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Die heilende Kraft des Nachtkerzenöls - Wirkung und Rezepte

AutorIngrid Pfendtner
VerlagOpen Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl Seiten
ISBN9783959120173
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Nur wenige kennen die Nachtkerze als Heilkraut, dabei fand sie in ihrer Heimat Nordamerika vielfältige Anwendung in der indianischen Volksmedizin. Auch die ersten amerikanischen Siedler schätzten ihre heilende Wirkung bei Wunden und Verletzungen. Das Geheimnis der Nachtkerze liegt in ihrem Samenöl. Es enthält hochwertige ungesättigte Fettsäuren, am kostbarsten ist dabei die stoffwechselaktivierende Gamma-Linolensäure. Aus ihr baut der Körper lebenswichtige Substanzen auf. Sie setzt Prozesse in Gang, die unsere Gesundheit erhalten, die Abwehr stärken, Zivilisationskrankheiten vorbeugen, Frauenleiden lindern und die Haut verjüngen. Mit Nachtkerzenöl finden Sie Ihr Wohlbefinden zurück. Lernen Sie, welche heilenden Wirkungen in der Nachtkerze stecken und wie Sie sie richtig anwenden.

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Leseprobe

Der Stoffwechselaktivator Prostaglandin


Unser Körper baut aus der Gamma-Linolensäure eine ganze Hormongruppe auf, die sogenannten Prostaglandine. Prostaglandine beeinflussen direkt oder über Umwege die Funktionen aller Zellen. Es scheint kaum eine Reaktion in unserem Stoffwechsel zu geben, an der Prostaglandine nicht in irgendeiner Weise beteiligt sind.

Was sind Prostaglandine?

Es sind hormonähnliche Substanzen mit sehr vielfältigen, teils sogar entgegengesetzten Wirkungen. Man nennt sie auch Gewebshormone, denn es sind keine Hormone im klassischen Sinn. Echte Hormone werden in Drüsen gebildet und gelangen über die Blutbahn zu ihrem Zielorgan. Anders verläuft es bei den Prostaglandinen: Sie entstehen bei Bedarf vor Ort, wirken nur dort und zerfallen schnell wieder.

Die Prostaglandine wurden erst in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts vom schwedischen Physiologen und Nobelpreisträger Ulf Svante von Euler-Chelpin entdeckt. Er isolierte aus der Samenflüssigkeit von Schafen eine Substanz, die er bald auch im Sperma des Mannes fand. Weil Euler-Chelpin annahm, daß diese Substanz in der Prostata gebildet wurde, nannte er sie Prostaglandine. Die Annahme erwies sich als falsch, denn Prostaglandine kommen in fast allen Geweben und Organen vor, und zwar beim Mann und bei der Frau. Der Name blieb erhalten.

In den sechziger Jahren erforschten die beiden schwedischen Biochemiker Bengt Samuelsson und Sune Bergström die Struktur und Wirkung der Prostaglandine. Für diese Arbeiten erhielten sie 1982 zusammen mit dem englischen Pharmakologen John Robert Vane den Nobelpreis für Medizin. Vane hatte 1971 herausgefunden, daß das beliebte und weltweit verbreitete Schmerzmittel Aspirin die Synthese der Prostaglandine hemmt und auf diesem Weg Schmerzen lindert, Fieber senkt und Entzündungen heilt.

Ohne Prostaglandine geht nichts

Es gibt nicht das Hormon Prostaglandin, sondern der Name umfaßt eine ganze Reihe Substanzen, die alle sehr ähnlich sind. Man kennt über 30 verschiedene Prostaglandine, die sich in ihrer Funktion teils erheblich voneinander unterscheiden. Manche wirken sogar völlig entgegengesetzt. Zum Beispiel senken einige Prostaglandine den Blutdruck, andere steigern ihn. Sie wirken direkt auf Zellen und Gewebe, oder sie beeinflussen andere Hormonsignale. Dann schwächen sie deren Botschaft oder verstärken sie. Das System ist sehr komplex und schwer überschaubar. Vieles hat man noch gar nicht vollständig verstanden.

