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E-Book

Die sanfteste Wiederherstellung des Wohlbefindens

AutorImre Kusztrich
VerlagIGK-Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl180 Seiten
ISBN9783955771171
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,49 EUR
Zweiter von zwei Bänden: Handbuch der Chiropraktik, für Menschen auf der Suche nach Informationen über natürliche Behandlungsformen ohne Medikamente. Quelle: Die reiche Berufserfahrung eines der profiliertesten Chiropraktoren unserer Zeit, Jean-Paul Pianta, früherer Therapeut von Liz Taylor, Sean Connery u.a. Aus dem Inhalt: Die Chiropractic und das Herz Die vier Wirbelsäulen-Schmerzen Wir müssen lernen, Schmerzen zu schätzen Der Eis-Trick Intelligenz, Yips und Sensibilität Alltägliche WunderVorsicht, Nackenschläge! Zeigen Sie Zähne Spiele für einen gesunden Körper Grenzen der Gesundheit Interview mit Jean-Paul Pianta: 'Heilen ohne Spritzen und Medikamente.' Chiropractic für Tiere Der passende Sport Sonderteil: Richtiges Gehen, Richtiges Stehen, Richtiges Sitzen, Richtiges Sitzen im Auto, Richtiges Sitzen im Flugzeug, Richtiges Treppensteigen, Richtiges Telefonieren, Richtiges Aufstehen, Richtiges Heben, Richtiges Liegen, Richtiges Radfahren, Richtiges Gärtnern, Richtiges Reisen, Richtiges Reisen mit Rucksack, Richtiger Umgang mit der Computermaus

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Leseprobe

Die Wirbelsäule und ihre Beweglichkeit


 

Zwei benachbarte Wirbel bilden zwar ein Gelenk, aber ihr Spielraum ist sehr gering: wenige Millimeter. Erst die Summe der möglichen minimalen Bewegungen schenkt der Wirbelsäule eine erstaunliche Flexibilität in jede Richtung: Beugung nach vorne, Streckung nach hinten, Seitenbeugung, Drehung um eine feste Achse mit einer Kombination von allen drei Bewegungen und Rotation. An dieser präzisen Arbeit sind mindestens 144 Muskeln direkt beteiligt. Ihre Möglichkeiten, Kombinationen zwischen Anspannen und Entspannen herbeizuführen, gehen in die Millionen. Es ist kaum vorstellbar, was unser Körper leistet, wenn er den Einsatz der Rückenmuskeln koordiniert und synchronisiert. Denken Sie nur daran, was es für unser Rückgrat bedeutet, wenn wir einen schweren Koffer vom Gepäckband nehmen. Kein noch so ausgeklügelter Roboter könnte diese Bewegung wiederholen. Als Ergebnis solcher Bemühungen unserer Rückenmuskeln erleben wir gedankenlos alltägliche Wunderdinge, zum Beispiel das rechtzeitige Ausholen mit einem Tennisschläger - und sind stolz auf uns, wenn die Rückhand präzise trifft.

Übrigens wird die Wirbelsäule häufiger belastet, als Ihnen vielleicht bewusst ist. Das Börsenblatt des Deutschen Buchhandels– die Bibel der Buchbranche – rüttelte 2003 die Nation wach: Es herrscht ein rückenschädigendes Durcheinander im Verlagswesen, sehr ungesund für das Geschäft. Mal sind die Buchrücken von unten nach oben, Mal von oben nach unten bedruckt. „Wer gar in den tieferen Regalen im Extremhocking den Kopf hin und her drehen muss, kann Körperschäden erster Güte gewärtigen“, schließt sich die Süddeutsche Zeitung an. Sie vergleicht das moderne Book Searching mit Paragliding oder Rafting, aus Sicht des Rückens. Das ist ein Problem, das eigentlich überflüssig ist. Seit der Jahrtausendwende hat die Norm Iso 6357 „Documentation – Spintitles on Books“ weltweit maßgebend festgelegt, wie Buchtitel laufen sollen: von oben nach unten.

Die Muskeln, nicht die Wirbel, sind die wichtigsten Partner des Chiropractors angesichts von Rückenleiden. Nehmen wir als Beispiel ein Gelenk, das aus seiner normalen Arbeitsposition entfernt wurde. Es ist nicht verrenkt. Sagen wir besser: gekippt. Aber es hat eine Stellung erreicht, an der es sich in eine Richtung hin nicht mehr bewegen kann. Muskeln, die sich immer stärker anstrengen müssen, sichern es in dieser schwierigen Situation ab.

