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Die Kunst des Diskutierens

Zielorientiert argumentieren, Gesprächspartner überzeugen, Beziehungen pflegen

AutorHans-Peter Wannemüller, Peter Kehr, Stefanie Widmann
VerlagCarl Hanser Fachbuchverlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783446456082
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
In Gesprächen, Besprechungen, Verhandlungen, Workshops etc. zielgerichtet, logisch, partnerschaftlich und wertschätzend diskutieren und dabei die gewünschten Ziele umsetzen!

- Argumentation überzeugend aufbauen
- Eigene Position klar vertreten
- Diskussion zielgerichtet leiten
- Gemeinsam Ziele erreichen
- Praktischer Begleiter während der Besprechung oder Diskussion
- Konkrete Hilfestellungen für eine schnelle und fundierte Vorbereitung
- Auf das Wesentliche reduziert
- Mit konkreten Handlungsempfehlungen und praktischen Tipps
Dieses Werk zeigt, wie Diskussionen beeinflusst und zielgerichtet gesteuert werden, ohne dabei die anderen Diskussionsteilnehmer zu manipulieren oder über den Tisch zu ziehen. Dazu gehört, die eigenen Bedürfnisse und Interessen selbstbewusst und selbstverantwortlich vertreten, sich Gehör verschaffen, die unterschiedlichen Interessen erkennen und für den weiteren Diskussionsverlauf nutzen, schließlich die anderen überzeugen und zu gemeinsam getragenen Entscheidungen kommen.

Prof. Dr.-Ing. Gerd F. Kamiske, ehemals Leiter der Qualitätssicherung im Volkswagenwerk Wolfsburg und Universitätsprofessor für Qualitätswissenschaft an der TU Berlin, verbindet Praxis und Wissenschaft in idealer Weise. Seine umfangreichen Erfahrungen in verantwortlicher Linien- und Projektarbeit im In- und Ausland einerseits und in Lehre und Forschung andererseits garantieren einen praxisnahen Wissenstransfer in Form dieser Pocket Power-Reihe zum Nutzen jeden Lesers.

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Leseprobe

3Etappen zum Ziel


Häufig geht es in Diskussionen sofort ans „Eingemachte“. Schon bei der ersten Idee oder Meinung, die zu Beginn von jemand geäußert wird, argumentieren die anderen dagegen, oder es werden erste Ideen ewig lang zerredet und andere Positionen erst gar nicht gehört.

So wird es schwer oder gar unmöglich, das Diskussionsziel zu erreichen. Im Gegenteil, es führt zu einer Verfestigung von Positionen. Damit zielgerichtet diskutiert werden kann und auch alle Beteiligten die letztendlich gemeinsam getroffene Entscheidung gut mittragen können, bedarf es eines strukturierten Ablaufs der Diskussion.

3.1Struktur/Phasen einer Diskussion


Eine Struktur schafft Orientierung. Und eine klare Orientierung fördert eher die aktive Beteiligung und die Zielverfolgung der Diskussionsteilnehmer. Folgende Struktur soll Sie in oder bei Ihren Diskussionen unterstützen:

Das Thema klären

Wir empfehlen, das Diskussionsthema als offene Frage oder als Kurzsatz zu formulieren. Beispiele dazu: „Welche Verhaltensregeln benötigen wir für unsere Zusammenarbeit?“ oder: „Regeln, die uns in unserer Zusammenarbeit unterstützen.“

Das gemeinsame Diskussionsziel vereinbaren

Das Diskussionsziel beschreibt, was am Ende der Diskussion erreicht wurde (siehe hierzu Kapitel 3.2).

Die verschiedenen Positionen austauschen

In dieser Phase geht es darum, erst mal die unterschiedlichen Positionen oder Meinungen zu hören und zu verstehen. Hier soll eine Transparenz geschaffen werden, ohne sofort in die direkte Konfrontation einzusteigen. Häufig wird sofort eine erste Position oder Meinungsäußerung bis ins kleinste Detail ausdiskutiert und zerredet. Andere Positionen werden dann kaum geäußert oder gehört. Erst wenn die unterschiedlichen Positionen in der Diskussionsgruppe transparent sind, wissen die Beteiligten, in welchem Rahmen sie diskutieren können. Hier soll bewusst eine Komplexität (Vielfalt) hergestellt werden, bevor es später zu einer Entscheidungsfindung kommt.

