Er rückte indessen muthig vor bis ans Thor von Philip’s Norton. Hier fand er den Weg durch eine Barrikade versperrt, von welcher er mit einem dritten Feuer in die volle Fronte empfangen wurde. Setzt verloren seine Leute den Muth und ergriffen eiligst die Flucht. Ehe sie aus dem Hohlwege herauskamen, waren mehr als hundert von ihnen getödtet oder verwundet. Dem Herzoge von Grafton war von einer feindlichen Reiterabtheilung der Rückzug abgeschnitten; aber er schlug sich tapfer durch und kam glücklich davon.
Die so zurückgeworfene Vorhut zog sich auf das Hauptcorps der königlichen Truppen zurück. Die beiden feindlichen Heere standen einander ganz nahe gegenüber und es wurden einige Schüsse gewechselt, die wenig oder gar keine Wirkung hatten. Auf keiner Seite war man zu einer ordentlichen Schlacht geneigt. Feversham wollte erst die Ankunft seiner Artillerie abwarten und zog sich deshalb nach Bradford zurück; Monmouth verließ mit Einbruch der Dunkelheit seine Stellung, marschirte südwärts und erreichte bei Tagesanbruch Frome, wo er Verstärkung zu finden hoffte.
Frome war seiner Sache zwar eben so eifrig zugethan als Taunton und Bridgewater, konnte aber nichts zu seiner Unterstützung thun. Die Bevölkerung hatte sich einige Tage zuvor erhoben und Monmouth’s Erklärung war auf dem Marktplatze angeschlagen worden; aber die Nachricht von diesem Aufstande war dem Earl von Pembroke zugekommen, der in geringer Entfernung mit der Miliz von Wiltshire stand; er war augenblicklich nach Frome marschirt, hatte einen Haufen Landleute, die sich mit Sensen und Heugabeln ihm widersetzen wollten, in die Flucht geschlagen, war in die Stadt eingerückt und hatte die Bewohner entwaffnet. Es gab daher dort keine Waffen mehr und Monmouth war nicht im Stande, solche zu liefern.
Das Rebellenheer befand sich in einer schlimmen Lage. Der Marsch in der vergangenen Nacht war höchst beschwerlich gewesen; es hatte in Strömen geregnet und die Wege waren dadurch zu wahren Morästen geworden. Von der aus Wiltshire versprochenen Verstärkung hörte man nichts mehr; ein Bote brachte die Nachricht, daß Argyle’s Armee in Schottland zerstreut worden sei, ein andrer berichtete, daß Feversham, nachdem er seine Artillerie an sich gezogen, wieder anrücke. Monmouth verstand den Krieg zu gut, als daß er nicht hatte wissen sollen, daß seine Leute bei all’ ihrem Muth und all’ ihrem Eifer doch regulären Truppen nicht gewachsen waren. Er hatte sich bis jetzt noch immer mit der Hoffnung geschmeichelt, daß einige von den Regimentern, die er früher befehligt, zu ihm übergehen würden, aber diese Hoffnung mußte er jetzt aufgeben. Da verließ ihn der Muth; er hatte kaum noch Kraft genug, um Befehle zu geben. In seiner Noth beklagte er sich bitter über die bösen Rathgeber, die ihn verleitet hatten, sein glückliches Asyl in Brabant zu verlassen, und besonders gegen Wildman brach er in heftige Verwünschungen aus. Jetzt stieg in seiner schwachen und geängstigten Seele ein schimpflicher Gedanke auf. Er wollte die Tausende, die auf seinen Ruf und für seine Sache ihre friedlichen Häuser und Felder verlassen hatten, den Händen der Regierung preisgeben. Er wollte sich mit seinen vornehmsten Offizieren heimlich entfernen, wollte einen Seehafen zu erreichen suchen, bevor man seine Flucht ahnete, wollte auf das Festland entfliehen und in den Armen der Lady Wentworth seinen Ehrgeiz und seine Schande vergessen. Diesen Plan besprach er ganz ernstlich mit seinen hauptsächlichsten Rathgebern. Einige von ihnen, denen um ihr Leben bange war, zollten demselben Beifall; Grey aber, dem selbst seine Verleumder es zugestehen, daß er überall unerschrocken war, wo nicht Schwertergeklirr und Kanonendonner ihn umgaben, widersetzte sich mit großer Entschiedenheit dem feigen Vorschlage und beschwor den Herzog, lieber jeder Gefahr Trotz zu bieten, als die aufopfernde Anhänglichkeit des westlichen Landvolks mit Undank und Verrath zu belohnen.
Der Fluchtplan wurde aufgegeben, aber es war jetzt nicht leicht, irgend einen Operationsplan zu entwerfen. Nach London zu marschiren, wäre Wahnsinn gewesen, denn der Weg ging über die Ebene von Salisbury, auf welcher großen Fläche reguläre Truppen, besonders Kavallerie, gegen undisciplinirte Haufen zu sehr im Vortheil gewesen sein würden. In dieser kritischen Lage traf plötzlich die Nachricht ein, daß die Landbewohner der Marschen in der Umgegend von Axbridge zur Verteidigung des protestantischen Glaubens aufgestanden seien, daß sie sich mit Dreschflegeln, Knütteln und Heugabeln bewaffnet hätten und sich zu Tausenden bei Bridgewater sammelten. Monmouth beschloß, dahin zurückzukehren und sein Heer mit diesen neuen Verbündeten zu verstärken.
