Die Untersuchungsakte
Deckblatt der Akte. Die Akte im Format 35 x 22,5 cm enthält 24 durchnummerierte und eingeheftete Blätter aus dem Zeitraum von Februar 1814 bis Februar 1816.
Acta
Die Ermordung des Haubler=Müllers
Johann George Eberts und deßen
Eheweibes und die deshalb angestellte
Untersuchung
betr:
Ergangen
bei dem Fürst: Schönburg:
Amte Waldenburg
1814
E. No 10.
Blatt 1 Vorderseite
Reg
Amt Waldenburg, den 17 Feb. 1814
C
Erschien des Morgens um 9 Uhr an Amtsstelle
Johann Samuel List, Gärtner und Gerichtsschöppe
zu Niederwinkel
Mit dem Anbringen:
Heute früh sey der Zimmermann Martin und der
Tagelöhner Johann Gottfried Pohlers aus Schlagwitz1
in die sogenannte Haublermühle bei Niederwinkel
gegangen um daselbst zu mahlen, als diese beiden
Personen nun in die Mühle gekommen hätten
sie gefunden, daß der Müller Johann Georg Ebert
und dessen Frau gewaltsamer Weise wären ermordet
worden. Diese beiden obgedachten
Schlagwitzer Einwohner wären sogleich zum Richter
Karl Gottlob Porstmann in Niederwinkel gegangen
und hätten diesen Mord angezeiget, worauf der
Richter Porstmann mit einigen Niederwinkler
Einwohnern in die Haublermühle gegangen sey,
ihn Comparenten2 aber herrin ins Amt, um die-
Blatt 1 Rückseite
se Mordthat anzuzeigen geschickt habe.
Wer der Mörder sey, und wie u. auf welche Art
diese beiden Personen wären ermordet worden, weiß
er nicht.
Ist aufs Vorlesen dabei verblieben, und hat
sich mit unterschrieben.
Nachrichtlich anher bemerket worden.
Christian Gottlieb Zausch
Act.
Johann Samuel
List
Eodem3
Gleich darauf erschien auch
Karl Gottlob Porstmann Pferdbauer und
Richter zu Niederwinkel
mit dem Anbringen
Heute früh um 8 Uhr wären zwei Schlagwitzer
Einwohner der Zimmermann Martin, und der Tagelöhner
Pohlers, welche in der Haublermühle mahlen wollen
zu ihm gekommen, und hätten bei ihm angezeiget,
Blatt 2 Vorderseite
daß der Haublermüller Ebert, und dessen Eheweib
gewaltsamer Weise wären ermordet worden.
Auf diese Anzeige habe er sofort den Gerichtsschöppen
List herrin ins Amt, um den Mord anzuzeigen,
geschickt, er aber sey mit dem sonstigen
Richter Kertzscher aus Niederwinkel in die Haubler-Mühle
gegangen.
Als er nun dahin gekommen, habe er folgendes
gefunden:
Der Müller Ebert habe forne bei der Stubenthüre,
und dessen Frau hinten beim Tische auf der Erde gelegen,
und wären beide todt gewesen. An beiden habe
man sehr deutlich gesehen, daß sie auf eine gewaltsame
Weise wären ermordet worden.
Vor der Stubenthüre habe eine Axt, welche sehr
blutig gewesen, und auf dem Tische ein Flintenkolben
gelegen, und müsste daher vermuthen,
dass die Ebertschen Eheleute mit der Axt und
einer Flinte erschlagen worden.
Hierauf sey er auf den Boden gegangen, um
zu sehen, ob eben bei diesem Mord gestohlen
worden; hier habe er nun gefunden, dass mehrer
der Sachen, vornehmlich Weiberhauben aus Leder
wären herausgerissen innmaßen dieselben
auf den Dielen herum gelegen hätten.
Blatt 2 Rückseite
Auf dem Boden habe eine Soldatenmütze, welche
grau aussehe, und rund sey, gelegen, und man
müsste daher vermuthen, dass diese Mordthat
von Soldaten müsste verübet worden seyn und
aller Wahrscheinlichkeit nach sey es gestern
Abends beim Essen geschehen, denn das Essen stehe
noch auf dem Tische.
