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Die Finanzmarktkrise 2007 - 2009

Eine besondere Betrachtung von staatlichen Eingriffen in den Finanzsektor in der Bundesrepublik Deutschland und mögliche Wettbewerbsverzerrungen

AutorSabrina Karlem
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl201 Seiten
ISBN9783640449798
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich BWL - Wirtschaftspolitik, Note: 1,0, Fachhochschule des Mittelstands (Betriebswirtschaftslehre), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahr 2008 hat sich aus der ursprünglichen Immobilienkrise in den USA eine Bankenkrise entwickelt. Eine Finanzmarktkrise, die eine weltweite Dimension erreicht hat. Die Krise ist bislang in ihrer internationalen Trageweite im Vergleich zu vergangenen Krisen beispiellos. Viele Experten meinen, dass diese Krise die schwerste Bankenkrise seit der Weltwirtschaftskrise 1929 sei. Der Internationale Währungsfonds schätzt den globalen Schaden momentan auf 4.000 Mrd. US-Dollar. Die Tendenz ist steigend. Durch die Finanzmarktturbulenzen kam es zu einer Vertrauenskrise der Kreditinstitute untereinander. Diese veranlasste die Bundesregierung mit verschiedenen Maßnahmen, in den Finanzsektor einzugreifen. Es wurde eine rein qualitative Analyse durchgeführt, die das Kundenverhalten und das Verhalten von Banken auf mögliche Wettbewerbsverzerrungen hin untersuchte. Das Ziel der Arbeit ist es, u.a. durch Experteninterviews herauszufinden sowie herauszuarbeiten, ob es in Deutschland durch die staatlichen Maßnahmen der Bundesregierung während der Finanzmarktkrise in den Finanzsektor, insbesondere bei Privatbanken, zu Wettbewerbsverzerrungen für Sparkassen und Genossenschaftsbanken kommen kann bzw. bereits gekommen ist. Im 2. Kapitel werden die Entstehung der Bankenkrise von 1931 und die Entstehung der aktuellen Finanzmarktkrise sowie deren Auswirkungen beschrieben. Ein detaillierter Zeitablauf der aktuellen Finanzmarktkrise befindet sich im Anhang. Das 3. Kapitel gibt zunächst einen Überblick über wirtschaftspolitische Instrumente des Staates und über die Geldpolitik der EZB. Danach werden die aktuellen staatlichen Maßnahmen der Bundesregierung in den Finanzsektor 2008 bis Mitte 2009 betrachtet. Im Anschluss daran werden mögliche Wettbewerbsverzerrungen insbesondere für Sparkassen und Genobanken herausgearbeitet. Das 4. Kapitel beschreibt das Vorgehen und die Zielsetzung der durchgeführten Experteninterviews. Im Rahmen der Bachelorarbeit wurden Leitfadeninterviews mit Vorstandsmitgliedern geführt. Im Anschluss daran werden die Interviews durch eine qualitative vergleichende Inhaltsanalyse ausgewertet. Im 5. Kapitel erfolgt eine detaillierte Betrachtung der Aussagen der Experten im Hinblick auf Wettbewerbsverzerrungen für den Finanzsektor bzw. insbesondere für Sparkassen und Genobanken. In Kapitel 6 wird ein Fazit gezogen. Im Anschluss erfolgt ein Ausblick auf zukünftige Auswirkungen der Finanzmarktkrise.

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Leseprobe

2 Finanzmarktkrisen


 

2.1 Bankenkrise 1931


 

Weltwirtschaftskrise 1929 / 1930

 

Die damalige Weltwirtschaftskrise beendete den wirtschaftlichen Aufschwung in den 1920er Jahren, die als die „goldenen zwanziger Jahre“ bezeichnet wurden. Viele Menschen hatten sich damals mit Aktienanlagen an dem wirtschaftlichen Aufschwung beteiligen wollen. Diese Direktanlagen in Aktien wurden in vielen Fällen durch Kredite finanziert, da von weiter steigenden Kursen ausgegangen wurde. Dies führte im späteren Verlauf zu einer Spekulationsblase.[26] Der damalige Aktienindex in Deutschland stieg von 2.062 auf 171.300.000.000 Punkte. Die Inflationsrate betrug pro Woche ca. 50 %.[27] Das Angebot überstieg die Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern sowie landwirtschaftlichen Produkten, was einen weltweiten Preisverfall von den Agrar- und Rohstoffmärkten zur Folge hatte und einen Konjunkturabschwung bedingte. Die in die Aktienmärkte investierten Gelder wurden daraufhin überstürzt von den Investoren abgezogen, was die Aktienmärkte erheblich unter Druck setzte. Im Jahr 1929 brach die New Yorker Börse zusammen. Der 25. Oktober 1929 wird als „schwarzer Freitag“ und als Beginn der Weltwirtschaftskrise bezeichnet. Es kam daraufhin in den USA zu einer lang anhaltenden und schweren Depression. Die USA hatte die führende Stellung in der Weltwirtschaft inne und war größte Gläubiger- und  Exportnation. Durch die schwere Depression in den USA breitete sich die Krise global aus und verstärkte auch den Abwärtstrend in Deutschland.[28]

