Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: Sehr gut, Universität Hamburg (Institut für Ethnologie), Veranstaltung: Gedächtnis, Erinnerung und die gesellschaftliche Konstruktion von Geschichte, 9 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die hier vorliegende Arbeit stellt eine Auseinandersetzung mit dem sozialen Phänomen Erinnerung in einer kolonialen und postkolonialen Gesellschaft dar. Die Hauka dienen als Beispiel, um den Vorgang des kollektiven Erinnerns unter ethnologischen Aspekten zu untersuchen. Der analytische Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang von Körper und Erinnerung.
Die Hauka sind eine der Götter-Familien der westafrikanischen Songhai. Sie kamen in den 1920ern während des Kolonialismus zu Angehörigen der Ethnie. Die Zeit, in der die Hauka erstmalig erschienen, war eine Phase, die für die Songhai einen harten aufgezwungenen sozio-kulturellen Wandel bedeutete. Dieser Einschnitt prägte die Erinnerung und die Identität der Betroffenen. Die Erfahrungen der Kolonialzeit gingen bei den Songhai in das sogenannte soziale Gedächtnis ein. Die Hauka erscheinen, indem sie von Medien Besitz ergreifen. Während sie sich im Körper der Medien befinden, imitieren sie die ehemaligen Kolonialherren. Dementsprechend sind die einzelnen Hauka Europäer und meist militärische Personen wie Generäle. In den Besessenheitsritualen und -situationen leben die Erinnerungen an die Vergangenheit in körperlicher Form (embodied memories) wieder auf und werden in gegenwärtige Zusammenhänge gebracht. Die Auswirkungen und Ästhetik ihrer Handlungen, so der Anthropologe Stoller, gehen soweit, dass sie sogar das politische Geschehen unter dem Regierungschef Kountché im postkolonialen Niger beeinflussten (Stoller 1995).
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