Vorwort
Von Stuhlsägearbeiten, Hinterhältigkeiten und wie ich mein Leben in die eigenen Hände nahm
Noch vor sechs Jahren mühte ich mich Tag für Tag im Hamsterrad ab. Ich war fest angestellt und in leitender Position tätig. Schön fand ich mein Leben trotzdem nicht. Immer wieder sah ich mich Angriffen aus dem Hinterhalt ausgesetzt, musste Manipulationsversuche abwehren und Strategien in die Tat umsetzen, mit denen ich ganz und gar nicht einverstanden war.
Mein damaliger Vorgesetzter war in meinen Augen alles andere als ein Menschenfreund. Er betrachtete andere nur als Funktionsträger, die Umsatz zu bringen hatten, und vermittelte mir zuverlässig das Gefühl, dass er selbst alle anstehenden Aufgaben ohnehin am besten lösen konnte. Emotionen, so schien es, waren sein größter Feind. Sie brachten nichts als Unklarheit und kosteten Effektivität. Irgendwann beschloss ich zu kündigen. Darauf, wie es dazu kam, werden wir in diesem Buch noch zu sprechen kommen.
Nach meiner Kündigung habe ich mich selbstständig gemacht. Und inzwischen weiß ich, dass dies das Beste war, was mir passieren konnte. Schon nach kurzer Zeit kehrten Leichtigkeit und Kreativität in mein Leben zurück. Und ja, auch Freiheit – auch wenn ich weiß, dass diese Dinge subjektiv sehr verschieden empfunden werden. Heute entscheide ich, mit welchen Menschen ich zusammenarbeiten möchte. Die Einschüchterer, Unterdrücker und Besserwisser sind weitgehend aus meinem Leben verschwunden. Gleiches gilt für Manipulateure und Ideendiebe – all die Arschlöcher eben, die nicht nur mir das Leben jahrelang schwer gemacht haben.
Aus meiner Tätigkeit als Coach weiß ich, dass es nur wenige Menschen gibt, die von dieser Spezies vollkommen verschont bleiben. Es lohnt sich, sich mit diesen Leuten einmal näher zu befassen und ihr Verhalten genauer unter die Lupe zu nehmen. »Wie bitte – ich soll mich also nach Feierabend noch mit dem Vorgesetzten, der Kollegin befassen, die ich herzlich wenig leiden kann?!«, werden Sie sich und mich nun möglicherweise fragen. Meine Antwort lautet: Ja – trauen Sie sich. Denn dann kommen Sie den Tricks und Manipulationstechniken dieser Leute auf die Spur … und können sich zunehmend besser davor schützen (oder sich abschauen, was die Arschlöcher eben auch auszeichnet).
Sie wissen: Jeder von uns sendet ununterbrochen Botschaften an andere Menschen aus – bewusst und unbewusst, sprachlich und ohne Worte. Auch Arschlöcher brauchen gewissermaßen eine Einladung – sie spüren in der Regel sehr genau, wen sie manipulieren, kleinmachen und austricksen können. Lange habe ich nicht verstanden, dass mein eigenes Verhalten, meine Ausstrahlung, meine Äußerungen und eine bestimmte Seite meiner Persönlichkeit mit dazu beigetragen haben, dass ich bei meinem Vorgesetzten einen so schweren Stand hatte. »Jetzt soll ich auch noch selbst schuld sein, dass mein Chef, die Kollegin so mies sind!«, werden Sie jetzt vielleicht denken. Mir geht es allerdings nicht um Schuldfragen. Ich möchte Sie vielmehr dazu ermutigen, einen genaueren Blick auch auf sich selbst zu riskieren. Denn auch das kann sehr lohnend sein.
