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Die Geschichte von England, Band 4

Vollständige Ausgabe

AutorThomas B. Macaulay
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl284 Seiten
ISBN9783849631079
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Dies ist Band 4 des mehrbändigen Werkes und behandelt die Geschichte Englands von Wilhelm von Oranien bis Sunderland. Aus dem Inhalt: Wilhelm, Prinz von Oranien. Sein Äußeres. Sein früheres Leben und seine Erziehung. Seine religiösen Ansichten. Seine militairischen Talente. Sein Vergnügen an Gefahren; seine schlechte Gesundheit. Kälte seines Benehmens und Heftigkeit seiner Gemüthsregungen. Seine Freundschaft für Bentinck. Marie, Prinzessin von Oranien. Gilbert Burnet. Beziehungen Wilhelm's zu den englischen Parteien. Seine Gesinnungen gegen England. Seine Politik durchaus consequent. Vertrag von Augsburg. Wilhelm wird das Oberhaupt der englischen Opposition. Unzufriedenheit in England nach dem Sturze der Hyde. Wycherley, Tindal, Haines. Dryden. 'The Hind and Panther.' In Schottland theilweise Duldung gewährt. Persönliche Bearbeitung Einzelner im königlichen Kabinet. Erfolglosigkeit der persönlichen Bearbeitung. Admiral Herbert. Die Indulgenzerklärung. Stimmung der protestantischen Dissenters. Stimmung der anglikanischen Kirche. Der Hof und die Kirche. 'Brief an einen Dissenter.' Benehmen der Dissenters. Einige von ihnen halten es mit dem Hofe. Lobb. Penn. Die Mehrzahl der Puritaner ist gegen den Hof. Baxter. Howe. Bunyan. Kiffin. Der Prinz und die Prinzessin von Oranien gegen die Indulgenzerklärung. Vertheidigung ihrer Ansichten bezüglich der englischen Katholiken. Jakob's Feindschaft gegen Burnet. Sendung Dykvelt's nach England. Unterhandlungen Dykvelt's mit englischen Staatsmännern. Danby. Nottingham. Halifax. Devonshire. Eduard Russell. Compton. - Herbert. - Churchill. Lady Churchill und die Prinzessin Anna. u.v.m.

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Leseprobe

Der Hof und die Kirche.


 

Nun folgte eine Art von Versteigerung, die sonderbarste, von der uns die Geschichte erzählt. Der König auf der einen, die Kirche auf der andren Seite begannen einander zu überbieten, um die Gunst Derer zu erlangen, zu deren Unterdrückung sie bis dahin verbündet gewesen waren. Die protestantischen Dissenters, die noch vor wenigen Monaten eine verachtete und geächtete Klasse gewesen waren, hielten jetzt die Wage der Macht in ihrer Hand. Die Härte, mit der sie behandelt worden waren, wurde allgemein verdammt. Der Hof suchte die ganze Schuld auf die Hierarchie zu wälzen, und die Hierarchie warf sie zurück auf den Hof. Der König erklärte, daß er die Separatisten wider Willen nur deshalb verfolgt habe, weil seine Angelegenheiten in einem Zustande gewesen wären, bei dem er es nicht hatte wagen dürfen, dem Klerus der Staatskirche zu nahe zu treten. Dieser versicherte, daß er nur aus Ehrerbietung vor der Autorität des Königs an einer Strenge Theil genommen habe, die seinen Gefühlen durchaus fremd sei. Der König brachte eine Sammlung von Anekdoten von Rectoren und Vikaren zusammen, welche durch Androhung von Verfolgung von protestantischen Dissenters Geld erpreßt hatten. Er sprach häufig und öffentlich über diesen Gegenstand, drohte mit einer Untersuchung, welche die Pfarrer der ganzen Welt in ihrem wahren Character zeigen werde und erließ in der That mehrere Verordnungen, durch welche Agenten, auf die er sich verlassen zu können glaubte, ermächtigt wurden, den Betrag der Summen zu ermitteln, welche in verschiedenen Landestheilen von Bekennern der herrschenden Religion Sectirern abgepreßt worden waren. Die Vertheidiger der Landeskirche führten dagegen Beispiele von rechtschaffenen Pfarrern an, welche vom Hofe Verweise und Drohungen erhalten, weil sie auf der Kanzel Duldsamkeit empfohlen und sich geweigert hatten, kleine Gemeinden von Nonconformisten auszuspüren und zu Tode zu hetzen. Der König behauptete, daß einige Mitglieder der Staatskirche, die er privatim vorgenommen, sich erboten hatten, den Katholiken ausgedehnte Zugeständnisse zu machen, unter der Bedingung, daß die Verfolgung gegen die Puritaner ihren Fortgang behalte. Die angeklagten Anhänger der Staatskirche leugneten heftig die Wahrheit dieser Beschuldigung und behaupteten, daß, wenn sie sich mit dem, was der König für seine eigene Kirche verlangte, einverstanden erklärt hätten, er ihnen sehr gern gestattet haben würde, sich durch Verfolgung und Ausplünderung protestantischer Dissenters zu entschädigen.

