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E-Book

Die Hepatitis-Badewanne und andere Storys

Fan Edition

AutorJeff Alulis, NOFX
VerlagFat Wreck Chords
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783841905420
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Ebenso schockierende wie unterhaltsame Storys der Bandmitglieder von NOFX, eine der einflussreichsten und erfolgreichsten Punkbands der Welt, über Mord, Selbstmord, Sucht, Randale, Betrug, Bondage, alle möglichen Krankheiten, Yakuza und Pipi trinken. Ein Blick zurück auf über 30 Jahre Komödie, Tragödie und völlig unerklärlichen Erfolg.

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Leseprobe

1

Mike


Das erste Mal, dass ich Pisse trank, war auf einer Feuerleiter mit Blick über Downtown Los Angeles. Im Gespräch mit meiner damaligen Freundin (und heutigen Ehefrau) Soma über unsere sexuellen Grenzerfahrungen fragte sie mich, ob ich schon mal die Pisse eines anderen probiert hätte. Ich verneinte. Dafür hätte ich kein Faible, aber andererseits wüsste man das ja erst, wenn man es ausprobiert hätte, oder? Wir hingen auf der Feuerleiter ihrer Loftwohnung ab; sie forderte mich also auf, mich auszuzuziehen und hinzulegen. Der kalte Stahl des Gitterrosts bohrte sich in meinen nackten Rücken, während sie sich über mich hockte. Sie fing an, auf meine Brust zu pinkeln und bewegte sich dann höher bis zu meinem Mund. Ich konnte hören, wie die überlaufende Pisse unten auf den Bürgersteig plätscherte.

Soma kostete meine Pisse später auf einem Konzert, das wir zusammen mit No Use For A Name gaben. Vor unserer Zugabe ging ich ins Bad, um mit Tony Sly von No Use eine Linie Koks zu ziehen. Danach musste ich pinkeln, doch gerade als ich in die Kloschüssel zielen wollte, kniete Soma sich neben mich und öffnete ihren Mund. Tony sah, wie ich meinen Strahl umlenkte, und sagte: „Ihr seid wirklich füreinander geschaffen.“

Es schmeckt wirklich nicht so schlecht, wie man meinen könnte. Es ist jedenfalls besser als Whiskey. Es erinnert an starken Oolongtee. Zumindest schmeckt ihre Pisse so. Einmal zwang sie mich, meine eigene zu probieren, und die schmeckte bitter und abscheulich wegen all der Scheiße, die ich in meinen Körper pumpe. Soma hat bei der Geschichte definitiv die schlechteren Karten gezogen.

Wie viele der abgedrehten Dinge, die Soma und ich gemacht haben, war dies nicht im klassischen Sinne antörnend. Der Aspekt dominant/devot war supercool, aber beim Trinken von Pisse ging es eher darum, Punk zu sein und Dinge zu tun, die sich nicht gehören. Wenn bei unseren Auftritten mein üblicher Wodka-Cola leer war, mixte mir unser Schlagzeug-Tech Jay immer einen neuen Drink. Soma fing ihn meist ab, hockte sich hinter meinen Verstärker und veredelte ihn zu einem Pissecocktail. Als El Hefes Frau das einmal mitbekam, drehte sie sich auf dem Absatz um und marschierte rüber zur anderen Seite der Bühne. Ich hatte keine Hemmungen, dem Publikum oder unseren Freunden am Bühnenrand zu verraten, was mein Drink enthielt, doch keiner wollte mir glauben … bis sie selbst einen Schluck probierten.

