Weltwirtschaftskrise 1929 / 1930
Die damalige Weltwirtschaftskrise beendete den wirtschaftlichen Aufschwung in den 1920er Jahren, die als die „goldenen zwanziger Jahre“ bezeichnet wurden. Viele Menschen hatten sich damals mit Aktienanlagen an dem wirtschaftlichen Aufschwung beteiligen wollen. Diese Direktanlagen in Aktien wurden in vielen Fällen durch Kredite finanziert, da von weiter steigenden Kursen ausgegangen wurde. Dies führte im späteren Verlauf zu einer Spekulationsblase.[26] Der damalige Aktienindex in Deutschland stieg von 2.062 auf 171.300.000.000 Punkte. Die Inflationsrate betrug pro Woche ca. 50 %.[27] Das Angebot überstieg die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern sowie landwirtschaftlichen Produkten, was einen weltweiten Preisverfall von den Agrar- und Rohstoffmärkten zur Folge hatte und einen Konjunkturabschwung bedingte. Die in die Aktienmärkte investierten Gelder wurden daraufhin überstürzt von den Investoren abgezogen, was die Aktienmärkte erheblich unter Druck setzte. Im Jahr 1929 brach die New Yorker Börse zusammen. Der 25. Oktober 1929 wird als „schwarzer Freitag“ und als Beginn der Weltwirtschaftskrise bezeichnet. Es kam daraufhin in den USA zu einer lang anhaltenden und schweren Depression. Die USA hatte die führende Stellung in der Weltwirtschaft inne und war größte Gläubiger- und Exportnation. Durch die schwere Depression in den USA breitete sich die Krise global aus und verstärkte auch den Abwärtstrend in Deutschland.[28]
Struktur des damaligen Bankenmarktes in Deutschland
Ab 1920 wurde der deutsche Bankenmarkt durch sechs Berliner Großbanken dominiert. Die Deutsche Bank, die Danatbank, die Dresdner Bank sowie die Commerzbank hatten zwischen 1924 und 1930 ein umfassendes Filialnetz aufgebaut. Kein Filialnetz besaßen die Berliner Handels-Gesellschaft und die staatlich geführte Reichs-Kredit-Gesellschaft.[29] Die Restriktionen für die Tätigkeiten von Sparkassen wurden in der damaligen Zeit gelockert, und es war den Sparkassen nun möglich, mit den Großbanken in Wettbewerb zu treten. Darüber hinaus drängten ausländische Banken auf den deutschen Markt. Dies führte zu einer Verschärfung des Wettbewerbs im Bankensektor, was die Risikobereitschaft der Banken erhöhte sowie die Konzentration im Bankensektor von Großbanken begünstigte.[30]
Bankenkrise 1931 in Deutschland
Der 11. Mai 1931 wird in der Literatur über die Bankenkrise von 1931 als Beginn einer Kette von Ereignissen datiert, welche den Zusammenbruch des deutschen Banken-sektors zur Folge hatten. Es kam verstärkt zum Abzug von Kapital von ausländischen Gläubigern. Begünstigt durch politische Maßnahmen waren die Kundeneinlagen meist kurzfristig bei den Banken angelegt, wobei die Kredite insbesondere für die deutsche Wirtschaft langfristig vereinbart waren. Dies führte zu riskanten Einlagenportfolios der Banken in Deutschland. Darüber hinaus hielten die Großbanken große Aktienpakete, die im Laufe der Weltwirtschaftskrise erheblich an Wert verloren. Daher mussten von den KIs hohe Abschreibungen auf die Wertpapierbestände vorgenommen werden, was die Liquiditätssituation der Banken weiter verschärfte sowie die Eigenkapitalquoten verschlechterte. Am 11. Juli 1931 teilte der Vorstandsvorsitzende der Danatbank, Herr Jacob Goldschmidt, mit, dass die Bank am Montag, den 13. Juli 1931, geschlossen bleibt. Zuvor hatte die Reichsbank der Danatbank noch weitere Kredite gewährt, die eine Insolvenz der Bank hinausgezögert hatten. Die Schließung der Danatbank führte zu einem Kundenansturm, der sämtliche deutsche Banken erfasste.[31] Daraufhin übernahm die Reichsregierung per Notverordnung vom 12. Juli 1931 die volle Garantieleistung für alle Einlagen der Danatbank und ordnete zugleich deren Liquidierung an. Das Kabinett erklärte den 14. und 15. Juli 1931 zu Bankfeiertagen, an denen der gesamte Zahlungsverkehr ruhte. Bereits am 15. Juli 1931 setzte die Reichs-bank die Konvertibilität der Reichsmark aus und beendete damit den Goldstandard. Die Reichsmark war somit nicht mehr mit einer festgelegten Menge an Gold gedeckt. Durch die Wirtschaftskrise und die Bankenkrise mussten die Großbanken erhebliche Einlangenabflüsse und dadurch bedingt hohe Verluste bewältigen. Die Reichs-regierung sah sich gezwungen, mit staatlichen Geldern die Eigenkapitalbasis der KIs zu stärken und damit faktisch fast alle Großbanken zu verstaatlichen.[32]
Auswirkungen der Bankenkrise von 1931
