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Die Seele als System

Aristoteles' Wissenschaft von der Psyche

AutorHubertus Busche
VerlagFelix Meiner Verlag
Erscheinungsjahr2001
ReiheParadeigmata 25
Seitenanzahl186 Seiten
ISBN9783787325597
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Während die Aristotelische Seelenlehre dem Christentum jahrhundertelang als Bollwerk gegen Materialismus und Zufallsdenken gegolten hatte, nennt man Aristoteles seit geraumer Zeit entweder einen 'Materialisten' oder aber den 'ersten Funktionalisten'. Dieser Verlegenheit suchen andere zu entgehen, indem sie den Philosophen als 'Dualisten' cartesischer Art interpretieren. Gegenüber solchen in zahllosen Spezialuntersuchungen vertretenen Forschungsthesen wagt das vorliegende Buch eine neue Gesamtdeutung der Aristotelischen Psychologie und zeigt, dass Aristoteles weder Materialist noch Funktionalist noch Dualist ist, sondern die Seele als schöpferische funktionale Form des Leibes versteht. Die Kapitel 1-6 untersuchen zunächst die Psyche der irdischen Lebewesen: ihre Vermögen auf der Stufenleiter von Pflanze, Tier und Mensch. Die Untersuchung kommt zum Ergebnis, dass die Psyche hier als eine zweckmäßig arbeitende funktionale Struktur, d. h. als ein System mit interner Bewegung verstanden werden kann, das emergente Leistungen wie Leben, Wahrnehmen und Denken erzeugt: die Nährseele als eine an Selbsterhaltung arbeitende Struktur, die Sinnenseele als arbeitendes Funktionsgefüge von peripheren Sensorien und Zentralsensorium, die Vernunftseele als punktzentriertes System, dessen Denkleistungen durch Arbeit an Vorstellungen erbracht werden. Kapitel 7 weist die gängigen Deutungsmuster der aristotelischen Seelenlehre als Dualismus, Materialismus, Behaviorismus, Identitätstheorie oder Funktionalismus als unzulänglich zurück. Kapitel 8 untersucht schließlich die Psyche der himmlischen Wesen: Die Passagen aus 'De caelo' und 'Metaphysik XII', an denen Aristoteles dem Gott wie den Gestirnsphären eine Seele zuschreibt und sogar dem Weltganzen eine Art von Beseeltheit, werden immanenztheologisch interpretiert, so dass die ganze aristotelische Kosmologie als wissenschaftliche Aufklärung über den rationalen Kern des mythischen Götterglaubens verstanden werden kann.

Hubertus Busche ist ordentlicher Professor am Institut für Philosophie der Fern-Universität Hagen. Arbeitsschwerpunkte: Erkenntnistheorie, Metaphysik, Geschichte der Philosophie, Kulturphilosophie.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Cover1
Inhaltsverzeichnis7
Vorbemerkung9
Einleitung: Die Seele als zweckmäßig arbeitendes System - These und Aufbau der Untersuchung11
I. Die Vermögen der Seele auf der Stufenleiter von Pflanze, Tier und Mensch23
II. Das Herz als Ursprungsort aller psychisch bedingten Bewegungen28
III. Die dreifache Kausalität der Seele als Wirk-, Form- und Zweckursache37
IV. Die drei seelischen Systeme und ihre sukzessive Aktivierung in der Ontogenese43
1. Die Vegetativpsyche als eine an Selbsterhaltung arbeitende Struktur45
2. Die Sensitivpsyche als arbeitendes Funktionsgefüge von peripheren Sensorien und Zentralsensorium50
a) Die Dreistufung von uninterpretierten, objektivierenden und identifizierenden Wahrnehmungsleistungen als Resultat einer fortgesetzten Aktivitäts- und Komplexitätssteigerung des Sinnessystems54
b) Die Vorstellung (phantasia) als besonderer Operationsmodus des Sinnessystem, der fünf Stufen rein innerer Erscheinungen hervorbringt67
3. Die Geistpsyche als punktzentriertes System, dessen Denkleistungen durch Arbeit an Vorstellungenerbracht werden77
V. Die operative Allgegenwart der Seele in den Organen ihres Funktionskreises107
VI. Wie angemessen und von welchem Typ ist die Definition der Seele als »erste Entelechie eines natürlichen Körpers, der organisch ist, d.h. der Möglichkeit nach Leben hat«?111
1. Die Seele als unselbständiges »Wesen (ousia)«112
2. Der Zusammenhang der Begriffe »dynamis«, »energeia« und »entelecheia« bei der Erklärung von Realisierungen psychischen Systempotentials114
3. Die Seele ist nicht selbst die »erste Entelechie« des Leibes ( d.h. seine Gesamtkapazität an Wirk- und Aushaltepotential), sondern dasjenige, was diese hervorbringt126
4. Die »erste« und »zweite Entelechie« als Differenz zwischen ruhendem (aber jederzeit realisierbarem) und vollaktiviertem Systempotential der Seele136
VII. Weshalb Aristoteles weder Dualist noch Materialist noch Funktionalist ist, sondern die schöpferische Kraft der Form behauptet142
VIII. Die Seele des Gottes, der Gestirne und des Weltganzen - Ausblick in die aristotelische Kosmotheologie157
Siglenverzeichnis zitierter Aristoteles-Schriften175
Literaturverzeichnis177
Personenregister189
Sachregister193

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