Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Aufbaumodul Ästhetik, Sprache: Deutsch, Abstract: Von seinen frühesten Texten an bis hin zu seinem letzten, kurz vor seinem unerwarteten Tod veröffentlichten Buch 'La Chambre Claire' zeichnet sich ein besonderes Interesse für die Photographie im Werk von Roland Barthes ab. Dieses Interesse zeugt zugleich von einer grundlegenden Irritation, deren Produktivität es im Verlauf dieser Arbeit aufzuzeigen gilt. Denn versucht Barthes in den Analysen seiner frühen Texte vor allem die ideologischen Effekte eines Mediums zu entlarven, das aufgrund seiner vermeintlichen Objektivität die Naturalisierung geschichtlicher und sozioökonomischer Zusammenhänge erlaubt, so betont er doch zugleich die semiologisch irreduzible Referentialität des photographischen Bildes, die es jenseits aller konnotativen Zeichen zu einer 'Botschaft ohne Code' macht. Diese Auffassung der Photographie als eines 'reinen Analogons' des Wirklichen wird schließlich für die methodologische Herangehensweise der Analysen in La Chambre Claire bestimmend sein: '[O]bschon', wie Barthes weiterhin betont, 'Codes selbstverständlich ihre Lektüre steuern', erweist sich doch für ihn die Photographie vor jeder kulturellen Codierung als 'eine Emanation des vergangenen Wirklichen'. Das endlose Gewebe der Bedeutung, der Kommunikation und der Sprache 'punktierend', verweist das photographische Bild unhintergehbar auf ein singuläres, kontingentes und zeitlich irreversibles Ereignis, dessen (Licht-)Spur es ist. Diese direkte Referenz auf ein Gewesenes trennt es strukturell von allen anderen Bildern, denn als 'Beglaubigung von Präsenz' (HK, 97) ist die Photographie, um die Unterscheidung Charles Sanders Peirces aufzugreifen, kein Ikon, sondern Index. Aus dieser medien- und zeichentheoretischen Perspektive soll im Folgenden der Versuch geleistet werden, die Texte Roland Barthes' zur Photographie als eine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen des Sagbaren und des Zeigbaren zu deuten. Entscheidend ist dabei für ihn das Moment der rein (auf)zeigenden Geste des 'Dies, das, da', die paradoxe Wieder-Holung des Einmaligen in die Gegenwart. Jedoch bleibt diese Geste der Photographie, wie sich zeigen wird, für Barthes ambivalent: einerseits befreit sie vom 'Faschismus der Sprache1; andererseits birgt die Begegnung mit dem Nicht-Symbolisierbaren des Realen ein traumatisches Potential, in dem das Begehren nach dem anderen, die Zeitlichkeit und die Gewissheit des Todes sich unlösbar miteinander verschränken.
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