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Don't worry, be fifty

Plötzlich bist du 50 - und die Welt ist voller Möglichkeiten

AutorMargit Schönberger
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783426423264
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Margit Schönberger war selbst schon über fünfzig, als sie beschloss, ihr Leben umzukrempeln. Sie gab ihren sicheren Job auf und fing an, Bücher zu schreiben. Prompt wurde sie zur Bestsellerautorin. In diesem Buch zeigt sie offen, ungeschminkt und mit einem Augenzwinkern, was es jenseits der Fünfzig alles zu gewinnen gibt.

Margit Schönberger war lange Zeit Leiterin der Presseabteilung bei Droemer. Nach verschiedenen Stationen ging sie schließlich zu Bertelsmann und wurde hier eine der erfolgreichsten Pressefrauen der Branche. 2001 schrieb sie das Buch 'Mein Chef ist ein Arschloch, Ihrer auch?' - und wagte kurz darauf den Sprung ins kalte Wasser: Mit über Fünfzig machte sie sich mit einer eigenen Literaturagentur selbständig; ein höchst erfolgreiches Unternehmen, wie sich herausstellen sollte. Margit Schönberger war verheiratet und lebte in München.

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Leseprobe

1 Die barfüßige Gräfin


Haben Sie auch noch das berühmte Foto von Marilyn Monroe auf dem Lüftungsgitter vor Augen? Das weiße, schulterfreie Kleid, die Hände auf den Oberschenkeln, um zu verhindern, dass der weite Glockenrock (ich glaube, er war sogar plissiert?) durch den von unten kommenden Luftzug nicht vollends über ihrem Kopf zusammenschlägt? Sie stand mit hochhackigen Pumps auf diesem Gitter – und das muss ziemlich anstrengend gewesen sein, so auf den Fußballen zu balancieren. Kenner wissen, der größte Feind aller Bleistiftabsätze sind sämtliche Arten von Gittern und Rillen vor Hauseingängen und beispielsweise auf Rolltreppen. Die ständige Angst, darin stecken zu bleiben, ist mir auch heute – wo ich doch längst ins Land der flachen Schuhe abgewandert bin – noch immer wohlvertraut. Ganze Bataillone von Schustern haben nichts anderes getan, als hochgeschobenes Absatzleder wieder glatt zu ziehen und zu verkleben und abgerissene Absatzenden wieder aufzusetzen. Aber auch Straßenbahnschienen, Kopfstein- und Würfelpflaster, Kieswege mit weichem Untergrund, Bootsstegplanken und Holzböden in Festzelten sind der pure Horror für High-Heel-Trägerinnen. Mein letztes unvergessliches Erlebnis mit einem solchen Absatz hatte ich in Wien: an einem Tag im August. Das Thermometer stand schon am Vormittag auf über dreißig Grad, und der Asphalt der Gehwege schwitzte verdächtig und tendierte in Richtung Verflüssigung. Jede(r) hinterließ – je nach Gewicht – Spuren.

Mein Mann und ich waren unterwegs zum Kunsthistorischen Museum. Wir freuten uns auf die lange nicht mehr betrachteten Bilder und auch auf die zu erwartende, marmorne Kühle im alten, dicken Gemäuer. Beim raschen Überqueren der Ringstraße (nicht vorschriftsmäßig, nämlich nicht auf einem Zebrastreifen, ich muss es zugeben), versank ich, eine herankommende Straßenbahn im Blickfeld, mit dem Absatz meines linken Schuhs urplötzlich in einem teerigen Sumpfloch, das sich unter der Asphaltoberfläche offenbar in der Hitze gebildet hatte. Mein Vorwärtsdrang wurde hart gebremst und riss mir den Fuß mit Schwung aus dem Schuh. Angesichts der nahenden Straßenbahn hastete ich mit einem bloßen Fuß weiter und ließ den stecken gebliebenen Hochhackigen zurück.

Als ich wieder freie Sicht auf den Ort des Missgeschicks hatte – der Straßenbahnfahrer grinste beim Vorbeifahren und grüßte mit einem Extraklingeln zu uns herüber –, sah ich meine abhandengekommene Fußbedeckung da stecken, unschuldig weiß und in Gefahr, vom nächsten Autopulk endgültig in den Teer gedrückt zu werden. Er wurde dann schließlich doch noch gerettet, aber die Teerflecken waren aus dem Veloursleder nie mehr herauszukriegen. Wieder etwas gelernt – auch dieses Abenteuer wäre mit den Flachen nicht passiert.