 

Der Hof hatte seine Physiognomie verändert. Die Schärpe und der Priesterrock der anglikanischen Geistlichen konnten sich daselbst kaum noch sehen lassen ohne spöttisches Lächeln und boshaftes Geflüster hervorzurufen. Die Hofdamen erlaubten sich nicht mehr zu kichern und die Kammerherren verbeugten sich bis zur Erde, wenn sich das puritanische Gesicht und die puritanische Tracht, welche in den vornehmen Zirkeln so lange Zeit Lieblingsgegenstände des Spotts gewesen waren, in den Gallerien des Palastes zeigten. Taunton, das zwei Generationen hindurch die Veste der Rundkopfpartei im Westen gewesen war, das die Armeen Karl’s I. zweimal tapfer zurückgeschlagen, sich zur Unterstützung Monmouth’s wie ein Mann erhoben hatte und von Kirke und Jeffreys in eine Schlachtbank verwandelt worden war, schien plötzlich die Stelle erobert zu haben, welche Oxford einst in der königlichen Gunst eingenommen. Der König gewann es über sich, ausgezeichneten Dissenters sogar mit kriechender Höflichkeit zu begegnen. Einigen bot er Geld an, Anderen städtische Ehrenämter, noch Anderen Begnadigung von Verwandten und Freunden, die wegen Theilnahme an dem Ryehousecomplot oder wegen Anschluß an die Fahne Monmouth’s auf dem Kontinent umherirrten oder in den Zuckerplantagen von Barbados schwitzten. Er stellte sich sogar, als ob er mit den freundlichen Gesinnungen der englischen Puritaner gegen ihre auswärtigen Glaubensbrüder sympathisirte. Eine zweite und dritte Proklamation erschien in Edinburg, welche die den Presbyterianern durch das Februaredict gewährte nichtssagende Duldung bedeutend erweiterten. Die verbannten Hugenotten, die der König seit vielen Monaten mit ungnädigem Auge angesehen und denen er die von der Nation aufgebrachten milden Gaben vorenthalten hatte, wurden jetzt unterstützt und gehätschelt. Es wurde ein Ministerialbefehl erlassen, der die öffentliche Mildthätigkeit nochmals zu ihren Gunsten aufrief. Die Vorschrift, welche von ihnen den Anschluß an die anglikanische Gottesverehrung als Bedingung des Empfangs einer Unterstützung verlangte, scheint zu dieser Zeit stillschweigend aufgehoben gewesen zu sein, und die Vertheidiger der Politik des Königs hatten die Frechheit zu behaupten, diese Vorschrift sei auf Andringen der Prälaten der Staatskirche erlassen worden, während wir aus den sichersten Quellen wissen, daß sie von ihm selbst im Einverständniß mit Barillon ersonnen worden war.

 

