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E-Book

Die tiergestützte Therapie bei Menschen mit Demenz

AutorBianca Kautz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl60 Seiten
ISBN9783638891196
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Gesundheit - Pflegewissenschaft - Demenz, Note: 1,7, Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg, 48 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: In Deutschland leben derzeit mehr als eine Million Demenzkranke, etwa zwei Drittel entfallen auf die Alzheimer Krankheit. Die Zahl der Neuerkrankungen liegt jährlich bei mehr als 250.000. In Folge der Bevölkerungsalterung nimmt die Anzahl der Demenzkranken kontinuierlich zu. Laut Prognosen zur demografischen Entwicklung wird sich die Zahl, sollte kein bahnbrechender Durchbruch in Prävention und Therapie erfolgen, bis zum Jahr 2050 auf etwa 2,3 Millionen erhöhen. Demenz beginnt mit kognitiven Störungen und mündet innerhalb weniger Jahre in einen vollständigen Verlust alltäglicher Fähigkeiten, sowie den Zerfall der Urteilsfähigkeit und Persönlichkeit. Dies ist mit großem Leid für die Betroffenen und deren Vertrauenspersonen verbunden. Etwa 60 Prozent der Demenzkranken leben in privaten Haushalten und werden dort betreut. Dies führt zu starken Belastungen für die betreuenden Angehörigen, der nicht alle über einen längeren Zeitraum gewachsen sind. Demenz ist daher der häufigste Grund für eine Aufnahme in ein Heim. Der Anteil demenzkranker Heimbewohner hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. In Deutschland leben etwa 400 000 demenziell erkrankte Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Nach der Krankheitskostenrechnung des Statistischen Bundesamtes entfielen für das Jahr 2002 zehn Prozent aller Krankheitskosten auf psychische Verhaltensstörungen, was einem Betrag von 22,4 Mrd. ? entspricht. Bezogen auf einzelne Diagnosen zeigt sich dabei, dass die Kosten für Demenz mit 5,6 Mrd. ? einen erheblichen Teil ausmachen und Kosten für stationäre und teilstationäre Pflege hier die größte Rolle spielen. Demenz gehört zu den teuersten Krankheitsgruppen im höheren Alter. Mit zunehmenden Schweregrad ist außerdem ein steiler Kostenanstieg festzustellen. Das macht die Demenz gesundheitsökonomisch gesehen zu einer der wichtigsten Krankheitsgruppen, denn sie zählt zu den 'gesamtwirtschaftlich teuersten' Erkrankungen'.

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Leseprobe

2. Theoretische Grundlagen zu Demenz


 

2.1 Definition


 

Demenz kommt von dem Lateinischen „mens“ für Verstand und „de“ für abnehmend. Demenz ist also gleichbedeutend mit abnehmendem Verstand oder chronisch fortschreitender Hirnabbau und Verlust früherer Denkfähigkeiten[7].

 

Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Demenz „eine erworbene globale Beeinträchtigung der höheren Hirnfunktionen einschließlich des Gedächtnisses, der Fähigkeit Alltagsprobleme zu lösen, der Ausführung sensomotorischer und sozialer Fertigkeiten, der Sprache und Kommunikation sowie der Kontrolle emotionaler Reaktionen ohne ausgeprägte Bewusstseinstrübung“[8].

 

2.2 Demenzformen und Schweregrade


 

Die drei anerkannten Hauptkategorien der Demenz sind die Alzheimer Demenz, die vaskuläre Demenz (Multiinfarktdemenz) und der gemischte Typus, bei dem beide zuerst genannten Formen zusammenkommen[9].

 

Diese Kategorien zählen zu den primären Demenzen, deren Ursachen im Gehirn liegen. Sie machen rund 90% der Erkrankungen aus. Davon entfallen ca. 60 % auf die Demenz vom Alzheimer-Typ, ca. 15% auf die Multiinfarkt-Demenz oder vaskuläre Demenz und ca. 15% auf Mischformen von Alzheimer Krankheit und Multiinfarkt-Demenz bzw. vaskulärer Demenz. Die primären Demenzen sind durch einen unaufhaltsamen Zerfall der Nervenzellen charakterisiert und sind somit irreversibel[10].

