Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Europas - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 1-2, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Nation als Leitbegriff im 'langen' 19.Jahrhundert: die Habsburgermonarchie als Beispiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Juden in der Habsburgermonarchie waren seit ihrem Sesshaftwerden eine Gruppe 'sui generis', das heißt, eine Gruppe außerhalb der etablierten Gesellschaft gewesen. Im 19. Jahrundert erfuhr das Judentum in der Habsburgermonarchie durch die Emanzipation der Juden, welche mit den Toleranzgesetzen von Kaiser Joseph II. begannen und ihren Höhepunkt im Staatsgrundgesetz vom 21.12.1867 fanden, kulturelle, geistige und vor allem auch wirtschaftliche Veränderungen. Entwicklungen innerhalb des Judentums brachten Strömungen wie den Zionismus und in manchen Kreisen eine Besinnung auf
die jüdische Eigenständigkeit hervor. Das Judentum befand sich zwischen den Prozessen Assimilation und dem Antisemitismus durch die nichtjüdische Bevölkerung. Der bedeutende jüdische Soziologe Arthur Ruppin äußert die Befürchtung, dass 'Zwischen den beiden Mühlsteinen Antisemitismus
und Assimilation [...] der Judaismus [Gefahr läuft] zerstört zu werden'1. Die Seminararbeit soll prüfen, inwieweit die Befürchtungen von RUPPIN in der Zeit von 1848 - 1910 tatsächlich eingetroffen sind. Wichtig ist dabei auch die Klärung der folgenden Fragen:
- Welche Bedeutung hatte die jüdische Emanzipation für die Assimilation der Juden und auch für den Antisemitismus?
- Welche Rolle spielten für diese Prozesse auch die Veränderungen und Entwicklungen in der jüdischen Glaubensgemeinschaft?
- Inwieweit kann man von einer wirklichen Assimilation der Juden in der Habsburgermonarchie sprechen? Gegen Ende des 18.Jahrhunderts lebte in Österreich die zahlenmäßig größte jüdische Minderheit Europas.
Das komplexe jüdische - nichtjüdische Verhältnis bis 1848 führte zu einer Sonderstellung der Juden, die innerhalb der einzelnen Kronländer in unterschiedlichen (rechtlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen
und sozialen) Ordnungen und Systemen lebten.
Kaiserin Maria Theresia verstand den jüdischen Handel nicht als Beitrag zum Produktionsanstieg des gesamten Reiches. Vor diesem Hintergrund sollte die Zahl der Juden im Habsburger Reich verringert und nur noch
der erstgeborene Sohn anstelle des Vaters das Wohnrecht erhalten.2 Schon vor 1781 war die Lage der jüdischen
Bevölkerung Gesprächsthema in den Regierungskreisen und stand im Zusammenhang mit der Toleranzpolitik von Joseph II, der bereits 1781 ein Toleranzpatent für christliche Minderheiten3 erlassen hatte.
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