Angeblich geht man barfuß durch die Hölle. Manchmal aber auch mit Schuhen. Menschen, die beruflich mit Büchern zu tun haben, vorwiegend weibliche Menschen, genauer gesagt junge weibliche Menschen, erleben das mindestens einmal jährlich, und zwar im Oktober. Bevor sie zu Tausenden Richtung Frankfurt am Main aufbrechen, führt sie ihr Weg noch einmal in ein oder sogar mehrere Schuhgeschäfte. Dort werden die schicksten Modelle erworben, die der Laden zu bieten hat. Bevorzugt Paare, auf deren Absätzen man förmlich zu schweben scheint. Messen haben das einfach so an sich. Egal ob es nun die Buchmesse in Frankfurt ist, wie in meinem Fall, oder die irgendeiner anderen Branche, egal ob in München, Berlin, Köln, Wien, Zürich oder sonstwo auf der Welt. Alle messeerprobten Frauen haben schon ähnliche Erfahrungen gemacht.

Das Spiel war auch für mich viele Jahre lang das gleiche: Wenige Tage vor der Abreise fiel mir ein, was ich für die Messetage in Frankfurt noch dringend bräuchte. Ein neues kleines Schwarzes, Hosenanzüge, ein Seidenkaftan? Oder doch lieber zwei? Oder doch besser nur ein, zwei neue Oberteile, die man mit schon Vorhandenem kombinieren kann?

Jacken, Pullover … nein, eindeutig zu warm in den Messehallen mit all ihren Lampen und Scheinwerfern, die die Temperatur im Lauf des Tages gnadenlos ansteigen lassen. Vielleicht Blusen? Hosen? Röcke? All das wurde relativ schnell und kurz entschlossen besorgt. Ungeschriebenes Gesetz war lediglich: Nur nicht zweimal mit demselben Kleidungsstück in Frankfurt gesehen werden. Denn Logik in Sachen Outfit ist im Vormessewahn außer Kraft gesetzt. Heute, ein paar Jährchen nüchterner, ist mir klar, dass kein Mensch sich merkt, welche Klamotten eine Gesprächspartnerin im Vorjahr getragen hat. Ich weiß das längst, habe es wahrscheinlich auch mit Mitte dreißig schon gewusst, die Erkenntnis aber trotzdem ignoriert. (Vielleicht weil man eine bessere Ausrede für einen exzessiven Einkaufsrausch doch gar nicht kriegen kann.) Und ich gehe auf der Basis gesicherter Erkenntnis davon aus, dass viele meiner Berufskolleginnen das auch so halten.

Aber der Kleiderkauf auf den letzten Drücker ist ja auch schon deshalb kein ernsthaftes Problem, weil man Klamotten schließlich nicht »einwohnen« muss. Man zieht sie an und startet in den Tag. Man sollte lediglich darauf achten, dass sie nicht schon in den ersten Stunden mit Kaffee, Sekt oder gar Rotwein reinigungsreif bekleckert werden, weil sonst die sorgfältig Tag für Tag geplante Kleiderordnung durcheinanderkommt. (Ich bin Spezialistin darin und Lieblingskundin meiner chemischen Reinigung. Wenn ich mit meinem Jahressonderposten schminkeverzierter Krägen und den anderen Zeichen meines befleckten Frankfurter Wohllebens auf den Armen bei ihnen auftauche, empfangen sie mich jedes Mal mit der freundlich-scheinheiligen Frage: »Und wie war es auf der Buchmesse?« – »Toll, wie immer«, ist meine regelmäßige Antwort. Seit ein paar Jahren erlaube ich mir den Zusatz »… und anstrengend!«. (Irgendwie scheint mir das die zu säubernden Kleidermengen besser zu rechtfertigen.)