Auf Befragen,
ob sich gestern etwa in Niederwinkel Soldaten
hätten sehen lassen gab derselbe zu vernehmen,
dass gestern Nachmittag um 2 Uhr zwei Soldaten,
welche sich für Russen ausgegeben hätten,
zu ihm gekommen wären, und Quartier verlangt
hätten, er habe auch dieselbe sofort und zwar den
einen zu Daniel Lindner, und den andern zu Salomon
Pohlers einquartiert. Der eine von diesen
Soldaten habe eine Flinte, und beide eben
solche Mützen, wie er eine auf dem Ebertschen
Boden gefunden, auf, und beide graue Mäntel
angehabt. Diese beiden Soldaten wären auch
gestern Nachmittage um 4 Uhr wieder fort
gegangen, wohin aber, weiß er nicht.
Heute früh hab er auch ohngefähr 200 Schritte
von der Haublermühle weg nach Niederwinkel
zu ein seidenes Halstuch, welches der
Blatt 3 Vorderseite
Ebertin zugehört habe, gefunden, und man
müsste daher vermuthen, dass die Mörder
ihren Weg werden rückwärts auf Waldenburg
zu genommen.
In der Ebertschen Mühle habe er den sonstigen Richter
Kerzscher aus Niederwinkel gelassen, und befände
sich noch die Gerichten aus Schlagwitz nebst
mehreren Schlagwitzer Einwohnern in der Haubler-Mühle,
welche auch gleich heute früh da gewesen
wären.
Ist auf Vorlesen dabei geblieben, und hat sich
mit unterschrieben
Nachrichtlich naher bemerkt worden usw.
Christian Gottlieb Zausch
Act.
Carl Gottlob Porstman Richder
Blatt 3 Rückseite
Eodem
Heute früh um 10 Uhr verfügten sich
Herr Amtsverweser Mißbach
und
der unterzeichnete Amts Actuar
ingleichen
Herr Hofrath und Amtsphysicus Schlegel
und
Hr. Karl Heinrich Klimm
Johann Traugott Lehmann und
August Friedrich Lindner, Amtslandgerichtsschöppe
ingleichen
Hr. Hose und Amtsdiener Johann Gottlieb
Arnold
nach Niederwinkel in die sogenannte Haublermühle,
um den Mord der Eheleute zu untersuchen und
die Cadaver zu seciren.
Johann Georg Ebert, welcher mit einem Pelz bekleidet
ist, lag ganz nahe an der Stubenthüre mit dem Kopfe nach
derselben zu, das Ebertsche Eheweib aber nicht weit vom
Tische nach Morgen zu, und zwar beide im Blute.
Der Richter Pohlers aus Schlagwitz, welcher anwesend
war, versicherte, dass er der erste mitgewesen sey,
der diese Unglücklichen getroffen habe, und beide befänden
sich noch in der Stellung, wie er sie gefunden.
Beim Kopfe sowohl Johann Georg Eberts als auch
dessen Eheweibes befand sich eine Menge Blut, welches
Blatt 4 Vorderseite
nach Versichern des Herrn Physicus bei jedem wohl
3 bis 4 Pfund betragen könne.
Auf dem Tische stand noch das Abendbrodt, und
lag auf solchem ein abgeschlagener Flintenkolben.
Herr Hofrath und Amtsphysicus D. Schlegel erklärte
hierauf, dass an beiden Personen keine Spur des Lebens
mehr vorhanden sey, und es wurde hierauf zur Section
geschritten, und der Anfang mit dem Ebertschen Eheweib
gemacht.
1., Bei der äußeren Besichtigung des Körpers wurde auf der
ganzen Oberfläche des Körpers kein Merkmal einer Verletzung
wahrgenommen, ausgenommen den Kopf, allwo
hauptsächlich quer auf der Grundfläche des Hinterhaupts
ein Hieb von 4 Zoll quer...