Kurze Geschichte Rumäniens
Bevor ich über das Leben im Kommunismus etwas schreiben soll, möchte ich etwas über die Geschichte Rumäniens erzählen. Auch wenn ich seit über 25 Jahren in Deutschland lebe, mein Geburtsland bleibt Rumänien. Irgendwie fülle ich mich verpflichtet über dieses wunderbare Land etwas zu schreiben. Ich bin kein Historiker. Was ich hier geschrieben habe, ist ein Teil meinen Recherchen und meiner Erinnerungen. Rumänien liegt in Südosteuropa, ist circa 238.000 Quadratkilometer groß und hat ungefähr 20 Millionen Einwohner. Diese Region war und bleibt für immer ein Puffer zwischen Osten und Westen. Seit 2000 Jahren ist dieser kleine Staat systematisch geplündert worden wegen seiner Bodenschätze wie Gold, Silber, Kupfer und Marmor. Die Geschichte Rumäniens ist stark vom Einfluss der Römer geprägt. Französisch: Romanie, englisch: Romania, war in der Spätantike eine Bezeichnung für das römische Reich, im Mittelalter für das Gebiet des byzantinischen Reiches. Die auf dem Gebiet des späteren Rumänien ansässigen Daker, nach dem Krieg von 104-106 n.Chr., wurden durch den römischen Herrscher Trajan in das römische Reich eingegliedert. 271 n.Chr. wurden die römischen Truppen ans südliche Donauufer zurückgezogen. Die letzten Stellungen nördlich der Donau wurden während der Regierungszeit Aurelians (270–275 n.Chr.) aufgegeben. Es folgten mehrere Wellen von Wanderungsbewegungen. Im 7. Jahrhundert die Slawen, im 9. Jahrhundert die Hunnen und die Magyaren und im 13. Jahrhundert die Tataren. Im 14. Jahrhundert entstanden die Fürstentümer Moldau und Walachei. Im Norden, später Transsilvanien, war Siebenbürgen ein Teil des ungarischen Königreichs. Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert findet man in der Geschichte der Fürstentümer viele Stürze von Fürsten durch rivalisierende Parteien. Die Bauern mussten einen Teil ihrer Erträge in Naturalien abgeben. Trotzdem hatten sie nicht das Recht, vorenthaltenen Grund und Boden zu besitzen oder umzusiedeln. Ab dem 14. Jahrhundert kam das osmanische Reich an die Macht. Gegen die Zahlung eines Tributs sicherten sich die Rumänen eine weit reichende innere Selbständigkeit und bis ins 17. Jahrhundert einen Spielraum in der Außenpolitik. Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem Sieg gegen die Osmanen (Türken), wurden Ungarn und Siebenbürgen Teil des Habsburgerreichs. In den meisten europäischen Ländern kam es 1848 zu Aufständen - so auch in Rumänien. 1866 kam Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen an die Macht. Seine Nachkommen blieben als Könige von Rumänien bis zum Sturz durch die Kommunisten, im Jahr 1947. Im ersten Weltkrieg blieb Rumänien neutral bis 1916. Danach kämpften sie auf die Seiten des Russen. Am 7 Mai 1918 schloss Rumänien mit den Mittelmächten den Frieden von Bukarest. Nach dem Ende des Kriegs, in dem neuen „Großrumänien“, waren drei Viertel der Bevölkerung ethnische Rumänen. Der Rest Ungaren- und Deutschstämmige. Zwischen 1930 und 1940 gab es über 25 verschiedene Regierungen. 1927 kam die nationale Bauernpartei an die Macht. In den 30er Jahren stieg eine Zahl von ultranationalistischen Parteien auf, insbesondere die Eiserne Garde bis Dezember 1933. 1938 entließ König Karl der Zweite die Regierung und setzte eine Königsdiktatur ein. Nach einem Jahr endete die Diktatur und eine neue Regierung wurde gebildet. Im April 1939 entschieden Großbritannien und Frankreich die Unabhängigkeit Rumäniens zu sichern. Eine ähnliche Garantie durch die Sowjets wurde abgebrochen, weil Rumänien es ablehnte, die rote Armee auf sein Territorium kommen zu lassen. Nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs blieb Rumänien neutral. König Karl versuchte die Neutralität zu bewahren, aber Frankreichs Kapitulation und der Rückzug Britanniens vom Festland machten deren Garantien an Rumänien, hinfällig. Im Oktober 1940 begann die deutsche Okkupation. Am 23. November 1940 trat Rumänien in den Krieg ein. Im Juni 1941 wurde gegen die Sowjetunion, von Deutschland aus, mit rumänischer Unterstützung eine Offensive gestartet. Rumänien versorgte die Achsenmächte mit Öl, Getreide und Industrieprodukten und wurde deswegen 1943 von den Alliierten systematisch bombardiert. Mit der sowjetischen Gegenoffensive begann sich das Blatt zu wenden. 1944 lag die rumänische Wirtschaft ganz am Boden. Im August 1944 fand der Seitenwechsel gegen Hitlers Truppen statt. Nach der Jaltakonferenz wurde Rumänien von der Sowjetunion besetzt und die Russen spielten eine große Rolle in der politischen Entwicklung Rumäniens. 