Die Anzahl der älteren Menschen wächst kontinuierlich und stellt die bereits bekannte und gewöhnliche Alterspyramide auf den Kopf. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Rest der Welt. Mit Ausnahme von den USA wachsen die Geburtenraten in den Industriestaaten unterhalb des Reproduktionsniveaus.[42] Die Ursache ist auch die steigende Lebenserwartung die als Folge des allgemeinen Fortschritts eintritt.
Die Weltbevölkerung steigt weiterhin und wird 2050 fast 9,5 Mrd. erreichen. Sie nimmt in vielen Industrieländern ab, vor allem in Europa und Japan. In der EU wird die Bevölkerung ab 2015 schrumpfen und bis 2050 werden 40 Mio. Menschen weniger als heute in der EU leben. Die Geburtenrate, Sterberate bzw. Lebenserwartung und die Migration sind bestimmende Variablen, die für die Bevölkerungsentwicklung eine große Rolle spielen.[43]
Der demographische Wandel ist in Deutschland nicht mehr aufzuhalten. Die Verschiebungen in der Altersstruktur sollten einen Einfluss auf die marketingpolitischen Entscheidungen haben und auch in andere Bereiche einfließen.[44]
Die genauere Untersuchung der demographischen Entwicklung findet im folgenden Kapitel statt.
„Ist diese Gesellschaft nicht von Überalterung bedroht?", fragt sich der Autor Hans Peter Bleuel.[45] Diese Frage ist nach der folgenden Abbildung 2 leicht zu beantworten. Die Bevölkerung wird in den nächsten Jahren immer kleiner und älter werden. Jedoch betrifft es nicht nur Deutschland, sondern es sind mehrere westliche Länder sowie Japan von diesem Phänomen betroffen.[46]
Die deutsche Bevölkerung wird um knapp 14 Prozent von 82 Millionen auf rund 70 Millionen zurückgehen. In 2050 werden ein Fünftel weniger Menschen in Deutschland leben.[47] Nach den Angaben des Statistischen Bundesamtes werden 2050 doppelt so viele ältere wie jüngere Menschen in Deutschland leben.[48] Es stehen immer mehr ältere Menschen gegenüber weniger jüngeren Menschen.[49]Schon seit langem weicht der klassische Altersaufbau von der klassischen Pyramidenform ab. Eine Pyramidenform hatte die Bevölkerung im Jahr 1910. 1950 haben die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre deutliche Kennzeichen in der Bevölkerungsstruktur hinterlassen. Momentan ähnelt der Bevölkerungsaufbau Deutschlands eher einer zerzausten Wettertanne, in der das mittlere Alter am stärksten besetzt ist. Zu den Älteren und den Jüngeren gehören weniger Personen.
Abbildung 2 Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2006 online: 11.koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Annahmen und Ergebnisse. Bericht.http://www.destatis.de/ietspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2006/Bevoelkerunqsentwicklunq/An nahmen und Ergebnisse,property=file.pdf , 20.12.2008. (am Ende der Arbeit finden Sie diese Abbiludng etwas vergrößert)
Der Altersaufbau wird sich weiterhin bis 2050 verändern, in dem die stark besetzten Jahrgänge weiter nach oben verschoben werden. Aus der Abbildung wird deutlich, dass der Bevölkerungsaufbau immer mehr eine glatte und steile Form annimmt. Ende 2005 waren die im Jahr 1964 Geborenen mit damals 41- Jahren das am stärksten besetzte Altersjahr, was sie nach 25 Jahren auch mit ihren 66 Jahren erleben werden. Mit dem Nachrücken der geringer besetzten jüngeren Jahrgänge und mit dem Aufrücken der heute etwa 40-Jährigen aus den geburtenstarken Jahrgängen wird nicht nur die Bevölkerungszahl sich verändern, sondern es wird zu signifikanten Verschiebungen im Verhältnis der einzelnen Altersgruppen zueinander kommen. Es wird eine Gruppe unter 20-Jährige, 20- bis unter 65-Jährige und als letzte Gruppe die 65-Jährigen und Älteren geben. Im Gegensatz zu der älteren Bevölkerung wird die jüngere und die mittlere Altersgruppe an Bedeutung verlieren. Die Zahl der älteren Menschen wird 2050 erheblich höher sein, als die der Jüngeren.[50] Es wird davon ausgegangen, dass der Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2050 7 Millionen betragen wird.[51]Im Jahr 2050 wird jeder dritte Deutsche über sechzig Jahre alt sein. Deshalb sind die älteren Menschen die bedeutendste Konsumentengruppe des 21. Jahrhunderts.[52]
