Die 7 Schätze des Yoga
1. Kundalini-Yoga
2. Heart of Yoga
3. Pranayama
4. Vinyasa Krama
5. Buddhistischer Yoga
6. TriYoga Flows
7. Tantra-Yoga
Kundalini Yoga
Gurmukh Kaur Khalsa
Sie ist sicherlich die bekannteste Lehrerin des Kundalini-Yoga nach Yogi Bhajan. Bei ihr üben Stars wie Madonna, Rosanna Arquette, Courtney Love und Cindy Crawford. Ihre Schwerpunkte sind Yoga für die Frau und vor allem Yoga für Schwangere.
Obwohl sie – wie sie selbst immer wieder betont – auf eine sehr glückliche Kindheit zurückblickte, hatte sie sich von den Strömungen der Hippiebewegung mitreißen lassen und einem bedenkenlosen Alkohol- und Drogenkonsum hingegeben. Als sie aus dem Leid, das ihr daraus erwuchs, einen Ausweg suchte, fand sie zum Yoga.
Sie begegnete Yogi Bhajan schon 1971 in Los Angeles. So kam es, dass sie zu einer der Pionierinnen des Kundalini-Yoga im Westen wurde, den sie nun schon seit über dreißig Jahren unterrichtet. 1983 gründete sie das Golden Bridge Center in Los Angeles. Es ist eine Yoga-Community und zugleich das größte Yogazentrum der USA. 1800 m2 Studiofläche, mehr als 100 Kurse pro Woche und mehr als 5000 Übende pro Monat – abgesehen von den etwa 10000 Gästen pro Monat – weisen auf Dimensionen hin, wie man sie sonst nur von den ganz großen Gurus Indiens wie etwa Sri Sri Ravi Shankar kennt. Gurmukh hat dieses Zentrum geschaffen, um Menschen einen Zufluchtsort zu bieten, an dem sie sich von den Stürmen des Lebens erholen können.
Gurmukh wurde vor allem dadurch berühmt, dass sich bei ihr viele Hollywoodstars vom Stress ihres Prominentenlebens erholen oder sich auf die Geburt vorbereiten.
Ihr wesentliches Anliegen ist es jedoch, Menschen in einen Zustand von innerer Ausgeglichenheit und Frieden zu führen und sie dazu zu bewegen, für ihren Körper (healing you), ihr Leben (healing your family) und ihre Umwelt (healing the world) die Verantwortung zu übernehmen.
»Wir heilen erst uns, dann unsere Familien und dann die Welt. Auf der Matte üben wir Yoga ein. Dann rollen wir die Matte zusammen und machen im Alltag weiter – als Yoginis und Yogis«, ist eine von Gurmukhs Botschaften, die sie wieder und wieder verkündet.
Ganz erstaunlich ist Gurmukhs Energie. Wer sieht, wie sie in den anstrengendsten Übungen endlos mit Leichtigkeit und Anmut zu verweilen vermag, wird niemals denken, dass sie bereits auf die siebzig zugeht.
Kundalini-Yoga ist eine andere Bezeichnung für Hatha-Yoga. Sie zielt darauf ab, dass mittels der Yogatechniken unser schlafendes Bewusstseinspotenzial (Kundalini) geweckt wird, um sich als Bewusstseinsenergie in unserem Leben entfalten zu können. Auch wenn sie alle dieses Ziel verfolgen, können die Inhalte der »Kundalini« genannten Yogaformen durchaus beträchtlich voneinander abweichen.
Die Tradition nach Yogi Bhajan
Yogi Bhajan (1929–2004) stammte aus einer Sikh-Familie, die im indisch-pakistanischen Grenzland lebte. Sein Vater war Arzt, weswegen er sich schon früh mit Medizin, natürlichen Heilweisen und Yoga zu beschäftigen begann. Aufgrund seiner intensiven Studien wurde er bereits im Alter von 16 Jahren von seinem Lehrer Sant Hazara Singh zum Meister des Kundalini-Yoga ernannt. Aber Yogi Bhajan studierte auch Wirtschaftswissenschaft, schlug nach dem Diplom eine erfolgreiche Laufbahn im indischen Staatsdienst ein und gründete eine Familie. Er besuchte weiterhin spirituelle Lehrer und diente einige Jahre im Goldenen Tempel in Amritsar, dem wichtigsten Sikh-Tempel, als Karma-Yogin (das ist ein Mensch, der sein Handeln uneigennützig und oft auch unentgeltlich in den Dienst einer Sache stellt).
3HO – Healthy, Happy, Holy Organization
1968 wurde Yogi Bhajan von einer kanadischen Universität eingeladen, einen Vortrag über Yoga zu halten. Dort und in Los Angeles erlebte er, dass die Mehrzahl der Studentinnen und Studenten weniger ihre Studieninhalte, sondern vielmehr Drogen, Alkohol und sexuelle Freizügigkeit im Kopf hatten. Es war die Zeit der Blumenkinder und Hippies, und der Lebensstil der Studenten war außerordentlich exzessiv und selbstzerstörerisch. Im Grunde suchten sie nach Glückseligkeit, Entspanntheit und Freiheit – das erkannte Yogi Bhajan klar und schnell. Und er wusste ja, dass dies mit Mitteln zu erreichen ist, die nicht dermaßen zerstörerisch auf die körperliche, geistige und seelische Gesundheit wirken.