 

Struktur des damaligen Bankenmarktes in Deutschland

 

Ab 1920 wurde der deutsche Bankenmarkt durch sechs Berliner Großbanken dominiert. Die Deutsche Bank, die Danatbank, die Dresdner Bank sowie die Commerzbank hatten zwischen 1924 und 1930 ein umfassendes Filialnetz aufgebaut. Kein Filialnetz besaßen die Berliner Handels-Gesellschaft und die staatlich geführte Reichs-Kredit-Gesellschaft.[29] Die Restriktionen für die Tätigkeiten von Sparkassen wurden in der damaligen Zeit gelockert, und es war den Sparkassen nun möglich, mit den Großbanken in Wettbewerb zu treten. Darüber hinaus drängten ausländische Banken auf den deutschen Markt. Dies führte zu einer Verschärfung des Wettbewerbs im Bankensektor, was die Risikobereitschaft der Banken erhöhte sowie die Konzentration im Bankensektor von Großbanken begünstigte.[30]

 

Bankenkrise 1931 in Deutschland

 

Der 11. Mai 1931 wird in der Literatur über die Bankenkrise von 1931 als Beginn einer Kette von Ereignissen datiert, welche den Zusammenbruch des deutschen Banken-sektors zur Folge hatten. Es kam verstärkt zum Abzug von Kapital von ausländischen Gläubigern. Begünstigt durch politische Maßnahmen waren die Kundeneinlagen meist kurzfristig bei den Banken angelegt, wobei die Kredite insbesondere für die deutsche Wirtschaft langfristig vereinbart waren. Dies führte zu riskanten Einlagenportfolios der Banken in Deutschland. Darüber hinaus hielten die Großbanken große Aktienpakete, die im Laufe der Weltwirtschaftskrise erheblich an Wert verloren. Daher mussten von den KIs hohe Abschreibungen auf die Wertpapierbestände vorgenommen werden, was die Liquiditätssituation der Banken weiter verschärfte sowie die Eigenkapitalquoten verschlechterte. Am 11. Juli 1931 teilte der Vorstandsvorsitzende der Danatbank, Herr Jacob Goldschmidt, mit, dass die Bank am Montag, den 13. Juli 1931, geschlossen bleibt. Zuvor hatte die Reichsbank der Danatbank noch weitere Kredite gewährt, die eine Insolvenz der Bank hinausgezögert hatten. Die Schließung der Danatbank führte zu einem Kundenansturm, der sämtliche deutsche Banken erfasste.[31] Daraufhin übernahm die Reichsregierung per Notverordnung vom 12. Juli 1931 die volle Garantieleistung für alle Einlagen der Danatbank und ordnete zugleich deren Liquidierung an. Das Kabinett erklärte den 14. und 15. Juli 1931 zu Bankfeiertagen, an denen der gesamte Zahlungsverkehr ruhte. Bereits am 15. Juli 1931 setzte die Reichs-bank die Konvertibilität der Reichsmark aus und beendete damit den Goldstandard. Die Reichsmark war somit nicht mehr mit einer festgelegten Menge an Gold gedeckt. Durch die Wirtschaftskrise und die Bankenkrise mussten die Großbanken erhebliche Einlangenabflüsse und dadurch bedingt hohe Verluste bewältigen. Die Reichs-regierung sah sich gezwungen, mit staatlichen Geldern die Eigenkapitalbasis der KIs zu stärken und damit faktisch fast alle Großbanken zu verstaatlichen.[32]

 

Auswirkungen der Bankenkrise von 1931

 

Die Bankenkrise führte zum Zusammenbruch des deutschen Finanzsektors.[33] Es wurde eine nationale Bankenaufsicht am 19. September 1932 per Notverordnung eingeführt sowie 1934 im Reichsgesetz über das Kreditwesen verankert. Dies führte dazu, dass der Finanzsektor zu dem am strengsten regulierten Bereich der deutschen Wirtschaft wurde.[34]

 