Die Rebellen marschirten demgemäß nach Wells, wo sie in nicht sehr heitrer Stimmung ankamen. Sie waren, mit wenigen Ausnahmen, erbitterte Feinde des Prälatenthums und äußerten ihren Haß in einer Weise, die ihnen wenig Ehre machte. Sie rissen nicht nur das Bleidach von der prächtigen Kathedrale, um Kugeln daraus zu gießen, eine Handlung, die sie allenfalls mit den Bedürfnissen des Kriegs entschuldigen konnten, sondern zerstörten auch muthwilligerweise die Verzierungen des Gebäudes. Grey schützte nur mit Mühe den Altar vor den Schändungen einiger Buben, die an demselben zechen wollten, indem er sich mit gezognem Schwerte davor stellte.
Am Donnerstag den 2. Juli zog Monmouth wieder in Bridgewater ein, aber unter viel weniger erfreulichen Umständen, als er es vor zehn Tagen verlassen hatte. Die Verstärkung, die er daselbst fand, war unbedeutend, und die königliche Armee saß ihm dicht auf den Fersen. Einen Augenblick hatte er die Idee, die Stadt zu befestigen, und Hunderte von Arbeitern wurden aufgeboten, um Gräben zu ziehen und Schanzen aufzuwerfen, dann kehrte er wieder zu dem Plane zurück, nach Cheshire zu marschiren, ein Plan, den er in Keynsham als unausführbar verworfen und der jetzt, in Bridgewater, sich gewiß nicht günstiger gestaltet hatte.
Während er so zwischen gleich hoffnungslosen Projecten schwankte, kamen ihm die Streitkräfte des Königs zu Gesicht. Sie bestanden aus ungefähr zweitausendfünfhundert Mann regulärer Truppen und etwa fünfzehnhundert Mann Miliz von Wiltshire. Sonntag, den 5. Juli, am frühen Morgen, verließen sie Somerton und schlugen noch denselben Tag ungefähr drei Meilen von Bridgewater auf der Ebene von Sedgemoor ihre Zelte auf.
Doctor Peter Mew, Bischof von Winchester, begleitete sie. Dieser Prälat hatte in seiner Jugend im Dienste Karl’s I. gegen das Parlament die Waffen getragen. Weder seine Jahre, noch sein Beruf hatten seinen kriegerischen Eifer völlig gedämpft, und er dachte wahrscheinlich, daß die Anwesenheit eines Vaters der protestantischen Kirche im königlichen Lager einige rechtschaffene Männer, welche zwischen dem Abscheu vor dem Papstthum und dem Abscheu vor der Rebellion schwankten, in ihrer Loyalität befestigen könnte.
Auf dem Thurme der Pfarrkirche zu Bridgewater, welcher der höchste in ganz Somersetshire sein soll, hat man eine weite Aussicht über die Umgegend. Monmouth bestieg in Begleitung einiger Offiziere die Gallerie des viereckigen Thurmes, von wo aus die Spitze desselben sich erhebt, und beobachtete durch ein Fernrohr die Stellung des Feindes. Unter ihm lag eine flache Ebene, welche jetzt mit Kornfeldern und Obstpflanzungen bedeckt ist, damals aber, wie schon ihr Name andeutet, ein trauriger Morast war. Wenn es stark geregnet hatte und der Parret mit seinen Nebenflüssen austrat, so wurde diese Ebene häufig überschwemmt. Sie bildete in der That schon in früheren Zeiten einen Theil des großen Sumpfes, von dem in unseren ältesten Chroniken gesagt wird, daß er die Fortschritte zweier aufeinanderfolgenden fremden Erobererstämme aufgehalten habe. Dieser Sumpf hatte lange die Celten gegen die Angriffe der Könige von Wessex geschützt und hatte Alfred eine Zuflucht vor den Verfolgungen der Dänen gewährt. In jenen fernen Zeiten konnte diese Gegend nur in Böten passirt werden; sie war ein großer See, in welchem eine Menge kleiner Inseln von veränderlicher und trügerischer Bodenbeschaffenheit zerstreut umherlagen, die mit üppigem Schilfe bewachsen waren und auf denen es von Rothwild und wilden Schweinen wimmelte. Noch zu den Zeiten der Tudors mußte der Reisende, den sein Weg von Ilchester nach Bridgewater führte, des Wassers halber einen Umweg von mehreren Meilen machen. Als Monmouth auf Sedgemoor niederblickte, war es durch die Kunst zum Theil entwässert und von zahlreichen tiefen Gräben durchschnitten, welche dort „Rhines“ genannt werden. Inmitten des Moors erhoben sich in der nächsten Umgebung die Kirchthürme einige Dörfer, deren Namen andeuten, daß sie einstmals von den Fluthen bespült wurden. In einem dieser Dörfer, Weston Zoyland genannt, lag die königliche Reiterei und Feversham hatte daselbst sein Hauptquartier aufgeschlagen. Viele noch lebende Personen haben die Tochter der Magd gekannt, die ihn an jenem Tage bei Tische bediente, und eine große Schüssel von persischem Porzellan, welche ihm vorgesetzt wurde, wird noch immer in der Nachbarschaft sorgfältig aufbewahrt. Es muß bemerkt werden, daß die Bevölkerung von Somersetshire nicht, wie die der...