„I will listen to you, especially when we disagree.“ (Barack Obama, 04. 11. 2008)

Die unterschiedlichen Positionen behandeln

Hier beziehen sich die Diskussionsteilnehmer aufeinander, indem sie die verschiedenen Positionen behandeln und argumentieren. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet. Erste Koalitionen werden gebildet und später verfestigt. Eine Annäherung auf Ebene der Sachargumente ist manchmal schwierig. Wir empfehlen Ihnen, genau hinzuhören, welche Interessen hinter den Sachargumenten liegen. Auf der Ebene der Interessen lassen sich manchmal eher Gemeinsamkeiten entdecken. Das reine Beharren auf Positionen führt zu keiner Annäherung.

„Darüber hinaus ist der Ausgleich von Interessen nützlicher als jeder Positionskompromiss, weil es trotz gegensätzlicher Positionen in aller Regel mehr gemeinsame als gegensätzliche Interessen gibt“ (Fischer, Ury, Patton 2001).

Mit kleinen Schritten zum Ziel

Gehen Sie in Ihrer Diskussion auch mal den Weg der kleinen Schritte. Das heißt, arbeiten Sie erste kleine Gemeinsamkeiten heraus (aktives Zuhören!) und thematisieren Sie diese. Halten Sie diese dann als Zwischenergebnis fest. Diejenigen, die es verstehen, in Diskussionen auch immer wieder Gemeinsamkeiten im Blick zu haben und zu thematisieren, haben mehr Wirkung und Einfluss auf die Diskussion als diejenigen, die nur das Trennende sehen und mit allem im Widerstand sind.

Das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten, auch wenn sie noch so klein und geringfügig erscheinen, wird als konstruktiv und zielführend wahrgenommen. Eine Annäherung zu den Diskussionspartnern wird somit eher möglich.

Ergebnisse/Maßnahmen vereinbaren

Hier kommen wir so langsam zum Ende der Diskussion, und die Gruppe steigt in den Entscheidungsprozess ein. Dabei werden die gefundenen Gemeinsamkeiten herausgearbeitet, gebündelt und Konsequenzen für die Entscheidung abgeleitet. Das Ergebnis wird mit dem Ziel der Diskussion abgeglichen. Somit wird die Zielerreichung überprüft. Falls die Gruppe zu einem gemeinsamen Ergebnis gekommen ist und das Ziel erreicht wurde, ist es wichtig, dies auch als verbindlich für die anderen noch mal herauszustellen.

Vereinbaren eines Ergebnisses

„Ich sehe, wir haben uns auf die zwei Regeln … geeinigt, wer sieht das noch nicht so? (Es kommt kein Gegenvotum.) Dann halte ich die Regeln … als gemeinsam vereinbart fest. Damit haben wir unser Diskussionsziel erreicht.“

Häufig wird eine Einigung erzielt, aber sie wird dann nicht eindeutig formuliert. Durch eine eindeutige Formulierung werden alle Diskussionsteilnehmer „ins Boot“ geholt, und es wird unmissverständlich Klarheit hinsichtlich des Ergebnisses geschaffen. Wenn das Ziel nicht erreicht wurde, soll trotzdem festgehalten werden, was das Ergebnis der Diskussion ist. So kann das Ergebnis auch lauten: „Wir sind zu keinem gemeinsamen Ergebnis gekommen.“ Es sollte dann vereinbart werden, welche Konsequenz das hat und wie die Gruppe damit umgehen will (siehe hierzu auch Kapitel 3.3).

Reflexion der erlebten Diskussion

Besonders Gruppen, die etabliert sind und sich in gleichen Zusammensetzungen häufiger zu Diskussionen und zum Austausch treffen, empfehlen wir, die eine oder andere Diskussion gemeinsam kurz zu reflektieren. Hierbei schaut die Gruppe auf die Qualität der zurückliegenden Diskussion. Ziel ist es, die erlebten Stärken in der Diskussion und Möglichkeiten zur Veränderung bei zukünftigen Diskussionen zu entdecken.