Durch die Bankenkrise veränderte sich der Bankenmarkt in Deutschland erheblich. 1932 fusionierten z.B. die Danatbank und die Dresdner Bank. Die Zahl der Großbanken verringerte sich von sechs auf fünf Bankhäuser. Im Jahr 1929 bestanden 221 Provinz- und Lokalbanken sowie 1.110 Privatbankiers. Davon blieben am Ende der Krise noch 157 bzw. 709 übrig. Die Großbanken hatten erhebliche Einlagenabflüsse zu verkraften. Diese Banken wurden von der Reichsbank unterstützt und daraufhin saniert und rekonstruiert. Die Reichsbank übernahm erhebliche Aktienpakete der Großbanken. Der Bereich der öffentlich-rechtlichen KIs blieb fast unverändert. Durch die Bankenkrise kam es in Deutschland zu einer politischen Instabilität. Diese Instabilität beschleunigte die Kreditkündigungen des Auslandes weiter. In dieser Zeit kam es zu Kreditabzügen aus dem Ausland von über 700 Millionen (Mio.) Reichsmark. Die staatliche Beteiligung an den Großbanken und die politischen Veränderungen in Deutschland beschleunigten die Krise.[35]

 

Wirtschaftskrisen

 

Nach der Bankenkrise von 1931 gab es immer wieder Wirtschaftskrisen, aber keine nennenswerten Finanzkrisen. In der näheren Vergangenheit wurden die Krisen von Mal zu Mal größer und problematischer. Zwischen 1982 und 1997 gab es in einhundert Industrie- und Entwicklungsländern diverse Wirtschaftskrisen. Davon waren 75 % der Mitgliedstaaten des IWF betroffen. Die Rettungspakete des IWF kosteten in dieser Zeit 250 Mrd. US-Dollar.[36]

 

2.2 Finanzmarktkrise 2007 bis 2009


 

Im Folgenden werden die Entstehung der Finanzmarktkrise und deren Auswirkungen dargestellt. Ein detaillierter Ablauf der aktuellen Finanzmarktkrise von 2007 bis zum 30.06.2009 befindet sich im Anhang dieser Arbeit (siehe Anhang 1).

 

Entstehung der Finanzmarktkrise

 

Die zunächst niedrige Zinspolitik der US-Zentralbank (Fed) ermöglichte es auch vielen Beziehern niedriger Einkommen in den USA, für den Erwerb von Immobilien einen Kredit aufzunehmen. Dies wurde politisch stark gefördert. Insbesondere sozialen Minderheiten und Migranten, also im so genannten Subprime-Segment nicht erstklassiger Bonitäten, sollte der Erwerb von Wohneigentum ermöglicht werden. Der einsetzende Preisanstieg bei Immobilien in den Vereinigten Staaten führte dazu, dass immer mehr Verbraucher und institutionelle Investoren Immobilen erwarben. Durch die im Wert immer weiter steigenden Sicherheiten wurden die Kreditnehmer nicht mehr einer sorgfältigen Kreditprüfung unterzogen. Diese Kreditexpansion konnte von den KIs ohne Ausweitung ihres aufsichtsrechtlich relevanten Eigenkapitals dargestellt werden, da sie diese Kredite als Verbriefungen weitergegeben hatten. Durch diese Verbriefungen wurden die von dem KI an die privaten Haushalte herausgegebenen Kredite an eine Zweckgesellschaft übertragen, die dann mit diesen Krediten besicherte Wertpapiere, so genannte Asset Backed Securities (ABS), bei Investoren platzierte. Die auf diese Weise entstandenen Wertpapiere wurden global an Banken, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften verkauft, weil sie attraktive Renditen für die Finanzinstitute boten. Vielfach wurden diese erstmalig verbrieften ABS-Strukturen dann auch erneut, mitunter mehrfach in andere Wertpapiere untergebracht, in so genannte Collateralized Debt Obligations (CDO). So gelangten die Immobilien-kredite aus dem Subprime-Segment aus den USA als Beimischung in die unter-schiedlichsten Wertpapierkörbe.[37]

 

Konkreter Krisenauslöser waren zum einen die ab Mitte 2004 gestiegenen Leitzinsen in den USA von 1 % auf 5 % bis Anfang 2007 und zum anderen der starke Rückgang der Immobilienpreise. Gerade die steigenden Zinsen machten es vielen Kreditnehmern unmöglich, die Zins- und Tilgungsleistungen zu bedienen, so dass sie ihre Häuser verkaufen oder verlassen mussten. Das Verlassen von Immobilien ist in den USA durch die fehlende Meldepflicht sowie das ebenfalls nicht gegebene Durchgriffsrecht der KIs auf das laufende Einkommen der privaten Haushalte durchaus üblich und auch mit geringen Konsequenzen für den Kreditnehmer verbunden. Durch den Ausfall von Zins- und Tilgungsleistungen der Immobilienkredite ab Februar 2007 gerieten auch die verbrieften Wertpapiere in Schwierigkeiten. Kaum jemand wusste, welche Bank welche Risiken in diesen Wertpapieren...

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