 

Bei den sekundären Demenzen, die ca. 10 % aller Demenzerkrankungen ausmachen, liegt die Krankheitsursache nicht im Gehirn. Dazu gehören z.B. Stoffwechselstörungen, Infektionen und Vergiftungen[11].

 

Im klinischen Alltag hat sich die Einteilung der Demenz in die Schweregrade leicht, mittel und schwer als sinnvoll erwiesen. Bei leichter Demenz können komplizierte tägliche Aufgaben oder Freizeitbeschäftigungen nicht mehr ausgeführt werden. Die selbstständige Lebensführung ist eingeschränkt. Bei mittelschwerer Demenz können nur noch einfache Tätigkeiten beibehalten werden, andere werden nicht mehr vollständig oder angemessen ausgeführt. Die Betroffenen sind auf fremde Hilfe angewiesen. Bei

 

schwerer Demenz können Gedankengänge nicht mehr nachvollziehbar kommuniziert werden und die Betroffenen sind auf umfassende Betreuung und Pflege angewiesen[12].

 

2.3 Klinisches Bild und Krankheitsverlauf der Demenzen


 

Die Alzheimer-Demenz ist durch ein komplexes Syndrom gekennzeichnet, das neben den kognitiven Kernsymptomen auch psychopathologische und in späteren Stadien somatische Begleiterscheinungen umfasst.

 

Die Krankheit beginnt schleichend und typischerweise mit Gedächtnisstörungen und anderen kognitiven Defiziten, die zu zunehmenden Einschränkungen der Alltags-kompetenz und Selbstständigkeit führen. Kognitive Einschränkungen entstehen in den Bereichen Denkvermögen, Sprache, Orientierungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Kognitive Symptome sind nach Grond folgende sechs Denkausfälle:

 

Gedächtnisstörungen (Amnesie),

 

Handlungsunfähigkeit (Apraxie),

 

Wortfindungsstörungen (Aphasie),

 

Störung des Erkennens (Agnosie)

 

Rechen- und Urteilsstörungen (Abstraktions- und Assessmentstörungen)

 

Diese Symptome schwanken im Krankheitsverlauf.

 

Zu Beginn der Krankheit stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und Merkstörungen im Vordergrund. Im Krankheitsverlauf kommt es dann zu einer zunehmenden Regression in die Kindheit. Zeitgefühl und Realitätsbezug gehen fortschreitend verloren.

 

Im Spätstadium geht die Biografie bis auf einzelne, emotional bedeutsame Erlebnisse verloren. Der Kranke kann sich aber noch deutlich an die Kindheit erinnern und sich wie ein Kind verhalten. Er erlebt Gegenwart und Vergangenheit gleichzeitig, was als „Zeitverschränkung“ bezeichnet wird[13].

 

Mögliche psychopathologische Begleiterscheinungen sind Wahn, Halluzinationen, affektive Störungen, wie z.B. depressive Verstimmung, Antriebsstörungen und Persönlichkeitsveränderungen[14].

 

Zu den somatischen Begleiterscheinungen zählen die Beeinträchtigungen von motorischen Funktionen, in fortgeschrittenen Stadien auch Harn- und Stuhlinkontinenz.

 

Dies führt zu Pflegebedürftigkeit und Bettlägerigkeit der Betroffenen bis hin zum körperlichen Zerfall[15].

 

Die Beeinträchtigung der kognitiven Leistungen, wie Sprache und Gedächtnis, stellt für die Erkrankten eine existentielle Bedrohung dar. Der fortlaufende Kompetenzverlust erschüttert das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl und bringt eine Abnahme an Selbstbestimmung und Selbstständigkeit im Alltag mit sich. Die Alzheimer-Betroffenen reagieren darauf häufig mit depressiven Verstimmungen, Vermeidungsverhalten, Passivität und sozialem Rückzug. Dies wiederum führt zu einer Verstärkung des Kompetenzverlustes, weil noch vorhandene Fähigkeiten nicht mehr genutzt werden. Dadurch wiederum schreitet der kognitive Abbau schneller voran[16].  