Mögliche Reflexionsfragen

  • Wie zufrieden bin ich mit dem Verlauf der Diskussion?
  • Was hat es uns leicht gemacht, unser Ziel zu erreichen?
  • Was hat es so schwer gemacht, das Ziel zu erreichen?
  • Was sollten wir beim nächsten Mal beibehalten?
  • Was sollten wir beim nächsten Mal anders machen?
  • Welche Verhaltensregel wünsche ich mir für unsere nächste Diskussion?

Gerade Gruppen und Teams, die über einen längeren Zeitraum zusammenarbeiten, haben hierüber die Chance zur Selbstqualifikation. Die einzelnen Gruppen- oder Teammitglieder können sich in ihrer sozialen Kompetenz weiter ausprobieren und entwickeln.

3.2Das Ziel einer Diskussion


Wer das Ziel der Diskussion nicht kennt, hat keine Möglichkeit, sich zielgerichtet auf die Diskussion vorzubereiten bzw. in der Diskussion seine Interessen zielgerichtet zu vertreten. So benötigt jede Diskussion ein eindeutig formuliertes und mit den Beteiligten vereinbartes Diskussionsziel. Ein klares Diskussionsziel ermöglicht und fördert die aktive Beteiligung an der Diskussion. Ansonsten würde man eher ins Blaue hinein diskutieren, was nicht gerade dazu einlädt, sich für das Thema zu engagieren.

„Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“ (Seneca)

Ein klares Diskussionsziel ist motivierend. Die Beteiligten erkennen den Nutzen und die Sinnhaftigkeit der Diskussion. Ein klares Diskussionsziel unterstützt die Beteiligten, am zentralen Thema der Diskussion zu bleiben. Das Ziel gibt eine Orientierung, wie intensiv oder detailliert ein Thema zu diskutieren ist.

Mithilfe eines klaren Diskussionsziels können die Qualität und der Erfolg der Diskussion reflektiert werden:

  • Wurde das Diskussionsziel erreicht?
  • Was hat uns geholfen, das Diskussionsziel zu erreichen? Wenn das Diskussionsziel nicht erreicht wurde, was waren die Ursachen und was sollten wir beim nächsten Mal anders machen?

Das Diskussionsziel gibt in der Regel der Leiter der Diskussion vor. Jedoch kann auch in Diskussionsrunden, die nicht geleitet werden, jeder Diskussionsteilnehmer ein Diskussionsziel vorschlagen und mit den anderen vereinbaren.

Beginnen Sie mit der inhaltlichen Diskussion erst, wenn alle Diskussionsteilnehmer das Ziel verstanden haben und auch die Bereitschaft vorhanden ist, unter diesem Ziel die Diskussion zu führen.

Sechs Kriterien stehen für Qualitätsmerkmale eines eindeutigen und motivierenden (aktivierenden) Diskussionsziels. Diese Kriterien sollen Ihnen bei der Formulierung und Überprüfung des Diskussionsziels behilflich sein:

  • konkret,
  • positiv,
  • relevant,
  • realistisch,
  • verfahrensgebend,
  • ergebnisoffen.

Konkret

Die Zielformulierung beinhaltet eine konkrete Beschreibung dessen, was am Ende der Diskussion erreicht werden sollte.

Konkrete und unkonkrete Formulierungen

Unkonkret wäre eine Formulierung, die lauten würde: „Wir haben Ideen zur Verbesserung unserer Zusammenarbeit gefunden.“ In diesem Beispiel werden keine Angaben gemacht, um wie viele Ideen es geht. Ist das Ziel nach zwei gefundenen Ideen schon erreicht oder erst nach vier Ideen? Des Weiteren ist das Wort Ideen in diesem Zusammenhang auch etwas vage. Geht es hierbei um organisatorische Dinge und/oder um Verhaltensweisen?

Konkreter ist in diesem Kontext...

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