinand Magellan neue Kontinente erschlossen

AutorWilhelm Cremer
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl209 Seiten
ISBN9783744869430
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Die Entdeckung des Erdballs von Wilhelm Cremer gibt einen unterhaltsamen Überblick über die Reisen der großen Entdeckerpersönlichkeiten. Geschildert werden unter anderem die Entdeckungserfolge von Christoph Kolumbus, Marco Polo, Vasco da Gama, James Cook, Hernán Cortés, Francis Drake und Magellan. Der Band erschien erstmals 1924. Er gehört zu den Klassikern der Entdeckergeschichte. Das Buch Entdeckung des Erdballs beleuchtet die geschichtlichen Hintergründe der Erschließung neuer Kontinente und Meere im Laufe der Jahrhunderte. Der Autor Wilhelm Cremer stellt die großen Zusammenhänge und geschichtlichen Konstellationen dar, die zur menschlichen Erschließung des Erdballs und zur Veränderung der Weltkarte geführt haben. Er erklärt die persönlichen Triebkräfte für die großen Leistungen der bisweilen schillernden Entdeckerpersönlichkeiten, die man in klassischen Geschichtsbüchern zumeist nicht findet. Der Band enthält folgende Geschichten: Altertum und Mittelalter Die Reisen des Marco Polo Christoph Kolumbus Vasco da Gama Hernán Cortés Francisco Pizarro Ferdinand Magalhaes Francis Drake James Cook Naturwissenschaftliche Forschungsreisen Der dunkle Erdteil Im Herzen Asiens Die nordwestliche und nordöstliche Durchfahrt Die Eroberung des Nordpols Die Entschleierung des Südpols Der Autor Wilhelm Cremer (1874 bis 1932) unternahm selbst ausgedehnte Reisen rund um den Globus. Neben Romanen und Erzählungen schrieb er Schullehrbücher und übersetzte große Werke der Weltliteratur u.a. von Oscar Wilde, Bernhard Shaw und Edgar Allen Poe ins Deutsche. Die Entdeckung des Erdballs ist eines der erfolgreichsten Werke von Wilhelm Cremer.

Der Autor Wilhelm Cremer (1874 bis 1932) unternahm selbst ausgedehnte Reisen rund um den Globus. Neben Romanen und Erzählungen schrieb er Schullehrbücher und übersetzte große Werke der Weltliteratur u.a. von Oscar Wilde, Bernhard Shaw und Edgar Allen Poe ins Deutsche. Die Entdeckung des Erdballs ist eines der erfolgreichsten Werke von Wilhelm Cremer.

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Leseprobe

Altertum und Mittelalter


 

Lange Zeit, bevor noch die ersten geschichtlichen Überlieferungen aus dem Dunkel menschlicher Vergangenheit auftauchen, hat es schon auf der Erde einen ausgedehnten Handelsverkehr gegeben, sind wagelustige Seeleute ohne Kompass und Karten über weite und stürmische Meere gefahren, haben kühne Kaufleute durch die Sonnenglut der Wüsten und die eisigen Schrecken der Gebirgsländer ihren Weg gefunden. Kulturen sind entstanden, die ihre Beziehungen über ganze Erdteile ausgedehnt haben, und sie sind wieder vergangen, ohne dass von ihnen kaum mehr als ein Name übrig geblieben ist. Große Völkerstämme sind von ihren Wohnsitzen vertrieben worden und kämpfend in weite Fernen gewandert. Sie haben Länder verwüstet und Staaten zerstört und sind dann selbst wieder die Begründer neuer Staaten geworden. Und zu allen Zeiten haben sie mit ihren Nachbarn Tauschverkehr und Handel getrieben. Was irgendein Land an Schätzen und Kostbarkeiten, an nützlichen und wertvollen Erzeugnissen bot, das wurde auch ausgeführt und auf Lasttieren oder Schiffen bis zu den fernsten Punkten der Erde geleitet. Dabei müssen schon in diesen vorgeschichtlichen Zeiten ganz erstaunlich kühne und weite Seereisen gemacht worden sein, soweit wir uns nach den Funden der Archäologen ein Urteil erlauben dürfen. Wir wundern uns noch heute über die Kühnheit der Normannen, die schon ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus auf ihren offenen Booten Nordamerika entdeckt und eine Zeitlang besiedelt haben. Aber bereits unendlich viel früher hat es vielleicht Beziehungen zwischen Afrika und Südamerika gegeben. Anders lassen sich die peruanischen Pyramiden und die sonstigen Übereinstimmungen mit der ägyptischen Kultur, ebenso wie die dortigen Nachbildungen von Elefanten, nicht erklären.