 

Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz ist der Krankheitseintritt der vaskulären Demenz häufig sehr abrupt. Im Anschluss daran ist ihre Ausprägung im weiteren Verlauf sehr schwankend. Phasen der Krankheitsverschlechterung können sich mit Phasen der Stagnation oder auch Verbesserung abwechseln. Zudem steht zu Beginn der Krankheit der Gedächtnisverlust nicht im Vordergrund. Das Krankheitsbild ist eher von neurologischen Symptomen geprägt. Aufgrund des damit verbundenen länger andauernden bewussten Erlebens des Krankheitsfortschrittes kommt es bei dieser Form der Demenz oft zu reaktiven Depressionen. Typische Symptome sind außerdem nächtliche Verwirrtheitszustände oder paranoid-halluzinatorische Episoden. Der Krankheitsverlauf zeigt eine eher stufenförmige Verschlechterung der kognitiven Leistungen bei einer im Vergleich zur Alzheimer-Demenz kürzeren Lebensdauer[17].

 

Lernpsychologisch gesehen kommt es zu einer Verstärkung der Demenz, wenn Gedächtnis, Wahrnehmung und Orientierung nicht trainiert werden. Verstärkend wirkt auch, wenn der Demenzkranke Zurückweisung durch Pflegende und Angehörige erfährt oder vermehrte Zuwendung wegen eigener Passivität erhält[18].

 

2.4 Ressourcen der Erkrankten


 

Trotz aller beschriebenen Einschränkungen und Defizite, die die Krankheit mit sich bringt, gibt es Aspekte, die bei den Erkrankten erhalten bleiben und als Ressourcen genutzt werden können.

 

So bleibt der Persönlichkeitskern, d.h. die Fähigkeit sich zu erleben, erhalten.

 

Der demenzkranke Mensch spürt Gefühle und drückt diese, bei bestehenden sprachlichen Defiziten, mit Mimik, Gestik und Körperhaltung aus. Die Erkrankten erfreuen sich an Begegnung mit Vertrauenspersonen und Kindern, an Körperkontakt, an Düften, an Kuscheltieren, der Natur, Kunst oder Musik. Sie hoffen geachtet, verstanden getröstet und besucht zu werden[19].

 

2.5 Bedürfnisse der Erkrankten


 

Nach Kitwood haben demenzkranke Menschen vor allem Bedürfnisse nach Liebe, primärer Bindung, Einbeziehung, Beschäftigung, Idendität und Trost[20].

 

Aufgrund der begrenzten Interaktionsmöglichkeiten zwischen Pflegenden, Angehörigen und den Erkrankten bestehen in jedem Bereich Schwierigkeiten diese zu erfüllen. Auch entsprechen die Angebote der pflegerischen Einrichtungen häufig nicht den Bedürfnissen der Erkrankten[21].

 

Aufgrund der totalen Fremdversorgung durch das Pflegepersonal und die damit verbundene Unterordnung unter bestimmte Regeln einer Einrichtung ist der Verlust eigenständiger Aktivitäten und Funktionen aus dem einst gewohnten Tages- und Freizeitablauf erkennbar.

 

Soziale Beziehungen, wie zu Familienangehörigen, Freunden, Nachbarn oder der Gemeinde, verändern sich oder gehen ganz verloren. Dadurch entsteht ein Gefühl der Entwurzelung und des Fremdseins, was zur Verstärkung der demenziellen Symptome führen kann[22].

 

Das Erkennen und die Erfüllung von individuellen Bedürfnissen spielt in der Versorgung der Betroffenen eine wesentliche Rolle.

 

In einer Studie der Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. konnte festgestellt werden, dass, laut Angaben der Betroffenen, die wichtigsten Bedürfnisse, die nach sozialer Bindung und Kommunikation sind. Weiter bestehen Bedürfnisse nach Selbstständigkeit Mobilität, Freiheit in den eigenen Entscheidungen, Anerkennung, Lob und Bestätigung durch die Umwelt.

 

Gerade bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium besteht ein ausgeprägtes Interesse in den Bereichen Fein- und...

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