Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Ethnologie und Afrikanistik), Veranstaltung: Neue Ansätze zur Ethnologie Mittelindiens, 18 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Dem Begriff der Person begegnet man in unserer westlichen Welt überall: In der alltäglichen Umgangssprache, in Gesetzestexten und in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. 'Person' ist so geläufig und unmissverständlich, dass es im allgemeinen Sprachgebrauch keine Anstrengung von uns abverlangt, den Begriff zu definieren. Wir verwenden ihn, als Platzhalter für 'man', 'den Einzelnen', 'das Individuum' oder 'Mensch' und glauben einer universellen Logik zu folgen. Auch in vielen wissenschaftlichen Denkrichtungen ist die Idee von Person eine Auseinandersetzung um das 'Menschsein'. Es ist ein Konzept, welches das Eigentümliche, das Wesenhafte des Menschen in Abgrenzung zu anderen Konzeptionen zu umschreiben versucht. Ethnographische Studien über Person und Personsein haben hingegen dargelegt, dass das Konzept von Person nicht mit dem Menschen als biologisches Individuum gleichgesetzt werden kann, sondern ein kulturelles Konzept der Inklusion und Exklusion darstellt, das in das jeweilige kulturelle Bedeutungssystem eingebunden ist (Morris 1994:11). Beispielhaft sind hier die Beobachtungen von namhaften Ethnologen, dass sowohl Geistwesen oder personifizierte Tiere (Fortes 1987) in den Kreis der sozialen Personen miteinbezogen werden können, als auch Mitglieder anderer Ethnien oder Sklaven aus dem Kreis der sozialen Personen ausgegrenzt werden können (Morris 1994:12). In der Literatur aufgezeigte kulturelle Variationen, wer oder was als Person und als 'Nicht-Person' in einer Kultur definiert wird, sind zahlreich und entfernen sich zum Teil erheblich vom westlichen Selbstverständnis. Darüber hinaus ist der Personenstatus einer Person von einem Zeitpunkt abhängig, ab dem einem Menschen oder einer Wesenheit, in einer Kultur der Personenstatus anerkannt bzw. aberkannt wird.In meiner Seminararbeit werde ich es mir zur Aufgabe machen die Personenkonzeption der Desia in Koraput zu skizzieren. Angelehnt an Marcel Mauss Personenkategorien will ich der Frage nachgehen, was genau eine Person in der Desia Gesellschaft ausmacht, und aufzeigen von welchen sozialen und rituellen Prozessen der Personenstatus abhängig ist. Der erste Teil soll die in der Arbeit verwendeten Begrifflichkeiten erklären und den Leser mit den theoretischen Grundlagen vertraut machen. Hierzu werde ich den sozi-kulturellen und geographischen Rahmen der Desia Kultur kurz umreißen und Marcel Mauss theoretisches Konzept vorstellen. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Frage aus welchen Komponenten sich eine lebende Desia Person zusammensetzt und inwieweit sie in ihrer Existenz teilbar ist. Der dritte Teil beschreibt die Entwicklung einer sozialen Person als rituellen Prozess und zeigt, von welchen Kriterien der Personenstatus in der Desia Gesellschaft abhängig gemacht wird. Nach einer kurzen Zusammenfassung der ethnographischen Beispiele werde ich die in der Einleitung gestellten Fragen nochmals aufgreifen und die Desia Person im Gegensatz zum westlichen Individuum konzeptionalisieren.
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