Er begann also, spezielle Yogakurse auf Basis der Sikh-Yogatradition zu entwickeln, und gründete im Laufe der nächsten Jahre die 3HO – Healthy, Happy, Holy Organization (»gesund, glücklich, heilig«). Yogi Bhajan erschuf damit ein vollständiges, didaktisch wohldurchdachtes und spirituell tiefgründiges Yogaübungssystem, das unter dem Namen »Kundalini Yoga« weltweit bekannt wurde.
Lehrer und Lehrerinnen des Kundalini-Yoga tragen oft die klassische Kleidung der Sikhs, zu der auch der Turban gehört.
Der Fokus dieses Yogawegs
• Der Kundalini-Yoga ist ein in sich abgeschlossenes, komplexes Hatha-Yoga-System, das gleichermaßen Bewegungsabläufe, Asanas, intensive Atemübungen, Meditationen, Gesang (Mantra, Kirtan), Visualisierungen und Übungen zur Umstimmung schädlicher Mentalkräfte umfasst. Dazu gehören auch eine yogische Lebensführung und eine vegetarische Ernährungsweise (die Küche der 3HO-Zentren ist berühmt für ihre hervorragende vegetarische Kost!).
• Die Methoden des Kundalini-Yoga stehen in einem engen Zusammenhang zu Sat Nam Rasyam, der Heilkunst der Sikhs.
• Die Übungen des Kundalini-Yoga sind häufig fordernd und anstrengend. Sie werden sehr lange geübt (mindestens 3 Minuten, oft bis zu 15 Minuten).
Was dies für das tägliche Leben bedeutet
• Während des langen, anstrengenden Übens begegnet man seinen Widerständen, Aggressionen, seiner Wut, seinen Ohnmachtsgefühlen und noch diversen anderen negativen Emotionen. Durch das Weitermachen in einer inneren Verfassung größtmöglicher Gelassenheit beginnen sich diese Emotionen zu wandeln, sodass aus Widerstand Hingabe wird, aus Wut Friedfertigkeit und aus Ohnmacht Kraft. So entsteht das auf Erfahrung gegründete Wissen, dass jede negative Emotion in eine positive gewandelt werden kann.
• Durch das lange Üben erlebt man die Kraft, die tatsächlich in einem steckt.
• Yoga findet nicht nur auf der Matte statt, sondern draußen im alltäglichen Leben. Daraus entwickelt sich ein ethischer Lebensstil, der alle Bereiche des Daseins durchdringt.
Yogi Bhajan war überzeugter Sikh. Die etwa 500 Jahre alte Sikh-Religion ist monotheistisch, betont die Einheit und Schönheit der Schöpfung, lehrt ganzheitliches Denken, fördert ein sozial ausgerichtetes, respektvolles Leben, die Integration universeller Tugenden im Alltag und eine spirituelle Entwicklung. Auf dieser Lehre, den Lebensregeln und der Yogatradition der Sikh beruht Yogi Bhajans Yogakonzept.
Fragen an Gurmukh
Nach ihrem Workshop, in dem wir gemeinsam geübt und gesungen hatten, traf sich Gurmukh mit mir zum Gespräch im Herzen Berlins – noch beschwingt und durchglüht von der Kundalini-Kraft.
Anna Trökes:
Warum ist Yoga ein Schatz für die Menschheit?
Gurmukh Kaur Khalsa: Der Yoga ist mehr als je zuvor ein Schatz für uns, wenn man den Zustand betrachtet, in dem die Welt sich momentan befindet. Wir bewegen uns auf das Wassermannzeitalter zu, das im Jahr 2012 beginnen soll, und brauchen ein Werkzeug, eine Wurzel, eine Grundlage, die es uns ermöglicht, vom Herzen her zu leben. Im Yoga geht es darum, zu seinem ursprünglichen Selbst zurückzukehren, das vom Herzen her in Freundlichkeit und Mitgefühl lebt. Es ist ganz einfach, es ist nicht kompliziert. Das Einzige, was kompliziert ist, ist der Geist!
Warum hast du angefangen, Yoga zu praktizieren?
Für mich gab es viele Zeichen entlang meines Weges – es waren Menschen, und es waren Situationen, die teilweise sehr schmerzhaft waren und die meinen Geist so verstört haben, dass ich beinahe an den Punkt kam, aufgeben zu wollen und sogar meinem Leben ein Ende zu setzen. Auf der Reise durch mein Leben gab es Drogen, Alkohol und sexuelle Freizügigkeit. Alles Dinge, die mich ablenkten, die mich aber auch, so gut es ging, am Leben erhielten, weil es so wehtat, nicht mit mir selbst verbunden zu sein. Nicht verbunden zu sein mit der universellen Kraft – ohne Verbindung zu Gott und der Seele. Die meisten Menschen gestalten auf diese Weise ihre Lebensreise. Erfahren sie jedoch die Gunst des Zufalls und eines guten Karmas, werden sie, egal welche Zweifel und Probleme sie erfahren haben, um Hilfe bitten. Und dann wird Hilfe kommen. So wie sie für mich kam – in Form meiner ersten Yogaklasse vor 38 Jahren.
2012: Für viele New-Age-Gemeinschaften hat das Jahr 2012 große Bedeutung. Auch Yogi Bhajan nannte es das Ende einer...