Wie alles begann. Wichtige Meilensteine in der Zeit unseres
unerfüllten Kinderwunsches
Mein Mann und ich sind im Jahr 2016 schon 22 Jahre zusammen und 11 Jahre verheiratet. Wenn wir zurückschauen, gab es schon eine Zeit, in der Jürgen bereits Kinder wollte. Doch da war ich gerade mit meinem Studium fertig und wollte mich im Beruf verwirklichen. Daher wurde dieses Thema nach hinten verschoben. Gerade solche Sprüche wie: „Die biologische Uhr tickt!“ ließen mich kalt. Ich dachte: Wenn ich das will, schaffen wir das schon! Doch so sollte es nicht sein …
Nach unserer Hochzeit 2005 wuchs dann auch in mir als 33-Jährige der eigene Wunsch nach Kindern. Wir entwickelten ein gemeinsames Visionsbild unserer Zukunft: ein vierblättriges Kleeblatt für uns als Familie mit zwei Kindern.
Doch es war nicht so einfach. Es verging über ein Jahr und irgendwann kam die Idee, wir sollten uns mal untersuchen lassen. Es war ein großer Schock, als wir erfuhren, dass wir auf normalem Wege so gut wie keine Chance hätten, ein eigenes Kind zu bekommen. Unfruchtbarkeit hieß die Diagnose. Mit „so was“ hatten wir nicht gerechnet. In dieser Zeit hatte ich keine Ahnung, wie man aus dieser Hilflosigkeit herauskommen könnte.
Ich bekam damals Krankengymnastik und Massagen für meinen Rücken. Die Physiotherapeutin Ilka war nicht nur fit in ihrem Fach, sondern auch eine richtig großartige Gesprächspartnerin. Sie ist der Engel, der in dieser Zeit zu uns kam. Denn sie berichtete von Erfahrungen im Bereich künstlicher Befruchtung – einem Feld, das für uns vorher nie Thema gewesen war. Ich war so dankbar und sog alle Infos darüber auf. Bei einem privaten Treffen konnte ich ihr Baby kennenlernen, das mittels künstlicher Befruchtung (ICSI – intrazytoplasmatische Spermieninjektion) entstanden ist. Wir liefen miteinander spazieren und als ich in die Augen ihres Babys blickte, wusste ich, dass es hier auch für uns einen Weg geben würde. Aus Plänen folgten Taten.
Jürgen und ich schritten zu ersten Terminen im Kinderwunschzentrum in München-Pasing. Ein Dank sei hier gerichtet an Dr. Klaus Fiedler und sein Team. Er hat uns die ganzen Jahre über menschlich und medizinisch begleitet.
Kein Weg war uns zu weit – viele Fahrten von Bamberg nach München. Für mich war es wichtig darüber zu sprechen, ja, es war ein Weg der Bewältigung.
Ich teilte mein Anliegen mit vielen Menschen. Für Jürgen jedoch war es eher eine Last, mit anderen darüber zu sprechen. Heute würde ich mehr Rücksicht auf ihn nehmen. (Er hat allerdings auch für dieses Buch grünes Licht gegeben! Danke, mein Mann!)
Am Eingang des Kinderwunschzentrums in München gab es drei Empfangsschalter – und hier war immer eine Schlange. Wie viele Menschen davon betroffen sind, haben wir erst in solchen Momenten erfahren. Ich wünsche allen Betroffenen viel Mut und auch Ausdauer! Wir waren mit großer Hoffnung erfüllt. Doch nach Hormonspritzen, OP unter Vollnarkose mit ICSI, 14 Tage warten auf den Schwangerschaftstest, kam dann die Enttäuschung: Es hat nicht geklappt.
Diese Momente wünsche ich keinem Menschen auf der Welt. Es ist eine große Niederlage und Frustration, wenn die eigene Regelblutung nach all der Energie, dem Aufwand und der Hoffnung kommt. Für mich war es das Wichtigste, dass meine Familie für mich da war. Alle nahmen Anteil und waren jedes Mal fast live dabei. Trost gab es in Gesprächen, Umarmungen und in der Hoffnung aufs nächste Mal. Nach dem ersten Versuch mit künstlicher Befruchtung schlossen wir gleich das nächste Mal an. So bleibt man nicht im Tal der Tränen, dachten wir. Doch genau dieser Weg führte dazu, dass wir ein Kind um jeden Preis wollten. Ein aussichtsloses und teures Vorgehen. Auch nach acht Versuchen waren wir so weit wie vorher. Und ich bekam eine OP meiner Gebärmutter, weil Myome wuchsen und entfernt werden mussten und zudem noch Endometriose entstanden war.
Als ich bei Rüdiger Dahlke nachlas, was das psychisch bedeuten könnte, wurde es mir klar: Das unbedingte Verlangen nach eigenen Kindern war zu extrem, zu grenzenlos. Zwar ging es in meinem Alter schon um Kinder, doch der Gedanke, es könnten auch geistige Kinder sein, war neu für mich. Diese Einsicht war heftig, doch gleichzeitig auch wichtig. Ich wollte ja nicht krank werden aufgrund unseres ungebremsten Kinderwunsches. Auch die Aussage von Dr.