Die ältesten geschichtlichen Nachrichten über die Erdkunde verdanken wir griechischen Schriftstellern, und ein griechischer Dichter, Homer, hat uns auch die erste Landkarte gegeben. Es war der im 18. Gesang der Ilias beschriebene Schild des Achilles, auf dem der ganze Umkreis der damals bekannten Welt abgebildet war. Homer dachte sich die Erde als eine runde, rings vom Okeanos [Ozean] umflossene Scheibe. Die Sonne stieg des Morgens aus dem Okeanos-Fluss im Osten empor, tauchte abends im Westen wieder hinein und wurde während der Nacht auf einem goldenen Wunderschiff um die finstere Nordhälfte herum nach Osten zurückgebracht. Der Mittelpunkt der Erdscheibe war natürlich Griechenland mit dem Olymp. Durch das Schwarze, das Ägäische und das Mittelländische Meer wurde die Erde in zwei Teile geteilt, in eine nördliche Hälfte, die sich in das Dunkel der Kimmerier verlor, und in eine hellere südliche, die hauptsächlich Afrika umfasste, das im Altertum Libyen genannt wurde. Im Westen bildete die Straße von Gibraltar, damals schon die Säulen des Herkules genannt, die Grenzen der Welt; der Osten ging bis Kolchis. Genau beschrieben werden nur Griechenland und ein Teil Kleinasiens. Italien war Homer unbekannt, doch erwähnt er Ägypten mit dem hunderttorigen Theben und die Handel treibenden Phönizier.

Erst allmählich vergrößerten sich die geographischen Kenntnisse der Griechen, und um 450 v. Chr. bereiste dann Herodot Vorderasien, Nordafrika mit Ägypten und Skythien und beschrieb nach eigenen Anschauungen und genauen Erkundigungen die damals bekannten Länder. Auch für Herodot, dessen Weltbild so wesentlich größer ist als das der homerischen Zeit, ist Europa der größte Erdteil, der die ganze nördliche Erdhälfte einnimmt. Die Nord- und Ostgrenzen Europas kennt er nicht. Wohl aber kennt er Spanien, Italien, Thrakien und als größten europäischen Fluss den Ister, die heutige Donau. Auch das heutige Südrussland, das Land der Skythen, beschreibt er. Asien kennt er bis Indien ziemlich genau, und er schildert schon Arabien. Seine Hauptdarstellung von Asien aber gilt dem damals sehr ausgedehnten Persien. Nach Afrika reiste er zu Schiff über das Mittelmeer und durchforschte recht gründlich Ägypten, das er südlich bis zur Stadt Elefantine besuchte. Er beschreibt das Wunderland, seine Bauten und seine Kultur ausführlich und erzählt auch, dass etwa um das Jahr 600 v. Chr. der König Necho von Ägypten durch phönizische Seeleute Afrika vom Roten Meer aus umsegeln ließ. Diese Phönizier segelten nach Süden, und wenn es Herbst wurde, gingen sie ans Land und besäten ein Feld. Erst wenn sie dann eingeerntet hatten, fuhren sie weiter, sodass sie im dritten Jahre durch die Säulen des Herkules wieder nach Ägypten zurückkamen. Dabei erzählten sie, dass sie bei der Umsegelung Afrikas die Sonne im Norden gesehen hätten, was Herodot ganz und gar nicht glauben will. Uns aber ist gerade diese Angabe ein Beweis, dass sie sich wirklich auf der Südhälfte der Erde befunden haben. Westwärts kam Herodot wahrscheinlich bis nach Karthago, sodass er also diese Teile Afrikas aus eigener Anschauung schildert. Was er aber über die Völker südlich der Libyschen Wüste sagt, die er Äthiopier nennt, das ist mit allen möglichen Fabeln der Zeit geschmückt und zum Teil sehr phantastisch.

Karthago, ursprünglich eine phönizische Kolonie, war damals die Beherrscherin des Mittelländischen Meeres und hatte auf den größeren Inseln und in Spanien Kolonien. Die Karthager besaßen keine Scheu vor den Säulen des Herkules und drangen kühn in den Atlantischen Ozean vor bis zum heutigen Irland. Wie groß ihr Unternehmungsgeist war, zeigen zwei Entdeckungsreisen, die gerade zur Zeit Herodots von ihnen unternommen wurden: die Reise Hannos an der Westküste Afrikas entlang und die Himilkos nach den Nordküsten von Europa.