Während der König sich so die Gunst seiner alten Gegner zu erwerben suchte, waren die Freunde der Landeskirche nicht weniger thätig. Von der Bitterkeit und dem Hohne, mit dem die Prälaten und Priester seit der Restauration die Sectirer zu behandeln pflegten, war kaum noch eine Spur zu erkennen. Die, welche man ganz kürzlich noch Schismatiker und Fanatiker genannt hatte, waren jetzt geliebte Mitprotestanten, Glaubensbrüder, die vielleicht schwach sein mochten, aber deren Gewissensskrupel immerhin zarte Rücksichtnahme verdienten. Wenn sie nur in dieser Krisis der englischen Verfassung und dem reformirten Glauben treu blieben, so sollte ihre Hochherzigkeit bald und reich belohnt werden. Anstatt einer Indulgenz, welche keine gesetzliche Gültigkeit hätte, sollten sie eine wirkliche, durch eine Parlamentsacte gesicherte Indulgenz haben. Ja, viele Mitglieder der Staatskirche, die sich bisher durch ihr starres Festhalten an jeder in der Liturgie vorgeschriebenen Geberde und Formel ausgezeichnet hatten, erklärten sich jetzt nicht nur zur Duldung, sondern sogar zur Gleichstellung geneigt. Der Streit um Chorröcke und Stellungen, sagten sie, habe nur zu lange Christen von einander getrennt, welche doch in den wesentlichen Glaubenspunkten übereinstimmten. Wenn der Kampf auf Tod und Leben gegen den gemeinsamen Feind vorüber wäre, dann würde man sehen, daß die anglikanische Geistlichkeit zu jedem billigen Zugeständnisse bereit sei. Wenn die Dissenters nur nicht unbescheiden wären, so würden ihnen nicht blos bürgerliche, sondern auch geistliche Ämter offen stehen, und Baxter und Howe würden ohne einen Flecken an ihrer Ehre oder ihrem Gewissen auf der Bank der Bischöfe sitzen können.

 

 

„Brief an einen Dissenter.“


 

Von den zahlreichen damaligen Flugschriften, in denen die Sache des Hofes und die Sache der Kirche vor dem Puritaner, der jetzt durch eine sonderbare Wendung des Geschicks das Loos seiner Verfolger entscheiden sollte, eifrig und ängstlich entwickelt wurde, ist jetzt nur noch eine in der Erinnerung, betitelt: Letter to a Dissenter. In dieser meisterhaften kleinen Schrift waren alle Argumente, die einen Nonconformisten überzeugen konnten, daß es seine Pflicht und sein Interesse sei, ein Bündniß mit der Staatskirche einem Bündnisse mit dem Hofe vorzuziehen, auf einem engen Raume in der übersichtlichsten Ordnung zusammengestellt, mit geistreichem Witze erörtert und mit einer zwar lebhaften, aber selbst in den Momenten der leidenschaftlichsten Heftigkeit die Grenzen des Anstandes und der seinen Bildung nie überschreitenden Beredtsamkeit zur Geltung gebracht. Die Schrift machte einen ungeheuren Eindruck, denn da sie nur einen Bogen stark war, wurden über zwanzigtausend Exemplare durch die Post versandt und die Wirkung zeigte sich in jedem Winkel des Reichs. Es erschienen vierundzwanzig Antworten darauf, aber die ganze Stadt erklärte sie für schlecht und die von Lestrange für die schlechteste von allen vierundzwanzig. Die Regierung war sehr ärgerlich und sparte keine Mühe, um den Verfasser des Briefs ausfindig zu machen; aber es war nicht möglich, rechtskräftige Beweise gegen ihn aufzubringen. Einige meinten die Denk- und Sprachweise Temple’s zu erkennen. In Wirklichkeit aber gehörte dieser umfassende und scharfe Verstand, diese lebhafte Phantasie, dieser elegante und kräftige Styl, diese ruhige und edle, halb hofmännische, halb philosophische Würde, welche die heftigste Aufregung des Kampfes nicht einen Augenblick aus der Fassung bringen konnte, keinem Andren als Halifax an.

 

 

Benehmen der Dissenters.


 

Die Dissenters schwankten und man darf ihnen keinen Vorwurf daraus machen. Sie litten und der König hatte ihnen Linderung verschafft. Einige ausgezeichnete Geistliche waren ihrer Haft entlassen worden, andere hatten es gewagt, aus dem Exil zurückzukehren. Gemeinden, die ihre Zusammenkünfte bisher nur heimlich und im Dunklen hatten abhalten können, versammelten sich jetzt am hellen Tage und sangen laut ihre Psalmen vor den Augen von Magistratsbeamten, Kirchenvorstehern und Constablern. Bescheidene Gotteshäuser von puritanischer Bauart begannen sich in allen Gegenden Englands zu erheben. Der aufmerksame Reisende kann noch jetzt an einigen der ältesten Bethäuser die Jahrzahl 1687 erkennen. Dessen ungeachtet waren die Anerbietungen der Kirche für einen klugen Dissenter viel lockender als die des Königs. Die Indulgenzerklärung war in den Augen des Gesetzes null und nichtig. Sie suspendirte die Strafgesetze gegen Nonconformität nur auf so lange, als die Grundprinzipien der Verfassung und die rechtmäßige...

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