Inhaltsangabe:Einleitung: Der Regisseur Ralf Kirsten hinterließ mit seinem Film „Der verlorene Engel“ ein Zeitdokument und ein Kunstwerk. Ihm selbst fiel es schwer den Stellenwert seiner Filme innerhalb der Gesamtproduktion der DEFA zu bestimmen, deshalb sah er es als eine wichtige Aufgabe der Filmwissenschaft an, die Arbeiten eines Regisseurs sowohl linear – als Bestandteil seiner Filmographie – zu untersuchen, als auch den einzelnen Film in Beziehung zu den zeitlich parallel oder kurz vorher entstandenen Werken zu setzen. Kirsten bemängelte insbesondere die fehlende Bereitschaft der Kunstwissenschaft sich über diesen Film in Presse und Fachpublikationen zu äußern. Ebenso bedauerte er die fehlende Initiative und Aktivität der Kritiker und Filmwissenschaftler im Verband der Film- und Fernsehschaffenden eine Debatte darüber zu führen. Die Filmkritikerin Erika Richter erinnerte 1999, im Jahr nach Ralf Kirstens Tod, an den Film und resümierte, dass der Film kaum Aufsehen erregte und insgesamt eine traurige Geschichte erfuhr. Obwohl Ralf Kirsten ein ästhetisches Angebot unterbreitete, das auf die aktive und gleichberechtigte Mitarbeit des Zuschauers im Rezeptionsprozess baut, blieb dem Film bisher eine größere Publikumsresonanz versagt. Tatsächlich ist der Film nur noch einem interessierten Publikum in Erinnerung. Dennoch steht er immer wieder zur Diskussion. Diese Studie stellt die These auf, dass der Film „Der verlorene Engel“ auf Grund seiner stilistischen Einmaligkeit ein besonderes Filmkunstwerk darstellt. Darüber hinaus hat er einen hohen filmgeschichtlichen Stellenwert, da er sich von der Gruppe verbotener DEFA-Spielfilme der Jahrgänge 1965/66 mit der Darstellung einer historischen Künstlerpersönlichkeit abhebt und als einziger jener Filme dennoch in den sozialistischen Ländern zur Aufführung kam. Dementsprechend wird in Anlehnung an kunstwissenschaftliche Verfahren nach Stil, Technik und der künstlerischen Entwicklung Ralf Kirstens gefragt. Ebenso ergibt sich hieraus die Frage, in welchem Verhältnis die Darstellung im Film zu tatsächlichen Ereignissen seiner Entstehungszeit, zum damals durch die Politik geforderten Idealbild der Realität und zum persönlichen Lebensabschnitt von Ralf Kirsten steht. Es wird vermutet, dass Ralf Kirsten im Konflikt arbeitete mit der von den Kulturpolitikern erwarteten Widerspiegelung der sozialistischen Realität, ihrem Idealbild zu entsprechen und in den ihm eigenen stilistischen Ambitionen die [...]
Ina-Lyn Reif, Studium der Theaterwissenschaft, Kulturwissenschaft und der Neueren/Neuesten Geschichte, Abschluss 2007 als Magistra Artium an der Humboldt-Universität zu Berlin.
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