Der kurze Bericht Hannos ist in einer griechischen Übersetzung erhalten geblieben und so interessant, dass man das Wichtigste daraus mitteilen muss. Mit 60 Fahrzeugen, auf denen sich 30 000 Männer und Frauen befunden haben sollen, fuhr Hanno durch die Straße von Gibraltar nach Süden und gründete nach zweitägiger Fahrt eine Stadt, die er Thymiaterion nannte. Er umsegelte dann das Libysche Vorgebirge Soloe, gründete an der Küste noch mehrere Städte und gelangte schließlich an die Insel Kerne (wahrscheinlich eine der Kap-Verde-Inseln oder die Insel Arguia).

„Von da aus“, heißt es in dem Bericht, „fuhren wir in einen großen und breiten Fluss hinein, der voll von Krokodilen und Flusspferden war. Darauf segelten wir nach Süden an einer Küste entlang, die von Äthiopiern bewohnt war. Sie flohen bei unserer Annäherung, und unsere lixitischen Dolmetscher verstanden ihre Sprache nicht. Am zwölften Tage erreichten wir große Berge, die mit wohlriechenden Bäumen von verschiedenen Farben bedeckt waren, und befanden uns nach zwei anderen Tagereisen in einem sehr großen Meerbusen, an den eine Ebene stieß. Wir folgten seinen Küsten und trafen eine große Insel, die einen salzigen See enthielt. Hier landeten wir, sahen aber bei Tage nichts als Wälder. Bei Nacht jedoch bemerkten wir das Leuchten unzähliger Feuer und hörten ein mit schrecklichem Geschrei vermischtes Getöse von Pauken, Zimbeln und Flöten. Wir entsetzten uns darüber, und unsere Wahrsager befahlen uns, eiligst diese Insel zu verlassen. Wir segelten hierauf an einer glühenden, aber nach Wohlgerüchen duftenden Küste entlang, von der überall Feuerströme in das Meer stürzten. Der Boden war so heiß, dass man nicht darüber gehen konnte. Wir verließen daher schnell diese Gegend, und die folgenden vier Tage, während wir auf offener See waren, schien uns das Land jede Nacht mit Flammen bedeckt zu sein. Mitten unter diesen Feuern aber war eins, das die anderen weit überragte und bis an die Sterne zu reichen schien. Doch sahen wir am Tage nichts als einen sehr hohen Berg, den man den Wagen der Götter nannte. Drei Tage lang fuhren wir an diesen Feuerströmen vorbei und kamen dann in einen Meerbusen, der das Südhorn hieß. In diesem Busen lag wieder eine Insel mit einem See und in dem See eine zweite Insel, die von wilden Menschen bewohnt war. Es gab im Ganzen weit mehr Weiber darauf als Männer. Sie waren über und über mit Haaren bewachsen, und unsere Dolmetscher nannten sie Gorillas. Von den Männern konnten wir trotz unserer Bemühungen keinen einzigen ergreifen; sie entflohen über Schluchten hinweg und verteidigten sich mit Steinwürfen. Indes fingen wir drei Weiber, aber da sie ihre Bande zerrissen und uns mit ihren Zähnen angriffen und zerfleischten, töteten wir sie und zogen ihnen die Haut ab, die wir mit nach Karthago brachten. Mangel an Nahrung hinderte uns, weiter zu reisen, und wir kehrten zurück.“

Dieser Bericht hat schon die alten Griechen sehr interessiert. Der Fluss mit den Krokodilen und Nilpferden war wahrscheinlich der Senegal, der Götterwagen mit seinem nächtlich lodernden Feuer der Vulkan von Teneriffa. Auch hat der Gorilla, der große afrikanische Menschenaffe, nach diesem Bericht seinen Namen erhalten.

Über die Fahrt des Admirals Himilko nach dem Norden haben wir nur eine sehr späte, poetisch ausgeschmückte Beschreibung des römischen Dichters Avienus aus dem 4. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung. Die Karthager verstanden es nämlich, wie schon ihre Vorfahren, die Phönizier, ihre Handelsverbindungen in Dunkel einzuhüllen. Besonders suchten sie fremde Nationen davon abzuschrecken, sich durch die Säulen des Herkules hindurch zu wagen, indem sie allerlei Fabelgeschichten über die Schrecken des Atlantischen Ozeans verbreiteten. Jedenfalls erhielten sich diese Märchen noch bis in die Zeit der Römer.

Wie seltsam übrigens die Vorstellung selbst der griechischen Gelehrten über die Gestalt der Erde gewesen ist, ergibt sich aus folgender Zusammenstellung. Homer (und auch noch Herodot) betrachtete die Erde als eine runde Scheibe, Anaximander als eine Walze, Leukippus als eine Trommel und Heraklit als einen Kahn. Eudoxus hielt...

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