Die Evangelien wollen weder vom öffentlichen Wirken Jesu noch von seinem Leiden und Sterben ein historisches Protokoll bieten. Es sind vielmehr Erzählungen, die im Licht des Ostergeschehens das Leben Jesu in verkündigender Absicht darstellen. Zudem wollen sie als Gesamterzählung und nicht als bloße Sammlung von Einzelüberlieferungen wahr- und ernstgenommen werden. Im Rahmen der Evangelien als erzählerisches Gesamtwerk aber bildet die Passionserzählung einen integralen Bestandteil und nimmt zugleich breiten Raum ein. Daher ist es besonders interessant, die Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den Passionserzählungen der vier Evangelien unter primär literarischer wie theologischer Perspektive herauszuarbeiten: Wie ist die markinische Passionserzählung literarisch gestaltet? Was übernehmen Matthäus und Lukas davon? Wo gehen sie - und in besonderer Weise auch Johannes - eigene Wege? Welche theologischen Aussageabsichten verfolgen die einzelnen Evangelisten?
Univ.-Prof. Dr. Marlis Gielen lehrt Neutestamentliche Bibelwissenschaft an der Universität Salzburg.
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