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Energie ganz konkret:
meine Lebensgeschichte
Bevor Sie mehr darüber erfahren, wie Sie Energie in Ihrem Leben nutzen können, dachte ich mir, dass es hilfreich für Sie sein könnte, erst über einige meiner Erlebnisse zu lesen und darüber, wie sie mich dorthin brachten, wo ich jetzt bin.
Zunächst einmal verlief mein Leben in den üblichen Bahnen, so ähnlich wie bei den meisten Leuten auch: Ich wuchs auf, ging zur Schule, begann zu arbeiten und gründete meine Familie. Meine Mutter kam unter tragischen Umständen bei einem Autounfall ums Leben, als ich 19 Jahre alt war, aber davon abgesehen schien alles »normal« zu sein. Zu jener Zeit war mir nicht klar, dass mein Leben im Begriff war, sich zu ändern – und nie mehr so sein würde wie früher …
Es war ein kalter Wintertag, und ich stapfte durch tiefen Schnee zur Arbeit. Ich kam in meinem Büro an und begab mich wie an jedem anderen Tag an meinen Schreibtisch, kontrollierte meine Nachrichten und begann, die Liste der Telefonanrufe und Papierhaufen durchzugehen. Vormittags kam ein Kollege mit einem Dokument zu mir, das ich unterschreiben sollte. Als ich ihm das Schriftstück zurückgab, fühlte ich mich gezwungen, meine Hände auf seine Schultern zu legen. Ich schien von einer mir unerklärlichen Kraft beherrscht zu sein. Ich dachte überhaupt nicht bewusst darüber nach, was ich da tat: Vielmehr wurde ich von einem tiefen Instinkt geleitet.
Dieser Mann litt an einer akuten Wirbelsäulendeformität, die zu einer gravierenden Krümmung seines Rückens geführt hatte. Die Beweglichkeit seiner Beine war eingeschränkt, und er war an den Rollstuhl gefesselt. Ich kannte ihn nicht besonders gut, und meine Gedanken oder Gefühle ihm gegenüber waren nie irgendwie ungewöhnlich gewesen. Ich habe also keine Ahnung, warum ich gerade an jenem Tag meine Hände ausstreckte, um ihm zu helfen. Es kam mir überhaupt nicht in den Sinn, zu hinterfragen, was da passierte – es war, als könnte ich es nicht anzweifeln. Ich legte einfach die Hände auf seine Schultern.
Etwa zehn Minuten lang ließ ich meine Hände auf ihm ruhen. In dieser Zeit wurde ihm immer wärmer, und er schwitzte auch immer stärker. Er war offensichtlich verunsichert und fühlte sich unwohl. Aber hätte er nur geahnt, in welcher Höllenqual ich mich gerade befand!
Der Schmerz schoss durch meine Hände, die Arme hinauf und dann meine Wirbelsäule hinunter. Aber ich war derart mit der Energie verbunden, dass ich nicht aufhören konnte – von einer Kraft geführt, von der ich wusste, dass sie größer war als ich. Es war, als ob jemand anders meinen Körper übernommen hätte. Einzelheiten aus seinem Leben liefen vor meinem inneren Auge ab. Details, die ich nie hätte wissen können.
Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, nahm ich meine Hände von seinen Schultern. Der Schmerz verschwand auf der Stelle aus meinem Körper, als ob jemand einen Knopf gedrückt hätte.
Er stand auf und blickte auf seine Beine herab – und dann sah er mich schockiert an. Er wandte mir den Rücken zu, und sobald er sich in sicherer Entfernung befand, rannte er aus meinem Büro und schrie: »Ich kann laufen! Ich kann laufen!«
Ich hatte gerade mein erstes Heilungserlebnis hinter mir.
Innerhalb von Minuten stürzten Leute aus dem ganzen Gebäude in mein Büro. Ich hörte nur noch, wie sie ihre Probleme laut ausriefen und mich um Hilfe baten. Niemand fragte mich, ob mit mir alles in Ordnung sei. Sie fragten mich nicht einmal danach, was eigentlich passiert sei – sie alle wollten nur etwas von mir haben.
Es ist wirklich schwierig, in Worten auszudrücken, wie ich mich damals fühlte. Ich hatte keine Ahnung, was ich getan hatte oder warum ich es getan hatte. War ich etwas anderes oder jemand anders geworden?
Von diesem Augenblick an änderte sich mein Leben. Die Nachricht verbreitete sich, und die Massenmedien führten sich wie Tiere auf und stritten sich darüber, wer meine Geschichte bekommen würde. Selbst meine engsten Freunde dachten eher daran, wie sie den Journalisten helfen könnten, statt mich zu unterstützen. Ich fühlte mich meinem Körper entfremdet und wollte vor meiner Fähigkeit verzweifelt davonlaufen. Ich wollte mich vor diesem Rummel verstecken, mich einrollen und so tun, als wäre nichts geschehen. Aber das tat ich nicht. Inzwischen weiß ich, dass ich, wenn ich so reagiert hätte, nicht da wäre, wo ich heute bin. Meine Gabe war ein Teil von mir, gehörte zu mir. Ich konnte nicht gegen sie angehen und ich konnte nicht weglaufen. Ich konnte dem nicht entkommen. Mir blieb nichts anderes übrig, als sie zu akzeptieren.
