AUS DER NÄHE
Heimisch in Europa und Teilen von Asien, eingeschleppt in Nordamerika
Auf Äckern mit nährstoffreichen Lehm- und Tonböden, aber auch auf Sandböden und Schutthalden
Einjährig, Blüte: April–Juni
Ganzes Kraut, Blüten, frische Samenschoten
- JUNGE PFLANZE
Die jungen Pflänzchen des Ackerhellerkrauts sind nicht einfach zu identifizieren. Sie sehen Feldsalat-Pflanzen zum Verwechseln ähnlich.
- BLÄTTER UND STÄNGEL
Der Stängel ist kantig, oft verzweigt, die Blätter sind länglich und am Rand meist gezähnt.
Die Blüten erscheinen meist von April bis Juni, vereinzelt auch noch später im Jahr. Jedes Einzelblütchen besitzt vier weiße Blütenblätter und vier grüne Kelchblätter.
Aus den Blüten entstehen nach und nach zunächst kleine grüne, flache Samenschoten, während sich oben an der Traube immer wieder neue Blüten bilden.
An den reifen Schoten deutlich zu erkennen: die seitlichen »Flügel« und die Einkerbung am oberen Ende.
In jeder reifen Samenschote befinden sich rund ein Dutzend kleine, braune Samenkörner, die sich durch Tiere, vor allem aber auch – begünstigt durch die Flügelchen an den Schoten – mit dem Wind verbreiten.
Im Gegenlicht deutlich zu sehen: die zahlreichen Samenschoten des Ackerhellerkrauts mit den dunklen Samen in der Mitte.
ÖKOLOGIE
In Europa ist das Ackerhellerkraut ein Archäophyt, ein Feldunkraut seit der Jungsteinzeit. Die Samen wurden in Pfahlbausiedlungen gefunden. In Amerika dagegen tritt der Kreuzblütler gegen Anfang des 18. Jahrhunderts als harmloser Neophyt auf. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besiedelte er massiv die Trassen der neu gebauten transkontinentalen Eisenbahnstrecken, die den Kontinent vom Atlantik bis zum Pazifik durchqueren – daher heißt das Kraut in den USA nicht mehr field pennycress (Feldpfennigkresse) wie in England, sondern Jim Hill weed nach dem Bankier James J. Hill (1838-1916), der die Finanzen für den Eisenbahnbau bereitstellte.
»Mit dem Hellerkraut habe ich keinen Zoff, ich sehe es eher als Segen an.«
Futterquelle für Schädlinge
Erst im Zeitalter der sich über endlose Meilen erstreckenden Monokulturen wurde der Neuankömmling als »aggressive fremde (alien) Schädlingspflanze« aufgefasst: Angeblich soll sie durch spezielle Wurzelausscheidungen das Keimen der Weizensaat behindern, was zu einer Ertragsminderung von bis zu 35 Prozent führt; wenn die Kühe Ackerhellerkraut fressen, soll es den Geschmack von Fleisch und Milch verderben; wegen der möglichen langjährigen Samenruhe keimt es immer wieder zusammen mit dem ausgesäten Raps und verdirbt dessen Qualität. Zudem sei das Ackerhellerkraut Wirt und Futterquelle für viele Schädlinge, wie etwa die Kohlmotte, Blattwanzen, Wurzelgallen-Ählchen, für die Rübenzysten-Nematode, Raps- und Kohlweißling, die Kleine Kohlfliege – den gefährlichsten Rapsschädling überhaupt – sowie für den Leptosphaeria -Pilz, der bei Kohl und Raps Stängel- und Wurzelfäule hervorruft. Und, als ob das noch nicht genug wäre, wird dieses Unkraut zunehmend resistent gegen Herbizide.
In meinem Garten dürfen viele Pflanzen wachsen, die von selbst den Weg zu mir gefunden haben.
Jedes Hellerkraut-Pflänzchen bringt – typisch für eine Pionierpflanze – Unmengen von Samen hervor. Bis zu 20 000 pro Pflanze können es sein, und diese bleiben bis zu 30 Jahre lang keimfähig. Die reifen Schoten werden leicht vom Wind erfasst und verweht – auf diese Weise verbreiten sich die Samen. Aber auch indem der Regen die Samen versprengt oder sie an Fußsohlen und Ackergeräten kleben, besiedeln sie neue Standorte. Die Samen enthalten bis zu 34 Prozent Öl, das man – wie man es schon in der Antike gemacht hat – auspressen und als Speise- oder Massageöl verwenden kann.
♦ Das ölhaltige Ackerhellerkraut wird in Amerika inzwischen sogar als möglicher Rohstofflieferant getestet.
Inzwischen dämonisiert man auch in Amerika die Pflanze nicht mehr nur als bedrohlichen Eindringling, sondern sieht sie wegen ihres hohen Ölgehalts als möglichen Rohstoff an. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) befürwortet den Anbau des Ackerhellerkrauts als mögliche Quelle für Bio-Diesel oder Ethanol und schlägt vor, die winterannuelle (einjährig überwinternde) Pflanze als Folgefrucht nach der Sojaernte auszusäen. Im Frühling blüht sie dann und entwickelt ihre Samen, ehe die nächste Tracht Soja oder Mais in die Erde kommt.
Der Presskuchen, der nach dem Auspressen des Öls zurückbleibt, dient als eiweißreiches Futter für Rinder und Schafe.
Die filigranen Blüten des Ackerhellerkrauts schmecken würzig wie Kresse auf dem Butterbrot oder im Quark.
DAS ACKERHELLERKRAUT IN DER KÜCHE
Die jungen Triebe sind im Frühling roh – etwa frisch gehackt mit Quark auf Brot – oder gekocht in Suppe oder Eintopf gut essbar, wenn auch leicht bitter. Wie anderes Frühlingsgrün haben sie eine antiskorbutische Wirkung, das heißt, sie heben den winterlichen Vitamin-C-Mangel auf und regen die Lebenskräfte an. Die noch grünen »Heller«, in Öl eingelegt, ergeben eine knoblauchartige Würzzutat. Sammeln würde ich das Kraut oder die grünen Schoten jedoch nur auf den Äckern von Biobauern!
Mit den Blüten, die eher würzig, kresseartig schmecken, kann man – wie auch mit Gänseblümchen, Wiesenschaumkraut oder Löwenzahnblüten – den Frühlingssalat garnieren.
Wenn man Zeit und Geduld hat, kann man aus den Samen Speiseöl pressen. Wie Steffen Fleischhauer7 berichtet, kann man auch die Samen schroten, den Schrot in heißes Wasser legen und dann das Öl von der Oberfläche abschöpfen.
HEILEN MIT DEM ACKERHELLERKRAUT
Auch als Heilmittel ist das kleine Ackerwildkraut nicht zu unterschätzen. Heilindikationen sind folgende:
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