Charlotte Cordes im provokativen Coaching traf mich tief: „Ja, mach so weiter … Du bist schon eine richtige Mama. Mit 50 Jahren siehst du genauso fertig aus wie all die Übermütter, die sich für ihre Kinder opfern. Doch der Unterschied ist, dass du gar keine Kinder hast und trotzdem genauso fertig ausschaust.“
Das war ein Stachel für mich. Wenn es also nicht klappen würde mit eigenen Kindern, dann trotzdem so fix und alle zu sein – das wollte ich nicht. So begann ich, wieder meine Claudia-Energie zu spüren: Ich habe ja bisher meinen Beruf mit Leib und Seele ausgeübt. Meine Arbeit als Trainerin und Coach ist und war meine Berufung - schon immer. So entfachte ich wieder das Feuer in mir und konnte zumindest in diesen Bereichen meine ganze Claudia-Energie wieder einsetzen.
Ich beschloss meine „geistigen Kinder“ zu hegen und zu pflegen: Wingwave®-Coaching habe ich ins Unternehmen eingeführt und ausgebaut. Der Ansatz der schamanischen Energiemedizin ist zu meinem geistigen Baby geworden und das ziehe ich momentan auch groß Mehr dazu kommt noch später … viel Vorfreude!
Im psychologischen Ansatz des NLP (Neuro-Linguistischen Programmierens) heißt es: „Wenn es so nicht geht, mach’s anders!“ Wir wechselten das Kinderwunsch-Zentrum. Und als es dort nicht klappte, machten wir eine Pause. Ein Flug im Winter in die Karibik hat uns als Paar sehr gut getan: mal weg aus dem Alltag, rein in die Sonne, Party machen. Ein Langstreckenflug, Zeit zum wirklich Weit-Weg-Reisen, eine Woche nur „Rambazamba“: Party, Sonnen, Spaß haben, Relaxen.
Diese Reise war besonders wichtig für mich, weil genau in der Zeit meine Schwester verkündete, dass sie schwanger sei. Das war der Hammer für mich. Tanja hatte erst frisch geheiratet. Ich durfte lernen, mit Eifersucht umzugehen. Bislang hatte ich dieses Gefühl kaum gekannt – doch siehe da, auch Claudia Simmerl war davor nicht gefeit. Mir zog es förmlich den Boden unter den Füßen weg: Ich war so eifersüchtig. Ich wollte die ganze Zeit ein eigenes Kind und plötzlich bekam Tanja es. Alle hatten bisher bei uns mitgefiebert und jetzt bekam sie die lang ersehnte Rolle der „werdenden Mutter“. Ich hatte bisher immer über Schwangerschaft und Co. geredet. Es ist, wie wenn Dir jemand die Show stiehlt. Das hat Tanja nicht bewusst gemacht und auch nicht gewollt – doch auf mich wirkte es so. Der Urlaub in der Karibik war Gold wert. Abstand und Zeit zum Verdauen dieser Nachricht.
Als wir wieder zuhause waren, stellte ich in einem Coaching die Situation mit dem Figurenkabinett®. Das tat gut und war erkenntnisreich. Jürgen und mich stellte ich auf eine eigene kleine Familieninsel – ob mit oder ohne Kinder. Es war mir wichtig, die Eigenständigkeit zu leben. Und ich wählte für mich zwei Figuren. Eine private Figur und eine weitere Figur im Geschäft, im Familienunternehmen. So definierte ich mich nun nicht mehr nur über die so heiß ersehnte Mama-Rolle und die Geschäftsfrau, sondern eben auch als private Claudia Simmerl.
Ein großer Dank geht an Tanja, meine Schwester, und Frank, ihren Mann! Ich lernte auch deshalb mit meiner Eifersucht gut umzugehen, weil sie mich einbezogen und ihr Kind mit mir „teilten“. Wickeln, Flasche geben, spazieren gehen – all das durfte ich mit Tialda, meinem Patenkind, erfahren. Danke Tanja, danke Frank, dass ich das durfte! Ein Dank geht auch an Karin und Thomas, meine Schwägerin und meinen Schwager, dass wir mit ihren Söhnen Lukas und Daniel viel erleben konnten. Denn die mögliche Tatsache, keine Kinder zu bekommen, hat uns schwer geschüttelt. Was, wenn es tatsächlich nicht klappen würde? Wir hatten uns unsere Zukunft so schön ausgemalt mit Kindern. Aber doch nicht ohne! Wie gut tat es dann, als wir einbezogen wurden in den Familienalltag mit Kindern. Wir gehörten dazu und durften zumindest als Tante und Onkel teilhaben. Manchmal fühlte ich mich fast als Mutter – Tialda fühlte sich wie eine eigene Tochter an. Auch heute ist sie mir sehr ans Herz gewachsen. Sie ist so eine klasse kleine Dame. Wir erweiterten unsere Vision des Kleeblattes auf die erweiterte Umwelt: Dazu zählte die weitere Familie und wir änderten unsere Vision: Unsere Neffen und Nichte wurden zu unserem Kinderkreis.
Sehr schlimm war für mich, in einem Buch zu lesen, dass man als kinderloses Paar lebenslang Kinder vermissen und leiden würde: Zum Kindergartenstart, Schulanfang, zur Kommunion/Konfirmation, zum Führerschein, zur Silberhochzeit, …! So ein Quatsch! Wenn man in die Familie einbezogen ist, nimmt man teil! Auch Nichten, Neffen und Patenkinder lassen uns teilhaben! Es wird Zeit, ein eigenes hoffnungsvolles Buch...