Als Nebenwirkung dieses unaufhörlichen Grenzenaustestens kam jedoch irgendwann mein Befremdlichkeits-Barometer zu Schaden. Nachdem du über den ersten Schock hinweggekommen bist, die Pisse eines anderen getrunken zu haben, kommt dir das vierte oder fünfte Mal nicht mehr befremdlich vor. Dennoch bleibt es sehr befremdlich für den Rest der nicht-Pisse-trinkenden Gesellschaft. So geriet meine Einschätzung von dem, was man anderen als witzige Anekdote erzählen kann und was wirklich zu abgefuckt ist, irgendwie aus dem Ruder. Einmal habe ich Leuten erzählt, wie ich eine Frau gefesselt und gemolken habe, und sie meinten: „Das ist wirklich total krank.“ Ich musste mich also fragen, ob ich eine Grenze überschritten hatte, entweder in meinem Verhalten oder einfach in der Auswahl dessen, was ich öffentlich erzählte.

Was hältst du davon?

NOFX hatte einen Gig in England und einer von unseren vier Crew-Leuten brachte eine Freundin mit zur Show. Sie hatte kurz zuvor ein Baby bekommen. So fingen wir an, übers Stillen zu sprechen. Bald driftete die Unterhaltung ab (wie sie das üblicherweise tut, wenn ich zugegen bin), um bei verkorkstem Sex zu landen. Die Frau erzählte mir von ihrer Fantasie, in einer Scheune gefesselt und wie eine Kuh gemolken zu werden.

Sie hatte lange als alleinerziehende Mutter zu Hause rumgehockt und dies war nun ihre Chance, sich auszutoben. Ich bat Jay, Seile, Klebeband und meine „Spezial“-Tasche aus dem Bus zu holen. Ich sagte ihr, wenn sie es ernst meine, könne sie mich in fünfzehn Minuten oben in unserer Garderobe treffen.

Genau fünfzehn Minuten später klopfte es an der Tür.

Ich legte sie mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch und fesselte ihre Arme und Beine. Um ihre Titten, die über der Tischkante hingen, band ich ein Seil, sodass sie sich prall hervorwölbten. Ich knebelte sie und begann zu melken. Wobei ich nie zuvor auch nur irgendetwas gemolken hatte. Ich musste ihr den Knebel für einen Moment aus dem Mund nehmen, damit sie mir erklären konnte, wie ich es am besten machen sollte. Nachdem ich den Dreh aber einmal raushatte, floss die Milch. Ich fing sie in einem Plastikbecher auf und fügte Eiswürfel und Wodka hinzu. Das war mein erster nippel-frischer White Russian.

Ich kostete und zwang sie, ebenfalls etwas davon zu trinken. Es schmeckte furchtbar. Doch wie du dir bestimmt denken kannst, kam es gar nicht auf den Geschmack an.

Später in der Nacht im Tourbus erzählte ich der Band von meinem Abend. Ich hatte erwartet, dass sie auf meine White-Russian-Menschenmelk-Geschichte abfahren würden, aber anstelle von Gelächter und Lächeln erntete ich unbehagliche Blicke und hochgezogene Augenbrauen. Sie empfahlen mir, diese Story doch besser für mich zu behalten.

Soweit ihre Meinung …

. . .

Meine Eltern nahmen mich zu einem Pornofilm mit, als ich vier Jahre alt war.

Das war in den Siebzigern, als Pornos noch in richtig großen Kinos gezeigt wurden. Eines sonnigen Nachmittags betraten wir ein solches Kino auf dem Ventura Boulevard nahe der Topanga Bowl Bowlingbahn. Auf der Leinwand erschien ein Traktor, dann sah man eine Art Geschlechtsakt, für dessen Verständnis ich noch deutlich zu jung war. Meine Eltern waren schließlich doch peinlich berührt, jedenfalls verließen wir überstürzt den Saal, als es gerade interessant wurde.

Wir haben nie über diesen Kinobesuch gesprochen. Ich werde niemals erfahren, warum sie es für eine gute Idee hielten, mit mir dort hinzugehen. Aber es ist eine der wenigen Erinnerungen, die ich an meine Eltern habe, als sie noch verheiratet waren.