Die Bankenkrise führte zum Zusammenbruch des deutschen Finanzsektors.[33] Es wurde eine nationale Bankenaufsicht am 19. September 1932 per Notverordnung eingeführt sowie 1934 im Reichsgesetz über das Kreditwesen verankert. Dies führte dazu, dass der Finanzsektor zu dem am strengsten regulierten Bereich der deutschen Wirtschaft wurde.[34]
Durch die Bankenkrise veränderte sich der Bankenmarkt in Deutschland erheblich. 1932 fusionierten z.B. die Danatbank und die Dresdner Bank. Die Zahl der Großbanken verringerte sich von sechs auf fünf Bankhäuser. Im Jahr 1929 bestanden 221 Provinz- und Lokalbanken sowie 1.110 Privatbankiers. Davon blieben am Ende der Krise noch 157 bzw. 709 übrig. Die Großbanken hatten erhebliche Einlagenabflüsse zu verkraften. Diese Banken wurden von der Reichsbank unterstützt und daraufhin saniert und rekonstruiert. Die Reichsbank übernahm erhebliche Aktienpakete der Großbanken. Der Bereich der öffentlich-rechtlichen KIs blieb fast unverändert. Durch die Bankenkrise kam es in Deutschland zu einer politischen Instabilität. Diese Instabilität beschleunigte die Kreditkündigungen des Auslandes weiter. In dieser Zeit kam es zu Kreditabzügen aus dem Ausland von über 700 Millionen (Mio.) Reichsmark. Die staatliche Beteiligung an den Großbanken und die politischen Veränderungen in Deutschland beschleunigten die Krise.[35]
Wirtschaftskrisen
Nach der Bankenkrise von 1931 gab es immer wieder Wirtschaftskrisen, aber keine nennenswerten Finanzkrisen. In der näheren Vergangenheit wurden die Krisen von Mal zu Mal größer und problematischer. Zwischen 1982 und 1997 gab es in einhundert Industrie- und Entwicklungsländern diverse Wirtschaftskrisen. Davon waren 75 % der Mitgliedstaaten des IWF betroffen. Die Rettungspakete des IWF kosteten in dieser Zeit 250 Mrd. US-Dollar.[36]
Im Folgenden werden die Entstehung der Finanzmarktkrise und deren Auswirkungen dargestellt. Ein detaillierter Ablauf der aktuellen Finanzmarktkrise von 2007 bis zum 30.06.2009 befindet sich im Anhang dieser Arbeit (siehe Anhang 1).
Entstehung der Finanzmarktkrise
Die zunächst niedrige Zinspolitik der US-Zentralbank (Fed) ermöglichte es auch vielen Beziehern niedriger Einkommen in den USA, für den Erwerb von Immobilien einen Kredit aufzunehmen. Dies wurde politisch stark gefördert. Insbesondere sozialen Minderheiten und Migranten, also im so genannten Subprime-Segment nicht erstklassiger Bonitäten, sollte der Erwerb von Wohneigentum ermöglicht werden. Der einsetzende Preisanstieg bei Immobilien in den Vereinigten Staaten führte dazu, dass immer mehr Verbraucher und institutionelle Investoren Immobilen erwarben. Durch die im Wert immer weiter steigenden Sicherheiten wurden die Kreditnehmer nicht mehr einer sorgfältigen Kreditprüfung unterzogen. Diese Kreditexpansion konnte von den KIs ohne Ausweitung ihres aufsichtsrechtlich relevanten Eigenkapitals dargestellt werden, da sie diese Kredite als Verbriefungen weitergegeben hatten. Durch diese Verbriefungen wurden die von dem KI an die privaten Haushalte herausgegebenen Kredite an eine Zweckgesellschaft übertragen, die dann mit diesen Krediten besicherte Wertpapiere, so genannte Asset Backed Securities (ABS), bei Investoren platzierte. Die auf diese Weise entstandenen Wertpapiere wurden global an Banken, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften verkauft, weil sie attraktive Renditen für die Finanzinstitute boten. Vielfach wurden diese erstmalig verbrieften ABS-Strukturen dann auch erneut, mitunter mehrfach in andere Wertpapiere untergebracht, in so genannte Collateralized Debt Obligations (CDO). So gelangten die Immobilien-kredite aus dem Subprime-Segment aus den USA als Beimischung in die unter-schiedlichsten Wertpapierkörbe.[37]
Konkreter Krisenauslöser waren zum einen die ab Mitte 2004 gestiegenen Leitzinsen in den USA von 1 % auf 5 % bis Anfang 2007 und zum anderen der starke Rückgang der Immobilienpreise. Gerade die steigenden Zinsen machten es vielen Kreditnehmern unmöglich, die Zins- und Tilgungsleistungen zu bedienen, so dass sie ihre Häuser verkaufen oder verlassen mussten. Das Verlassen von Immobilien ist in den USA durch die fehlende Meldepflicht sowie das ebenfalls nicht gegebene Durchgriffsrecht der KIs auf das laufende Einkommen der privaten Haushalte durchaus üblich und auch mit geringen Konsequenzen für den Kreditnehmer verbunden. Durch den Ausfall von Zins- und Tilgungsleistungen der Immobilienkredite ab Februar 2007 gerieten auch die verbrieften Wertpapiere in Schwierigkeiten. Kaum jemand wusste, welche Bank welche Risiken in diesen Wertpapieren...