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Die Verdammten der Stadt

Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität

AutorLoïc Wacquant
VerlagSpringer VS
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl354 Seiten
ISBN9783658026806
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR

Die Verdammten der Stadt führt uns mitten ins schwarze Ghetto im Inneren Chicagos und in die sich deindustrialisierende Banlieue in den Außenzonen von Paris und entdeckt, dass städtische Marginalität nicht überall gleich ist. Auf Grundlage von Feld-, statistischen und historischen Daten zeigt Wacquant, dass die Rückbildung der innerstädtischen Gebiete in den Vereinigten Staaten im Anschluss an die 1960er Jahre nicht durch die Entstehung einer underclass erklärt werden kann, sondern durch den gemeinsamen Rückzug von Markt und Staat, der von einer staatlichen Politik der Rassentrennung und der Aufgabe der Städte gefördert wurde. In den europäischen Städten dagegen läutet die Ausbreitung von 'Problemquartieren' nicht die Entstehung von Ghettos amerikanischen Stils ein. Sie rührt vielmehr von der Zersetzung der Arbeiterklassegebiete, von Massenarbeitslosigkeit, der Prekarisierung von Beschäftigung und der ethnischen Durchmischung von bislang getrennten Populationen, wodurch städtische Formationen hervorgebracht wurden, die eher 'Anti-Ghettos' sind.


Der Vergleich zwischen dem US-amerikanischen 'Schwarzen Gürtel' und dem 'Roten Gürtel' Frankreichs zeigt, dass staatliche Strukturen und Politiken eine entscheidende Rolle bei der Artikulation von Klasse, Rasse und Raum auf beiden Seiten des Atlantiks spielen. Er zeigt auch die Kristallisation eines neuen Regimes von Marginalität, die von der Fragmentierung der Erwerbsarbeit, dem Rückzug des Sozialstaates und der Konzentration benachteiligter sozialer Kategorien in stigmatisierten Distrikten angeheizt wird, die über kein kollektives Idiom der Identität verfügen. Diese diffamierten Bezirke sind nicht nur die Senkgruben einer vergangenen ökonomischen Ära, sondern auch die Brutstädte des Prekariats im Zeitalter des neoliberalen Kapitalismus.