Bei all dem entscheidet nicht ein einziger Muskel selbst, wann er sich zusammenzieht und wann er wieder nachlässt. Jeder kann nur auf Befehle des Gehirns hin agieren. Allerdings kommt es vor, dass ganze Muskelgruppen gar nicht mehr auf Entspannung programmiert werden können, da sehr häufiges Verkrampfen sie effektiv kürzer werden lässt.

Auf der einen Seite also bereits schmerzende, sehr angespannte Muskeln. Auf der anderen ihre Partner, nachgebend, locker, entspannt. In einer solchen Situation haben sie wenig Arbeit. Würde man jetzt Massagen oder Fitnesstraining verordnen, könnte sich das Ungleichgewicht noch verschlimmern: Die fleißigen Muskeln werden noch stärker, die faulen noch schwächer. Deshalb greift der Chiropractor am liebsten mithilfe von Stimulationen in diesen Zustand ein. Dabei werden einzelne Bänder ganz gezielt durch Berühren von Reflexpunkten programmiert.

Erst wenn sie sich entspannen und nachgeben, kann der Wirbel seine ursprüngliche Lage wieder einnehmen. Der Chiropractor wird sich ein sehr genaues Bild davon machen, welche Muskeln unter besonderer Spannung stehen - es kommen immer mehrere in Frage -, und er wird ihren Zustand durch die Behandlung von Reflexpunkten verändern. Vielleicht wird er aber auch umgekehrt einen Gegenspielermuskel stärken, der sich von den anderen über Gebühr und ohne besonderen Widerstand dehnen lässt. Auch Massage könnte helfen. Aber nicht Medikamente: Sie unterscheiden fleißige Muskeln nicht von faulen.

Eine zentrale Rolle für das Wohlbefinden des gesamten Körpers fällt zwei ganz komplizierten und fast starren Bewegungssegmenten zu: den beiden Iliosakralgelenken an der Basis der Wirbelsäule. Ein Chiropractor, der hier untersucht – und jeder untersucht hier! - findet sie häufig blockiert oder verschoben. Auswirkungen einer solchen Fehlstellung erzeugen rund um die Lendenwirbelsäule hartnäckig anhaltende Symptome. Sie reichen vom gewöhnlichen Schmerz bis zu fiebrig anmutenden Zuständen. Man spürt: Irgend etwas ist nicht in Ordnung. In Wahrheit können die Folgen von Problemen dieser Gelenke buchstäblich vom Scheitel bis zur Fußsohle überall diagnostiziert werden: Bei den Sprunggelenken ebenso wie bei den Knien und Hüften, in den Schulter-Arm-Regionen genau so häufig wie in unseren Handgelenken.

Die Iliosakralgelenke liegen seitlich in unmittelbarer Nachbarschaft einer Knocheneinheit, die durch die Verschmelzung von fünf Kreuzwirbeln, ihrer Bandscheiben und dazugehörigen Rippenreste entstanden ist– das Kreuzbein. Mit ihr ebenfalls verbunden ist das Steißbein. Diese Versteifung aus einst beweglichen Knochengliedern macht etwa ein Fünftel der Wirbelsäule aus. Auf ihr ruhen die fünf Lendenwirbel, die zwölf Brustwirbel und die sieben Halswirbel. Von entscheidender Bedeutung ist eine millimetergenaue Symmetrie des Bewegungsapparates zwischen dem Kreuzbein in der Mitte und den beiden Hüften. Das setzt eine anatomische Beinlängengleichheit voraus, die aber oft nicht gegeben ist. Knochenbrüche, Lähmungen oder Erkrankungen beeinflußen das Wachstum der Knochen. Nicht selten entwickelt sich eine Seite besser oder schlechter. Ein kürzeres Bein bringt das jeweilige Iliosakralgelenk in eine schwierige Lage. Der Chiropractor findet dafür die Bezeichnungen Seitneigung der Lendenwirbelsäule, Beckenschrägstellung, Rotationsfehlstellung, Seitendifferenz, Hüftsymptomatik oder Achsenanomalie. Auch Unfälle oder Stürze können die natürliche Harmonie stören. Der Organismus ist bestrebt, den Kopf gerade zu halten. Wird die Wirbelsäule aus ihrer anatomischen, kurvigen Form gedrängt, reagiert der Bewegungsapparat automatisch mit Ausgleichskrümmungen. Verspannte und schmerzhafte Muskelketten zählen dann noch zu den naheliegenderen Folgen. Häufig wechseln Beschwerden die Seiten, weil auch der Rücken die Belastungen verändert. Regelmäßig tragen die Bewegungssegmente Lendenwirbel 4 und 5 die größten Strapazen. Dabei bleibt es aber nicht. Nur wenige Millimeter neben den Querfortsätzen der Wirbel und der Zwischenwirbelsegmente liegen sensible Zustimmungspunkte des zentralen Nervensystems. Ähnlich wie entlang von Meridianen Akupunktur aktive Impulse setzt, kann dort auch die minimale Verschiebung eines Wirbelknochens direkt die Leistung der Organe beeinflussen – leider im negativen Sinne. Weit mehr als hundert Leiden werden deshalb ohne jeden Zweifel mit der Fehlstellung eines Iliosakralgelenkes in Verbindung gebracht! Das bedeutet: Solange die Basis der Wirbelsäule nicht in Ordnung ist, entspricht die Behandlung von Beschwerden irgendwo im Körper vermutlich nur dem Kurieren an Symptomen.