Körperfunktionen, die von Prostaglandinen beeinflußt werden:

Herz und Kreislauf:

  • Gefäßspannung, Blutdruck.
  • Aktivität des Herzmuskels
  • Entstehung der Arteriosklerose

Magen-Darm-Kanal:

  • Sekretion der Magensäure und Verdauungssäfte
  • Aufnahme von Wasser und Mineralstoffen
  • Eigenbewegungen des Darmes
  • Niere
  • Blutdruck
  • Rückgewinnung von Wasser und Mineralien
  • Fortpflanzungsorgane
  • Gebärmuttermuskulatur
  • Menstruationszyklus
  • Nervensystem
  • Körpertemperatur, Fieber
  • Kommunikation der Nervenzellen untereinander
  • Blut und Immunsystem
  • Blutgerinnung
  • Abwehrreaktionen
  • Entzündungen, Schmerzen

Prostaglandine entscheiden mit über Gesundheit und Krankheit. Um sie zu verstehen, müssen wir uns mit ihrer Entstehung befassen.

Aus eins mach viele

Ausgangsstoff für die Prostaglandin-Synthese ist die Linolsäure. Die Linolsäure baut der Körper um zur Gamma-Linolensäure. Dazu braucht er ein Helfer, das Enzym Delta-6-Desaturase. Nachtkerzenöl enthält sowohl Linolsäure als auch Gamma-Linolensäure, mit ihr können wir diesen ersten Schritt umgehen. Auf der GLS bauen sich alle weiteren Schritte auf. Sie ist die einzige Vorstufe und läßt sich durch nichts ersetzen.

Im nächsten Schritt wird die Gamma-Linolensäure umgewandelt in die Dihomo-Gamma-Linolensäure. Nun stehen zwei Wege zur Auswahl. Der kürzere Weg führt direkt zu den Prostaglandinen der Reihe 1 (PG1). Der andere Weg geht über die Arachidonsäure. Arachidonsäure hängt an der Zellmembran und wird nach Bedarf freigesetzt. Dann baut sie das Enzym Cyclooxygenase über eine Zwischenstufe um zu den Prostaglandinen der Reihe 2 (PG2). Gleichzeitig bilden andere Enzyme aus ihr die sogenannten Prostazykline und Thromboxane. Ein weiteres Enzym, die Lipoxygenase macht aus der Arachidonsäure die Leukotriene. Wir kommen später noch auf die einzelnen Wirkungen zurück.

Hier noch einmal alles in Kürze:

  • Linolsäure ist essentiell. Der Körper kann sie nicht selbst bilden und wir müssen sie mit unserer Nahrung aufnehmen.
  • Das Enzym Delta-6-Desaturase baut die Linolsäure um zur Gamma-Linolensäure.
  • Gamma-Linolensäure ist Ausgangsstoff für die Prostaglandin-Synthese.
  • Zwei Stoffwechselwege konkurrieren miteinander. Einer führt zu den Prostaglandinen PG1, der andere zur Arachidonsäure.
  • Arachidonsäure sitzt in der Zellmembran und wird bei Bedarf freigesetzt.
  • Das Enzym Zyklooxygenase bildet aus der Arachidonsäure die Prostaglandine PG2, Prostazykline und die Thromboxane.
  • Ein weiteres Enzym, die Lipoxygenase baut aus der Arachidonsäure die Leukotriene.

Wer macht was? Die Funktionen der Prostaglandine

Die Prostaglandine PG1 bewirken vorwiegend Gutes. Unter ihnen ist vor allem das PGE1 gut erforscht. Es erweitert die Blutgefäße, senkt den Blutdruck und schützt vor Arterienverkalkung. PGE1 hindert die Blutplättchen daran, sich zu Klümpchen zusammen zu lagern. Es bremst die Cholesterinsynthese, vor allem senkt es den Anteil des schädlichen LDL-Cholesterins. Es aktiviert die T-Lymphozyten und stärkt die Immunabwehr. Es steigert für die Muskelfunktionen wichtige Substanzen und verhindert Leberschäden. Die vielen gesundheitsfördernden Wirkungen des Nachtkerzenöls gehen letztlich auf das PGE1 zurück.