Seit 1840 ist die höchste, bekannte Lebenserwartung insgesamt um fast 40 Jahre gestiegen. Damals hielten die schwedischen Frauen den Rekord mit durchschnittlich 45 Jahren.[53] Heute halten die Japaner den Rekord mit im Durchschnitt 86,1 Jahren bei den Frauen und 79,0 Jahren bei den Männern.[54]Auch die Lebenserwartung in Deutschland ist im langfristigen Verlauf in den vergangenen letzten Jahren immer mehr angestiegen.[55] Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland beträgt momentan für Männer 75,9 Jahre und 81,5 Jahre für Frauen.[56] Nicht nur die allgemeine Lebenserwartung steigt, sondern auch die Lebenserwartung der heutigen ab 60-jährigen Menschen. Eine 65-jährige Frau lebt im Schnitt weitere 23 Jahre und ein 65-jähriger Mann im Schnitt weitere 19 Jahre.[57] Die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Geburt bestehen immer noch, aber sie sind in den letzten 15 Jahren deutlich geringer geworden.[58] Es leben in Deutschland 5000 Menschen, die 100 Jahre alt sind oder älter.[59] Durch die verbesserten Lebensumstände und weitere Verbesserungen in der medizinischen und sozialen Versorgung der Bevölkerung, wird ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung erwartet. In der Basisannahme beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt für das Jahr 2050 für Männer 83,5 Jahre und für Frauen 88,0 Jahre.[60] Die Gründe für das starke Ansteigen der Lebenserwartung sind vielseitig. Der Hauptgrund liegt bei dem medizinischen Fortschritt, der die Menschen länger leben lässt. Dazu kommen die Innovationskraft der Pharmaindustrie, höhere Hygienestandards und ein ausreichendes Nahrungsangebot. Viele Krankheiten, die früher beinahe zu Tode führten, stellen größtenteils keine großen Herausforderungen für Ärzte dar. Selbst schwerwiegende Erkrankungen können öfter geheilt werden.[61]
Das demographische Altern, das die Bevölkerungsstruktur verändert, ist einerseits die Folge der steigenden Lebenserwartung, andererseits eine Folge der sinkenden Geburtenrate.[62] Es soll nicht nur erklärt werden, warum es immer mehr alte Menschen gibt, sondern auch warum immer weniger junge Menschen in Deutschland leben.
„Kinder kriegen die Leute sowieso"[63], meinte Konrad Adenauer in den 50er Jahren und hat sich mit dieser Aussage kräftig geirrt. Jahrzehnte früher waren es andere Zeiten, in denen der erste Bundeskanzler Deutschlands sicher war, dass die deutschen Familien immer mehr Kinder bekommen werden. Fast in ganz Europa hat der Geburtenrückgang ein dramatisches Ausmaß genommen.[64]In vielen europäischen Ländern ist eine rückläufige Generativität festzustellen. Um die gegenwertigen Bevölkerungszahlen zu sichern, müsste jede Frau - ohne Zuwanderungen- im Durchschnitt 2,1 Kinder zur Welt bringen.[65] Dieser Wert wird als das Bestandhaltungsniveau oder die natürliche Reproduktionsrate bezeichnet. Die Spanne liegt zwischen 1,2 in Spanien und Italien bis 1,9 in Irland. Deutschland gehört mit einer durchschnittlichen Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Frau zu den weltweit niedrigsten Geburtenraten.[66] Es wird ein leichter Anstieg der Geburtenhäufigkeit von 1,6 Kindern pro Frau bis 2025 erwartet, aber im Zeitraum von 2026 bis 2050 wird eine konstante Geburtenhäufigkeit erwartet. Eine andere Annahme zeigt einen leichten Rückgang von 1,4 auf 1,2 Kinder je Frau auf.[67] Es können mehrere Gründe für den Geburtenrückgang aufgezählt werden, die einen großen Einfluss darauf haben. Fraglich ist nur, warum die Geburtenrate in Europa so niedrig ist, während das Pro-Kopf-Einkommen zunimmt. Zu den kinderlosen und kinderarmen Leben kann man folgende Gründe aufzählen wie beispielsweise der Trend zum Single Haushalt, Karrierevorstellungen von Frauen, Betonung der Individualität oder die Kosten, die in der Kindererziehung, Kleidung, Ernährung und vor allem in die Bildung des Kindes investiert werden.[68]
Ein weiterer wichtiger Parameter sind die Außenwanderungen, die synonym für Migration stehen und ebenfalls einen großen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung haben.[69] Ausschlaggebend ist der Wanderungssaldo, der die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen darstellt. Aus dem Wanderungssaldo lässt sich kein Trend ableiten, wie bei der Geburtenhäufigkeit oder Lebenserwartung. Der Saldo hängt einerseits vom Migrationspotenzial in Folge politischer, wirtschaftlicher, demografischer oder ökologischer Entwicklungen in den Herkunftsländern einerseits von der Migrationspolitik in Deutschland und andererseits auch von der wirtschaftlichen und sozialen Attraktivität Deutschlands ab. In den vergangenen Jahren kam es zu einem Rückgang des Wanderungssaldos der Deutschen auf fast 17 000 Menschen. Ein Wanderungssaldo...