1945 kamen zum ersten Mal die Kommunisten an die Macht und besetzten die Schlüsselministerien. Bis hierhin habe ich in der Schule, im Geschichtsunterricht, Annäherndes gelernt. Ab jetzt, beginnt für die meisten der unbekannte Teil: Das wahre Gesicht des Kommunismus mit Gewalt, Wahlmanipulation und Täuschung. Im November 1946 erhielten die Kommunisten und ihre Alliierten circa 80 Prozent der Stimmen bei den Wahlen - zu Unrecht. Nachher wurden die alliierten Parteien langsam und sicher entfernt oder eingegliedert. So wuchs die Macht der Kommunisten ständig. Am 30. Dezember 1947 endete die Monarchie und König Mihai wurde ins Exil in die Schweiz geschickt, wo er und seine Familie bis 1990 lebten. Dann kam die Stunde der Rumänischen Volksrepublik, die im April 1948 mit einer Verfassung formalisiert wurde. Ab jetzt begann, nach russischem Beispiel, die Kollektivierung und führte zu Tausenden von Festnahmen, weil die Bauern ihr Land nicht freiwillig hergeben wollten. Im gleichen Jahr, im Juni, wurden alle Banken und großen Unternehmen verstaatlicht. In Rumänien entwickelte sich nach stalinistischem Modell ein System der Zwangsarbeit und politischen Gefängnisse. Es wird geschätzt, dass bei dem Versuch einen Kanal zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer zu bauen, in den 50er Jahren mindestens hunderttausend politische Gefangene gestorben sind. Davon aber stand nichts in unseren Geschichtsbüchern! Erster Generalsekretär der Kommunisten war Gheorghiu-Dej, ein überzeugter Stalinist. Nach dem Tod von Stalin, 1953, kam in Moskau Chruschtschow an die Macht. 1955 trat Rumänien dem Warschauer Pakt bei und gehörte seit dem zu den Ostblockländern bis ende der 80 er Jahre. Nicht jeder war einverstanden mit der Politik der Sowjetunion und so fand 1956 die Revolution in Ungarn statt, bei der die Kommunistische Partei aufgelöst wurde. Im November startete Moskau einen blutigen Einmarsch in Ungarn und beendete brutal den Aufstand. In der Tschechoslowakei kam es 1968 zum „Prager Frühling“. Diese Revolution schlugen erneut die russen mit Panzern nieder. In Rumänien wurden mit Brutalität alle Bauern enteignet und 1962 erklärte die Regierung die Kollektivierung als beschlossen. Der Generalsekretär Gheorghiu-Dej starb 1965 unter unklaren Umständen und nach kurzer Zeit übernahm der „liebe“ Ceausescu die Macht. Er wurde am Anfang als Reformer gefeiert und hat sich gegen den Einmarsch der russischen Truppen 1968, entschieden. Dies war der Grund, warum er im Ausland populär wurde. Die Beziehungen zum Internationalen Währungsfond und der Weltbank waren gut. Rumänien machte Schulden und so ging es auch den Menschen relativ gut. Dass kann ich bestätigen. In den 70-er ging es uns nicht schlecht. Die Innenpolitik aber fing an, sich in eine ganz andere Richtung zu entwickeln. Weil die Geburtsrate zurückging, setzte Ceausescu ein Gesetz durch, dass Abtreibung und Empfängnisverhütung beschränkte. Viele verzweifelte Frauen verloren ihr Leben infolge von Abtreibungsversuchen. Nur Frauen ab 45, oder mit fünf Kindern, durften legal abtreiben. Die Armut nahm Gestalt an und viele gesunde und behinderte Kinder wurden in Waisenhäusern abgegeben. Davon profitierte der Geheimdienst (Securitate) und nahm sich seinen Nachwuchs von den Waisenhäusern. Die Kranken und Behinderten wurden in den Heimen gelassen. Es war sozusagen eine „Säuberung“, wie Hitler sie auch gemacht hatte. Alles nur „erste Sahne“! Die Schwachen und Kranken weg! Davon hatten wir keine Ahnung. Die waren doch nicht blöd es uns zu sagen! Erst nach 1990 kam die Wahrheit ans Licht. Mir wurde klar, dass das gleiche Prinzip wie das in den terroristischen Lagern im Orient praktiziert wurde. Für diese Menschen war der Staat alles. Sie bekamen alles was sie wollten und wurden treue Beschützer. Die kannten nichts anderes und riskierten Kopf und Kragen für die Vorgesetzten und für das Regime.
Die Verletzung der Menschenrechte war an der Tagesordnung. Hier nur ein paar Beispiele, wie ich sie auch erlebt habe:
- Zensur. Pressefreiheit war ein Fremdwort. In den Zeitungen nur gute Nachrichten über Rumänien und den Osten und nur schlechte über den Westen.
- Von den vier bis fünf Stunden am Tag, in denen wir TV gesehen haben, gab es eine Stunde Zeichentrick- filme, dann kam eine Stunde das Abendjournal, mit Lügen und Täuschung, und später entweder ein rumänischer Film oder Filme wie Winnetou und diverse Cowboyfilme, so dass wir sehen konnten, wie es im „wilden Westen“ war.
- Wie...