Mein Dad war als herumreisender Schuhverkäufer die meiste Zeit des Jahres auf Achse. So war ich auch vor der Trennung meiner Eltern schon daran gewöhnt, ihn nur sehr selten zu sehen. Danach zog er in ein Apartmentgebäude, in dem es sonst keine Kinder gab. Jedes zweite Wochenende war ich bei ihm, aber ich durfte das Apartment nicht verlassen. Er spielte Volleyball, trank und kiffte mit seinen Kumpels am Pool, während ich drinnen saß und mir Algenmonster in der Horrorserie Night Gallery anschaute. Das waren meine Wochenenden mit meinem Dad. Jahre später, ich war mittlerweile in den Dreißigern, sagte er mir, er hätte mich eigentlich nie wirklich da haben wollen. Er hätte unter der Woche hart gearbeitet und dann einfach Zeit für sich haben wollen – um Party zu machen und zu vögeln. Mich habe er nur deswegen „eingeladen“, da meine Mom darauf bestanden habe, dass er Zeit mit mir verbringe. Da verstand ich, warum er und ich keine wirkliche Beziehung zueinander aufgebaut hatten und warum ich immer einen Groll ihm gegenüber verspürt hatte, der niemals ganz verschwand. Ich wurde niemals misshandelt. Ich wurde niemals geschlagen. Ich wurde lediglich vernachlässigt. Ich vermute, es hätte schlimmer kommen können.

Den größten Teil meiner Kindheit verbrachte ich im Apartment meiner Mutter in Beverly Hills. Der Genauigkeit halber sollte ich erwähnen, dass es das Beverly Hills der Megavillen und europäischen Sportwagen gibt – und das Beverly Hills südlich des Wilshire Boulevards, wo die Leute wohnen, die die Megavillen putzen und die europäischen Sportwagen parken.

Meine Mutter fand Arbeit als Maniküristin und zog mit mir nach The Flats, um mich in eine gute Schulgegend zu kriegen und mich mit der Hautevolee in Kontakt zu bringen, in der Hoffnung, dass deren Klasse und Raffinesse auf mich abfärben würden. Wie sich herausstellte, hatten auch die wohlhabenden Eltern auf der anderen Seite des Wilshire Boulevards nichts dagegen, dass ihre Kinder mit der Unterschicht in Kontakt kamen, da sie hofften, ihnen so unterschwellig die Botschaft zu vermitteln: „Arbeite hart oder du wirst als Maniküristin enden!“

Es war eine symbiotische Beziehung, in der überraschenderweise Klassendiskriminierung keine Rolle spielte. Ich fühlte mich nie fehl am Platz und hatte auch nicht das Gefühl, dass die anderen Teenager auf mich herabschauten, denn es gab keine Grenzen zwischen uns. Einmal übernachtete ich bei einem Freund in der Wohnung, in der sich vier Geschwister ein Bett teilten. Ein anderes Mal übernachtete ich bei einem Freund in einer Villa, die zuvor dem Schah von Persien gehört hatte. Das war normal.

Ich hatte einen Freund namens Eddie Machtinger, beim dem es einen Aufzug zu Hause gab. Er wartete immer, bis die Hausangestellte ihn benutzte, und stellte dann im gesamten Haus den Strom ab. So saß das Dienstmädchen im Aufzug fest. Das ist die Art von Streich, die man nur spielen kann, wenn man in Beverly Hills aufwächst.

Die Sommer verbrachte ich in einem Camp mit Jugendlichen wie Josh Brolin, den Nelson-Brüdern und deren Schwestern, Tracy (von der Serie Square Pegs) und dem Jungen, der Willie in Unsere kleine Farm spielte. Seltsamerweise kam ich dort oben, auf einer Ranch im Gebirge, umgeben von der Sierra Nevada, zum ersten Mal mit Punkrock in Berührung.

Ohne Absicht erzogen mich meine Eltern zu einem musikalischen Analphabeten. Insgesamt besaßen sie zwei Plattenalben: Herb Alperts Whipped Cream & Other Delights und den Soundtrack von Barbra Streisands Funny Girl. Aber die hörten sie eigentlich nie; ich schätze, sie besaßen sie nur, um sich...

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