Auf die Prostaglandine PG2 würden wir oft gerne verzichten. Sie lösen Schmerzen, Entzündungen und Fieber aus. Aber sie bewirken nicht nur Unannehmlichkeiten. PG2 senken ebenfalls den Blutdruck, sie kontrahieren die Muskulatur der Gefäße und stimulieren die Gebärmuttermuskeln während der Geburt.

Die Thromboxane und Prostazykline sind zwei Gegenspieler. Sie ergänzen sich wie das chinesische Ying-Yang. Thromboxane bringen die Blutplättchen dazu sich zusammenzuballen. Das ist lebenswichtig für die Wundheilung und leitet die Blutgerinnung ein. Andererseits können Blutgerinnsel zur falschen Zeit am falschen Ort einen Infarkt, Schlaganfall oder eine Embolien verursachen. Das verhindern die Prostazykline. Sie bremsen die Reaktionen ab und halten das Blut flüssig. Beide Substanzen regulieren den Blutfluß und die Zusammenballung der Blutplättchen.

Leukotriene spielen eine entscheidende Rolle bei Allergien, Immunreaktionen und Hautentzündungen.

Was läuft heute schief?

Ein aktiver Stoffwechsel hält den Körper gesund. Dazu braucht er die Prostaglandine und – als Ausgangssubstanz für ihre Synthese – die Linolsäure. Selbst wenn wir mit der Nahrung ausreichende Mengen Linolsäure aufnehmen, bedeutet das nicht gleich, daß unser Körper über die richtigen Prostaglandine in der richtigen Menge zur richtigen Zeit verfügt.

Das Schlüsselenzym im Fettstoffwechsel ist die Delta-6-Desaturase. Sie wandelt die Linolsäure um zur lebensnotwendigen Gamma-Linolensäure. Gerade daran mangelt es bei den meisten. Unser Alltag, unsere Lebensweise und vor allem unsere Ernährung setzen dem Enzym gewaltig zu.

Ein Mangel an Gamma-Linolensäure führt zu vielfältigen, oft unklaren Symptomen. Sie sind – entsprechend den Prostaglandin-Funktionen – sehr vielfältig und selten klar ausgeprägt. Am schlimmsten reagieren Babys und Kleinkinder. Sie leiden unter Wachstumsstörungen und Durchfall. Beim Erwachsenen ändert sich zuerst die Haut. Sie trocknet aus, wird empfindlich und juckt.

Störfaktoren der Prostaglandin-Synthese

Was aber bringt den Prostaglandin-Haushalt durcheinander? Viele Faktoren beeinflussen ihre Synthese. Einige können wir beeinflussen, andere nicht.

  • Falsche oder unzureichende Ernährung:

Wir ernähren uns falsch. Jedes Jahr untersucht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Eßgewohnheiten der Bundesbürger und kommt stets zum gleichen Ergebnis: Wir essen zu süß, zu viel, zu fett und zu eiweißreich. Experten sagen, wir essen doppelt soviel Fett, wie wir sollten. Sie raten zu 70 bis 80 Gramm Fett täglich. Maximal 30 Prozent unseres Kalorienbedarfs sollten wir mit Fett decken. Tatsächlich schaffen wir 45 Prozent.

Nicht nur das, wir essen auch die falschen Fette. Ideal wäre zu je einem Drittel gesättigte Fettsäuren, einfach ungesättigte Fettsäuren und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Stattdessen verzehren wir zu viele tierische Fette und zu wenige hochwertige pflanzliche Öle. Wurst und Fleisch erhöhen nicht nur den Cholesterinspiegel, sondern sie liefern uns auch reichlich Arachidonsäuren. Das begünstigt die entzündungsfördernden Prostaglandine und Leukotriene.

  • Vitamin- und Mineralstoffmangel:

Speziell für die Prostaglandinsynthese braucht der Körper das Vitamin B6, Vitamin C, Zink und Niazin.

Vitamin B6: Die wichtigsten Vitamin-B6-Lieferanten sind Vollkornprodukte, Weizenkeime, Sojabohnen, Gemüse, Kartoffeln, Fisch, mageres Schweinefleisch, Hefe und Milch. Mit Ausnahme von Zucker, Stärke und Speisefett enthalten...

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