Ich freue mich, wenn Sie mich durch die nächsten Kapitel begleiten möchten. Dann wird auch deutlicher werden, was ich meine. Bevor wir aber tiefer in die Materie einsteigen, möchte ich Sie zu einem kleinen Test einladen: Wie ist es um Ihre Fähigkeit zur Selbstdarstellung bestellt? Welcher Typ sind Sie? Das Alphatier, das jeden unmissverständlich sehen und spüren lässt, wo der Hammer hängt? Der Entertainer, der alle mit seiner Leichtigkeit ansteckt? Der Reflektierte, der genau abwägt und seine Handlungen überdenkt? Oder der Unsichtbare, der schüchtern, zurückhaltend und in sich gekehrt agiert?
Beantworten Sie die folgenden zehn Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Welche Aussage trifft Sie am besten? Wo finden Sie sich wieder?
1. Bei Meetings und Konferenzen …
a) … mache ich mich unsichtbar, damit ich ja nichts sagen muss.
b) … habe ich stets das Heft in der Hand und steuere das Gespräch gezielt nach meinem Gusto.
c) … bringe ich mich bei geeigneter Gelegenheit ein.
d) … lockere ich die Atmosphäre mit witzigen Sprüchen und Anekdoten auf.
2. Wenn ich eine tolle Idee habe, die das Unternehmen weiterbringen könnte, …
a) … bringe ich sie gleich zur Sprache und setze sie um.
b) … verpacke ich sie witzig und informativ, um auf diese Weise möglichst viel Zustimmung zu ernten.
c) … behalte ich sie für mich, da sie eh niemanden interessiert.
d) … spreche ich mit meinem Vorgesetzten darüber – der kann die Sache am besten promoten.
3. Im Team …
a) … bin ich stets der Mittelpunkt des Geschehens.
b) … werde ich geachtet und bei wichtigen Themen nach meiner Meinung gefragt.
c) … wird stets alles bei mir abgeladen.
d) … werde ich für meinen fachlichen, durchdachten Rat geschätzt.
4. In meiner Freizeit …
a) … bin ich gerne für all meine Freunde und Bekannten da.
b) … bestimme ich, was gemacht wird.
c) … gelte ich als Stimmungsmacher und guter Unterhalter.
d) … überlege ich mir ganz genau, womit ich meine Zeit verbringe.
5. Sportliche Aktivitäten …
a) … absolviere ich gerne im Team.
b) … betreibe ich vor allem aus gesundheitlichen Gründen.
c) … benötige ich, um immer wieder an meine Grenzen zu gehen.
d) … helfen mir dabei, unter die Leute zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen.
6. Meine Karrierewünsche …
a) … bespreche ich nur mit meinem Vorgesetzten.
b) … tue ich allen kund, die mir über den Weg laufen.
c) … verpacke ich witzig und wiederhole sie häufig.
d) … behalte ich für mich, weil ja ohnehin nichts daraus wird.
7. Wenn sich jemand mit meinen Ideen brüstet, …
a) … schreite ich sofort ein und kläre die Situation.
b) … spreche ich den »Dieb« in einem Vier-Augen-Gespräch darauf an.
c) … erkläre ich auf lustige Art meinen Anteil an der Idee.
d) … verkrieche ich mich und fühle mich betrogen.
8. Wenn mir in einer Besprechung etwas Wichtiges durch den Kopf schießt, …
a) … warte ich, bis ich das Wort erhalte.
b) … denke ich so lange darüber nach, dass ich mich schließlich gar nicht mehr traue, darüber zu sprechen.
c) … muss es auch sofort raus, egal, wer gerade das Wort hat.
d) … bringe ich es auf lustige, unterhaltsame Weise ein.
9. Von mir selbst …
a) … bin ich in allen Lebensbereichen sehr überzeugt.
b) … halte ich nicht sehr viel.
c) … habe ich eine ausgewogene Meinung: Ich habe Stärken und Schwächen und weiß, was ich kann – und was nicht.
d) … bin ich begeistert, ich mag mich mit all meinen Eigenarten.
10. In Konfliktsituationen …
a) … versuche ich herauszufinden, wer welchen Anteil hatte und wie man den Konflikt lösen könnte.
b) … versuche ich die...