Loïc Wacquant lehrt als Professor für Soziologie an der University of California, Berkeley und forscht am Centre de sociologie européenne (CSE) in Paris.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort zur deutschen Ausgabe8
Klasse, Ethnizität und Staat bei der Erzeugung von Marginalität. Eine Neubetrachtung von Territorien städtischer Verbannung9
1 Vom Ghetto zum Hyperghetto, oder die politischen Wurzeln schwarzer Marginalität11
2 Präzisierung und Widerlegung der „Konvergenzthese“13
3 Formulierung und Bestätigung der Emergenzthese17
4 Ein Bourdieusches Model einer komparativen Soziologie städtischer Ungleichheit22
Ghetto, Banlieue, Favela … Instrumente der Neubetrachtung städtischer Marginalität27
Ghetto, Banlieue und der Staat28
Eine vergleichende Soziologie städtischer Marginalität34
Prolog: Ein altes Problem in einer neuen Welt?41
1 Die Wiederkehr des Verdrängten. Aufstände, „Rasse“ und soziale Spaltung in drei fortgeschrittenen Gesellschaften42
Gewalt von unten: Rassenunruhen oder Brotrevolten?46
Gewalt von oben: Entproletarisierung, Verbannung, Stigmatisierung52
Politische Entfremdung und die Dilemmata der Strafverfolgung60
Coda: Eine Herausforderung für die Staatsbürgerschaft68
Teil IVom Gemeinschaftsghettozum Hyperghetto71
2 Zustand und Schicksal des schwarzen Ghettos am Ende des Jahrhunderts72
Von Rassenunruhen zu stillen Unruhen73
Abschied vom ewigen Ghetto76
Drei Vorbehalte vorweg79
Vom „Gemeinschaftsghetto“ der 1950er Jahre zum „Hyperghetto“ der 1990er82
Physischer Verfall und Gefahr im städtischen Kerngebiet84
Entvölkerung, Entproletarisierung und Zusammenbruch der inneren Organisation des Ghettos89
„Hustling“ und das alltägliche Überleben in der informellenÖkonomie94
Ökonomische und politische Wurzeln der Hyperghettoisierung102
Desinvestition, polarisiertes Wachstum und rassische Segmentierung dequalifi zierter Lohnarbeit104
Rassentrennung, Wohnungspolitik und die räumliche Konzentration schwarzer Armut109
Die Beschneidung des geizigen Wohlfahrtsstaates116
Politische Marginalität und die „planmäßige Schrumpfung“ der innerstädtischen Bezirke119
Schlussfolgerung: Politische Umgestaltungen rassischer Herrschaft125
3 Die Kosten der Rassen- und Klassenausschlusses in „Bronzeville“129
Deindustrialisierung und Hyperghettoisierung133
Lebenskosten im Hyperghetto142
Klassenstruktur im Zentrum und außerhalb des Ghettos144
Klasse, Geschlecht und Sozialhilfebiographien147
Unterschiede im ökonomischen und fi nanziellen Kapital151
Soziales Kapital und Armutskonzentration153
Schlussfolgerung: Die soziale Strukturierung Armut im Hyperghetto157
4 West Side Story Ein Hoch-Unsicherheitstrakt im Ghetto von Chicago160
Staatsarmut und Straßenkapitalismus163
Die schaurige Tötungslotterie169
Sechs Fuß unter die Erde oder im Knast173
Teil IISchwarzer Gürtel, roter Gürtel176
5 Von der Verwechslung zum Vergleich. Parallelen und Unterschiede zwischen französischen Banlieues und US-amerikanischen Ghettos177
Die Moralpanik vor den „180
sind keine Ghettos amerikanischen Stils188
Oberfl ächliche Ähnlichkeiten in der morphologischen Entwicklung und der gelebten Erfahrung …188
… verdecken tiefgreifende Unterschiede in Ausmaßen, Struktur und Funktion193
Disparate organisatorische Ökologien193
Rassische Einkapselung und Uniformität versus ethnische Verteilung und Diversität196
Abweichende Armutsraten- und Grade199
Kriminalität und Gefahr200
Stadtpolitik und die Verschlechterung der alltäglichen Lebensbedingungen202
Fazit: Das französischen „Ghetto“ ist eine soziologische Absurdität204
6 Stigma und Teilung. Vom Stadtzentrum Chicagos an die Stadtränder von Paris207
Die „Amerikanisierung“ von Armut in den Städten Europas?209
Territoriale Stigmatisierung: Erfahrung, Ursachen und Auswirkungen214
Von räumlicher Stigmatisierung zu sozialer Aufl ösung224
Soziale Vision und Division im Ghetto und in der231
Die Vermischung von sozialen Gruppen, kollektiven Entwicklungslinien und „ethnischen“ Spannungen237
Schlussfolgerung: Die mentalen Strukturen der Marginalität244
7 Gefährliche Orte. Gewalt, Isolation und der Staat246
Der Vergleich städtischer Gräben248
Delinquenz, Straßengewalt und das Schrumpfen des öff entlichen Raums252
Institutionelle Isolation versus organisierte Verödung262
Organisatorische Dichte und institutionalisierte Isolation in der Cité des Quatre Mille263
Verfall des öff entlichen Sektors und organisatorische Verödung des Ghettos267
Schlussfolgerung: Die wiederholte Bekräftigung der Verpfl ichtungen des Staates273
Teil IIIBlick nach vorne.Städtische Marginalität im 21. Jahrhundert277
8 Der Aufstieg fortgeschrittener Marginalität. Spezifizierungen und Auswirkungen278
„Underclass“ und „Banlieue“: Zwei Gesichter der fortgeschrittenen Marginalität278
Sechs distinkte Merkmale des neu entstehenden Marginalität283
Implikationen für Stadttheorie und Stadtforschung298
Für eine Revolution der Sozialpolitik304
Die soziale Sackgasse von Wal-Mart305
9 Logiken urbaner Polarisierung. Der Blick ‚von unten‘309
Symptome der fortgeschrittenen Marginalität313
Vier strukturelle Logiken schüren die neue städtische Armut316
Das Phantom der transatlantischen Konvergenz326
Der Umgang mit fortgeschrittener Marginalität: Die Wende zum strafenden Staat330
10 Postskript. Theorie, Geschichte und Politik in der Stadtanalyse335
Danksagung und Quellen344
Literatur348

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