Während sich meine Fähigkeit weiterentwickelte, verfeinerten sich meine Sinne unglaublich. Es war, als ob ich mit einer Schärfe und Deutlichkeit fühlen, hören, riechen und sehen konnte, wie ich es nie zuvor gekannt hatte. Ich ging auf der Straße an Leuten vorbei und hörte ihre Gedanken. Ich konnte es nicht einstellen. Dabei hatte ich schon genug zu bewältigen, auch ohne mir noch die Probleme aller anderen anhören zu müssen. Ich glaubte, langsam, aber sicher wahnsinnig zu werden.
Dieses Erwachen ließ mich erkennen, dass ich nicht nur imstande war, heilende Energie zu nutzen, um damit an einzelnen Personen zu arbeiten, sondern auch, die Informationen überall um mich herum aufzufangen. Diese Wahrnehmung wurde immer klarer und stärker, während ich mich allmählich an meine Gabe gewöhnte. Aber ich beschloss, sie nicht professionell zu nutzen. Schließlich lernte ich, mich davon abzuschotten. Denn ich hätte es nicht lange verkraften können, mit all diesen Informationen bombardiert zu werden. Es hätte mich sehr schnell erschöpft und ausgelaugt.
Ich besaß die Gabe, Menschen zu heilen – und diese Fähigkeit war es, die ich weiterentwickeln wollte.
Einsicht ist die Lösung
In den ersten paar Jahren nach diesem Wendepunkt wusste ich nicht genau, was da eigentlich ablief oder wie ich damit klarkommen sollte. Viele Male ging ich nachts schlafen in der Hoffnung, am nächsten Morgen festzustellen, dass das alles nur ein Traum wäre, stattdessen jedoch wachte ich jeden Morgen auf und musste erkennen, dass meine Gabe immer noch da war.
Also wusste ich, dass ich lernen musste, sie in den Griff zu bekommen.
Ich wollte wirklich verstehen, was mit mir geschah. Ich wollte nicht das Gefühl haben, dass diese Fähigkeit die Kontrolle über mich hatte – ich wollte die Kontrolle über sie haben. Aber ich konnte mich nicht einmal von dem Schmerz in meinem Körper während der Behandlung befreien. Es war zwar nicht mein Schmerz, aber wenn ich Leute behandelte, nahm ich ihn für die Dauer der Behandlung auf.
Die Leute pflegten zu sagen, dass ich Wunder vollbringe oder dass ich »auserwählt« sei, aber ich wusste, ich durfte mich davon nicht mitreißen lassen oder aus den Augen verlieren, wer ich war und wer ich immer gewesen war. Ich musste auf dem Boden der Wirklichkeit bleiben.
All dies geschah einige Jahre nach dem tragischen Unfalltod meiner Mutter, und in Gedanken bat ich sie ständig um Hilfe. Ich war mir sicher, dass sie verstehen könnte, was mit mir geschah, und dass sie wissen würde, wie ich damit umgehen sollte. Ich empfand sie als meinen einzigen Trost. Ich konnte ihre Energie fühlen und ihre Führung wahrnehmen, aber letzten Endes war mir eines klar: Ich musste der Tatsache ins Auge sehen, dass ich in dieser Sache auf mich allein gestellt war.
In jener Zeit gab es keine Lehrbücher oder Ratgeber zum Thema Heilen, und ich musste mit der Trial-and-Error-Methode mehr über meine Fähigkeiten herausfinden.
Dass ich Menschen wieder gesund machen konnte, bewies die Wirksamkeit meiner Fähigkeiten, aber damit gab ich mich nicht zufrieden. Ich war schon immer ein logisch-analytischer Mensch gewesen, der den Dingen gern auf den Grund geht, und als es darum ging, meine Gabe in den Griff zu bekommen, war es nicht anders. Ich wollte beweisen, dass das, was ich tat, in wissenschaftlicher Hinsicht Hand und Fuß hatte. Daher verbrachte ich viel Zeit mit der Suche nach jemandem, der mir dazu etwas sagen konnte.
Schließlich fand ich einige Wissenschaftler in Mailand, die mit mir alle möglichen Tests durchführten, um herauszufinden, wie stark meine Energie war. Sie stellten bei mir die höchsten Energiewerte fest, die sie je gesehen hatten.
Diese wissenschaftlichen Tests waren die äußere Bestätigung meiner Gabe. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass etwas Unglaubliches in mir vorging. Ich konnte spüren, dass es ein wahrhaft physisches Phänomen war, eines, das über meine Kontrolle hinauszugehen schien. Und die Resultate, die ich bei Menschen erzielte, waren so schnell und dramatisch, dass es offenkundig war, dass ich sie auf einer tiefen zellulären Ebene veränderte. Aber mit diesen Informationen aus Mailand hatte ich nun eine klarere Vorstellung von meinem Tun.
Entscheidungen, Entscheidungen …
Nach meiner Rückkehr aus Mailand nach Sarajevo wurde der Rummel um mich noch größer. Die Medien hatten nun eine neue Meinung über meine Geschichte. Das Ganze überforderte mich...