Übrigens: Auch aus der Akupunktur bekannte Reize wirken ähnlich auf die Selbstheilungssysteme des Körpers. Ein Wiener Physiotherapeut berichtet von einer Patientin zwischen vierzigundfünfzig Jahren, die ihn wegen eines Bandscheibenvorfalls aufsuchte. Er begann, ganz bestimmte Rückenmuskeln im Umfeld des Störfalls mit Nadeln zu aktivieren. Nach der sechzehnten Sitzung eröffnete er seiner Patientin, dass er zu einem Symposium nach Südkorea reisen werde, und fügte hinzu: „Die Behandlung ist ohnedies abgeschlossen. Während ich weg bin, wird die Bandscheibe von alleine in ihre Idealposition zurückkehren.“ Die Patientin glaubte kein Wort. Sie war sehr enttäuscht. Wenige Tage später saß sie abends im Bett, dicke Kissen im Rücken, und blätterte in einer Zeitschrift. Plötzlich setzte in der Nähe der Bandscheibe ein ungewohntes, heftiges Ziehen ein. Die Frau hörte sogar ein lautes Knacken – danach fühlte sie sich ungewohnt erleichtert. Es war, wie ihr Arzt vorhergesagt hatte: Der Körper hatte den Rest der Behandlung selbst erledigt.

Häufig bringt Entspannung Erleichterung, aber noch nicht die Lösung. Die erfolgt erst durch die Beseitigung der Ursache, die das Ungleichgewicht der Muskeln herbeigeführt hat. Ein seelischer Schock? Ein schwerer Sturz? Ein großes Kopfkissen? Ein falscher Sport? Eine erhöhte Krone? Der Chiropractor begnügt sich nicht damit, Krankengeschichten und Unfallberichte zu studieren.

Er kennt jeden dieser Muskeln. Wenn einer von ihnen überfordert ist, wird er ihn finden. Er wird erkennen, welcher Muskel die Unterstützung seiner Nachbarn in Anspruch nimmt. Ohne dass Sie ihm sagen, dass Sie am vergangenen Wochenende nach langer Pause wieder einmal Stunden im Garten verbracht - in gebückter Stellung, hauptsächlich - oder das schöne Wetter zu einer Fahrt im offenen Wagen genutzt haben. Die 144 Rückenmuskeln sind ein Paradebeispiel für Wechselbeziehungen im menschlichen Körper, sei es mechanisch, strukturell, muskulär oder neurologisch. Die Wirbelsäule prägt ganz entscheidend unseren Tag. Genauso prägt unser Tag ganz entscheidend die Wirbelsäule ...

Unmittelbar mit der Wirbelsäule hängen auch die stärksten unserer Muskeln und Muskelgeflechte zusammen. Von den Trapezmuskeln beiderseits des Nackens, über die Deltamuskeln der Schultern, das Taillendreieck, die Lendenmuskeln, den Beckenboden bis zu den Anzieh- und Spannmuskeln am Knie: In jedem Augenblick wirken eine Vielzahl von Faktoren unmittelbar auf das...

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