Aber wirklich prickelnd an diesem lustvollen Einkaufsstress der letzten Vormessetage ist immer wieder der Schuhkauf gewesen. Nachdem ich die zu den Klamotten passenden Farben im Kopf rekapituliert hatte, gab ich der Verkäuferin klare Anweisungen: »… und bequem sollten sie sein. Ich muss auch mal eine Weile darin stehen können.«

Psychologisch unerfahrenes Personal brachte dann regelmäßig genau das: bequeme Schuhe. Zwar in den richtigen Farben, aber schon auf den ersten Blick zu sehen – bequem. Sehr bequem. Niedriger Absatz oder fast flache Keilsohlen. Breit geschnitten und daher eher unelegant. Auf jeden Fall war beim ersten Anlauf meistens nichts dabei, was vor meinen Augen auch nur die geringste Gnade gefunden hätte. Also alles zurück mit der neuen Instruktion: »So bequem nun auch wieder nicht!«

Jede messeerfahrene Frau weiß spätestens jetzt ziemlich genau, mit welcher Ausbeute ich die Läden Jahr für Jahr verlassen habe: bildschön, schmal, eng und viel zu hoch. Aber die Neuerworbenen hatten Klasse, Rasse – und schon am Abend, wenn ich sie zu Hause vorführte, kam ich in den linken kaum mehr rein und der rechte erinnerte mich bruchteilsekundenlang an das Taubenlied aus Aschenbrödel: »Rucke di guck, rucke di guck, Blut ist im Schuck!«

Immerhin weiß ich heute – der Erkenntnisgewinn ließ lange genug auf sich warten –, dass Füße während des Schuhkaufs, genau wie die Original Münchner Weißwurst, das Zwölfuhrläuten nicht hören dürfen. Allerdings im umgekehrten Sinn: Morgens und am Vormittag sind sie noch schlank und formbeständig. Am Nachmittag, gegen Abend hin schwellen sie an. Nicht nur bei einem Schwergewicht, wie ich es bin. Wer vormittags Schuhe kauft, wird am Abend nicht gut Freund mit ihnen sein. Gelernt habe ich außerdem, dass der Mensch auch nach der Pubertät nicht zu wachsen aufhört. Anders lässt sich nicht erklären, dass aus meiner relativ kleinen, eleganten Schuhgröße 39 inzwischen immerhin eine stattliche 41 geworden ist. Meine Freundin Brigitte kommentierte diese erstaunte Feststellung meinerseits schon in Halbzeit, als ich verwundert bei 40 angelangt war, mit dem ernüchternden Satz: »Getretener Quark wird breit, nicht stark.« Na, ich dankte auch schön.

Dass gekühlter Quark ein hilfreiches Mittel gegen in Brand geratene Sohlen sein kann, verhilft dem Spruch, der sich in seiner ursprünglichen Bedeutung gegen Dauerquassler und Problemzerreder richtet, allerdings zu einer Neuinterpretation, die Nichteingeweihten unbekannt ist.

Ein Messetag ist lang, und Kenner wissen Kantaten davon zu singen. Vor allem deshalb, weil so ein Tag am Abend nicht zu Ende ist. Wer jung ist und sich noch am unteren Ende der Karriereleiter befindet, fängt jede Messe erst einmal mit Stehen und Laufen an. Das hat den Vorteil, dass die schicken (noch nicht »eingetretenen«) Schuhe viel besser zur Geltung kommen, während man Verlegern, Autoren, Buchhändlern und Journalisten fröhlich Kaffee holt, Aschenbecher ausleert, Bücher aus Regalen angelt und die immer gleichen Fragen beantwortet. Je nach Körpergewicht verliert sich das selbstgefällige Lächeln während des Hin-und-Her-Eilens schon gegen Nachmittag des ersten Tages, weil die Füße inzwischen nicht mehr unterscheiden können, ob sie in einem Becken mit glühenden Kohlen stecken oder in Beton gegossen wurden.

Dennoch fiebern alle heurigen Messehasen den Abenden entgegen. Denn die sind es doch, die die (meist eingebildeten und von ausufernden Phantasien getragenen) Versprechungen des Tages einlösen sollen. Aber wie an die Orte der Verheißung gelangen? Auf den pochenden, geschwollenen Füßen? Wie überhaupt erst mal ins eigene Hotel kommen, bevor man sich frisch geduscht dorthin bemüht, wo vielleicht der Bär steppt? Endlos lange Menschenschlangen...

Blick ins Buch

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